Multipler Wettbewerb aus Feldperspektive: Strukturelle Äquivalenz und ihre Wirkung

Beteiligte Forscher:innen

Prof. Dr. Achim Oberg (Universität Hamburg)


Eine zentrale Hypothese der Theorie organisationaler Felder ist, dass Wettbewerb dort entsteht, wo zwei Organisationen Verbindungen zu den gleichen Partnern haben. Unter diesen Bedingungen struktureller Äquivalenz können die Partner die eine Organisation durch die jeweils andere ersetzen. Weiter wird vermutet, dass Organisationen diese Substituierbarkeit bemerken und mit Wettbewerbsverhalten reagieren, um den Druck abzubauen. Obwohl diese These nur selten empirisch überprüft wird, ist sie in Feldern plausibel, in denen Produkte und Leistungen standardisiert und damit Organisationen relativ leicht austauschbar sind. Im Feld der Wissenschaft, in dem durch Zusammenarbeit verschiedener Einrichtungen ein hohes gesellschaftliches Gut angestrebt wird, könnte die strukturelle Äquivalenz andere Folgen als Wettbewerb nach sich ziehen: Organisationen wie z. B. Universitäten oder Forschungsinstitute könnten selbst unter hoher struktureller Äquivalenz zusammenarbeiten oder Allianzen bilden. Da Organisationen in der Wissenschaft in mehrere Beziehungsebenen eingebettet sind – kollaborative Beziehungen für die Forschung, öffentliche Nennungen durch andere Mitglieder des Felds und Anerkennung durch internationale Partner – können sie konkurrierende und kooperative Verhaltensweisen auf jeder dieser Ebenen unterschiedlich kombinieren, was zu verschiedenen Graden multiplen Wettbewerbs führt. Um zu untersuchen, welche Konsequenzen strukturelle Äquivalenz unter solchen Bedingungen hat, konzentriert sich das Projekt auf drei Fragen: (a) Wie entsteht strukturelle Äquivalenz im Netzwerk von Forschungskooperationen? (b) Reagieren Forschungsorganisationen öffentlich mit konkurrierendem oder kollaborativem Verhalten auf strukturelle Äquivalenz? (c) Inwieweit nehmen internationale Partner strukturelle Äquivalenz in einem nationalen Feld wahr? Um diese Fragen empirisch zu beantworten, werden drei Netzwerkebenen – Ko-Publikationen deutscher Forschungsorganisationen im Bereich der Naturwissenschaften und der Medizin, ihre Selbstdarstellung und ihre internationale Anerkennung im World Wide Web – erhoben, stochastisch modelliert und systematisch verglichen. Diese Forschung leistet damit einen Beitrag zur Theorie des multiplen Wettbewerbs im Hochschulbereich, zur institutionalistischen Feldtheorie und zur dynamischen Netzwerkforschung.