Lehre
Wohnkulturen - Apollo Kreuzlingen
Das Apollo in Kreuzlingen ist ein altes Kino. Noch in den 30er Jahren erhält es einen ersten Anbau, für die Betreiber, die nun auch dort wohnen. 1976 schließt das Kino, 2021 kauft eine Stifterin das denkmalgeschützte Gebäude. Im Garten steht ein Mammutbaum und es ist noch ein wenig Platz.
Das Apollo ist heute ein Kulturhaus, dass bereits vielfältige Formate ermöglicht. Hier werden Filme gezeigt, Essen und Feste veranstaltet, es gibt Ausstellungen und Workshops, im Garten wird gepflanzt. Das Apollo ist ein grenz- und generationenübergreifendes Projekt und versteht sich als Ort der Vernetzung in der Stadtgesellschaft. In den nächsten Jahren soll das denkmalgeschützte Gebäude in Teilschritten saniert und ausgebaut werden. Ein Wohnprojekt wird den bestehenden Gebäudekomplex erweitern. Das Kulturhaus ist dann auch ein Wohnhaus für eine Wohngemeinschaft und Künstler*innen die dort temporär arbeiten. Das Kino wird zur Villa …
Hier verbinden sich unterschiedlichste Praktiken und Formen des Bewohnens und es stellen sich viele Fragen, die ganz grundlegend für die Entwicklung von Wohnprojekten relevant sind. Es geht um vielfältige Formen des Zusammenlebens, um die Verhandlung und die Schnittstellen zwischen öffentlichen und privaten Raumprogrammen, es geht um gemeinschaftliche und private Raumbedarfe, um soziale Erschließungssysteme, alte und neue Konstruktionen, um schöne, suffiziente und nachhaltige Gestaltungen. Gemeinsam mit den zukünftigen Bewohner*innen und weiteren im Haus agierenden Gruppen, entwickeln wir Konzepte für die Erweiterung, Nutzung und Aneignung des Gebäudeensembles. Dazu arbeiten wir vor Ort, verschaffen uns Einblick in bestehende Praktiken und diskutieren neue Bedarfe. Darauf aufbauend entwickeln wir konkrete architektonische Vorschläge für innovative kollektive Wohnformen.
Wohnkulturen, Vertical Studio, Donnerstags 14-18h, AStA Lernfläche
Wohnlabor - Kollektive Wohnformen
Im Wohnlabor untersuchen wir beispielhafte, realisierte oder konzipierte, Architekturen des kollektiven Wohnens mit einem Fokus auf Projekte, die Kulturarbeit mit gemeinschaftlichem Zusammenleben verbinden. Die Villa Medici, das Bellevue di Monaco, das Zentrum für Kunst und Urbanistik, das Phalanstère, die Kommune von Oneida, das Narkofim, die Sargfabrik. Es geht dabei immer um ganz wesentliche Fragen des Wohnens - um Mischung, Dichte, Gemeinschaft, Öffentlichkeit, Privatheit, Emanzipation. Verschiedene Gewohnheiten und Praktiken werden verknüpft, Wohnkonzepte alternativ zur Kernfamilie entwickelt, Abhängigkeiten beseitigt, von der Hausarbeit, der Kinderbetreuung, geschlechtsspezifischen und sozialen Zuweisungen.
Kollektive Wohnformen sind Laboratorien des Wohnungsbaus. Im Gegensatz zu normierten Wohnprojekten, die oft rein funktional geordnet sind und es den Bewohner*innen lediglich erlauben, die ihnen zugewiesenen Räume zu möblieren, entwickeln sich aus der Selbstermächtigung experimenteller, gemeinschaftlicher Wohnprojekte spezifische architektonische Qualitäten - Elemente und Räume, die die soziale Verfasstheit und Ambition dieser Projekte spiegeln und ein besonderes soziales Zusammenleben verwirklichen. Der Laubengang und der Wintergarten, der Zeltraum und der Spiegelsaal, die Terrasse mit Ausblick in den Garten.
Die methodische Analyse der Referenzprojekte fokussiert darauf, deren wesentliche und spezifische architektonische Qualitäten heraus zu arbeiten, um diese dann in einem weiteren Schritt darzustellen, als Surrogate zu abstrahieren und zu transponieren. Es geht darum, konkrete architektonische Dispositionen und Konstruktionen zu erkennen und diese dann in Zeichnungen, Modellen und weiteren Formaten freizustellen und weiter zu entwickeln. Dabei kann es sich um Raummodelle, Prototypen oder Details handeln – die Formate entwickeln sich in der gemeinsamen Laborarbeit.
Wohnlabor, Seminar, Freitags 10-13h, AStA Lernfläche