Schulpraktische Studien 2 im Fach Deutsch an der Porto Seguro in Valinhos - Janneke Schneider

Auslandssemester University of Kassel 2019

Erfahrungsbericht SPS 2 im Fach Deutsch - an der Porto Seguro in Valinhos
1. Vorbereitungen für die 4 Wochen Praktikum in Brasilien:
Gleich am Anfang des Sommersemesters 2019, also Mitte April, kam mir die Idee, mein SPS2 in Deutsch an einer deutschen Schule im Ausland zu machen. Daher ging ich gemeinsam mit meiner Mitbewohnerin, die dieselben Fächer studiert wie ich, zu einer Infoveranstaltung des International Office, wo auch zu kürzeren Auslandspraktika im Rahmen der SPS 2 einige Dinge angesprochen und erklärt wurden. Uns wurde dort empfohlen, uns auf Moodle Erfahrungsberichte von Studierenden durchzulesen, die ihr SPS bereits im Ausland absolviert haben. Man muss dazu sagen, dass die Uni einem bei der Suche nach Auslandsschulen kaum hilft und alles Organisatorische von einem selbst geplant werden muss. Meine Mitbewohnerin und ich beschlossen, dass wir am aller liebsten die SPS 2 gemeinsam an einer Schule im Ausland machen wollen. Als allererstes schrieb ich ein Motivationsschreiben, worin stand, warum ich unbedingt das Praktikum im Ausland machen möchte. Ich recherchierte auf der Website www.lehrer-weltweit.de/schulen/ nach deutschen Schulen im Ausland. Auf der Seite findet man Informationen zu den Schulen und auch die Websites der Schulen, über die man dann herausfinden kann, an wen man die Bewerbung schicken kann. Zuerst hatten wir vor an eine Schule in Europa zu gehen und schrieben deshalb auch nur Bewerbungen an europäische Schulen. Dann haben wir uns aber zur Sicherheit doch noch an ganz vielen verschiedenen Schulen weltweit beworben. Viele Schulen sind schon direkt weggefallen, weil nur längere Praktika ab 6 Wochen oder teilweise sogar erst ab 3 Monaten angeboten wurden oder weil der Bewerbungszeitraum schon vorbei war. Wir haben vorgehabt, das Praktikum 4 Wochen lang im März 2020 zu machen und diesen Zeitraum auch immer in unsere Bewerbung geschrieben. Ich kann jedem empfehlen, sich möglichst früh bei den Schulen zu bewerben (mindestens ein Jahr im Voraus, wenn nicht sogar noch früher), da die meisten Praktikumsplätze schon alle sehr schnell vergeben sind – vor allem an den Schulen in Europa hat man bei „kurzfristigen“ Bewerbungen keine Chance. So war es auch bei uns. Es kam eine Absage nach der anderen. Im Mai kam dann doch noch eine Antwort der deutschen Schule in Valinhos (Brasilien). Ich hatte mich eigentlich für die erste Einheit der Schule in Sao Paulo beworben und wurde dann in der Mail gefragt, ob ich auch an einem Praktikum in der zweiten Einheit in Valinhos interessiert wäre. Valinhos? Davon hatte ich noch nie etwas gehört also googlete ich die Stadt und die Schule und schnell stand für mich fest, dass ich zusagen würde. Valinhos ist eine Stadt mit etwa 130.000 Einwohnern, welche etwa eine Stunde von Sao Paulo und etwa 20 Minuten von der Millionenstadt Campinas entfernt ist. Als dann auch noch meine Mitbewohnerin die gleiche Nachricht von der Schule bekam wie ich, war alles perfekt und wir konnten unser Glück kaum fassen. Als nächsten Schritt der Vorbereitungen informierte ich mich über die Möglichkeiten eines Stipendiums. Für uns kam entweder das Shosta-Stipendium oder das Stipendium von DAAD in Frage. Also bewarb ich mich für beide. Dabei muss man vor allem auf den Bewerbungszeitraum achten. Letztendlich bekam ich von Shosta eine Zusage mit einem Förderungsbetrag von 600 Euro. Immerhin sind mit dem Geld die Flugkosten fast gedeckt. Unsere Hin- und Rückflüge nach Sao Paulo buchten wir auch direkt nachdem wir die Praktikumsbestätigung der Schule in Valinhos bekommen hatten. Über den Fluganbieter Sta-Travel gab es mit Abstand die günstigsten Flüge, weil es für Studenten Rabatt gibt, wenn man am Flughafen dann einen internationalen Studentenausweis vorzeigt. Wenn man so einen Ausweis noch nicht hatte, dann konnte man den sich ganz leicht über StaTravel für 15 Euro mit dazu buchen. Vor der Reise nach Brasilien musste ich mich nur noch gegen Gelbfieber impfen lassen, da ich den Rest der Impfungen schon von meinem Auslandssemester nach Bali hatte. Ein Visum musste ich für die 4 Wochen in Brasilien nicht beantragen. Die Schule in Valinhos bietet den Praktikanten für die Zeit des Praktikums sogar an, in einer Gastfamilie unterzukommen. Wenn eine entsprechende Familie gefunden werden kann, dann ist normalerweise die Unterbringung in Familien mit Kindern aus der Grundschule vorgesehen, mit denen dann vermehrt Deutsch zu Hause gesprochen werden soll. Meine Mitbewohnerin und ich entschieden uns dann aber gegen eine Gastfamilie, da die Nachricht, dass eine Familie gefunden wurde, für uns zu spät kam. Einen Monat vor Praktikumsbeginn hatten wir nämlich dann schon eine Unterkunft über AirBnB gebucht, die ich auch jedem empfehlen kann, der nach Valinhos geht! Im Wintersemester 2019/2020 belegte ich dann das SPS-Begleitseminar und konnte mir eines der drei angebotenen Seminare aussuchen, da Auslandspraktikanten von den SPS-Leitern im Semester ja nicht betreut werden müssen und nur aktiv am wöchentlichen Begleitseminar teilnehmen müssen. In den Semesterferien Ende Februar 2020 ging es dann auch schon los nach Brasilien…
Die 4 Wochen Praktikum an der Porto Seguro in Valinhos: Als wir am Flughafen in Sao Paulo ankamen, wurden wir netterweise von dem Mann der Sekretärin der Schule abgeholt. Das erleichterte uns einiges, da wir weder die portugiesische Sprache konnten noch direkt am ersten Tag überfallen werden wollten. Aus Geschichten von Freunden hatten wir nämlich gehört, dass die Kriminalität dort sehr hoch ist und vor allem Touristen in Taxis überfallen werden. Wir wurden dann zu unserem Praktikumsleiter gefahren und sehr nett begrüßt. Dieser fuhr uns dann sogar noch zum Supermarkt, damit wir für die nächsten Tage schonmal einkaufen konnten. In Brasilien haben die Supermärkte alle immer von montags bis sonntags auf. Danach fuhr er uns in unsere AirBnB- Unterkunft und übersetzte uns die Einweisung der Vermieterin. Die Unterkunft war superschön und auf einem riesigen Grundstück mit Pool. Zur Schule gingen wir jeden Morgen circa 35 Minuten zu Fuß. Man hätte sich auch immer für umgerechnet einen Euro ein Uber bestellen können, aber wir sind den Weg immer gerne gelaufen. Kurz vor der Schule kam man an einer Restaurantkette vorbei, die immer gut besucht war. Dort gab es alles, von der Bäckerei mit selbstgemachten Torten und Backwaren, bis zum Eiskaffee und zur Pizzeria mit Mittagsbuffet. Man konnte dort überall mit Visa-Karte bezahlen. Die Porto Seguro ist eine offizielle exzellente deutsche Auslandsschule und Privatschule in Brasilien und überall in Brasilien bekannt. An der Schule gibt es ein Curriculum A (brasilianischer Teil) und einen deutschsprachigen Teil (= Curriculum B). Der B-Teil ist viel kleiner als der brasilianische Teil und es gibt dort die Klassen 1-4 (Grundschule), 5-8 (Mittelstufe), 9-11 (Oberstufe) und schließlich noch die 12. Klasse (Abiklasse). Insgesamt sind die Klassen alle immer sehr klein, wodurch ein individueller und differenzierter Unterricht möglich ist. In unserer Zeit an der Schule haben wir jeden Tag circa 5-7 Stunden im Deutschunterricht hospitiert und waren bei jedem Jahrgang mal dabei. Die erste Stunde beginnt schon um 7:00 und erst nach der 4. Stunde um 10:00 beginnt die erste halbstündige Pause. Der Unterricht beginnt meistens circa 5 Minuten verspätet, da es zwischen den Stunden keine Pausen gibt und Schüler und Lehrer die Räume wechseln müssen. Es gibt meistens Differenzierungsklassen, bei denen der Deutschunterricht je nach Sprachniveau stattfindet. Auch die Deutschbücher gibt es in differenzierter Ausgabe. Meistens endet der Schultag nach der 7. Stunde um 12:45. Es werden aber auch jeden Nachmittag noch Förderunterrichte und Hausaufgabenbetreuung angeboten. Die Oberstufe hat zusätzlich auch noch Nachmittagsstunden. Nach der Schule sind wir dann immer wieder in unsere Unterkunft gelaufen und haben dort zusammen in unserer riesigen Küche gekocht oder mal eine Kokosnuss an unserem Pool geschlürft. Die Familien, die ihre Kinder auf die Porto Seguro schicken, sind fast alle sehr wohlhabend, weshalb man in Valinhos von dem Leben in Favelas und der Armut nicht viel mitbekommt. Außerdem hat uns jeder Lehrer dort gesagt, dass es in Valinhos eigentlich keine Kriminalität gibt, was uns dann sehr beruhigt hat und weshalb wir uns dann doch immer öfter getraut haben, am Wochenende mal Uber nach Campinas oder in eine Shopping-Mall zu fahren.
Fazit: Empfehle ich ein Praktikum an der Schule? Zu der Frage, ob ich ein Praktikum an der Porto Seguro empfehlen würde, kann ich ganz klar sagen: JA!! Ich empfehle die Schule wirklich jedem weiter. Im Nachhinein betrachtet würde ich sogar sagen, dass ich Glück hatte, dass zuerst eine Absage der Schule in Sao Paulo kam und dann eine Zusage der Schule in Valinhos. Alles in Valinhos hat mir so gut gefallen, auch von der Natur und den netten, hilfsbereiten Menschen her, dass ich wirklich am überlegen bin, später einmal für 3 Jahre als Lehrerin an der Schule zu arbeiten. Ich könnte mir für einen längeren Auslandsschuldienst keine bessere Schule vorstellen. Enttäuscht wurde ich an der Schule nie – im Gegenteil. Ich war ganz oft überrascht, wie nett und hilfsbereit alle zu uns waren. Wir wurden von Anfang an von allen Kollegen super freundlich aufgenommen und direkt mit in den Unterricht einbezogen. Ich glaube auch, dass es an keiner anderen Schule einen so guten Praktikumsleiter geben wird, der sich echt um jedes Problem kümmert und einem immer mit Rat und Tat zur Seite steht. Es ist außerdem super interessant zu sehen, wie der Unterricht an einer deutschen Schule im Ausland abläuft und wie mit Sprachproblemen umgegangen wird. Wenn ich noch einmal an die Schule gehe, dann würde ich aber auf jeden Fall schon vorher einen Portugiesisch Sprachkurs machen, da das in vielen Situationen in und außerhalb der Schule helfen kann. Abschließend kann ich sagen, dass die Zeit an der Schule eine ereignisreiche und lehrhafte Zeit war, die ich nicht mehr missen möchte und für dessen Erfahrung ich sehr dankbar bin. Ich denke, dass ich jetzt den Deutschunterricht viel besser differenzieren kann, als vorher.