Projekte
Die Architektur eines pluralen Islam
Berliner Moscheebauten und -projekte von 1974 bis 2008
Rochus Wiedemer
Dissertationsprojekt, geplante Abgabe: Februar 2015
Moscheebauten in Deutschland sind seit Ende der 1990er Jahre Gegenstand unterschiedlicher, zumeist lokaler Konflikte und gesellschaftlicher Debatten. Die Forschung zur Architektur der deutschen Moscheebauten gestaltet sich dagegen noch immer übersichtlich. Unterschiedliche Positionen sind kaum erkennbar, die Beiträge zeichnen sich durch ähnliche pauschalisierende Bewertungen und normative Erwartungen aus. Eine differenzierte Bestandsaufnahme und eine Untersuchung der Bedingungen und Voraussetzungen des Moscheebaus fehlen weiterhin.
Vor diesem Hintergrund setzt sich die Arbeit mit 14 Moscheebauten und -projekten in Berlin aus den Jahren 1974 bis 2010 auseinander. Zwei Fragestellungen stehen dabei im Zentrum: Unter welchen Bedingungen wurden sie entwickelt und teilweise auch realisiert? Welche Architektur bildeten die Bauten und Projekte aus?
Die Architektur und Vorrausetzungen werden im Kontext der lokalen Migrationsgeschichte und der pluralen Entwicklung des Berliner Islam untersucht. Als konkrete Vorrausetzungen der Projekte und Bauten betrachtet die Arbeit dabei auf der einen Seite die Gemeindestrukturen und Ressourcen der unterschiedlichen Träger. Auf der anderen Seite werden die politischen und adminstrativen Entscheidungsprozesse nachgezeichnet, die bei einigen Bauten und Projekten von unterschiedlichen Konflikten begleitet wurden. Die Architektur der einzelnen Moscheebauten und –projekte lässt sich so als Ergebnis von konfliktreichen und kontingenten Planungs- und Bauprozessen beschreiben. Der Gebetsraum und der Baukörper werden nicht nur ausgehend von Bezügen zum islamischen Gebetsritual und Übernahmen bekannter Formen und Elemente historischer Bautypen betrachtet. Die Bildung der inneren und äußeren Formen wird vor allem im Zusammenhang mit dem gesamten Raumprogramm, der Erschließung und den städtebaulichen Strukturen und Typologien Berlins untersucht. Durch diese zusammenhängende Betrachtung der Architektur lässt sich auch bestimmen, ob und wie die sechs realisierten Moscheebauten unterschiedlicher Träger im Berliner Stadtraum repräsentativ wirksam sind.
Die Arbeit versteht sich als Beitrag zu einer produktiveren Diskussion des Moscheebaus im Feld der Architektur. Die Arbeit zielt ab auf eine sachlichere und differenziertere Wahrnehmung der Moscheebauten in ihrem lokalen Entstehungskontext.