Kulturlandschaft im Klimawandel: Suburbane Räume und Landschaften im Kasseler Umland aus kultureller Sicht erfassen, bewerten, planen und kommunizieren

Studienprojekt im Wintersemester 2023 /24

Lehrende: Prof. Dr.-Ing. Markus Leibenath, Dr.-Ing. René Burghardt

Angebot für Bachelor- und Masterstudierende in 'Stadt- und Regionalplanung' sowie 'Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung'


Hintergrund

Kulturlandschaften sind Thema vieler Debatten über Naturschutz, Landschaftsentwicklung und -planung, und zwar nicht nur unter Fachleuten, sondern auch in Politik, Zivilgesellschaft und Medien. Dabei geht es um Schönheit und Gefährdung, um Schutz und Nutzung sowie oft auch um divergierende Interessen und Ziele. Denn Kulturlandschaften verändern sich dynamisch. Der Klimawandel spielt dabei eine wichtige Rolle: Einerseits direkt über extreme Wetterereignisse wie Dürre und Starkregen, aber auch indirekt über Maßnahmen zum Schutz des Klimas wie dem Bau von Windenergieanlagen.

Je nachdem, welchen Kulturbegriff man zugrunde legt, sind Kulturlandschaften besondere Landschaften, die im Idealfall durch die Zuerkennung des Weltkulturerbe-Status als Ausdruck von Hochkultur markiert werden. Oder sie stellen – gewissermaßen als Allerweltslandschaften – die Basis und das Ergebnis der Alltagskultur der dort lebenden Menschen dar. So oder so können Kulturlandschaften identitätsstiftend wirken und als Heimat betrachtet werden. Darüber hinaus sind viele historische Kulturlandschaftselemente aus Sicht des Naturschutzes von Bedeutung und spielen eine wichtige Rolle in der Landschaftsplanung sowie in der Stadt-, Regional- und Landesplanung. Kulturlandschaften können jedoch auch als Reflexionsobjekte dienen, um über Beziehungen zwischen Menschen und außermenschlicher Natur sowie über die Einbindung konkreter Orten in globale Stoff- und Energieströme nachzudenken. Der Klimawandel ist in dieser Hinsicht besonders gut als Aufhänger geeignet, weil er zu teils drastischen Veränderungen gewohnter und liebgewonnener Landschaftsbilder führt und weil seine Ursachen auch in der besagten Alltagskultur und in unseren ‚Normallandschaften‘ liegen.

Ziele

Ziel des Studienprojekts ist es, verschiedene Methoden zur Erfassung und Bewertung von Kulturlandschaften kennenzulernen und zu erproben. Darauf aufbauend sollen planerische Leitbilder und Entwicklungsvorstellungen erarbeitet werden. Als Untersuchungs- und Planungsgebiet dient uns ein Raum am nordwestlichen Standrand von Kassel, der Aspekte von Alltagskultur und von Hochkultur aufweist. Dabei handelt es sich um das Gebiet der sogenannten Rasenallee zwischen dem Kasseler Schloss Wilhelmshöhe und dem Schloss Wilhelmstal in Calden sowie angrenzender Siedlungs- und Verkehrsflächen, landwirtschaftlich genutzter Bereiche und Wälder. In dem Projekt sollen GIS-gestützte Verfahren mit kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätzen kombiniert werden.

Ablauf

Das Studienprojekt beinhaltet grundsätzlich die folgenden Bausteine. Je nach Studiengang und individuellem Kenntnisstand sollen die Studierenden im Verlauf des Projekts jedoch vermehrt eigene Fragen entwickeln und Schwerpunkte setzen:

(1)       

Stegreifübung: Begehung und räumliche Analyse des Projektgebiets (GIS-gestützt sowie fotografisch und textlich); Erarbeitung von Steckbriefen anhand von Fragen wie „Was ist typisch für diese Landschaft?“, „Was ist besonders an dieser Landschaft und was unterscheidet sie von anderen?“, „Welche menschlichen Nutzungen und Aktivitäten gibt es hier?“, „Wo sind Spuren vergangener Epochen zu erkennen?“, „Was spricht mich an und ist mir sympathisch, und was lehne ich ab?“, „Wo zeigen sich Veränderungen?“ und „Welche landschaftsbezogenen Konflikte zeichnen sich ab?“

(2)       

Kurzreferate in 2er-Gruppen zu Kulturlandschaftsbegriffen und -dimensionen, Werte-Begriffen sowie landschaftsbezogenen Bewertungsverfahren

(3)       

World-Café/ Speed-Dating zur Themeneingrenzung und Gruppenbildung für die weitere Bearbeitung

(4)       

Vertiefte Landschaftsanalyse, z. B. anhand historischer Daten oder im Hinblick auf die Wahrnehmungen und Präferenzen der dort lebenden Menschen oder unter ökologischen Gesichtspunkten oder …

(5)       

Auseinandersetzung mit der sich bereits abzeichnenden zukünftigen Entwicklung des Projektgebietes – insbesondere (aber keineswegs ausschließlich) unter dem Gesichtspunkt des fortschreitenden Klimawandels einschließlich der damit zusammenhängenden Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung

(6)       

Wie kann ein zeitgemäßes Leitbild für das Projektgebiet aussehen? Welche konkreten Vorschläge und Maßnahmen ergeben sich daraus?

(7)       

Kartographisch-textliche Aufbereitung der Projektergebnisse: Wie lassen sich die gewonnenen Erkenntnisse prägnant und überzeugend kommunizieren?

 

Das Studienprojekt findet immer dienstags von 14:00 bis 18:00 Uhr statt. Als Projektraum dient Raum 1106 im HaFeKa-Gebäude, Gottschalkstraße 26.