Coffee Value Chains
Lehrforschungsprojekt
Der globale Kaffeemarkt orientiert sich an Menge und Güte der lieferbaren Kaffeebohnen. Europa, Japan und die USA gelten als größte Abnehmer, die Hauptherkunftsländer sind u.a. Brasilien, Kolumbien, Äthiopien und Mexiko. Insbesondere der Kaffee aus dem mexikanischenSüden spielt in der weltweiten Kaffeeproduktion eine große Rolle. Zu den (inter-)nationalen Firmen, die den mexikanischen Kaffeesektor dominieren, zählen Nestlé, Agroindustrias Unidas de México (AMSA), Jacobs und Expogranos y Becofisa-Volcafe (Henderson 2017). Obwohl der Vertrieb nach Deutschland in den letzten Jahren durch vermehrten Befall von Kaffeekäfern und -rost abgenommen hat (Lyon et al. 2016), beziehen deutsche Röstereien (Röstrausch), Kollektive (Aroma Zapatista) oder Cafés (z.B. The Coffee Shop) nach wie vor ihren Kaffee direkt von den mexikanischen Fincas insbesondere aus dem Süden Mexikos.
Als Alternative zu konventionellem oder kollektiv organisiertem Kaffeeanbau bieten zapatistische Gemeinden ihren Kaffee auf dem Weltmarkt an. In Reaktion auf das Freihandelsabkommen NAFTA in 1994 bildeten sich indigene Widerstandsgruppen, bekannt geworden unter dem Kürzel EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional), die sich basisdemokratisch organisieren (vgl. z.B. Gruppe B.A.S.T.A 2003). Ihrem Autonomieverständnis entsprechend – „the ability to operate a local government that respects the social and political traditions of the Indígenas in Chiapas within the fabric of Mexico’s legal, social, andeconomic structures” (Hollinger 2012, S. 215) – gestalten sie auch Anbau und Vermarktung des Kaffees in Kooperativen. Oftmals ohne finanzielle Unterstützung von Seiten staatlicher Stellen oder internationaler Hilfsorganisationen etablierten zapatistische Kooperativen eine eigene Position im globalen Handel. Mittels direkter Kontakte zu Kollektiven in z.B. Deutschland, Spanien, Italien und der Schweiz wird der Vertrieb ohne Zwischenhändler_innen organisiert (Gerber 2005). In den Fokus gerieten damit auch Arbeitsbedingungen und soziale Effekte kommunitären Wirtschaftens, die sie gerade auch für eine sozialwissenschaftliche Forschung interessant machen. Im Fokus des Lehrforschungsprojektes standen infolge dessen
- die Produktionsbedingungen für Kaffee, insbesondere in den zapatistischen Kooperativen im Vergleich zu den traditionellen Kaffee-Fincas
- ob und inwiefern ein Social Upgrading in der Agrikultur zu beobachten ist (decent-work?)
Projektleitung und -organisation: Prof. Dr. Elisabeth Tuider und Dr. Olaf Tietje
Laufzeit: 05–06/2019