Ringvorlesung 2022/23 Transformationen und das Stadt-Land Verhältnis (in Nordhessen)

Jeden Dienstag im Wintersemester 22/23 von 18:00 - 20:00 Uhr

In Kooperation mit dem DTEC-Projekt "Smart & agil"

25. Oktober 2022 18:00 Uhr

Prof. Dr. Wolfgang Schroeder

Kai Georg Bachmann

Regionalmanagment NordHessen

Kai Georg Bachmann: Mehr Infos

Zunächst geht es um ein angemessenes Verständnis davon, was man unter einer Transformation versteht und wie sie sich begrifflich und inhaltlich von den Dimensionen der Entwicklung, des Wandels und von Prozessen der Veränderung abgrenzen lässt. Was sind die historischen Bezugspunkte, die gegenwärtigen Herausforderungen sowie aktuelle Megatrends, mit welchen sowohl die urbanen Zentren als auch die peripheren Regionen in Deutschland konfrontiert sind? Inwiefern prägen und verändern soziale, ökologische und ökonomische Transformationsprozesse das Verhältnis von Stadt und Land? Um sich diesen Fragestellungen anzunähern, werden zunächst die großen Transformationsprozesse unserer Zeit in den analytischen Fokus rücken, um daran anknüpfend die Beschaffenheit des nordhessischen Raums mit seinen besonderen Stärken und Schwächen im Kontext der sozial-ökologischen Transformation zu reflektieren.

01. November 2022 18:00 Uhr

Dr. Lukas Haffert

Universität Zürich

Dr. Lukas Haffert: Mehr Infos

Prof. Dr.-Ing. Uwe Altrock

Der Stadt-Land-Konflikt stand am Anfang der Moderne und wurde durch Urbanisierung und Industrialisierung aufgeladen. Durch vielfältige Prozesse und Institutionen, vor allem durch den Sozialstaat und die Volksparteien, konnte er entschärft werden, sodass er sich nicht mehr vorder- sondern stärker hintergründig artikulierte. Seit einigen Jahren sieht es so aus, dass Stadt-Land-Konflikte wieder zu einer relevanten politischen Kategorie aufgestiegen sind. Welche Interessen, Narrative, Akteure und Konflikte prägen das gegenwärtige Stadt-Land-Verhältnis? Sind solche Konflikte auflösbar und was ist der Preis dafür? Die Entwicklung politischer Antworten auf diese Fragen ist von zentraler Bedeutung für das Stadt-Land-Verhältnis der Zukunft - sowohl auf bundespolitischer Ebene als auch vor Ort in Nordhessen.

08. November 2022 18:00 Uhr

Dr. Martin Schwarz-Kocher

IMU Institut Stuttgart

Carsten Bätzold

Betriebsratsvorsitzender VW Baunatal

Die Automobilindustrie ist seit vielen Jahrzehnten das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Lange Zeit gelang es dieser Musterbranche der deutschen, exportorientierten Industrie, sich gegen alle ökologischen Forderungen abzuschotten und am Verbrennungsmotor festzuhalten. Diese Zeit ist vorbei - spätestens seitdem die EU plant, ab 2035 nur noch klimaneutrale Neuwagen zuzulassen. Die Umstellung vom Verbrennungsmotor hin zur Elektromobilität stellt nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch Staat und Gesellschaft vor große Herausforderungen. Mit dem VW-Werk in Baunatal agiert in Nordhessen ein wichtiger Player, an welchem dieser Transformationsprozess und seine Konsequenzen für die Beschäftigten und die Region studiert werden können.

15. November 2022 18:00 Uhr

Dr.-Ing. Reinhard Mackensen

Fraunhofer IEE

Susanne Linnenweber

Regierungspräsidium Kassel

Um das im Koalitionsvertrag festgeschriebene Ziel, bis 2030 80% des deutschen Stroms aus regenerativen Energiequellen zu beziehen, erreichen zu können, sollen mit dem Wind-an-Land-Gesetz zwei Prozent der Landesfläche für Windenergie reserviert werden. Dies ist ein ambitioniertes Ziel angesichts des in den letzten Jahren zunehmenden Widerstands gegen den Bau weiterer Windräder und die notwendige Infrastruktur u.a. für Stromtrassen, sowohl von direkt betroffenen Anwohnern und Hausbesitzern als auch von Naturschützern. Wie also kann die Energiewende zwischen Bürgerinitiativen, NIMBY-Protest (not in my backyard) und Unternehmen im Bereich erneuerbare Energie (SMA) gestaltet werden? Entsteht ähnlich wie in der Landwirtschaft auch im Energiesektor ein Stadt-Land-Gefälle, indem im ländlichen Raum produziert und im städtischen Raum konsumiert wird, und was bedeutet das für das Verhältnis zwischen Stadt und Land?

22. November 2022 18:00 Uhr

Jenny Huschke

Regionsgeschäftsführerin DGB-Nordhessen

Prof. Dr. Wolfgang Schroeder

Universität Kassel & WZB

Die Digitalisierung der Arbeit scheint ein sich immer weiter beschleunigender Prozess zu sein, welcher die Arbeitswelt aller Berufsgruppen verändert und weiterhin verändern wird – doch mit welchem Ausgang? Wie wird sich diese Entwicklung auf die betrieblichen Anforderungen an zukünftige Fachkräfte, auf die Arbeitsweise in Betrieben oder auf die Zukunftsfähigkeit ganzer Branchen auswirken? Unter dem Einfluss der Corona-Pandemie hat sich die Digitalisierung der Arbeit weiter intensiviert. Wie also wird die digitalisierte Arbeitswelt der Zukunft aussehen und welche Strategien haben Unternehmen, Gewerkschaften und der Staat, um den Herausforderungen dieser Transformation wirksam zu begegnen?

29. November 2022

Dr. Samuel Greef

Universität Kassel

Manuele Strube

Bürgermeisterin der Stadt Baunatal

Die Digitalisierung treibt Transformationen in allen Bereichen, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik, voran. Gleichwohl handelt es sich hierbei nicht um deterministische Prozesse. Vielmehr bieten sich Gestaltungsperspektiven und -notwendigkeiten. Daher bedarf es einer zielorientierten politischen Steuerung auf Basis einer Zukunftsvision. Mit der Digitalisierung scheinen sich auch die Potenziale für Steuerung und die möglichen Instrumente zu verändern. Inwiefern kann also von einer Transformation von Staatlichkeit gesprochen werden? Neben der Steuerungsdimension spielt für den modernen Staat die Ausgestaltung der Leistungsdimension eine entscheidende Rolle. Wie verändern sich die Infrastrukturen der Daseinsvorsorge und ihre Bereitstellung in Zeiten multipler Transformationen? Nicht nur bezüglich (nicht) vorhandener digitaler Infrastrukturen stellt sich unter dem Gesichtspunkt gleichwertiger Lebensverhältnisse insbesondere die Frage nach den Diskrepanzen zwischen städtischen und ländlichen Räumen.

06. Dezember 2022 18:00 Uhr

PD. Dr. Aiko Wagner

FU Berlin

Bischöfin Dr. Beate Hofmann

EKKW

Die urbanen Zentren und der ländliche Raum sind in unterschiedlicher Weise mit den Herausforderungen der sozial-ökologischen Transformation konfrontiert. Was also sind in die sich hieraus ergebenden Interessen der urbanen Zentren, der mittelgroßen Städte und der ländlichen Regionen in Deutschland und von welchen Akteuren werden diese oftmals divergierenden Interessen gegenüber politischen Entscheidungsträgern auf Landes- und Bundes-Ebene sowie gegenüber der Europäischen Union repräsentiert? Auf welche Weise sich das Stadt-Land-Verhältnis in Zukunft entwickeln wird, hängt in diesem Zusammenhang maßgeblich davon ab, inwieweit die Interessen der Ballungszentren bzw. der peripheren Gebiete im politischen Entscheidungsprozess Berücksichtigung finden.

13. Dezember 2022 18:00 Uhr

Jan Schlüter

Stellvertretender Chefredakteur Hessische Niedersächsische Allgemeine

Heike Raab

Staatssektretärin; Länderkoordinatorin ARD

In der digitalen Medienlandschaft verändert sich das Angebot und die Rezeption von Medien, die Form der privaten und politischen Kommunikation sowie die Rolle von Medienakteuren als Gatekeeper. Mit der technologischen Möglichkeit, breite Bevölkerungsschichten über Social-Media-Plattformen zu erreichen und eigene Medienangebote zu erstellen, gehen neue Herausforderungen in Form von Hate Speech, Fake News, Filterblasen und Echokammern einher. Angesichts von sinkenden Auflagen vieler Lokalzeitungen, der Diversifizierung des notwendigen (Online-)Angebots zur Reichweitengenerierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und neuen Entwicklungen bei der Content-Moderation ist sowohl die Medienlandschaft als auch der Medienkonsum tiefgreifenden Veränderungen unterworfen.

10. Januar 2023 18:00 Uhr

Dr. Markus Grabka

DIW Berlin

Ilona Friedrich

Bürgermeisterin der Stadt Kassel

Die Lebens- und Arbeitswelt der Menschen in Deutschland ist – vor allem durch technologische Veränderungen und Digitalisierungsprozesse – grundlegenden Veränderungen unterworfen. Der externe Schock der Corona-Pandemie fungierte in diesem Zusammenhang als Katalysator, welcher die ohnehin stattfindenden Transformationen weiter beschleunigt hat. Insbesondere die Entkopplung von Arbeitsort und Arbeitskraft, das sog. mobile Arbeiten, hat stark an Bedeutung gewonnen. Derartige Entwicklungen haben jedoch nicht nur positive Effekte, sie können für die Arbeitnehmer auch eine Bedrohung darstellen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, inwieweit in Deutschland neue Formen der Armut entstehen (könnten). Sind tatsächlich mehr Menschen von sozialem Abstieg bedroht? Wer sind die Betroffenen, wie ist der Reichtum in Deutschland verteilt und wie kann man politisch gegensteuern – sowohl auf bundespolitischer Ebene als auch in Nordhessen?

17. Januar 2023 18:00 Uhr

Georg Mösbauer

Green Office der Universität Kassel

(Bischof i.R.) Prof. Dr. Martin Hein

Sprecher des Kasseler Klimaschutzrates

Das zentrale Ziel des Pariser Klimaabkommens von 2015 ist, die globale Erderwärmung auf maximal 1,5°C im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Die Bundesrepublik hat sich gemeinsam mit den Partnerstaaten der Europäischen Union das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu sein. Auf welche Weise dieses Ziel erreicht werden soll und inwiefern auf bundespolitischer, landespolitischer und kommunaler Ebene zur angestrebten Klimaneutralität beigetragen werden kann, wird jedoch kontrovers diskutiert. Vor diesem Hintergrund müssen verschiedene politische Strategien hinsichtlich ihrer ökonomischen, ökologischen und sozialen Konsequenzen evaluiert und gegeneinander abgewogen werden. Am Beispiel der Region Nordhessen soll zudem aufgezeigt werden, welche Beiträge zur Klimaneutralität auf regionaler Ebene geleistet werden können.

24. Januar 2023 18:00 Uhr

Prof. Dr. Carsten Sommer

Universität Kassel

Steffen Müller

Nordhessischer Verkehrsverbund

Die Verkehrswende ist ein elementarer Baustein zur Erreichung der Klimaziele. In Deutschland kommt sie bisher jedoch nur schleppend voran und bleibt hinter den Erwartungen zurück: die C02-Emissionen im Verkehrssektor haben sich seit den 1990er Jahren nicht signifikant verringert. Effektive Fortschritte auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität wurden hierbei sowohl durch den Widerstand der deutschen Automobilindustrie als auch durch die sozio-kulturelle Dominanz des Automobils erschwert. Wie also kann ein C02-neutraler Güter- und Personenverkehr in Deutschland langfristig erreicht werden und welche Rolle wird hierbei zukünftig der Individualverkehr und der ÖPNV einnehmen? Welche Interessen werden im Kontext der Verkehrswende seitens der Automobilindustrie, der Gewerkschaften, der Umweltverbände sowie sozialer Bewegungen formuliert und wie wird die Zukunft der Mobilität in Deutschland, sowohl in den Städten als auch auf dem Land, aussehen?

31. Januar 2023 18:00 Uhr

Prof. Dr. Tanja Klenk

HSU Hamburg

Prof. Dr. Edgar Franke

parl. Staatssektretär beim BM für Gesundheit

Kostenprobleme, Digitalisierung und demographischer Wandel sind gegenwärtig treibende Kräfte, die die Gesundheitspolitik und -versorgung verändern. Krankenhäuser werden geschlossen, Hausärzte finden keine Nachfolger und die Versorgung wandelt sich bspw. durch Gesundheitszentren. Vor allem der ländliche Raum ist von einer Abnahme der Versorgungsdichte betroffen. Insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie steht die bisherige Ausrichtung der deutschen Gesundheitspolitik auf dem Prüfstand. Wie kann hier gegengesteuert werden und welche Rolle können digitale Angebote wie Videosprechstunden bei der Transformation der Gesundheitspolitik spielen?

07. Februar 2022 18:00 Uhr - Abschlusskolloquium: Lessons learned?

Podiumsdiskussion zum Abschluss der Ringvorlesung im Gießhaus auf dem Campus der Universität Kassel.