Vergangene Semester
Die Berlin Biennale ist eine der weltweit einflussreichsten Ausstellungen für Gegenwartskunst. Der Kurator der diesjährigen Berlin Biennale ist der französisch-algerische Künstler Kader Attia, der sich in seiner künstlerischen und aktivistischen Praxis bislang intensiv mit Fragen der Dekolonisierung befasst hat. Neben der intensiven Analyse der Werke, des kuratorischen Konzepts und der räumlich-architektonischen Situation werden wir auch beteiligte Künstler*innen und Kurator*innen zum Gespräch treffen. Nicht zuletzt gilt es auch, die stadtpolitischen Konsequenzen von „Mega-Ausstellungen“ wie Biennalen kritisch zu untersuchen.
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»all artists are alike. they dream of doing something that’s more social, more collaborative, and more real than art.« zeugt dan grahams aussage einerseits vom anspruch zeitgenössischer kunst, vor allem gesellschaftlich wirksam und moralisch wegweisend zu sein, so wirft sie andererseits die frage auf, wie nicht nur künstler*innen, sondern auch austellungsmacher*innen dieser vision nachkommen können. in luxembourg stellen sich in diesem jahr gleich mehrere projekte dieser frage. drei davon werden wir vor ort besuchen.
mit a model, dem zweiten kapitel einer dreiteiligen ausstellung, hinterfragt das mudam die rolle der museen in der heutigen zeit. der titel ist eine anspielung auf palle nielsens projekt the model – a model for a qualitative society (1968), mit dem er im oktober 1968 das moderna museet in stockholm für drei wochen in einen abenteuerspielplatz verwandelte, der die grenzen zwischen kunst, forschung und urbanem aktivismus verwischte. durch diesen visionären, hybriden rahmen wollte nielsen einen einzigartigen raum schaffen, der den sozialen wandel anregen und eine integrativere und gerechtere gesellschaft fördern sollte. die ausstellung im mudam möchte hieran anknüpfen und gemeinsam mit besucher*innen die rolle der museen bei der gestaltung unserer zukunft neu definieren.
mit einem weiteren projekt – der performance the manifestation des neuseeländisch-samoanischen regisseurs und choreografen lemi ponifasio – geht das mudam ferner über die physischen räume der institution hinaus. in form einer partizipativen parade durch die stadt bringt ponifasio unter mitwirkung von 150 kulturschaffenden menschen durch zeremonielle redekunst, tanz, musik und essen zusammen und lädt die stadt zum mitmachen ein.
in einer ausstellung im casino und dem gleichnamigen künstler*innenbuch my last will antworten indes etwa 30 internationale künstler*innen auf die frage »was bleibt?«. sie setzen sich individuell mit ihrem vermächtnis auseinander und versuchen den kern dessen zu treffen, welche antworten ihr künstlerisches schaffen für eine zukunft parat hat, die sie selbst nicht mehr erleben werden und deren wertmassstäbe ihnen völlig unbekannt sind. die auseinandersetzungen sind ergebnisoffen und experimentell angelegt – allen gemein ist der ausgangspunkt: das künstler*innenbuch my last will, in dem eigens entwickelte text-, collage- und bildbeiträge der beteiligten zusammengefasst sind.
die zukunft und das neue zu denken, so scheinen diese projekte anzudeuten, bedeutet, neue erfahrungen zu machen. die erfahrungen anderer abzubilden oder gar nachzubilden, reicht nicht aus. wie also kann kunst durch partizipationsstrategien gesellschaftliche begegnungen schaffen, die dazu beitragen, die welt auf eine »bessere weise« zu bewohnen? welche rolle spielt hierbei die soziale struktur der besucher*innen respektive zuschauenden – welche die (öffentlichen) ausstellungsräume, welche die stadt luxembourg?
das seminar greift die fragen der ausstellungen auf, beleuchtet sie kritisch und untersucht, wie wir auf neue weise über das ausstellungsgeschehen nachdenken und schreiben können. denn nicht nur die rolle von museen muss überdacht werden, sondern gleichsam die methoden, mit denen wir sie & ihre visionen samt der künstlerischen positionen befragen. hierzu werden wir uns mit bettina steinbrügge, der kuratorin von a model & direktorin des mudam, sowie nach möglichkeit mit weiteren akteur*innen austauschen.
Das Seminar dient dem intensiven Austausch über die Forschung des Fachgebiets Kunst und Wissen. Innerhalb der Lehrveranstaltung werden aktuelle Forschungsansätze diskutiert, die sich auf der Schnittstelle von Kunst-, Architektur- und Wissensgeschichte befinden. Im Zentrum stehen dabei Ausstellungen als Medien der gesellschaftlichen Selbstverständigung. BA- und MA-Kandidat*innen sowie Doktorand*innen und Postdoktorand*innen haben die Möglichkeit, ihre Vorhaben vorzustellen. Zudem finden im Rahmen des Seminars Gastvorträge statt.
Das Seminar dient dem intensiven Austausch über die Forschung des documenta Instituts. Innerhalb der Lehrveranstaltung werden aktuelle Forschungsansätze diskutiert, die sich auf der Schnittstelle von Kunst, Gesellschaft, Ökonomie und Wissen befinden. Im Zentrum stehen dabei Ausstellungen als Medien der gesellschaftlichen Selbstverständigung. BA- und MA-Kandidat*innen sowie Doktorand*innen und Postdoktorand*innen haben die Möglichkeit, ihre Vorhaben vorzustellen. Zudem finden im Rahmen des Seminars Gastvorträge statt. Das Seminar findet voraussichtlich als Veranstaltung in Präsenz statt.
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An insgesamt vier Tagen werden wir aktuelle Ausstellungen in Kassel und der Region (Frankfurt am Main, Göttingen, Fulda etc.) besuchen. Während der Schwerpunkt dabei auf der Gegenwartskunst liegt, werden wir auch klassische Sammlungspräsentationen miteinbeziehen. Nach Möglichkeit werden wir Künstler*innen, Kurator*innen, Galerist*innen und Ausstellungsarchitekt*innen vor Ort treffen. Das Ziel der Lehrveranstaltung ist ein doppeltes: Einerseits werden wir uns einen Überblick aktueller künstlerischer, architektonischer und kuratorischer Tendenzen erarbeiten und dabei unterschiedliche Institutionen und deren Ausstellungsformate kennenlernen. Andererseits soll es darum gehen, ein Begriffsrepertoire zu entwickeln, um sowohl über Kunst als auch über Ausstellungen zu sprechen. Die Veranstaltung eignet sich daher besonders für Studienanfänger*innen.
Das Seminar widmet sich den vielfältigen Wechselbeziehungen zwischen Architektur und Ausstellungen. Diese reichen vom Ausstellungswert der Architektur selbst bis zu Architekturmuseen; von Architekturmodellen als Ausstellungsobjekte bis zu Fragen der Stadtentwicklung durch „signature buildings“, die oft in Form von Museen auftreten („Bilbao-Effekt“); von Ausstellungsarchitekturen und räumlich-kuratorischen Setzungen bis zu künstlerischen Aneignungen architektonischer Verfahren.
Die Lehrveranstaltung gliedert sich in zwei Teile: Internationale Gastvorträge (Architekt*innen, Designer*innen, Künstler*innen, Architekturhistoriker*innen etc.) im Rahmen der „Fusion“ sowie deren Vor- und Nachbereitung durch Lektüre und Diskussionen.
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Die Verlagerung nahezu aller Bereiche der Universität in den digitalen Raum durch die Covid-Pandemie hat vor Augen geführt, was oft als Selbstverständlichkeit angenommen wird: Die Produktion und Distribution von Wissen ist von physischen Räumen abhängig. Hörsäle, Bibliotheken und Labore, aber auch Mensen sind an der Ordnung von Wissen beteiligt, bringen Wissen hervor oder schränken es ein. Eine Auseinandersetzung mit der Universitätsarchitektur ist also immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der zeitspezifischen Bedeutung von Wissen. Das Seminars verfolgt ein doppeltes Ziel: Einerseits erarbeiten wir uns einen Überblick über die Architektur- und Wissensgeschichte von Universitäten (wobei der Schwerpunkt auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt), andererseits untersuchen wir die Gebäude der Universität Kassel.
Das Hauptseminar eignet sich vor allem für fortgeschrittene Studierende.
Wenn wir Kunstwerken in Ausstellungen begegnen, dann sind das (fast immer) fertige Produkte, die uns vergessen lassen, dass neben der eigentlichen Produktion durch Künstler*innen auch zahlreiche andere Akteur*innen daran beteiligt sind, dass sie genau so erscheinen. Das Seminar nimmt diejenigen Prozesse in den Blick, die meist unsichtbar bleiben, für Ausstellungen aber essentiell sind: Diese reichen von der Logistik, über Restaurierungen bis zur Installation durch Fachpersonal. Sie sind als (räumliche) Techniken und Wissenspraktiken zu beschreiben, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass eine Ausstellung funktioniert. Die Perspektive des Seminars ist dabei eine doppelte: Wir befassen uns einerseits mit dem historischen Wandel des Art Handlings und seinen theoretischen Implikationen (inkl. der künstlerischen Auseinandersetzung mit diesen Fragen) und suchen andererseits das Gespräch mit (lokalen) Expert*innen, um diesem bislang kaum erforschten Thema näherzukommen. Die übergeordnete Frage wird dabei immer sein, wie die Auseinandersetzung mit dem Komplex des Art Handlings einen Beitrag zu einer materialistischen Kunstgeschichte leisten kann.
Das Seminar "Ästhetiken einer postmigrantischen Gesellschaft" beschäftigt sich mit den Einzelarbeiten von Künstlerinnen, die in Deutschland leben und arbeiten. Diese Künstlerinnen werden oft von Journalistinnen und Journalisten als "Migrantinnen" kategorisiert, was häufig zu ungewollten Vereinfachungen und Stereotypisierungen führt. Im Rahmen des Seminars wollen wir herausarbeiten, was Kunst in der postmigrantischen Gesellschaft auszeichnet. Wie wird die Kunst von Künstlerinnen formal artikuliert, kulturell konstruiert und sozial konditioniert, wenn ihre Werke von einer migrantischen Familiengeschichte und Lebensrealität geprägt sind? Welche Folgen hat die Sichtbarkeit kultureller Differenzen im Ausstellungsbetrieb ausgelöst?
Ein zentraler Diskussionspunkt wird sein, auf welcher Ebene der Diskurs stattfindet, wenn einerseits postmigrantische Künstler:innen, Autor:innen und Wissenschaftler:innen selbst Differenzen aufzeigen und sogar betonen, aber andererseits Künstlerinnen gegen die Kategorisierung von Differenz ankämpfen. Insbesondere werden wir untersuchen, ob das Kunstfeld und der Kunstbetrieb selbst als Quellen für Machtverhältnisse dienen. Im Seminar werden wir Einzelarbeiten von Künstler:innen analysieren und diskutieren, um ein tieferes Verständnis für die Herausforderungen der Kategorisierung in der postmigrantischen Gesellschaft zu entwickeln. Wir werden uns mit relevanten theoretischen Ansätzen auseinandersetzen und verschiedene Fallstudien betrachten, um die komplexe Beziehung zwischen Kunst, Gesellschaft und Identität in der postmigrantischen Gesellschaft zu erforschen.
Das Seminar gibt einen Überblick in die Abstimmungsprozesse und die Zusammenarbeit von Ausstellungsmacher*innen und Künstler*innen im Rahmen der Produktion einer Ausstellung.
Hierzu soll ein Einblick in verschiedene technischen Randbedingungen, Anforderungen an Ausstellungräume, Transporte und Versicherung von Kunstwerken und einen Überblick über die Kostenstruktur von Ausstellungen gegeben und gemeinsam diskutiert werden.
In einer Projektarbeit soll dabei durch die Teilnehmer*innen ein Entwurf einer Ausstellung (-sarchitektur) anhand eines fiktiven Ausstellungskonzeptes erarbeitet werden.
In der Kunst- und Architekturgeschichte gelten textile Objekte häufig als minderwertig, obwohl die Herstellung von Textilien als eine der ältesten Kulturtechniken gilt. Das Seminar widmet sich dem Medium Textil in seinen unterschiedlichen Ausprägungen von der Antike bis in die Gegenwart, wobei der Schwerpunkt auf dem 20. Jahrhundert liegt. Berücksichtig werden dabei so verschiedene Themen wie Techniken und Herstellungsverfahren, die Gestaltung textiler Räume, die Repräsentation des Textilen in Medien wie der Malerei, die Mobilität textiler Objekte oder Aspekte von Gender.
Sollte es die Pandemie zulassen, werden wir ein oder zwei Sitzungen in Institutionen vor Ort abhalten.
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Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben und auf moodle bereitgestellt. Zum Einlesen lohnt sich ein Blick in zwei Publikationen: Mateusz Kapustka, Anika Reineke, Anne Röhl, Tristan Weddigen (Hg.), Textile Terms: A Glossary, Emsdetten u. Berlin 2017 sowie: Amelia Peck (Hg.), Interwoven Globe: The Worldwide Textile Trade, 1500–1800 (Ausst. Kat. Metropolitan Museum, New York), London 2013.
Wer nach Kassel als Kulturstandort fragt, denkt in der Regel an die documenta. Aber was macht die Stadt jenseits der weltbekannten Ausstellung für Gegenwartskunst im Bereich von Kunst und Kultur aus?
Im Rahmen des Forschungsseminars soll es einerseits darum gehen, (historische) Kunst- und Kulturinstitutionen in Kassel zu entdecken und andererseits deren Verhältnis zur documenta in den Blick zu nehmen. In diesem Kontext werden wir uns mit Kunst im öffentlichen Raum und Begriffen wie Erinnerung, Identität und Stadtgesellschaft auseinandersetzen.
Gleichzeitig werden wir Methoden und Praktiken historischen Arbeitens kennenlernen und ausprobieren. Wir wollen Fragestellungen entwickeln, Quellen recherchieren und interpretieren. Dazu zählt ein Besuch im documenta Archiv, wo eine Archivführung sowie die konkrete Arbeit mit Archivalien geplant sind.
Ziel ist es, im Rahmen kritischer Stadtrundgänge einen alternativen, interdisziplinären Blick auf die documenta-Stadt Kassel zu gewinnen.
Nicht erst seit dem zweifelhaften Aufstieg von NFTs ist die Frage nach dem (monetären) Wert der Kunst keine Nebensächlichkeit. Das Seminar stellt keine Geschichte des Kunstmarkts dar, sondern befasst sich insbesondere mit denjenigen Werken, die ihren Wert oder ihre Warenform reflektieren. Während die Fokussierung auf der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt (u.a. Yves Klein, Seth Siegelaub, Adrian Piper, Maria Eichhorn, Cameron Rowland, Eva Barto), werden wir auch sporadisch Exkurse in frühere Epochen unternehmen.
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An voraussichtlich drei ganzen Tagen werden wir die documenta fifteen besuchen. Neben der intensiven Analyse der Werke, des kuratorischen Konzepts und der räumlich-architektonischen Situation werden wir auch beteiligte Künstler*innen und Kurator*innen zum Gespräch treffen.
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Die Hochschule für Gestaltung Ulm (HfG) zählt zu den einflussreichsten Designschulen des 20. Jahrhunderts. Noch heute werden ihre Ansätze im Industrial- und Kommunikationsdesign rezipiert, weltweit sind Studiengänge nach dem sog. ulmer modell konzeptioniert. Die kleine Hochschule sorgte international für Aufsehen: Zunächst, weil sie bei Ihrer Gründung 1953 erklärtermaßen das Erbe des Bauhauses antrat und später, weil sie für ein völlig neues Verständnis von Design eintrat. Das Seminar gibt einen Überblick zum Schaffen der Hochschule in den Gebieten Architektur, Kommunikations- und Produktdesign sowie Designtheorie.
Die Globalgeschichte weiß, dass der überregionale Handel mit Tee, Tabak oder Opium zur Entstehung der internationalen Weltordnung beitrug und dass Baumwolle den Aufstieg von Imperialismus und globalem Kapitalismus vorantrieb. Die Kunstgeschichte hat sich dagegen bisher nur ansatzweise damit auseinandergesetzt, wie zum Beispiel der vulkanisierte Kautschuk oder die Technik der Malerei mit industriell produzierten Ölfarben die Globalisierung der Künste befördert haben. Das Seminar wird eine Kunst- und Architekturgeschichte der modernen Globalisierung anhand unterschiedlicher künstlerischer Techniken und Materialien entwickeln und erproben. Diskutiert werden soll auch, wie sich eine solche analytische Perspektive von anderen methodischen Zugängen unterscheidet, welche historischen Voraussetzungen sie hat und wie sie sich begründen lässt.
Kaum könnten die Bedeutungsebenen eines Wortes dichter sein, in dessen Rücken sich zugleich zahlreiche Leerstellen auftun. Was verstehen wir unter Form? Was charakterisiert sie? Und was wird schließlich als Form bezeichnet? Zwischen dem umgangssprachlichen Gebrauch ›gut in Form‹ hin zu präzisen, begriffsscharfen Anwendungen in verschiedenen Disziplinen – sei es in der Wissenschaft, der Politik, Technik oder aber in der Kunst –, lassen sich diese Fragen nicht ohne Weiteres beantworten. »Im Bereich der Ästhetik und Kunsttheorie«, so heisst es in den Ästhetischen Grundbegriffen, »wird Form verwendet, um allgemeine Unterscheidungen zu treffen (z.B. zwischen Form und Inhalt) oder konkrete Formen zu bezeichnen […].« Das Seminar wird sich hiervon ausgehend anhand exemplarischer Werkanalysen und auf der Basis verschiedener Schlüsseltexte mit der Formbildung und dem Formbegriff beschäftigen und dabei dem Formdenken der Moderne, das bis in die Gegenwart reicht, besondere Aufmerksamkeit schenken. Eine chronologische Betrachtung führt uns von Werken, angefangen mit Giotto di Bondone, Jan van Eyck über Eugène Delacroix, Henri Matisse sowie Paul Klee bis zu Arbeiten von Amrita Sher-Gil, Lee Krasner, Agnes Martin und Cady Noland. Gleichzeitig umkreisen wir dabei die Frage, welche Bedeutung der zunehmenden Selbstreflexivität künstlerischer Auseinandersetzungen von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart beigemessen werden kann und inwiefern hierin die sich wandelnde gesellschaftliche Rolle von Kunst zum Ausdruck kommt. Doch nicht nur in den bildenden Künsten – auch in der Architektur lassen sich ähnliche Beobachtungen konstatieren: von der Formalisierung tektonischer Prinzipien seit der Antike zur Rocaille über geometrische Grundformen der Moderne bis zum Parametrismus. Näher betrachten werden wir etwa Ludwig Mies van der Rohe, Fernand Pouillon, Greg Lynn sowie Zaha Hadid.
kassel situativ sehen. situativ lesen. situativ schreiben.
»ich geh’ da draußen nur durch stadtmanagement spazieren, durch null-toleranz-politik«, heißt es in einem theaterstück mit dem titel »stadt als beute«. ließe sich das auch über kassel sagen?
jede stadt, jeder raum, jedes gebäude hat eigene narrative. sie sind geschichtet in geschichten, verkörpern sozioökonomische bedingungen, politische ideologien und zeitgeschehnisse, spiegeln geschlechtsspezifische perspektiven oder persönliche überzeugungen wider und sind mit kollektiven wie individuellen erinnerungen verbunden.
das seminar ist offen und kollaborativ und fragt nicht nur danach, wie kassel gestaltet ist, sondern auch danach, wie die stadt gelesen und geschrieben werden kann. hierbei gehen wir situativen ortsbegegnungen und bisher weniger bekannten umgebungen ebenso wie bereits vertrauteren nach, sei es in form architektonischer analysen, kunsthistorischer betrachtungen, philosophischer überlegungen, soziologischer beobachtungen oder persönlicher eindrücke und hinterfragen gemeinsam mit eingeladenen gäst*innen auch unsere eigenen positionen. denn wo einige narrative parallel oder im kreis verlaufen, werden sich andere womöglich widersprechen. wir durchsuchen den stadtraum, der bereits einer ist, denjenigen, der im begriff ist, einer zu werden, und auch denjenigen, der keiner sein will. wir suchen nach geschichten – wirkliche wie imaginierte: begegnungen mit kassel.
zum ende des seminars entwickeln wir in anlehnung an jane rendells praxis ›site-reading writing‹ eine kleine publikation. um die räumlichen qualitäten des geschichtenerzählens in form von freien essays zu verschriftlichen, vermischen wir persönliche wie akademische schreibstile, konfrontieren vorgefundene situationen mit imaginierten und kombinieren die texte mit bildern, fotografien, zeichnungen und anderen modi der gestaltung.
wann
do 19.10.23, 14–17h, einführung, raum 1107 torhaus a
fr 20.10.23, 10–17h, stadtrundgang, treffpunkt: 10h, rathaus, grosse treppe, im anschluss raum 1107 torhaus a
fr 17.11.23, 10–17h, raum 1107 torhaus a
fr 01.12.23, 10–17h, raum 1107 torhaus a
anmelden können sie sich bis zum 16.10.2023 unter angabe ihres studiengangs per e-mail an: claire.zimmermann[at]uni-kassel[dot]de
Kunst statt Religion?
Kunst existiert in ihrer Geschichte jahrhundertelang überwiegend in einem religiösen Kontext – als Bilder und figürliche Darstellungen im Kirchenbau. Hier dient sie der Vermittlung christlicher Glaubensinhalte. Mit der Neuzeit findet die Loslösung aus dieser Funktion statt und Kunst erlangt eine autonome Position. Wie aber kommt es im ausgehenden 20. Jahrhundert dazu, dass Kunst zugesprochen wird, sie sei an die Stelle von Religion getreten?
Während christliche Religion in den westlichen Gesellschaften heute den tradierten, orientierungsbringenden und ordnungsstiftenden Stellenwert verloren hat, besteht ein Bedürfnis nach einer Auseinandersetzung mit Sinnfragen fort. So individualisiert sich das Religiöse – und religiöse Erfahrungen sind auch in alltagskulturellen Bereichen zu entdecken. Kunst wird im Kultort Museum als Phänomen einer gewandelten Medialität des Religiösen interpretiert. Bedient wird sich dabei solch vager Begriffe wie: das Erhabene, Transzendenz, Präsenz, Kontemplation, etc.
Im Seminar soll anhand von Lektüre und exemplarischen Kunstwerken über die Frage „Kunst statt Religion?“ gemeinsam nachgedacht und diskutiert werden. Die Referatsvergabe erfolgt in der ersten Sitzung. Das Seminar beginnt am 30. Oktober 2023 und findet 14-täglich statt. Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist auf 20 Personen begrenzt. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung bis zum 20. Oktober 2023 per E-Mail an: linda.schiel@uni-kassel.de
Ziel des Seminars ist die Bestimmung des Verhältnisses von Kunst und Wissen: Gibt es ein genuin „künstlerisches” Wissen? Wie verhält sich dieses zu Vorstellungen von Wissen aus den Geistes- und Naturwissenschaften? (Oder wohnt diesen selbst nicht auch ein „kreatives” Moment inne?) Insbesondere wenn die Rede von der „Wissensgesellschaft” ist, gilt es zu fragen, was „Wissen” überhaupt ist, in welche politischen und ökonomischen Kontexte die Wissensproduktion eingebettet ist und wie dies vielleicht letztlich mit der Idee eines „kreativen Imperativs” zusammenhängt.
Neben der Diskussion von Grundlagentexten aus der Wissensgeschichte (und wie diese sowohl für die Architektur als auch die Kunstwissenschaft produktiv „angeeignet” werden können) wird es immer auch darum gehen, die eigene (entwurfliche, künstlerische, planerische, wissenschaftliche) Praxis als epistemische Praxis zu untersuchen. Ergänzt wird dies durch Vorträge und Diskussionen mit internationalen Gästen aus der künstlerischer Praxis, der Philosophie sowie der Architektur-, Kunst- und Wissensgeschichte.
Seminarbeginn: 27.10.2022. Anmeldung via Moodle bis zum 21.10.2022.
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Die seit 1895 stattfindende Biennale in Venedig gilt als eine der wichtigsten Ausstellungen zeitgenössischer Kunst. Neben den Nationalpavillons in den „Giardini” stellt die von Cecilia Alemani kuratierte Gruppenausstellung „Milk of Dreams” im Zentralpavillon und Arsenale einen Ausgangspunkt dar, um sich einen Überblick über aktuelle zeitgenössische Kunst zu verschaffen. Zusätzlich finden sich über die ganze Stadt verteilt weitere Ausstellungsorte einzelner Länder sowie zahlreiche kollaterale Ausstellungen. Ergänzend zur Biennale werden wir sowohl weitere Museen zeitgenössischer Kunst besuchen als auch punktuell architektonische Denkmale besichtigen.
Bitte senden Sie ein kurzes Motivationsschreiben unter Angabe Ihres Studiengangs und Fachsemesters bis zum 1.10.2022 an felix.vogel[at]uni-kassel[dot]de.
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Kollektivität ist in aller Munde. Nicht nur das gemeinsame Entwickeln künstlerischer und gestalterischer Arbeiten, sondern auch das gemeinsame Kuratieren sind heutzutage Usus, um eingefahrene Wege des Ausstellens und der Kunstproduktion zu verlassen. Der Schulterblick in die europäische Kunstgeschichte zeigt, dass es Gruppierungen mit jeweils eigenen Besonderheiten aller Art gegeben hat, die sich als Widerpart zum Kunstmarkt, als politische Lebensform oder als Keimzelle von Gegenöffentlichkeit verstanden haben. Von Dada über Fluxus, der Situationistischen Internationale oder den Guerilla Girls lassen sich, trotz aller Unterschiedlichkeit, mannigfaltige Beispiele aus dem letzten Jahrhundert finden. Dabei ist Kollektivität nicht ausschließlich als bloßer Zusammenschluss zu verstehen, sondern kann gesellschaftskritische oder gar aktivistische Tendenzen bergen, wodurch gewisse utopische Besetzungen zur Geltung kommen. Die diesjährige documenta 15, kuratiert von dem indonesischen Künstler:innenkollektiv ruangrupa, verortet Kunst im alltäglichen Leben und bietet mit seinem lumbung-Konzept Anlass, sich mit kollektiven Strategien innerhalb der zeitgenössischen Kunst auseinanderzusetzen, das Verhältnis von kollektiver und singulärer Autor:innenschaft, die Grenzen des Werkbegriffs, die Potenziale geteilter Arbeitsweisen sowie die aus gemeinschaftlicher Arbeit hervorgehenden künstlerischen Resultate zur Disposition zu stellen.
In situ bieten gemeinsame „art walks“ an den jeweiligen Vormittagen Gelegenheit zur ausführlichen Erörterung einzelner Werke und Projekte. Die Besuche von Workshops und Gespräche mit Künstler:innen sowie Akteur:innen der documenta 15 ergänzen am Nachmittag die Ausflüge. Gemeinsam sollen kollektive Projekte und Strategien besprochen, Haltungen infrage gestellt und künstlerisches Engagement ins Visier genommen werden. Auf diese Weise vermittelt das Seminar auf verschiedenen Feldern einen exemplarischen Einblick in derzeitige Strategien kollektiver Praktiken. Um den thematischen Bogen abzurunden, werden die Studierenden aus Offenbach und Kassel ganz im Sinne der lumbung-Praxis in Tandems zusammenfinden und in kurzen Impulsen ein Thema ihrer Wahl gemeinsam aufbereiten und beleuchten. Durch den dialogischen Wissensaustausch entsteht für die Teilnehmenden die Möglichkeit, eigene Konzepte, Methoden und Praxiserfahrungen im Kontext des Seminars zu reflektieren.
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Gegenwärtig stellen Museen für Architekt:innen eine außerordentlich attraktive, spannende und prestigeträchtige Bauaufgabe dar. Im Vergleich zu repräsentativen Bautypen wie Kirchen oder Regierungsgebäuden ist der Museumsbau in seiner Entstehungsgeschichte noch jung. Eines der ersten autonomen Museumsgebäude befindet sich in Kassel: das Museum Fridericianum, 1769–77, des Architekten Simon Louis du Ry. In den nachfolgenden 150 Jahren durchläuft das Museum einen Wandel, vom Repräsentationsbau des Adels hin zur Bildungsstätte des erstarkenden Bürgertums. Ausgehend vom Fridericianum werden im Seminar prägnante Beispiele der Anfänge des Kunstmuseums als eigenständige Bauaufgabe behandelt. Dabei werden die Museen in ihrer baulichen Gestalt, in ihrem Verhältnis von Architektur und Ausstellungskonzeption sowie in ihrer kulturpolitischen Funktion und gesellschaftlichen Rolle analysiert.
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Literatur zur Einführung:
- Joachimides, Alexis: Die Museumsreformbewegung in Deutschland und die Entstehung des modernen Museums 1880 – 1940. Dresden 2001.
- Klonk, Charlotte: Spaces of Experience. Art Gallery Interiors from 1800 to 2000. New Haven, London 2009.
- Naredi-Rainer, Paul von (Hg.): Entwurfsatlas Museumsbau. Basel / Berlin / Boston 2004.
Sheehan, James J.: Geschichte der deutschen Kunstmuseen. Von der fürstlichen Kunstkammer zur modernen Sammlung. Aus d. Amerik. v. Martin Pfeiffer, München 2002.
Wie verorten wir uns zwischen digitalen und analogen Wirklichkeiten im (Ausstellungs-)Raum? Der Philosoph Edmund Husserl hält 1913 in seinen Ideen zu einer reinen Phänomenologie fest, dass der eigene Leib für sein Ich die einzigartige Auszeichnung habe, »dass er den Nullpunkt all [seiner] Orientierungen in sich trägt. [...] So besitzen alle Dinge der Umwelt ihre Orientierung zum Leibe, wie denn alle Ausdrücke der Orientierung diese Beziehung mit sich führen.« Unmittelbar drängt sich jedoch die Frage auf, ob diese Äußerung zu Zeiten einer fortwährenden Digitalisierung aller Lebensbereiche noch Bestand hat? Wie beeinflussen die unserem Auge fremden, algorithmisierten Gestaltungslogiken unsere Wahrnehmung? Rund 50 Jahre nach Husserl konstatiert Theodor W. Adorno, dass in der gegenwärtigen Epoche »die Menschen in die Technik eingegangen und, als hätten sie ihr bessere Teil an sie vererbt, gleich Hülsen hinter ihr zurückgeblieben [seien]. Ihr eigenes Bewußtsein ist angesichts der Technik verdinglicht und deshalb von dieser, der dinghaften her zu kritisieren.« Wiederum 50 Jahre später, ist es ein Zeitalter »permanenter Konnektivität«, das wir gerade erleben und somit ein Prinzip fortwährender Vernetzung, das den Puls der Zeit prägt. Digitale Sphären sowie virtuelle Realitäten üben immer mehr Einfluss auf das Leben der Menschen aus. Denn durch das Smartphone, aber auch das Tablet und den Laptop, ist der Mensch zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar und so auch auf eigentümliche Weise adressierbar geworden. Die Bedeutungsebenen des Digitalen werden auf unterschiedlichste Weise verhandelt und unterliegen sich kontinuierlich wandelnden Betrachtungs- und Herangehensweisen, sodass sie nicht eindeutig bestimmt werden können. Während etwa Beate Gütschow ihre Arbeiten mit Hilfe verschiedener Architektursoftwares digital zusammensetzt und dergestalt nicht mehr existierende Orte von Neuem aufleben lässt, führt Adrian Sauer in seiner Soundinstallation Fotografieren ist zahlreiche Ableitungen seiner algorithmisierten Google-Suche nach »Fotografieren ist«, ad absurdum und erweckt in diesem Zuge nicht enden wollende Bilder, ohne auch nur eines darzustellen. So widmet sich das Seminar der Frage, wie das Digitale seinen Weg in die zeitgenössische Kunst gewoben hat. Wie gehen Künstler*innen mit den historisch gewachsenen, teils oppositionellen oder problematischen Konnotationen des Digitalen um? In welchen Arbeiten werden digitale Gestaltungslogiken kritisch hinterfragt, wo reflektiert, wo ohne Weiteres adaptiert? Um uns auf Spurensuche zu begeben, sollen neben den genannten Positionen ferner Künstler*innen wie u.a. David Claerbout, Alex Hartley, Lilly Lullay, Barbara Probst, George Rousse sowie Bruno Zhu besprochen werden. Zudem sollen mit Hilfe rahmengebender Schlüsseltexte die Techniken, die Materialien wie gleichsam die zugrundeliegenden Ideen der ausgewählten Fallbeispiele zur Debatte stehen – die Referatsvergabe erfolgt in der ersten Sitzung.
Die Auswirkungen des europäischen Kolonialismus und die weiterbestehende Überheblichkeit des Westens, die jeden Lebensbereich und somit auch die Kunst tangiert, ist in vielen Schriften theoretisch aufgearbeitet und fasst sich oft als postkoloniale Theorien zusammen. Das Interesse und Wissen über Postkoloniale Theorien/ Perspektiven soll in diesem Seminar im gemeinsamen Besprechen der Texte von und über bedeutende Denker:innen wie Gayatri Chakravorty Spivak, Edward Said, Frantz Fanon, bell hooks, Dipesh Chakrabarty und weiteren geschärft werden. Sodass wir in eigenen Forschungen, der Wissensaneignung in der Kunstgeschichte/-wissenschaft und Architektur(geschichte) Machtkontinuitäten kritischer, mutiger und konsequenter aufdecken und entmachten können. So fragt Spivak beispielsweise „Can the subaltern speak?“ und gibt in ihrem gleichnamigen Essay von 1988 beifolgend die Antwort auf die Frage danach, ob Personen die stark marginalisiert werden, jemals die Möglichkeit haben zu sprechen/ gehört werden. Sie sieht die einzige Möglichkeit einer Befreiung von Unterdrückung in dem konsequenten Rausziehen aus Bewertungen, Entscheidungen und vermeintlichen Hilfestellungen von privilegierten Perspektiven und stellt damit einige gängige Praktiken und Annahmen insbesondere in westlichen Bildungs- und Kulturinstitutionen begründet in Frage. Gerade Denkweisen wie die Spivaks bereiten viel Raum für gemeinsames Diskutieren und Lernen. Das Theoriewissen kann uns neue und wiederkehrende Diskurse rundum die documenta, Museumstrukturen, Raubkunst, Stadt, Sprache oder Wissensproduktion auf einer kritischen und strukturellen Ebene zugänglicher machen. Um einen direkten Bezug zu diesen Diskursen sichtbar zu machen, sollen neben der Besprechung der ausgewählten Texte auch konkrete Beispiele im Seminar die Theorie in die Praxis übersetzen.
Ist die sakrale Bauaufgabe überhaupt noch zeitgemäß? Die Anzahl der bestehenden Sakralbauten und deren Nutzer:innen befinden sich zumindest in einem Ungleichgewicht zueinander, was gegenwärtig vielerorts zu Leerstand, Umnutzung oder Abriss führt. Genau umgekehrt verhielt es sich hingegen 1945, als der Bedarf an neuen Sakralbauten groß war. Ausgehend von den sogenannten Notkirchen der unmittelbaren Nachkriegszeit, geht das Seminar den Entwicklungen des Sakralbaus bis zur Gegenwart nach. Mit einem Fokus auf Europa, sollen hierbei exemplarische Kirchen und Kapellen, Synagogen sowie Moscheen als Ausdruck ihrer Zeit und einer sich im Wandel befindenden Gesellschaft analysiert werden.
Die Referatsvergabe erfolgt in der ersten Sitzung.
Die Anzahl der Teilnehmer:innen ist auf 20 Personen begrenzt. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist eine Anmeldung bis zum 17. Oktober 2022 per E-Mail an: linda.schiel[at]uni-kassel[dot]de
LITERATUR
Lieb, Stefanie: Himmelwärts. Geschichte des Kirchenbaus von der Spätantike bis heute. Berlin 2010.
Schulz, Ansgar / Schulz, Benedikt (Hg.): Religion und Stadt. Positionen zum zeitgenössischen Sakralbau in Deutschland. Berlin 2018.
Stegers, Rudolf: Entwurfsatlas Sakralbau. Basel / Boston / Berlin 2010.
Stock, Jean Wolfgang (Hg.): Europäischer Kirchenbau 1950–2000. München u.a. 2002.
Wittmann-Englert, Kerstin: Zelt, Schiff und Wohnung. Kirchenbauten der Nachkriegsmoderne. Lindenberg im Allgäu 2006.
1815 als Bürgerstiftung durch Johann Friedrich Städel gegründet, umfasst das Städel Museum in Frankfurt am Main heute eine Kunstsammlung vom Mittelalter bis zur Gegenwart und ein sich in vier Bauabschnitte gliederndes Museumsgebäude. Im Seminar dient das Städel als Fallbeispiel, um sich mit der Ideen- und Architekturgeschichte des Museums sowie exemplarisch mit Werken aus 700 Jahren Kunstgeschichte und deren Präsentation zu beschäftigen.
Die Sammlung Städels befindet sich zunächst an wechselnden Standorten in der Innenstadt, bis 1878 am Schaumainkai der erste Abschnitt des heutigen Museumsbaus fertiggestellt ist. Damit ist das Städel das erste Gebäude des sogenannten „Museumsufers“, einem Stadtplanungsprojekt, das in den 1980er Jahren unter dem Motto „Kultur für alle“ initiiert wird. Im Ursprungsbau des Museums ist heute die Sammlung der alten Meister ausgestellt und im ersten Erweiterungsbau, von 1921, die Sammlung der klassischen Moderne. Zur Zeit des Nationalsozialismus werden im Städel sowohl Werke im Zuge der Propagandaaktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmt, als auch Neuerwerbungen getätigt, von denen einige aus jüdischem Privatbesitz stammen. Im Verlauf des Krieges wird der Großteil der Sammlung ausgelagert und das Gebäude, auf dem Flaktürme errichtet werden, beschädigt. Der Wiederaufbau wird 1963 vollendet. Für die Präsentation von Sonderausstellungen und die Sammlung der Gegenwartskunst werden 1990 und 2012 die Fläche des Museums abermals durch Anbauten erweitert. Damit vereint das Städel heute vier jeweils zeittypische Museumsarchitekturen in einem Gebäude.
„It matters what worlds world worlds: how to tell stories otherwise.” Mit diesem Titel bespielte die 14. Ausgabe der nomadischen Kunstbiennale Manifesta im zurückliegenden Sommer die Hauptstadt des Kosovos Prishtina. Sie stellte sich der anspruchsvollen Aufgabe, „Geschichten anders zu erzählen” – in einem Land, das über die letzten Jahrzehnte tiefgreifende soziopolitische Umwälzungen erlebt hat. Der Name war Programm: kollektives Geschichtenerzählen.
Neben der Kunst rückt bei der Manifesta der Ort der Austragung selbst in den Fokus. So analysiert zunächst ein Architekturbüro die Stadt in ihrer Struktur sowie in ihrer (Dys-)Funktionalität. Daraus entsteht dann eine Vision, um die Bedingungen und die Rolle des öffentlichen Raumes nachhaltig zu transformieren. Das Bild des heterogenen Stadtgefüges Prishtinas veranschaulicht noch heute die historischen und politischen Schichten seiner Entstehung und materialisiert die Kultur und Identität der Region. Stadtplanung, Architektur und Denkmäler sind Zeugnisse des osmanischen Reiches, des Sozialismus und eines ungesteuerten, informellen „Turbo-Urbanismus”. Inwieweit konnte die Manifesta in die Stadt hineinwirken?
Wir möchten auf den Spuren der Manifesta Vor-Ort-Recherchen zu (Wieder-)Aneignungen von Gebäuden, Räumen, künstlerischen Darstellungsformen und ihren Geschichten nachgehen. Festhalten wollen wir diese Begegnungen in Form von Gesprächen – als mündlichen, schriftlichen, oder künstlerisch gestalteten Austausch mit Prishtina, ihren Bewohner*innen, ihren Architekturen, ihren öffentlichen Räumen, ihrer Kunst. Lebt zwar die größte kosovarische Diaspora in Deutschland, hatte sie bisher doch nur wenig Raum, ihre Geschichten zu erzählen. Diese Kompaktveranstaltung möchte solche Geschichten entdecken – reale, imaginäre und metaphorische: Begegnungen von der Straße bis zum Kiosk, von der Kirche bis zum Museum oder vom Buch bis zum Zeitungsartikel.
Diese Kompaktveranstaltung splittet sich in Seminar I in Prishtina: ”It matters what worlds world worlds” sowie Seminar II in Kassel: ”How to tell Stories otherwise?” – im Rahmen beider Teile, sowohl in Prishtina als auch hier in Kassel, werden wir uns mit Akteur*innen der Manifesta austauschen und neue Ansätze entwickeln. Als Abschluss ist eine Präsentation dieser Begegnungen auf dem Rundgang des FB06 vorgesehen. Für die Belegung beider Veranstaltungen werden Ihnen zwei Seminare angerechnet. Teil I und Teil II können auch einzeln belegt werden, jedoch vergeben wir die Plätze vornehmlich an diejenigen, die beide Teile wählen. Bei Belegung beider Teile der Veranstaltung kann diese in der Kunstwissenschaft für Modul VIII b / Projektmodul 11 Credits angerechnet werden. Die Teilnahme an den Seminaren ist auf insgesamt 15 Personen begrenzt.
„It matters what worlds world worlds: how to tell stories otherwise.” Mit diesem Titel bespielte die 14. Ausgabe der nomadischen Kunstbiennale Manifesta im zurückliegenden Sommer die Hauptstadt des Kosovos Prishtina. Sie stellte sich der anspruchsvollen Aufgabe, „Geschichten anders zu erzählen” – in einem Land, das über die letzten Jahrzehnte tiefgreifende soziopolitische Umwälzungen erlebt hat. Der Name war Programm: kollektives Geschichtenerzählen.
Neben der Kunst rückt bei der Manifesta der Ort der Austragung selbst in den Fokus. So analysiert zunächst ein Architekturbüro die Stadt in ihrer Struktur sowie in ihrer (Dys-)Funktionalität. Daraus entsteht dann eine Vision, um die Bedingungen und die Rolle des öffentlichen Raumes nachhaltig zu transformieren. Das Bild des heterogenen Stadtgefüges Prishtinas veranschaulicht noch heute die historischen und politischen Schichten seiner Entstehung und materialisiert die Kultur und Identität der Region. Stadtplanung, Architektur und Denkmäler sind Zeugnisse des osmanischen Reiches, des Sozialismus und eines ungesteuerten, informellen „Turbo-Urbanismus”. Inwieweit konnte die Manifesta in die Stadt hineinwirken?
Wir möchten auf den Spuren der Manifesta Vor-Ort-Recherchen zu (Wieder-)Aneignungen von Gebäuden, Räumen, künstlerischen Darstellungsformen und ihren Geschichten nachgehen. Festhalten wollen wir diese Begegnungen in Form von Gesprächen – als mündlichen, schriftlichen, oder künstlerisch gestalteten Austausch mit Prishtina, ihren Bewohner*innen, ihren Architekturen, ihren öffentlichen Räumen, ihrer Kunst. Lebt zwar die größte kosovarische Diaspora in Deutschland, hatte sie bisher doch nur wenig Raum, ihre Geschichten zu erzählen. Diese Kompaktveranstaltung möchte solche Geschichten entdecken – reale, imaginäre und metaphorische: Begegnungen von der Straße bis zum Kiosk, von der Kirche bis zum Museum oder vom Buch bis zum Zeitungsartikel.
Diese Kompaktveranstaltung splittet sich in Seminar I in Prishtina: ”It matters what worlds world worlds” sowie Seminar II in Kassel: ”How to tell Stories otherwise?” – im Rahmen beider Teile, sowohl in Prishtina als auch hier in Kassel, werden wir uns mit Akteur*innen der Manifesta austauschen und neue Ansätze entwickeln. Als Abschluss ist eine Präsentation dieser Begegnungen auf dem Rundgang des FB06 vorgesehen. Für die Belegung beider Veranstaltungen werden Ihnen zwei Seminare angerechnet. Teil I und Teil II können auch einzeln belegt werden, jedoch vergeben wir die Plätze vornehmlich an diejenigen, die beide Teile wählen. Bei Belegung beider Teile der Veranstaltung kann diese in der Kunstwissenschaft für Modul VIII b / Projektmodul 11 Credits angerechnet werden. Die Teilnahme an den Seminaren ist auf insgesamt 15 Personen begrenzt.
Schreiben ist keine Nebensächlichkeit künstlerischer, gestalterischer und entwerferischer Praxis und dient nicht nur ihrer (nachträglichen) Vermittlung, sondern ist ein zentraler Teil dieser Praxis. Das Seminar verfolgt ein doppeltes Ziel: Einerseits befassen wir uns mit der Geschichte und Theorie des Schreibens als künstlerische Praxis, wozu wir Texte von Art & Language, Julie Ault, Heike Geißler, Dan Graham, Irena Haiduk, Wayne Koestenbaum, Chris Kraus, Maggie Nelson, Adrian Piper, Jane Rendell, Martine Syms u.a. lesen. Anhand dieser Beispiele diskutieren wir Probleme der Autor*innenschaft sowie Konzepte der Aneignung und Übersetzung, denken über die Materialität der Sprache nach, untersuchen Text-Bild-Verhältnisse und fragen nach der Funktion und Form solcher Texte. Andererseits entwickeln wir eine eigene Schreibpraxis, die zwischen den Polen „wissenschaftlich“ und „literarisch“ oszilliert und durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Textsorten dabei helfen soll, Ideen zu artikulieren und die eigene Praxis besser begreifen zu können.
Das Seminar richtet sich an Studierende aller Studiengänge des FB06 und der Kunsthochschule. Es eignet sich insbesondere für diejenigen, die kurz vor der Vorbereitung ihrer Abschlussarbeit stehen und sich fragen, was „Schreiben“ eigentlich ist.
Anmeldung mit kurzer Interessensbekundung und der Angabe Ihres Studiengangs/Fachsemester an felix.vogel@uni-kassel.de bis spätestens 10.10.23.
BEGINN: 26.10.2023.
Schreiben ist keine Nebensächlichkeit künstlerischer, gestalterischer und entwerferischer Praxis und dient nicht nur ihrer (nachträglichen) Vermittlung, sondern ist ein zentraler Teil dieser Praxis. Das Seminar verfolgt ein doppeltes Ziel: Einerseits befassen wir uns mit der Geschichte und Theorie des Schreibens als künstlerische Praxis, wozu wir Texte von Art & Language, Julie Ault, Heike Geißler, Dan Graham, Irena Haiduk, Wayne Koestenbaum, Chris Kraus, Maggie Nelson, Adrian Piper, Jane Rendell, Martine Syms u.a. lesen. Anhand dieser Beispiele diskutieren wir Probleme der Autor*innenschaft sowie Konzepte der Aneignung und Übersetzung, denken über die Materialität der Sprache nach, untersuchen Text-Bild-Verhältnisse und fragen nach der Funktion und Form solcher Texte. Andererseits entwickeln wir eine eigene Schreibpraxis, die zwischen den Polen „wissenschaftlich” und „literarisch” oszilliert und durch das Experimentieren mit unterschiedlichen Textsorten dabei helfen soll, Ideen zu artikulieren und die eigene Praxis besser begreifen zu können.
Die Neurologie geht davon aus, dass die Gegenwart für das menschliche Gehirn etwa 2,7 Sekunden dauert. Wenn von Gegenwartskunst (contemporary art) die Rede ist, meint das eine weitaus längere Dauer. In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich die Kunstgeschichte und -theorie intensiv der Frage gewidmet, was Gegenwartskunst ist: Handelt es sich dabei um eine Epoche, die auf die Moderne folgt? Wann beginnt sie? 1945? 1968? 1989? Oder ist die Vorstellung einer Epoche dafür überhaupt angemessen? Im Seminar werden wir diese Texte (u.a. von Alexander García Düttmann, Pamela M. Lee, Chika Okeke-Agulu, Peter Osborne, Juliane Rebentisch) diskutieren und mit konkreten Werken und Ausstellungen in Bezug setzen. Zudem befassen wir uns mit Museen für Gegenwartskunst: Welche architektonischen Lösungen wurden für das Ausstellen von Gegenwartskunst gefunden? Gibt es eine Typologie des Museums für Gegenwartskunst?
BEGINN: 26.10.2023.
Eine umfassende Theorie der Ausstellung steht noch aus. Das (Lektüre-) Seminar macht es sich zur Aufgabe, bisherige Entwürfe kritisch zu kartographieren. Wir werden das in diesen Texten etablierte Verhältnis von Ausstellung, Sammlung und Museum untersuchen und uns Fragen des Kuratorischen widmen. Ein Anliegen wird es auch sein, zu erkunden, wie sich Theorieentwürfe zu konkreten Ausstellungen verhalten. Damit rücken u.a. Probleme der (Ausstellungs-) Autorschaft genauso ins Zentrum wie die eigentümliche Tatsache, dass der räumlichen Dimension von Ausstellung oft eine nur untergeordnete Rolle zukommt – und wie diesem Sachverhalt allenfalls Abhilfe geschaffen werden kann.
Das Hauptseminar eignet sich vor allem für fortgeschrittene Studierende.
> Weitere Informationen im Vorlesungsverzeichnis
Literatur wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben und auf moodle bereitgestellt.
In den Geisteswissenschaften ist in den letzten Jahren eine erstarkte Auseinandersetzung mit der Kategorie Form in Bezug auf die Kunst der Gegenwart zu beobachten, und zwar als ein Interesse, das Form dezidiert als politisches Problem auffasst und damit (oft zu Unrecht als unpolitisch gebrandmarkte) tradierte Vorstellungen eines Formalismus überwindet.
Ein zentraler Gedanke ist dabei die Annahme, dass Form nicht lediglich als ästhetische Erscheinung gedacht werden kann, sondern dass sie als solche immer auch soziale Form ist. Ein solches Nachdenken über Form erlaubt, ganz unterschiedliche Probleme der Gegenwartskunst zu thematisieren, wie beispielsweise die Ausstellungsförmigkeit der Gegenwartskunst, Fragen der Wertform, infrastrukturelle Bedingungen und verdinglichte Arbeitsverhältnisse, das (mimetische) Verhältnis zwischen sozialer Realität und Kunstwerk etc. Gerade indem Form als soziale Form verstanden wird, können etwa Aspekte wie Race, Class und Gender adressiert werden, die den Kunstwerken als gesellschaftliche Zusammenhänge auf gleiche Weise eingeschrieben sind, wie diese ihre Inhalte formen.
Während die Auseinandersetzung mit der Gegenwartskunst und der aktuellen Theoriebildung im Zentrum des Seminars steht, wird es auch immer wieder darum gehen, (vergessene) formalistische Traditionen erneut aufzugreifen und sie für das Jetzt produktiv zu machen.
Das Blockseminar steht im Zusammenhang eines großen internationalen Symposiums, das im Juli 2024 in Kassel stattfinden wird. Im (Lektüre-) Seminar werden wir uns mit den dort vertretenen Positionen (u.a. Rizvana Bradley, Peter Osborne, Marina Vishmidt), Klassikern der Formtheorie und sowie wichtigen aktuellen Referenzen (u.a. Anna Kornbluh, Sianne Ngai)
Der Besuch des zweitägigen Symposiums und dessen Vor- und Nachbereitung ist verpflichtend, wird aber mit den SWS verrechnet. Die Studierenden werden aktiv in das Symposium eingebunden und kommen dadurch mit internationalen Wissenschaftler*innen und einer akademischen Diskussionskultur in Kontakt. Die Bereitschaft schwierige (größtenteils Englische) Texte zu lesen und zu diskutieren ist Voraussetzung des Seminars.
Bitte senden Sie eine kurze Interessensbekundung bis zum 10.4. an felix.vogel@uni-kassel.de
Die Verlagerung nahezu aller Bereiche der Universität in den digitalen Raum durch die Covid-Pandemie hat vor Augen geführt, was oft als Selbstverständlichkeit angenommen wird: Die Produktion und Distribution von Wissen ist von physischen Räumen abhängig. Hörsäle, Bibliotheken und Labore, aber auch Mensen sind an der Ordnung von Wissen beteiligt, bringen Wissen hervor oder schränken es ein. Eine Auseinandersetzung mit der Universitätsarchitektur ist also immer auch eine Auseinandersetzung mit der Frage nach der zeitspezifischen Bedeutung von Wissen. Das Seminars verfolgt ein doppeltes Zeit: Einerseits erarbeiten wir uns einen Überblick über die Architektur- und Wissensgeschichte von Universitäten (wobei der Schwerpunkt auf der zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt), andererseits untersuchen wir die Gebäude der Universität Kassel.