Forschung
Das Forschungsvorhaben untersucht die Relevanz der Kategorie „Geschlecht“ in der Conceptual Art der 1960er und 1970er Jahre. Der zentrale Grundgedanke dieser Kunstströmung besagt, dass die künstlerische Idee gegenüber einer materiellen Ausführung privilegiert wird. Das Projekt ist von der Hypothese geleitet, dass einerseits dieser neue Werkbegriff ermöglichte, feministische Praktiken als künstlerische Praktiken zu etablieren, andererseits ein solcher Werkbegriff nur durch gesellschaftliche Umwälzungen wie der zweiten Welle der feministischen Bewegung möglich wurde. Damit wird eine Revision der Geschichte der Conceptual Art vorgeschlagen, indem diese nicht mehr als „objektive“ Kunstform verstanden wird, sondern als eine Öffnung hin zu Fragen (weiblicher) Subjektivierung, zu Formen der Ideologiekritik und anderen devianten Praktiken. Das Projekt lenkt somit den Fokus von einer lediglich inhaltlichen Thematisierung von Geschlecht in der bildenden Kunst hin zu einer Auseinandersetzung mit vergeschlechtlichten Praktiken und deren Kritik als Kunst. Das Ziel ist ein doppeltes: Das Projekt schließt einerseits eine Forschungslücke, respektive geht es um die Exploration eines neuen methodischen Zugangs, indem überprüft wird, ob „Geschlecht“ als zentrale Analysekategorie in der Conceptual Art tragfähig ist, andererseits soll untersucht werden, inwiefern die Conceptual Art als eine Art „künstlerische Forschung“ selbst eine theoretische Setzung vornimmt, um Geschlechterkategorien neu zu denken.
Gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst innerhalb des Forschungsschwerpunkts „Dimensionen der Kategorie Geschlecht – Frauen- und Geschlechterforschung in Hessen“.
Das Forschungsprojekt widmet sich der seit Mitte der 1960er Jahren bestehenden Künstlergruppe Art & Language, die maßgeblich die sogenannte Conceptual Art geprägt hat. Die Verbindung von Kunst und Wissen steht dabei im Zentrum, geht es Art & Language um nichts weniger als die Befragung der sprachlich verfassten Ontologien ästhetischer Objekte und der sie konstituierenden Kontexte. Neben der Analyse der für die Künstlergruppe eigentümlichen Theoriemodelle und ihrem Anspruch auf eine politisch wirksame (künstlerische) Praxis steht die Auseinandersetzung mit räumlichen Verfahren der Ausstellung und des Displays im Vordergrund. Übergeordnetes Ziel soll es sein, Art & Language in eine Genealogie der Gegenwartskunst einzuordnen.
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Das Projekt ist eine Revision des „kuratorischen Diskurses“, wie er sich vor allem in den letzten gut zehn Jahren formiert und formalisiert hat. Es erforscht weniger konkrete Ausstellungen, als dass es um eine Untersuchung der Sprechweisen über Ausstellungen und die damit entstandenen Machtverhältnisse geht. Es analysiert, wie unterschiedliche Akteur/innen die Geschichte der Ausstellung „schreiben“ (dies schließt sowohl die Produktion von Texten als auch das Phänomen von Ausstellungsreenactments ein) und welche Verbindlichkeiten (für den Kanon, aber auch für die Lehre in den Curatorial Studies) damit erzeugt werden. Eine damit verbundene Frage betrifft zudem Modelle der Autor*innenschaft und den Anspruch einer Theoretisierung der Ausstellung (beziehungsweise: „des Kuratorischen“).
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Unter dem Thema Kulturtechnik Ausstellen bündeln sich Fragestellungen auf der Schnittstelle von Ausstellungsstudien und der Kunst-, Architektur- und Wissensgeschichte. Das Vorhaben fasst Ausstellungen als räumliche Medien der Produktion, Distribution und Rezeption von Wissen auf und möchte dabei insbesondere den Fokus auf die Aktivität des Ausstellens selbst legen, um von tradierten und statischen Modellen „der“ Ausstellung abzurücken, die allzu oft an ein institutionelles Fortschrittsnarrativ gekoppelt sind. Eine solche Verschiebung von der „Institution“ Ausstellung hin zu Praktiken des Ausstellens selbst kann nur innerhalb einer interdisziplinaren, epochenübergreifenden und transkulturellen – gleichwohl aber systematischen – Untersuchung glücken.
Um Kontinuitäten, Latenzen und Brüche des Ausstellens als epistemische Praxis besser in den Blick zu bekommen, eignet sich für dieses Projekt ein Untersuchungszeitraum, der von der frühen Neuzeit bis in die Gegenwart reicht, wenngleich sowohl ein Fokus auf die Entwicklung ab der „Sattelzeit“ gesetzt werden soll, als auch Exkurse auf Antike und Mittelalter (etwa in Bezug auf den Umgang mit Reliquien oder Spolien) notwendig sind. Eine solche Perspektive, die sich auf die „Wissensgesellschaft“ und ihre „Wissenspraktiken“ konzentriert, kann nämlich nur dann produktiv werden, wenn der problematische Kollektivsingular „Wissen“ infrage gestellt wird und damit eben auch die Erörterung dessen, was „Wissen“ war, bevor man es so genannt hat.
Die Untersuchung findet ihren Gegenstand daher nicht allein in Ausstellungen (oder Ausstellungsräumen), sondern es wird davon ausgegangen, dass sich einerseits Momente des Ausstellens in anderen Bereichen (Städtebau, Gärten, Menagerien, anatomische Theater, Shopping Malls, soziale Medien, u.a.m.) aufspüren lassen, deren Analyse andererseits wiederum hilft, die Bedingungen dessen herauszuarbeiten, was wir heute als „Ausstellung“ verstehen. Erst auf dieser Grundlage ist es möglich, eine kritische Theorie des Ausstellens und der Ausstellung – immer noch ein Desiderat – zu entwickeln.