Lehre

Mit der 13. Berlin Biennale erkundet die im indischen Mumbai geborene Kuratorin Zasha Colah insbesondere künstlerische Praktiken, die in Kontexten anhaltender Unterdrückung entstanden sind und sich daher gewissermaßen an den Rändern der Legalität bewegen. Um die Absurditäten und Widersprüche staatlicher Macht, starrer gesellschaftlicher Identitäten und willkürlicher Grenzen zu sezieren und aufzudecken, versammelt Colah Arbeiten, die sich mit kulturellen Ausdrucksformen des zivilen Ungehorsams beschäftigen, in denen unter anderem Elemente wie Lachen und Humor als Befreiungsmomente agieren.

Das kuratorische Konzept setzt damit vor allem auf die kulturelle Vielfalt, die rebellischen Praktiken innewohnt, um eine Vielzahl subtiler Infrastrukturen des Widerstands zu eröffnen und sich letztlich auch jenen Identitätskategorien zu widersetzen, die Grenzen um Minderheiten ziehen, indem sie Künstler*innen etwa als Indigene, Nomadisch oder Dalit definieren – eine Definition, die in zunehmend polarisierten Zeiten die Gefahr birgt, eine Minderheit gegen eine andere auszuspielen. Gemeinsam mit Valentina Viviani versucht Colah so, einen Raum kritischen Fabulierens zu schaffen, der über (un)bewusste Grenzen hinweg dazu einlädt, individuelle Akte des Imaginierens und Erzählens in gemeinschaftlichen Settings kollektiv werden zu lassen.

Nachdem wir im Vorfeld das kuratorische Konzept in den Blick nehmen, werden wir uns vor Ort intensiv mit den ausgestellten Objekten/Praktiken und der räumlich-architektonischen Situation, nicht nur der Venues, sondern auch der Stadt Berlin auseinandersetzen und darüber hinaus beteiligte Akteur*innen zum Gespräch treffen.

 

Anmeldungen bitte unter Angabe des Studiengangs, Matrikelnummer und einer kurzen Interessensbekundung bis zum 22.04.2025 per E-Mail an: claire.zimmermann@uni-kassel.de. (Lediglich Anmeldungen via E-Mail werden berücksichtigt)

 

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Das Seminar gibt einen Überblick in die Abstimmungsprozesse und die Zusammenarbeit von Ausstellungsmacher*innen und Künstler*innen im Rahmen der Produktion einer Ausstellung.

Hierzu soll ein Einblick in verschiedene technischen Randbedingungen, Anforderungen an Ausstellungräume, Transporte und Versicherung von Kunstwerken und einen Überblick über die Kostenstruktur von Ausstellungen gegeben und gemeinsam diskutiert werden.

 

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Kuratieren wird oft im Kontext von Kunstausstellungen, Museen oder Galerien betrachtet. Doch das Wesen des Kuratierens ist weitaus umfassender. Im Kern geht es beim Kuratieren darum, Elemente auszuwählen, zu organisieren und zu präsentieren, die mit Bedeutung, Absicht und Zweck miteinander im Austausch stehen. Das Ziel ist es, eine Erzählung zu schaffen, die einen Zusammenhang von ausgewählten Exponaten oder Kunstwerken darstellt.

Im Rahmen des Seminars sollen unterschiedliche Elemente einer Ausstellung erforscht werden. Dazu gehören unter anderem das Ziel, Konzept, Zielgruppe, Raumgestaltung, Exponate, Komposition und Nachhaltigkeit einer Ausstellung. Dabei soll experimentiert werden mit der Praxis der Ausstellungsgestaltung.

Im Seminar werden verschiedene praktische Anwendungen der Ausstellungsgestaltung behandelt. Dazu gehören Aufgaben zur Gestaltung der Presse und Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung, Dokumentation, Präsentation und Fördermittelakquise einer eigenen Ausstellung. Durch diese praktischen Anwendungen sollen die Teilnehmenden die Möglichkeit haben, ihre Fähigkeiten in der Ausstellungsgestaltung zu erproben und ihre eigenen Ideen und Konzepte zu entwickeln.

 

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Beschreibung:
Von Anfang an ging es bei den documenta-Ausstellungen um ein Lernen mit und durch Kunst, sei es ein Lernen durch die Imagination, die Welt „auf bessere Weise zu bewohnen”, ein Lernen der Demokratie, ein Lernen des Lernens jenseits des europäischen Bildungskanons oder gar ein Verlernen von Kunst und damit ihre Negation. Nach 70 Jahren documenta soll diese Lerngeschichte in einer Gesprächsreihe des documenta Instituts bedacht werden: Haben wir uns heute nicht von der Idee eines exemplarischen Lernens durch Kunst oder Wissenschaft emanzipiert? Hat die Vorstellung einer „nützlichen Kunst” nicht schon längst die Vorstellung eines Lernens durch die Form der Kunst aufgegeben? Oder ist dieser ganze Lernkomplex letztlich eine seltsame Idee des bildungshungrigen des 19. Jahrhunderts in Europa?
Dieses Seminar ist eine Kompaktveranstaltung der Fachgebiete „Kunst & Wissen” (FB06), „Kunst & Ökonomien” (FB05) sowie „Kunst & Gesellschaft” (FB02) und begleitet die gleichnamige Gesprächsreihe „documenta lessons. Von, mit und ohne Kunst lernen”. In sieben Doppelsitzungen werden wir uns gemeinsam auf die bevorstehenden Gespräche vorbereiten und anschließend als geschlossene Gruppe an ihnen teilnehmen, um unser Verständnis der vorgestellten Themen und ihrer Relevanz für die Frage des Lernens zu vertiefen. Dabei wird es weniger darum gehen, bereits explizite Antworten zu finden, als vielmehr darum, Werkzeuge und Methoden zu erkunden, mit denen wir die „documenta lessons” und ihre (vielleicht auch problematischen) Lernverhältnisse befragen können.

Termine:
29.04.25: Einführung und Themenvergabe
06.05.25: Masters of the universe, wisst ihr, was ihr tut? (Eva Maria Stadler und Heinz Bude, Ort: Fridericianum)
20.05.25: Das Kunstwerk als Schule (Marie Rosenkranz und Andreas Niegl, Ort: Jacob Grimm Schule Kassel) 
03.06.25: Artivism oder über das Verlernen der Anmut (María do Mar Castro Varela und Luisa Standop, Ort: WH22)
17.06.25: Was lernt man beim Verzweifeln an der Kunst? (Jörn Peter Budesheim und Michael Flörchinger, Ort: Stadtmuseum Kassel)
01.07.25: Von ästhetischen und moralischen Ambitionen der Kunst (Magdalena Nieslony und Claire Zimmermann, Ort: Schlachthof)
15.07.25: Abschlussdiskussion

Der 20.05.25 entfällt für ASL-Studierende aufgrund der Kompakt- und Exkursionswoche des FB 06.


Wann:
jeweils von 16:15–19:45 Uhr

Die erste Einheit findet im Seminarraum statt (Nora-Platiel 5, Raum 0109/0110), die zweite am jeweiligen Veranstaltungsort.

 

Studienleistung: 

  • regelmäßige und aktive Teilnahme
  • Erarbeitung von drei Fragestellungen für die Diskussionsrunde im Anschluss an ein Gespräch (Gruppenarbeit – die Vergabe erfolgt in der ersten Sitzung):
  • Schriftlicher Kommentar zu einem der Gespräche

 

Prüfungsleistung:

abhängig von der jeweiligen Modulbeschreibung – Abstimmung erfolgt nach der ersten Sitzung

 

Am Seminar können insgesamt 40 Personen teilnehmen (~ 13 Personen aus FB06 / FG Kunst und Wissen).

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Das Programm der Gesprächsreihe:

 

6. Mai – Masters of the universe, wisst ihr, was ihr tut?

Eva Maria Stadler und Heinz Bude, Ort: Fridericianum

Die documenta war von Anfang an nie nur eine Kunstausstellung. Es ging immer auch um Demokratie, Freiheit und die Art und Weise, eine Stimme zu haben und diese zu erheben. In welchem Verhältnis stehen aber die Autonomie der Kunst und die politischen Anforderungen an die Kunst? Und wie kann man unter diesen Voraussetzungen Kunst lehren? Und welche Rolle hat das Publikum?  Das Gespräch zwischen Heinz Bude und Eva Maria Stadler wird mit Bezugnahme auf Pierre Bourdieu die Frage nach der Wirksamkeit von Kunst erörtern und was dies für das Lehren von Kunst bedeutet.

 

20. Mai – Das Kunstwerk als Schule

Marie Rosenkranz und Andreas Niegl, Ort: Jacob Grimm Schule Kassel

In diesem Gespräch diskutieren Marie Rosenkranz und Andreas Niegl Kunstprojekte und Ausstellungen, die von Künstler*innen und Kurator*innen als alternative Räume der Bildung begriffen und inszeniert werden. Ob nun Joseph Beuys’ „Free International University”, Tania Brugueras „Escuela de Arte Útil” oder zuletzt die „Gudskul” von ruangrupa: In der Geschichte der documenta wurden immer wieder Konzeptionen einer ”neuen Schule” der Kunst präsentiert. Häufig geschieht dies in expliziter Abgrenzung von (und mit impliziter Kritik an) bestehenden Bildungssystemen innerhalb und außerhalb der Kunstwelt. Wie lassen sich diese Werke in eine breitere Diskussion um Wissen, (Ver)Lernen, politische Teilhabe und Kollektivität einordnen?

 

3. Juni – Artivism oder über das Verlernen der Anmut
María do Mar Castro Varela und Luisa Standop, Ort: WH22

In diesem Gespräch fragen María do Mar Castro Varela und Luisa Standop danach wie Artivism – die Verschmelzung von Kunst und Aktivismus – Strategien sowie Ausdrucksformen entwickelt, die bestehende Wahrnehmungskategorien infrage stellen oder neu ordnen. Die Diskussion wird über die offensichtlichen Kontraste zwischen bürgerlicher Ästhetik und Artivism hinausgehen, indem die vielschichtigen Verflechtungen und Widersprüche auf dem Weg zu einer möglichen neuen Definition von Anmut untersucht werden. Ist Kunst nur Dekoration oder ein potenzielles Werkzeug sozialer Veränderung?

 

17. Juni – Was lernt man beim Verzweifeln an der Kunst?
Jörn Peter Budesheim und Michael Flörchinger, Ort: Stadtmuseum Kassel

In der Besucherschule 1972 konnte man von Bazon Brock lernen, dass die Bedeutung nicht im Kunstwerk steckt wie der Keks in der Schachtel. Was das soll, was einem auf einer documenta alles präsentiert wird, erschließt sich, wollte er damit sagen, nicht von selbst. Man muss sich schon bemühen und im Nachvollzug des Dargebotenen selbst einen Reim auf die Sache machen. Im Gespräch mit Michael Flörchinger erzählt Jörn Peter Budesheim von seinen Erfahrungen mit dieser Losung. Davon, welche Einsätze sie erfordert, welche Belohnungen man durch sie erfährt und welche Verzweiflung es bedeutet, wenn sich an der Kunst die Kunst nicht entdecken lässt.

 

1. Juli – Von ästhetischen und moralischen Ambitionen der Kunst

Magdalena Nieslony und Claire Zimmermann, Ort: Schlachthof

Wer eine documenta besucht, findet sich nicht selten mit Kunstwerken konfrontiert, die im weitesten Sinne gesellschaftliche Relevanz beanspruchen und Verantwortung für die Lösung gesellschaftlicher Probleme zu übernehmen suchen. Angesichts dieser Ambitionen überrascht es nicht, dass moralische Kriterien eine immer wichtigere Rolle in der Bewertung von Kunst spielen. Doch in welchem Verhältnis steht eine solche Verantwortung zu den ästhetischen und diskursiven Momenten eines Kunstwerks? Um sich über die verschiedenen Formen des künstlerischen und kunstkritischen Zugriffs auf Fragen der Moral klar zu werden, suchen Magdalena Nieslony und Claire Zimmermann das Gespräch.

 

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Gegenwärtig haben Museen in unseren Städten einen Status als außerordentlich attraktive und angesehene Bauaufgabe inne. Im Vergleich zu anderen prestigeträchtigen Bautypen wie etwa Bibliotheken, Kirchen oder Regierungsgebäuden ist der Museumsbau in seiner Entstehungsgeschichte noch jung. Eines der ersten autonomen Museumsgebäude befindet sich in Kassel: das Museum Fridericianum, 1769–77, des Architekten Simon Louis du Ry. In den 150 Jahren nach dessen Eröffnung durchläuft die Bauaufgabe einen Wandel, vom Repräsentationsbau des Adels hin zur Bildungsstätte des erstarkenden Bürgertums. Architektonisch finden dabei die Aushandlung einer angemessenen Erscheinung sowie der Versuch der Entwicklung einer Bautypologie statt. Ausgehend vom Fridericianum werden im Seminar prägnante Beispiele dieser Anfänge des Kunstmuseums als eigenständige Bauaufgabe behandelt. Dabei werden die Museen in ihrer baulichen Gestalt, in ihrem Verhältnis von Architektur und Ausstellungskonzeption sowie in ihrer kulturpolitischen Funktion und gesellschaftlichen Rolle analysiert.

Die Referatsvergabe erfolgt in der ersten Sitzung.

Die Einführungssitzung ist am 28. April 2025; ab dem 05. Mai 2025 findet das Seminar 14-täglich statt.

Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist auf 20 Personen begrenzt. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung bis zum 22. April 2025, mit Angabe des Studienganges, per E-Mail an: linda.schiel@uni-kassel.de

 

Literatur zur Einführung:

-     Joachimides, Alexis: Die Museumsreformbewegung in Deutschland und die Entstehung des modernen Museums 1880 – 1940. Dresden 2001.

-     Klonk, Charlotte: Spaces of Experience. Art Gallery Interiors from 1800 to 2000. New Haven, London 2009.

-     Naredi-Rainer, Paul von (Hg.): Entwurfsatlas Museumsbau. Basel / Berlin / Boston 2004.

-     Plagemann, Volker: Das deutsche Kunstmuseum 1790–1870. Lage, Baukörper, Raumorganisation, Bildprogramm. München 1967.

-     Sheehan, James J.: Geschichte der deutschen Kunstmuseen. Von der fürstlichen Kunstkammer zur modernen Sammlung. Aus d. Amerik. v. Martin Pfeiffer, München 2002.

 

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