Hinweise für das Arbeiten mit Drosophila
Der Grund dafür, dass Drosophila so erfolgreich als Objekt für genetische Experimente verwendet werden kann, ist folgender:
Die Fliegen sind sehr leicht zu züchten und ihre Generationszeit beträgt nur ca. 14 Tage bei hohen Nachkommenzahlen. Drosophila kann in Glasflaschen oder in Plastikbehältern gezüchtet werden, die mit Watte- oder Schaumstoffstopfen verschlossen werden.
Rezept für den Futterbrei:
1 l Wasser
20 g Trockenbierhefe
83 g Maisgries
8 g Agar-Agar
40 g Zuckerrübensirup
5 ml Propionsäure
80 g Malzextrakt
1 Kaffeelöffelspitze Nipagin
10 g Vollsojamehl
Das Wasser wird zusammen mit Agar und Hefe aufgesetzt und zum Kochen gebracht, dann der Mais und die übrigen Zutaten nach und nach hinzugefügt. Der Brei muss unter ständigem Rühren etwa 10-20 Minunten lang kochen, Nipagin und Propionsäure werden erst ganz zum Schluss zugesetzt. Vor dem Ausgießen muss der Brei noch etwas erkalten, da sich sonst der Mais absetzt. Nachdem der Brei auf die Flaschen ausgegossen ist (Füllhöhe: ca. 1/3 des Gefäßes), wird ein erbsengroßes Stück Bäckerhefe auf die Breioberfläche gegeben und ein Filterpapier eingesteckt, das mit einer alkoholischen Nipaginlösung getränkt und vorher gut getrocknet worden ist. Der Maisgrieß sollte von mittlerer Körnung sein. Man erhält ihn gewöhnlich in Geschäften für Mühlenerzeugnisse. Die übrigen Lebensmittel sind in der Regel in kleineren Mengen im Reformhaus käuflich. Erst wenn der Brei vollständig erkaltet und an den Wänden der Zuchtbehälter keinerlei Kondenswasser mehr zu sehen ist, dürfen die Fliegen auf die Flaschen gesetzt werden. Die Kulturen gehen nur auf frischen Breiflaschen gut an (höchstens 2 Tage alt). Bei kontinuierlicher Zucht müssen die Fliegen mindestens alle 14 Tage auf frisches Futtermedium gesetzt werden.
Einweg-Zuchtflaschen und -röhrchen aus Plastik sind online bei verschiedenen Bezugsquellen erhältlich.
Kulturen, die älter als 4-5 Wochen sind, sollen grundsätzlich nicht im Labor belassen werden, weil sie die Gefahr von Krankheiten und den Befall von Milben mit sich bringen.
Für Kreuzungsexperimente ist es notwendig, die weiblichen Fliegen zu sammeln, bevor sie kopuliert haben. D. melanogaster wird ca. 8 Std. nach dem Schlüpfen der Imagines geschlechtsreif. Man erhält jungfräuliche Weibchen, wenn man zunächst einmal aus gut schlüpfenden Kulturen alle vorhandenen Fliegen abschüttelt und dann jeweils in Abständen von ca. 6 Std. (2 Std. als Sicherheitsfaktor!) die neugeschlüpften Weibchen sammelt.
Zum Ansetzen von Kreuzungen benutzt man in größeren Flaschen jeweils 10-12 Weibchen und 12-15 Männchen. Wenn man nur wenige Fliegen zur Verfügung hat, sollte man Kreuzungen möglichst in kleineren Zuchtgefäßen ansetzen. Für Einzelpaarzuchten müssen immer kleinere mit Brei beschickte Röhrchen verwendet werden.
Für alle, die mit Drosophila arbeiten, sind ausführliche Informationen in der „Flybase“ zu bekommen.
Dort findet man Informationen über alle Mutanten, chromosomale Aberration, Adressen von Drosophila-Laboratorien, Publikationsverzeichnisse der Drosophila- Literatur usw.
Eine sehr wertvolle Zusammenstellung aller bis 1967 bekannt gewordenen Mutationen von D. melanogaster findet sich in: D. L. Lindsley & G. G. Zimm: "The Genome of Drosophila", Academic Press 1992.
Hinweise für die Zucht von Drosophila, für das Arbeiten mit Drosophila und für genetische Experimente gibt: Roberts (Edit.): Drosophila: A practical approach IRL Pres, Oxford 1997
Sehr hilfreich ist: M. Ashburner (Hrsg.) "Drosophila, A Laboratory Handbook", Cold Spring Harbor Lab. Press, 1998