Kontrolle von Rhizoctonia solani im Kartoffelanbau (2016 - 2020)

Ausgangssituation und Bedarf

Der pilzliche Erreger Rhizoctonia solani verursacht die Wurzeltöterkrankheit an Kartoffeln mit vielfältiger Symptomatik über den gesamten Vegetationszeitraum. Typische Symptome sind Sklerotien (pockenartige Dauerstadien) an der Knollenoberfläche. Infizierte Knollen sind zentrales Element für die Weiterverbreitung des Pilzes. Von dort ausgehend wird der gesamte Wurzelbereich der Pflanze befallen; dies führt zu ungleichmäßigem Auflaufen der Kartoffeln, zur Vermorschung der Haupt- und Nebenwurzeln, zu deformierten Knollen sowie im späteren Verlauf der Krankheitsentwicklung zum Dry-Core Symptom (Trockenfäule). Mit dem Absterben des Krautes bilden sich erneut auf den Tochterknollen die schwarzen Sklerotien. Der Pilz kann auch auf Bestandesresten und schlecht abgebauter organischer Substanz im Boden überdauern. Gesundes Pflanzengut stellt daher einen eklatant wichtigen Bestandteil des vorbeugenden Pflanzenschutzes im ökologischen Landbau dar. Da keine direkten Kontrollmöglichkeiten für den Erreger im ökologischen Landbau existieren, ist die Gesunderhaltung des Bodens sowie von Pflanz- und Erntegut ein wesentlicher Beitrag zum ökonomischen Betriebserfolg auf Kartoffelbaubetrieben.
Der entscheidende Lösungsansatz für die operationelle Gruppe ergab sich aus Ergebnissen von vorangegangenen Forschungsarbeiten der Universität Kassel. Es konnte gezeigt werden, dass die Anwendung von Komposten als Reihen-Applikation zu Kartoffeln eine vielversprechende Möglichkeit ist, bodenbürtige Pflanzenkrankheitserreger zu kontrollieren. Komposte (Biogut-/Grüngutkomposte) mit einer entsprechend hohen Qualität besitzen die Eigenschaft für suppressive Wirkungen, d.h. aufgrund ihrer hohen mikrobiellen Aktivität sind die Komposte in der Lage, den Erreger zu kontrollieren.


Konkrete Aufgabenstellung und Projektziele

Landwirtschaftliche Betriebe aus Hessen, Kompostanlagenbetreiber, Berater der Ökoverbände, ein industrielles Unternehmen und Forschende der Universitäten Kassel und Göttingen haben sich zur OG Rhizofrei mit dem Ziel zusammengefunden, eine technische Lösung zur Kombination aus Kartoffel-Pflanz-Verfahren und Reihen-Applikation von Kompost als Innovation für die Kontrolle von R. solani im ökologischen Kartoffelbau zu entwickeln.


Umsetzung und Ergebnisse

Im Rahmen des Projektes konnte die Funktionsfähigkeit des Verfahrens dokumentiert und etabliert werden.

 

  • Die Herstellung der Komposte (Biogut-/Grüngutkomposte) wurde auf Modell- und Praxislevel konzipiert und überprüft. Die Verfahren sind so eingestellt, dass sie mit wenigen Abstrichen unter Praxisbedingungen auf Kompostanlagen durchgeführt werden können. Einzuhalten sind Materialauswahl, Rottezeiten sowie Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse, damit die positiv wirkenden mikrobiellen Bedingungen sichergestellt sind.
  • Das Monitoring der Kompost-Wirkungen mittels Feld- und Demonstrationsversuchen ergab überwiegend positive Ergebnisse bei der Reduktion des Sklerotienbesatzes im Erntegut; deutlich wurde der Anteil der Knollen mit einem Besatz von Sklerotien < 1% der Knollen Oberfläche erhöht. Damit ergab sich eine 10-15 prozentige Erhöhung des marktfähigen Ertrages und somit interessante ökonomische Vorteile bei Anwendung des Verfahrens.
  • Die Optimierung der Ausbringungstechnologie für die Kompost bestand in der Herstellung eines Prototyps mit Kratzbodenbunker für den Kompost sowie entsprechender Ausbringungsaggregate, die eine gleichmäßige Quer-. und Längsverteilung der Komposte zu lassen. Eine gleichmäßige Ablage der Komposte in der Reihe ist damit sicherzustellen.
  • Die Optimierung der Ausbringungstechnologie für die Kompost bestand in der Herstellung eines Prototyps mit Kratzbodenbunker für den Kompost sowie entsprechender Ausbringungsaggregate, die eine gleichmäßige Quer-. und Längsverteilung der Komposte zulassen. Eine gleichmäßige Ablage der Komposte in der Reihe ist damit sicherzustellen.
  • Die Demonstration des Gesamtverfahrens erfolgte bei den Ökofeldtagen 2017 und 2019 sowie mit einem Fachinformationsfilm.

 

Empfehlungen für die Praxis


Was ist praxisrelevant und umsetzbar?

Im Projekt konnten die Fragen gelöst werden, die für die Praxis sehr relevant sind. Das betrifft die Technik, die Kompostherstellung und damit die Verbindung zur Kompostwirtschaft und die Wirkungen der Komposte. Die überwiegend positiven Effekt auf die Knollengesundheit des Erntegutes konnten, wie in den Vorgängerprojekten, bestätigt werden. Allerdings sollte beachtet werden: es handelt sich insgesamt um ein biologisches System, das immer von den Rahmenbedingungen beeinflusst ist. Außerdem soll dem Missverständnis vorgebeugt werden, dass aus schlechtem Kartoffel-Pflanzgut gutes Pflanzgut werden kann! Komposte können zu vielen positiven Effekten führen, aber keine Wunder wirken.


Ist für die Maschine eine praxisreife Lösung gefunden? Wo kann die Maschine bezogen werden?

Bei der Maschine handelt es sich zwar um eine praxisreife Lösung, allerdings um einen Prototyp. Mit Stand vom Sept 2021 wird an einer Serien Entwicklung durch die Firma Heiss ALL-IN-ONE gearbeitet.

 

Können Komposte bezogen werden?  Welche Voraussetzungen sind zu beachten?

Obwohl die Kompostherstellung für die Anwendung gegenüber einem bodenbürtigen Pflanzenkrankheitserreger auf den herkömmlichen Kompostanlagen möglich ist, wird davor gewarnt, die Komposte „von der Stange“ zu kaufen. Unbedingt sollte die Fach-Beratung hinzugezogen werden.

 

Wie finde ich heraus, wo Komposte zu beziehen sind?

Beratung des Anbauverbandes, Fibl-Betriebsmittelliste für den ökologischen Landbau nach den gelisteten Kompostanlagen in der Region.

 

Welche Qualitäten müssen die Komposte haben?

Alle Grüngut- und Biogut-Komposte müssen den Richtlinien der Bundesgütegemeinschaft Kompost (RAL GZ 251) für den ökologischen Landbau entsprechen. Chargengenaue Analysen sind für die Qualitätskriterien obligatorisch. Schärfere Kriterien für Fremdstoffgehalt, Schwermetalle und Hygiene bei Naturland und Bioland sind zu beachten. Vor dem Ausbringung von Grüngut- und Biogut-Komposten muss dies von den Verbänden genehmigt sein.
Wie hoch sind die Ausbringungsmengen und welche Konfektion müssen die Komposte haben?
5-6,5 t Trockensubstanz pro Hektar und Jahr als Reihen-Applikation. Trockensubstanzgehalt von 60-70 % bei einer 10 mm Siebung.


Erfolgsfaktoren und Tipps für neue Gruppen

Wählen Sie übersichtliche Gruppengrößen für die OGs und eine Begrenzung auf maximal drei Hauptziele; Faustregel: je komplexer die Fragestellung desto kleiner die Gruppe. Viel Zeit für Kommunikation untereinander und für die Öffentlichkeitsarbeit einräumen. Erfahrungen in Workshops weitergeben.

 

Laufzeit

Januar 2016 - April 2020

Beteiligte am FÖL

Mitglieder der Operationellen Gruppe (OG):

  • Hessische Staatsdomäne Frankenhausen, Joachim Keil
  • Hessische Staatsdomäne Hofgut Marienborn, Christoph Förster  
  • Landwirt Ottmar Rudert, Liebenau-Ostheim
  • Landwirt Christian Weber, Niddatal Kaichen
  • Bioland Hessen e.V, Jonas Ehls
  • Naturland Fachberatung Hessen  Mühltal, Martin Trieschmann
  • Wetterauer Entsorgungsanlagen GmbH (WEAG), Friedberg
  • Humus -u. Erdenkontor GmbH, Neu-Eichenberg
  • Georg August Universität Göttingen, Abteilung Agrar-Technik, Professor Dr. Ing. Frank Beneke

 

Assoziierte Partner:

  • Landmaschinenfabrik Grimme GmbH Co KG, Damme
  • Vogteier Kompost GmbH, Niederdorla
  • Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Kassel