Fahre
Fahre
Der unweit von Melsungen gelegene herrschaftliche Gutshof Fahre diente einstmals als Herberge bei der Fuldafähre an der alten Landstraße „Durch die langen Hessen“ nach Thüringen und gehörte ursprünglich zum nahegelegenen Schwertzelhof. Aufgrund des regen Verkehrs befand sich neben dem landgräflichen Gasthaus auf dem Ostufer auch ein weiter südlich gelegener Riedeselscher Hof am Westufer der Fulda.[145] Nach der Abdankung des Landgrafen Moritz 1627 gehörte diese Gehöftgruppe zu den wenigen ihm verbliebenen Besitzungen. Später diente die Anlage als hessische Staatsdomäne [146] und befindet sich heute im Besitz der Fa. B. Braun Melsungen. Reste der alten Gebäude und der Einfriedungsmauer sind an einigen Stellen vor Ort noch vorhanden.
Das sanft ansteigende Terrain direkt am Fluss bot aufgrund seiner besonderen Lage, die die von Landgraf Moritz sehr geschätzte Erreichbarkeit auf dem Wasserweg gewährleistete, offensichtlich ideale Bedingungen für die Konzeption einer ländlichen Schlossanlage mit Gärten. Die in einigen Fällen anzutreffende eigenhändige Bezeichnung als „Herrenhaus“ oder „Sommerhaus“ spiegelt die Überlegungen zu einem mehr privaten, zeitweilig genutzten Wohnsitz.
Wie die zahlreichen Varianten (insgesamt 56 Einzelzeichnungen und 5 Schriftstücke) zeigen, kreisen die Entwürfe des hessischen Fürsten um die Idee eines einflügeligen Lustschlosses als relativ schlichtem längsrechteckigen Bau, wahlweise dekoriert mit Zwerchhäusern sowie Anbauten in Form von Risaliten, Pavillons oder Türmen, eingebettet in einen geschlossenen Hof mit anschließender vielfältiger Gartenlandschaft. Sie stehen in der Tradition der ländlichen, von Flüssen und Kanälen begleiteten Lustschlösser der Renaissance, wie sie in J.A. Du Cerceaus meisterhaften architektonischen Stichwerken[147] beispielhaft dargestellt sind. Die unterschiedlichen Versionen setzen das Lustschloss, das in der Größe zwischen zwei und drei Geschossen und fünf bis neun Fensterachsen differiert, in der Regel in einen eingefriedeten Hof, der mit Vorliebe durch Eckpavillons akzentuiert ist, wobei eine Aufböschung die Hanglage ausgleicht. Die in vielen Beispielen visualisierte Position des Gebäudes an der Südseite, d.h. bezogen auf die Landstraße und den Wirtschaftshof, wird in einigen Fällen zugunsten einer Verknüpfung mit dem Lustgarten und dem Fluss auf die Ost- bzw. Westseite verlagert. Andere Varianten sehen das Schloss als Fachwerkgebäude bzw. mit einer bastionären Plattform, die wehrtechnisch eigentlich keine Bedeutung besitzt.
Der auf der anderen Straßenseite gelegene, ausgedehnte Wirtschaftshof an der alten Herberge wird als separate Versorgungseinheit ebenfalls in die Planung mit einbezogen, ähnlich wie es auch für die „villeggiatura“ der italienischen Renaissance kennzeichnend ist. Weiträumige Lagepläne und die erhaltenen ausführlichen Anweisungen zur Bepflanzung der Gärten und Felder weisen darauf hin, dass der Landgraf stets auch die wirtschaftliche Nutzung des Geländes im Auge hatte.
Die häufig eingetragenen Maßzahlen belegen die recht konkreten Vorüberlegungen des Landgrafen, die aber aufgrund der finanziellen Probleme nicht realisierbar waren. Die in den beiliegenden Schriftstücken aus dem Jahre 1628 erwähnten Bauarbeiten betreffen vor allem die Ummauerung des Hofes (einschließlich von „Erkern“, d.h. Pavillons), die Wirtschaftsgebäude und das Gartengelände.
Entwurf für ein Lustschloss "Moritzheim" bei der Herberge, Lage- und Pflanzplan, 1628
Der große, aus zwei Blättern zusammengefügte Plan umfasst das gesamte bewirtschaftete Terrain an der Fulda, wobei die rechts unten eingefügte Datierung: "1628 15. Martij / Melosung[?]" vermutlich nicht von der Hand des Landgrafen stammt. Während die alte Scheuer an der Straße bereits als abgerissen gekennzeichnet wird („plätzlein da die scheuer / bestanden“), besteht das „hauß Moritzheim an der fahre“ hier noch aus dem alten, bei Dilich verzeichneten Bau - eine Erweiterung des Gebäudes wird aber bereits skizziert. Die Aufteilung des Wirtschaftshofs an der Herberge entspricht bis auf die offensichtlich neue Scheuer an der kleinen Schmiede ebenfalls Dilichs Landtafel. Neu ist die Einfriedung des Hofes um das Herrenhaus durch eine Mauer mit Eckpavillons, wobei der Zugang über eine Rampe von der Landstraße her erfolgt. Neben verschiedenen Gärten vermerkt die Zeichnung auch die Bepflanzung der einzelnen, sorgfältig abgegrenzten Äckerflächen.
Nach den erhaltenen, nur wenige Tage später (auf den 21., 28. + 30.3.1628) datierten Schriftstücken (2° Ms. Hass. 107 [155], [156] + [152]) ist zumindest die Abräumung des alten „Reisestalls“ und die Einfriedung des Hofes am Herrenhaus in Angriff genommen worden. In der Kostenaufstellung für Zäune und Mauern ist zudem namentlich die Rede von „Schloshoff“ und vier „Erkern“, womit vermutlich die Eckpavillons in der Mauer gemeint sind.
Die gründliche Planung des großen Gartengebiets entspricht ebenfalls im Wesentlichen den Anweisungen in den Schriftstücken. Der Lustgarten nahm dabei nur einen kleinen Raum ein, wichtiger waren Küchen- und Arznei- bzw. Apothekengarten.
Abbruchanweisung für den "Reisestall"
Die von einem Schreiber verfasste und vom Landgrafen abgezeichnete Anweisung beginnt: "Heut dato den 21 t Martij Ao 1628. Ist mit M: Hans Kolben, Bürge auß Milsungen, gehandelt worden, d[aß] derselbe den Alten / Reijse Stall zur Fahre abbrechen soll“ und vermerkt, dass dieser nicht nur die Ziegel und das Holz abräumen soll, sondern zudem „den hoff, wie solcher / abgestickt, nach der wagen hübsch zu vergleichen, damit derselbe / fein gleich vergleichen werde, undt in eine gleichheitt kommen möge“.
Ziegelbestellung
Im Zusammenhang mit den Planungen für eine Umgestaltung des Hofes Fahre erfolgte am 28.03.1628 eine Bestellung an den „Ziegeler von d[er] Carthauß“ der „so baldt / als Immermöglich” Steine liefern solle. Die Rede ist nicht nur von „Backen Steine[n]“, sondern auch von „Garten scherben“ und „Baumscherben“, die vermutlich zur Gliederung der in 2° Ms. Hass. 107 [149] eingetragenen Gartenareale eingesetzt werden sollten.
Kostenaufstellung für Zäune und Mauern
Die auf den 30.03.1628 datierte „Ausrechnung des gantzen Mauerwergks, wo fern an Stat des / frasenwalls die Area des Schloshoffs zur fahre, biß an die / vergleichung des platzes oder fußs solte von Mauerwergk gemacht, / und die Erde darhinder verstürtzt werden“ veranschlagt die Ausmaße und Unkosten einer Aufböschung und soliden Einfriedung des Hofes um das geplante Lustschloß in Fahre, wie sie in 2° Ms. Hass. 107 [149] vorgestellt wird. Dabei werden zwei Varianten der Anfertigung verglichen. Das „Mauerwerck von Steinen“ erscheint teurer als die „Haarwandt“ (eine Fachwerkkonstruktion), „es ist aber solche haarwandt bei weitem nicht / so bestendig, und vorm insteigen so sicher, / alß das mauerwerck von Maursteinen."
Vermessungstabelle zu Gartenarealen
Die vorliegende Tabelle gibt die Maße der verschiedenen Gärten und Äcker am geplanten Lusthaus (vgl.2° Ms. Hass. 107 [149]) die bebaut werden sollen. Ergänzend sind zudem die Kosten für die Samen aufgeführt (Erbsen, Bohnen, Reis Hirse), die ausgesät werden sollen. Desweiteren wird festgelegt, dass „wenigstens 3 Acker Brach zu kraudt, / Rüben, Wurtzel, pastinaken und dergleichen küchen sachen“ vorgehalten werden sollen. Diese Aufstellung steht vermutlich im Zusammenhang mit der Aussaatanweisung 2° Ms. Hass. 107 [154].
Aussaatliste für den Küchengarten
Die Aufstellung "Zu besahmung unsers gemeinen feldt oder küchen gartens zur Fahre / seindt vonnöten noch folgende Sahmen, so theils jetzo also baldt theils / hinkünftig in [...] verschaft werden sollen.” verzeichnet die geplanten Sämereien (u.a. Petersilie, Senf, Bohnen) im Küchengarten. Die von anderer Hand angefügte „Taxa“ notiert zudem die darauf anfallenden Kosten.
Entwurf für ein "Lusthaus" bei der Herberge, Lageplan, 1628
Der Lageplan, bezeichnet: "das f. lusthauß / zur Fahre an der fulde. / Inventiert den 2 Aprilis . 1628. / M.H.L.", stimmt in der Aufteilung des Areals weitgehend mit 2° Ms. Hass. 107 [149] überein, wobei hier zudem das Gelände des Wirtschaftshofes komplett angegeben ist. Auf Details und die Einzeichnung des Herrenhausgrundrisses wurde verzichtet, da hier der Interessenschwerpunkt auf dem Verlauf der Mauern und Abgrenzungen liegt - möglicherweise im Zusammenhang mit dem erhaltenen Schriftstück vom 30.03.1628 (2° Ms. Hass. 107 [152]) in dem es um eine Kostenaufstellung für Zäune und Mauern geht.
Entwurf für eine Gartenanlage hinter dem Lustschloss, Lageplan
Die schon in 2° Ms. Hass. 107 [149] dargestellten großen Gartenareale und bepflanzten Felder hinter dem geplanten Herrenhaus werden in diesem Entwurf durch einen botanischen Garten im Anschluss an das "stück so mit haver gesehet" ergänzt. Die Beschriftung der einzelnen Felder: "Area Aromaticorum", "Area Bulbosarum", "Area ternifoliens.", "Hortus sylvestrium", "Area florigenarum", "Area Tuberosarum" und "Area pilosarum" spiegelt eine Bepflanzung nach botanischen Interessen. Ein halbkreisförmiger Abschluß zur Straße hin und kleine, runde Lauben an den drei äußersten Punkten geben der durch ein doppeltes Wegekreuz unterteilten Anlage darüber hinaus ein repräsentatives Aussehen.
Entwurf für ein Herrenhaus bei der Herberge, Lageplan
Dieser ausführlich mit Maßangeben versehene Lageplan entspricht vor allem in der Anlage der Herberge mit den anliegenden Wirtschaftsgebäuden der in 2° Ms. Hass. 107 [145] gegebenen Anordnung. Sehr ähnlich ist auch die Anlage des Schlosshofs mit durch rechteckige Mauervorsprüngen betonten Ecken, aber ohne Pavillons. Das eher schlichte Herrenhaus erscheint als eine Weiterentwicklung der in 2° Ms. Hass. 107 [149] angedeuteten hälftigen Erweiterung des vorhandenen Gebäudes. Der auffällige Horizontalschnitt des geplanten Herrenhofes ermöglicht dem Landgrafen, das nach der Fulda hin abschüssige Gelände zu demonstrieren, dessen Ausgleich eine massive Substruktion (Futtermauer mit Rundbögen) am unteren Ende des Terrains erforderte.
Die am oberen Rand ansetzende, bis in die Zeichnung reichende Materialliste bezieht sich auf Holzbalken, die möglicherweise für ein neues Wirtschaftsgebäude benötigt wurden.
Entwurf für ein Herrenhaus bei der Herberge, Lageplan, 1628
Der Plan in der unteren Hälfte des Blattes wird durch die beigefügte ausführliche Maßtabelle ergänzt, die die geplanten Baumaßnahmen am Wirtschaftshof erläutert. Danach sollte die Herberge verkleinert werden: „die Abseite daran soll abgelegt und uff / eine andere städte versetztet werd[en] -16 schue.“ (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [143]). Dafür könnte der Misthof vergrößert werden: „Alßo kan der Misthoff hinder der scheuer noch / verlengert werde - 100 schue."
Der fürstliche Hof mit dem schlichten Gebäude des Herrenhauses, bezeichnet als „das hauß / zur Fahre an der Fulda“ verfügt in dieser Variante über quadratische Eckpavillons in der Einfassungsmauer. Die einzelnen Gartenareale werden durch Baumreihen abgegrenzt, wobei der schon in 2° Ms. Hass. 107 [143] eingezeichnete Teich hier direkt unterhalb der Hofanlage platziert ist.
Entwurf für ein Herrenhaus bei der Herberge
Das ausgesprochen kleine Blatt zeigt eine Skizze vom "hof des / hauses zur / Fahre". Der Hof mit dem schlichten, im Umriss wiedergegebenen Herrenhaus, gelegen an der "Straße von Spangenberg uff Homberg", wird ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [144] von einer mit Eckpavillons aufgewerteten Mauer eingefasst und von Gärten und Teichen, untergliedert von Baumreihen, begleitet.
Entwurf für ein Lustschloss mit großem Garten,1628
Der 1628 datierte Entwurf konzentriert sich wie 2° Ms. Hass. 107 [149] auf die Gestaltung des Terrains, das sich unterhalb und neben dem Hof erstreckt, gestaltet als großzügige Gartenanlage mit geometrischen Kompartimenten. Von den dort eingezeichneten landwirtschaftlich genutzten Flächen sind hier nur "Wiese und Baumgarte“ und "gense Anger" am Fluß übrig geblieben.
Die Anlage von Hof und Herberge entspricht den Lageplänen 2° Ms. Hass. 107 [143] + [144].
2° Ms. Hass. 107 [115] recto, rechts
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Ansicht von Südwesten
Der in Vogelschauansicht von Westen gegebene Entwurf ist wirkungsvoll so ins Bild gesetzt, dass sämtliche Begrenzungslinien und Wege diagonal verlaufen. Das zweigeschossige „Schloß Fahre“ besitzt einen Mittelrisalit an beiden Langseiten und eine von quadratischen Eckpavillons überragte Hofmauer. Der südöstliche Pavillon erhält dabei zusätzlich ein Fachwerkobergeschoß. An diesem Pavillon liegt auch der "deich", der in den Entwürfen des Landgrafen mehrfach die Position wechselt.
Der Eingang zum Schlosshof liegt an der "Strasse nach Schwertzels hoff" (s.a. Schwertzelhof), die an der „herberge" vorbei zur Fulda führt. Rechtwinklig dazu geht oberhalb des Hofes der "Weg nach Beysefurht" (Beiseförth) ab.
2° Ms. Hass. 107 [115] verso, rechts
Entwurf für eine Gartenanlage am Lustschloss
Auf der Rückseite des Entwurfs für das „Schloß Fahre“ befindet sich ein kleines Schema für einen geometrisch gegliederten Ziergarten von quadratischem Umfang. Ausgehend von einem runden Feld in der Mitte durchschneiden vier radiale Wege die unterschiedlichen rechteckigen Beetkompartimente, endend in teilweise nur angedeuteten runden bzw. halbrunden Feldern. In dieser geometrisierenden Gestaltung ähnelt der Entwurf den Beetgestaltungen, die Charles Estienne in seinem Buch vom Landbau "Maison rustique"[148], das auch im Nachlassinventar des Landgrafen verzeichnet ist, [149] in vielen Varianten vorführt.
Möglicherweise handelt es sich hier um einen Entwurf für den quadratischen „Blumengarten“ auf der Vorderseite des Blattes.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge
Die anschauliche Vogelperspektive zeigt eine ähnliche Geländeaufteilung mit Gärten und Feldern wie 2° Ms. Hass. 107 [115] recto, rechts. Die geometrische Aufteilung des Gartenbereichsunterhalb des Schlosses sowie die spezielle Einzäunung reflektieren die Planung eines repräsentativen Lustgartens an dieser Stelle.
Das zweigeschossige Lustschloss wird in dieser Variante mit breiten, zweiachsigen Zwerchgiebeln an den Langseiten aufgewertet, die mit der Form der Stirngiebel korrespondieren. Die quadratischen Eckpavillons sind mit kleinen Laternenaufsätzen auf dem Zeltdach dekoriert.
Entwurf für ein Lustschloss in Fachwerkkonstruktion
Das kleine Blatt präsentiert eine Entwurfsvariante, die die geplante Anlage vor dem "Weg nach Beysefurt" auf ganz eigene Art als komplette Fachwerkkonstruktion auf dreieckiger Grundfläche zeigt. Dadurch verengt sich der Hofraum derart, dass das Hauptgebäude nur unzureichend dargestellt werden konnte. Die Eckpavillons werden mit Dachbalustraden und Laternen- bzw. Belvedere-Aufbauten besonders hervorgehoben. Mit ähnlichen Elementen wie in 2° Ms. Hass. 107 [151]werden ein eingezäunter Lustgarten und „küchengarten“ – Bereiche angefügt.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge
Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [115] und [151]ist die gesamte Anlage systematisch in verschiedene Funktionsbereiche untergliedert. Neben den sorgfältig unterteilten Gärten und Feldern ist in dieser Variante noch ein kleiner „Spielplatz“ am „"Weg nach Beisefuhrt" eingezeichnet. Das zweigeschossige Gebäude entlang der östlichen Seite im „Schloßhoff“ verfügt über einen zentralen Wendeltreppenturm mit Haubendach.
Die Herberge auf der anderen Seite der Landstraße wird durch zwei identische Gebäude auf der Rückseite erweitert. Eine solche Planung erscheint ein zweites Mal in 2° Ms. Hass. 107 [118] und wurde vermutlich nicht verwirklicht.
2° Ms. Hass. 107 [136] recto, oben
Entwurf für ein "Lusthaus" in Fachwerkkonstruktion
Der obere Entwurf auf einem Blatt mit zwei Varianten des Lusthauses in Fahre auf der Basis einer Fachwerkkonstruktion, zeigt das Gelände in der aus anderen Plänen bekannten Aufteilung von Süden, wobei auch hier ein „Spielplatz“ nördlich an den „herren hof“ angrenzt. Ins Auge fällt der durch einen Aufsatz aufgewertete, den Dachfirst deutlich überragende zentrale (Treppen)Turm an der Front des Gebäudes, dem ein Risalit an der Rückseite entspricht. Während das Lustschloss vom Sockel an komplett in Fachwerkbauweise entworfen ist, sind die Eckpavillons der Umwehrung weiterhin in Massivbau vorgesehen.
Die Wirtschaftsgebäude an der Straße sind in diesem Fall um einen „Reisestall“ ergänzt, der außerhalb der Schranken liegt,[150] die in Höhe der beiden vorderen Eckpavillons die Straße absperren.
2° Ms. Hass. 107 [136] recto, unten
Entwurf für ein „Lusthaus“ in Fachwerkkonstruktion, 1628
Die auf den 8. Mai 1628 datierte Zeichnung „Der Hof des Lusthauses zur fahre an der fulda“ zeigt ebenso wie die auf dem gleichen Blatt befindliche Variante einen Entwurf des Lustschlosses als Fachwerkbau, der sich an der ländlichen Umgebung orientiert. Im Zentrum des von Westen her gesehenen Geländes liegt der vom oberhalb gelegenen Spielplatz zugängliche Schlosshof, dessen Einfriedung mit den Eckpavillons zum Hang hin abgeböscht ist. Das herrschaftliche Lusthaus in schlichtem Fachwerk wird durch einen zentralen, steinernen Wendeltreppenturm mit Haube und bekrönender Wetterfahne ergänzt. Der Ziergarten wird auch hier wie in anderen Beispielen durch eine geometrische Beeteinteilung gekennzeichnet.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge
Eine eigenwillige Kombination von Vogelschau (Wirtschaftshof und Garten) und Horizontalschnitt (Schlosshof) prägt diesen Entwurf, der auf diese Weise einen Einblick in das Innere des herrschaftlichen Wohnhauses ermöglicht. Das Erdgeschoss sollte demnach, wie damals allgemein üblich, die Versorgungsräume enthalten. Da kein separater Treppenturm vorgesehen ist, sind an zwei Stellen einfache Treppen zur Erschließung der verschiedenen Ebenen eingezeichnet. Ähnlich wie bereits in 2° Ms. Hass. 107 [143] wird in diesem Fall die Mauer einzig durch Mauervorsprünge anstatt der Eckpavillons vervollständigt. Vom Schlosshof aus gelangt man über eine zentrale Pforte direkt in den „Blumen garten“ dessen variantenreiche geometrische Beetgliederung die Bepflanzung eines Zier-Parterres versinnbildlicht.
Im Bereich der Bebauung ist die Landstraße, wie schon in 2° Ms. Hass. 107 [136] recto, oben mit Schlagbäumen zur Erhebung von Wegezoll versehen, ein für den Fürsten nicht unwichtiges Detail.
Entwurffür ein Lustschloss bei der Herberge
Ähnlich wie 2° Ms. Hass. 107 [127] präsentiert auch dieser Plan einen Entwurf für das Lusthaus Fahre in einem Hof mit schlichter Mauer, wobei die Planung sich auf den Schlosshof und die direkt anschließenden Gelände von Spielplatz und Ziergarten beschränkt. Der Grundriss des fürstlichen Wohngebäudes, das neben einem rechteckigen Treppenturm auf der Vorderseite auch einen ausladenden Mittelrisalit auf der Rückseite aufweist, zeigt in diesem Fall in seiner Raumdisposition mit zwei Appartements - bestehend aus Vorgemach, Kammer und Stube - und einem zentralen „Sahl“ das obere Geschoß.
2° Ms. Hass. 107 [134] recto, unten
Entwurffür ein Lustschloss bei der Herberge
Die Darstellung, die sich auf das fürstliche Herrenhaus und seine Verortung im Hof konzentriert, gibt eine relativ nahsichtige schräge Vogelschauansicht von Süden. Das zweigeschossige Gebäude mit seinen charakteristischen Doppelbahnenfenstern, einem Erker für die Aborte („Secret.“) auf der Rückseite, einem Turm mit „Laterne“ auf der Vorderseite, sowie weiteren Risalitvorbauten an den Stirnseiten ist hier direkt in die Hofmauer integriert. Wie in anderen Varianten markieren auch hier quadratische Pavillons die Ecken der Anlage, wobei die Angabe der Funktionen ("die küche", "die Silber Cammer", "Bütteley", "Backerey“) den kleinen Gebäuden wirtschaftliche Zwecke zuordnet.
Bemerkenswert ist der Eingang zur Straße hin mittels eines kleinen runden Pavillons ("hinab tridt"). Eine weitere Maueröffnung führt auf der rechten Seite in den ummauerten Vorhof, der den in anderen Zeichnungen hier verorteten Spielplatz an dieser Stelle ablöst.
Rechts oben auf der Straße ist deutlich die kleine Brücke zu erkennen, die in der rückseitigen Darstellung separat und detailliert gezeigt wird.
2° Ms. Hass. 107 [134] verso, oben
Entwurf für eine Brücke über den Flutgraben, 1628
In einer separaten Zeichnung thematisiert Landgraf Moritz den Bau der kleinen Brücke über den Flutgraben am Kreuzungspunkt der Landstraße und der Straße nach Malsfeld, der auch auf der Vorderseite des Blattes eingezeichnet ist. Die steinerne Konstruktion trägt auf der Balustrade die Inschrift "1.6.2.8. / M.M.M. / M.L.Z.H.".
Weitere Darstellungen (2° Ms. Hass. 107 [135] + [142]) belegen konkrete Planungen für diesen Zweckbau.
2° Ms. Hass. 107 [342] verso, unten rechts
Entwurf für ein Lustschloss an der Herberge
In ähnlicher Form wie2° Ms. Hass. 107 [134] recto, unten integriert diese kleine Zeichnung auf einem Blatt mit unterschiedlichen Darstellungen das Herrenhaus in die Hofmauer, wobei die beiden Eckpavillons direkt an das Gebäude rücken. Allerdings liegt das Gebäude hier an der Ostseite des Hofes wie in 2° Ms. Hass. 107 [117] und [126] und ist somit zur Fulda hin ausgerichtet.
Wirtschaftsgebäude neben der Herberge, Umbauentwurf
Wie eine Ergänzung der in 2° Ms. Hass. 107 [134] recto, untengezeigtenAnsicht erscheint diese Zeichnung, die denBlick vom Schlosshof über die Straße mit dem Graben auf die Herberge und den Wirtschaftshof wiedergibt. Die beiden Eckpavillons im Vordergrund ("grande vessellerie:", "Cusineries:") sowie die die kleine Wendeltreppe zur Landstraße ("Eschelles:") sind im Horizontalschnitt gegeben, ebenso auch die "Scheuer" und der "Marstall" im Hintergrund, während die Fachwerkgebäude von "herbirge" und "gast stall" in gemäßigter Vogelschau dargestellt sind. Dabei wird deutlich, dass das Stallgebäude im vorderen Bereich mittels eines Dachausbaus mit der Scheuer verbunden werden soll. Dieses Vorhaben wird auch in weiteren Zeichnungen (2° Ms. Hass. 107 [218] mittig und [139] recto, oben thematisiert.
Die Adresse auf der Rückseite und die Spuren der ursprünglichen Faltung verraten, dass der Landgraf hier einen benutzten Briefumschlag weiter verwendete.
Wirtschaftshof, Entwurf für einen Dachausbau am Stall
Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [139] + [140] beschäftigt sich Landgraf Moritz auch in dieser Zeichnung mit dem Entwurf für einen „Sattel“, eine Querverbindung im Dach zwischen dem großen Kuhstall und der Scheuer entlang der Landstraße, wobei in diesem Fall der Übergang „geduppelt“ ist, d.h. in der Dachlinie abgestuft ist.
Entwurf für einen Eckpavillon
Unterhalb des Entwurfes für eine Dachweiterung am Stallgebäude in Fahre befindet sich ein als "Muster Wie die thürmlein sollen gedeckt werden" betitelter Entwurf, der sich mit der Bedachung der als Wirtschaftsgebäude vorgesehenen Eckpavillons am Schlosshof beschäftigt. Ähnlich wie in 2° Ms. Hass. 107 [306] recto, unten linkswird die Balkenkonstruktion sehr sorgfältig geschildert, so dass sie möglicherweise als Anweisung an die Dachdecker benutzt werden konnte.
2° Ms. Hass. 107 [306] recto, unten links
Konstruktionszeichnung für das Dachwerk eines Eckpavillons
Die Konstruktionszeichnung zeigt ebenso wie 2° Ms. Hass. 107 [218] untendie Balkenlagen des Daches auf einem der Eckpavillons am Schlosshof.Aus dem eigenhändigen Titel: "Dachung der zwey uffgeführten steinern / Erkern zur Fahre an der fulda", läßt sich schließen, dass zwei der schon in der Kostenaufstellung2° Ms. Hass. 107 [152]erwähnten, als Erker bezeichneten Pavillonstatsächlich errichtet worden sind.
2° Ms. Hass. 107 [139] recto, oben
Wirtschaftshof, Umbauentwurf für den Stall
In perspektivischer Ansicht zeigt der hessische Fürst in dieser Zeichnung den "kuen[?] stall mit dem rechten Sattel geg[en] der scheuren" wie in 2° Ms. Hass. 107 [140] + [218] mit einer Querverbindung im Dachstuhl zur Scheuer hin.
2° Ms. Hass. 107 [139] recto, unten
Wirtschaftshof neben der Herberge mit Umbauentwurf für den Stall
Die Vogelschauansicht gibt einen Einblick von Norden, d.h. von der Landstraße aus, in den an der Herberge gelegenen Wirtschaftshof mit seinen Gebäuden, wobei das Gasthaus im Horizontalschnitt auf unterster Ebene gegeben ist. Entlang des durchgehenden "Ehrn" liegen Wirtschaftsräume sowie eine „große“ und eine „kleine Stube“. Über den rückwärtigen Ausgang erreicht man den „Misthof“, um den sich diverse Ställe sowie der durch Schornsteine gekennzeichnete bifunktionale Bau von „Brau hauß"/„Backhauß" gruppieren. Der langgestreckte Stallbau, der den Hof auf der rechten Seite abschließt, wird auch in diesem Fall wie in der oberen Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [139] recto, obendurch einen Dachausbau mit dem rechts anschließenden Gebäude verbunden.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Ansicht von Westen
Auf diesem Blatt entwirft Landgraf Moritz eine sehr anschauliche Ansicht des geplanten Lustschlosses Fahre und seiner Umgebung von Westen. Die Bezeichnung am oberen Bildrand: "Auttre façon du chasteau des paques" wie auch die gesamte übrige Beschriftung ist in französischer Sprache verfasst.
Die Schlossanlage liegt an der in west-östlicher Richtung verlaufenden "Strade / venant d'Homberg & / allant vers Spangenberg". Mehrere Gartenareale ("herberie“, „jardins“ und "Pomier") begleiten ähnlich wie in den anderen Entwürfen den Schlosshof, wobei diesmal der Teich ("estoin") auf der westlichen Seite der Einfriedung angeordnet ist. Neu ist im herrschaftlichen „Cour“ die Position des dreigeschossigen, mit risalitartigem, rechteckigem Treppenturm ergänzten„chasteau" an der Ostseite (Ausrichtung zum Fluß hin) und die Vervollständigung durch ein rechtwinklig dazu angelegtes Nebengebäude ("les services"), das die zu ähnlichen Zwecken genutzten Eckpavillons überflüssig macht. In dieser Art erinnert die Anlage deutlich an den ebenfalls dreigeschossigen Schlossbau in Melsungen mit dem rechtwinklig dazu angeordneten Burggrafenhaus (vgl. z.B. 2° Ms. Hass. 107 [230] recto, oben). Vier runde Ecktürme in der mit kleinen Schießscharten versehenen Mauer komplettieren das Bild eines komfortablen, ländlichen Lustschlosses.
Im Vordergrund zieht sich "La riviere de la fuld." mit der Bootsanlegestelle, markiert durch ein Fährboot ("la paque" = „bac“ in heutigem Französisch) mit zwei dekorativ am Ufer abgelegten gekreuzten Rudern. Am westlichen Flußufer liegt neben der Riedeselschen Herberge ("hostellerie.") noch eine „tuillerie“ (Ziegelhütte). Beide Anlagen sind auch in Dilichs Landtafeln[151] eingezeichnet, allerdings in deutlich größerem räumlichem Abstand.
2° Ms. Hass. 107 [117] verso, oben
Entwurf für ein Lustschloss auf bastionärer Plattform
Die Ansicht von Norden präsentiert das, ähnlich wie in der Darstellung der Vorderseite des Blattes an die Ostseite des Hofes gesetzte, fürstliche „herrnhauß“ nebst den „services“ auf einem bastionären Podest mit umlaufendem Graben. In dieser Form korrespondiert der Entwurf mit Idealentwürfen für Schloß Melsungen, die ähnliche befestigte Plattformen zeigen (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [244] recto, rechts). Das dreigeschossige Hauptgebäude ist mit einem Mittelrisalit an der Vorderseite und vier an den Ecken angesetzten, quadratischen Ecktürmen repräsentativ ausgestattet.
An der "strasse von - Spangenberg / - Leiptzig nach - Homberg. / - Frankfurdt" liegen im Vordergrund die Wirtschaftsgebäude mit der “herbirge zur fahre".
2° Ms. Hass. 107 [117] verso, unten
Entwurf für ein Lustschloss auf bastionärer Plattform
Die zweite Variante auf der Rückseite des Blattes gibt das Lustschloss in einer Ansicht von Westen, bezeichnet im Hof als "das Castell zu Fahre". Die schon in der oberen Darstellung beschriebene, bastionäre Plattform wird hier nur hälftig präsentiert, wobei ein Teil des Nebengebäudes im Horizontalschnitt gezeigt ist. Dem großen Teich im "grasgarten", liegen auf der anderen Straßenseite "die herberge", "Stal" und "Küch[en]garte" gegenüber. Im Vordergrund ist wieder die Fulda mit dem Fährboot wiedergegeben.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge
Das schmale Blatt gibt die Bebauung beidseits der „strasse nach Spangenberg" wieder. Das wiederum an der Ostseite des Hofes angesiedelte dreigeschossige Schlossgebäude präsentiert sich als langgestreckter Bau mit markantem rückseitigen Treppenturm und polygonalen Ecktürmen. Statt der üblichen Eckpavillons wird die Mauer nur an der Westseite durch eine sechseckigen Pavillon unterbrochen, der den Übergang zum tiefer gelegenen Terrain mit dem Teich ermöglicht.
2° Ms. Hass. 107 [129] recto, oben
Herberge mit Wirtschaftshof, darüber drei Detailzeichnungen
Die Zeichnung auf der oberen Hälfte des Blattes gibt in der Vogelschau einen Einblick in den Wirtschaftshof an der Herberge von Norden. Das Gasthaus wird in diesem Fall wie in 2° Ms. Hass. 107 [139]im Horizontalschnitt gezeigt, wobei der Schnitt hier entlang der Geschoßdecke über dem Erdgeschoß verläuft. Deutlich wird, dass die Raumanordnung grundsätzlich übereinstimmt, auch wenn die Funktionalitäten anders verteilt sind. Man kann deshalb davon ausgehen, dass es sich hier um eine Bestandsaufnahme handelt. Die rückwärtig anschließenden Gebäude ("Sau stall", "Kühe Stall", "pferdt stall", "Brau hauß", "herrn Pferde stall") erscheinen ebenso in der genannten Darstellung.
Der inhaltliche Zusammenhang mit den drei Detailzeichnungen am oberen Bildrand ("scala lapidea" = steinerne Treppe, "Necessarium" = Abortstuhl, Abseite „stultificium“ = dumme Sache) bleibt unklar. Bei der Darstellung der gewendelten Treppe mit zehn Stufen könnte es sich um eine Version der in 2° Ms. Hass. 107 [140] recto dargestellten kleinen Treppe an der Pforte zur Landstraße handeln.
2° Ms. Hass. 107 [129] recto, unten
Zwei Entwurfsvarianten für ein Lustschloss mit Garten
Die Darstellung auf der unteren Hälfte des Blattes vereint zwei nicht deutlich voneinander getrennte Entwurfsvarianten des Lustschlosses, wobei die Schnittline ungefähr in der Diagonale verläuft. In beiden Versionen sitzt der Schlosshof auf einem Podest, das die Hanglage ausgleicht.
Die obere, vom Bildrand angeschnittene Version deutet eine sechseckige Grundform des Hofes an. Das Gebäude wird ausgesprochen dekorativ in Szene gesetzt, mit zentralem Treppenturm, bekrönt von einem Belvedere, sowie an der Traufe ansetzenden Dachtürmchen und Runderkern an den Stirnseiten.
In der unteren Variante, die von Osten aus gesehen ist, wird der Schlossbau an der Südseite des Hofes durch ein zurückgesetztes drittes Geschoß und Mittelrisalite an den Langseiten geprägt.
Beide Entwürfe zeigen im Anschluss an den Hof unterschiedlich gestaltete Ziergartenareale.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, darunter Lohnliste ("Quartalszettel")
In dieser Vogelschauansicht von Norden konzentriert sich Landgraf Moritz auf die Darstellung von „Herren hof“ und Wirtschaftsgebäuden am Kreuzungspunkt der Straßen, wobei er die verschiedenen Zufahrtswege ergänzt. Die Einfahrt zum Schlosshof erfolgt in diesem Fall über die an der Kreuzung gelegen Ecke des Vorhofs und ein Öffnung in der östlichen Mauer, die mit Eckpavillons versehen ist. Ein kleines Tor mit zweiläufiger Freitreppe ermöglicht den Zugang für Fußgänger von der Landstraße aus. Das an der Südseite positionierte, zweigeschossige Lustschloss verfügt über einen zentralen polygonalen Treppenturm der wie in 2° Ms. Hass. 107 [129] recto, unten von einem Belvedere-Aufsatz mit Balustrade bekrönt wird.
Für den Wirtschaftshof sind auch in diesem Entwurf Erweiterungen vorgesehen. Neben den schon in 2° Ms. Hass. 107 [124] visualisierten Anbauten an die Herberge verzeichnet der Landgraf östlich anschließend zwei kleinere Gebäude an dem „stück / könte zu einem viehof / genommen werden“. Eine nähere Erläuterung dieser Planung liegt vermutlich in 2° Ms. Hass. 107 [147] vor.
Der im unteren Drittel des Blattes notierte „Quartalszettel geg[en] / den 1. Julij“ steht in keinem inhaltlichen Zusammenhang mit der Zeichnung.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Lageplan
Übereinstimmend mit 2° Ms. Hass. 107 [118]visualisiertdieser Plan Schlosshof, Vorhof und den Wirtschaftshof an der "Landtstrasse nach der Fähre". Die eingetragenen Funktionen der Wirtschaftsgebäude erläutern, dass die beiden neuen Gebäude neben dem „Stall“ für "Char", d.h. Karren, vorgesehen sind, ergänzt um die mit großen Einfahrten versehenen „denne[n]“.
Entwurf für ein Lustschloss ("Sommerhaus"), 1629
Der Entwurf für ein "Sommerhaus zur Fahre", über dem Portal mit der Jahreszahl 1629 versehen, präsentiert das geplante Lustschloss als eindrucksvollen dreigeschossigen Bau mit vier sechseckigen(?) Ecktürmen im Kontext des mit Mauer und Eckpavillons eingefassten Hofes. Die Art der Darstellung korrespondiert in diesem Fall deutlich mit einem Idealentwurf des Landgrafen für ein Lusthaus am Fluß (2° Ms. Hass. 107 [272]), das ähnliche Ecktürme und eine vergleichbare Fassadengestaltung mit Zwillingsfenstern und Gesimsen aufweist.
Die handschriftliche Erläuterung "Sommerhauß zur Fahre. lang 80 sch. Breidt / 36 schue hoch biß an das tach 42 schue. die vier / Eckthürmlein gehen weidt an Diameter 16 schue." gibt eine recht konkrete Vorstellung von den Maßen des Baues (ca. 26m lang, 12m breit, 14m hoch), der wie ein Modell auf ein Podest gesetzt ist.
Die Schriftproben und Rechenoperationen auf der Rückseite stehen vermutlich nicht im Zusammenhang mit der Zeichnung.
Entwurf für ein Lustschloss
In ähnlicher Form wie 2° Ms. Hass. 107 [132] zeigt auch diese Entwurfsvariante an der Südseite des Hofes einen relativ kleinen Bau ohne Treppenturm, aber mit vier quadratischen Ecktürmen, die an den Schmalseiten eine Fassade mit dekorativen geschweiften Stirngiebeln rahmen. Die Maßangaben stimmen überein mit den in dem gleichartigen Entwurf 2° Ms. Hass. 107 [128] gegebenen Zahlen.
Entwurf für ein Lustschloss mit Garten
Ebenso wie 2° Ms. Hass. 107 [133] wird der Schlossbau auch in dieserVariante geprägt von den (diesmal runden) Ecktürmen und den geschweiften Giebeln, die hier auch den dominanten Zwerchgiebel am der Langseite schmücken. Die eingetragenen Maße der Schmalseite stimmen in diesem Fall mit denen in der genannten Zeichnung überein, allerdings erhält der Bau durch ein drittes Geschoss eine andere Höhendimension. Vergleichbar erscheint auch die Bewehrung der Mauer mit Eckpavillons, die an der Westseite zweigeschossig ausgebildet sind und zu den tiefer gelegenen Gartenbereichen überleiten. Dekorative Zäune und kleine, offene Pavillons akzentuieren die Unterteilung der verschiedenen Areale.
2° Ms. Hass. 107 [122] recto, links
Entwurf für ein Lustschloss an der Herberge, Ansicht und Grundrisse
Die linke Darstellung auf der Vorderseite eines mit mehreren Entwurfszeichnungen zum Lustschloss Fahre gefüllten Blattes präsentiert in der Mitte die perspektivische Ansicht des zweigeschossigen Hauptgebäudes mit einem turmartigen Treppenanbau an der Langseite. Das Fehlen des Daches und der Schnitt durch die Schmalseite des Treppenturms gewähren wie in einem hölzernen Modell Einblicke in das Gebäudeinnere.
Die kleinen Grundrisse darüber zeigen links einen der Eckpavillons an der Mauer, der Küchenräume enthält und rechts daneben eine weitere Darstellung des Lusthauses im Hof als schlichten Rechteckbau mit sechseckigem Treppenturmanbau an der Front.
Eine weitere Zeichnung am unteren Blattrand thematisiert eine dreieckige Befestigung, deren Zusammenhang mit den anderen Skizzen unklar bleibt.
2° Ms. Hass. 107 [122] recto, rechts
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Ansicht von Osten
Die Vogelschauansicht auf der rechten Seite des mit Zeichnungen gefüllten Blattes visualisiert den geplanten Schlosshof sowie den Wirtschaftshof von Osten, wobei wie in 2° Ms. Hass. 107 [118] und [147] besonderer Wert auf die Wegeführung zum Schloss über die vorhandene Straßenkreuzung gelegt wird. Die Zufahrt erfolgt in diesem Fall über die in gleicher Achse liegenden Tore an der Ostseite von Vorhof und Schlosshof.
Der Schlossbau wird durch zwei Risalite an den beiden Langseiten sowie einen Turm bzw. Risalit an der Stirnseite gegliedert. Die Herberge und der daran liegende Wirtschaftshof werden wie in den genannten Zeichnungen mit neuen Fachwerkgebäuden neben dem Stall an der Straße ergänzt.
Zwei Entwurfsvarianten für ein Lustschloss bei der Herberge
Weitgehend übergangslos werden wie auf der Vorderseite des Blattes zwei bzw. drei(?) verschiedene Entwurfsskizzen präsentiert, die unterschiedliche Vorüberlegungen des Landgrafen illustrieren. Die dominierende Zeichnung beinhaltet eine von Norden gesehene perspektivische Ansicht des dreigeschossigen Schlossbaus mit Risaliten an Front und Stirnseite. Die Eckpavillons in der Hofmauer sind im Horizontalschnitt gegeben.
Die zweite Variante in der rechten unteren Blatthälfte präsentiert die Anlage von der Gegenseite, wobei in diesem Fall an der Front ein Turm mit Belvedere-Plattform vorgesehen zu sein scheint.
Die links unten eingefügte Darstellung von Wirtschaftsgebäuden mit Öfen passt inhaltlich zu keinem der beiden Entwürfe, möglicherweise handelt es sich um eine Darstellung der auch in Dilichs Landtafeln[152] verzeichneten, am anderen Fuldaufer gelegenen Gebäude von Ziegelhütte/Kalkofen.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Lageplan
Der große Lageplan verzeichnet das gesamte Terrain des Lustschlosses mit allen Gärten und dem nach Osten hin erweiterte Wirtschaftshof. Das „Lusthaus“ wird wiederum an allen Seiten durch Mittelrisalite, bzw. einen Treppenturmvorbau erweitert. Den Eckpavillons des Hofes sind wie schon in 2° Ms. Hass. 107 [134] wirtschaftliche Funktionen zugewiesen.
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Ansicht des Geländes von Westen
Die sehr anschauliche Vogelschauansicht von Westen präsentiert Schloss, Gärten und Wirtschaftsgebäude auf dem sanft ansteigenden Gelände an der Fulda.
In der schon von anderen Zeichnungen (z.B. 2° Ms. Hass. 107 [146]) bekannten Anordnung gliedern verschiedene Gärten, Ackerfelder und ein Teich das Terrain vor dem Schlosshof. Sowohl "der schloßhof” wie auch "der Vorhof" sind direkt von der „strasse nach Spangenberg" aus durch Tore zugänglich. In der äußerlichen Gestaltung der Eckpavillons und des Schlossgebäudes greift Landgraf Moritz auf eine Idee zurück, die er u.a. auch in 2° Ms. Hass. 107 [136] thematisierte: die Konstruktion der Obergeschosse in Fachwerkbauweise, die die Bauten mit den alten Gebäuden des Wirtschaftshofs verbindet.
2° Ms. Hass. 107 [116] verso, unten rechts
Entwurf für ein Lustschloss, Grundriss des Schlosshofes
Der "Hoff des Hauses zur fahre.", umgeben von einer Mauer mit Eckpavillons, die in diesem Fall Appartements enthalten, wird durch eine Treppe von der Landstraße her sowie durch ein Tor vom „vorplatz“ aus zugänglich. Das rechteckige Schlossgebäude, erschlossen durch den halbrunden, mit Arkaden(?) versehenen Treppenturm, enthält neben einem großen Appartement, bestehend aus "Vorgemach" "Stube", und zwei „kammer[n]“, auf der rechten Seite eine Küche mit "Speis Kammer" "Back Kammer".
Die in den anderen Entwürfen vorgesehene Raumdisposition, die die Wirtschaftsräume in den Pavillons verortete und das Haus allein für Wohnzwecke reservierte (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [146])wird in diesem Entwurf abgelöst durch eine Variante, die auch in den Pavillons Wohnräume vorsieht.
Wirtschaftshof an der Herberge
Die vom „herrenhof“ in Richtung des Wirtschaftshofes genommene Vogelschauansicht zeigt das Gasthaus und die daran anschließenden Scheuern und Ställe längs der Landstraße.
Der im Horizontalschnitt gegebene Schlosshof ist nur über den Vorhof vom "Weg uff Malsfeldt" her zugänglich. In den beiden vorderen Eckpavillons sind "Herren küche" und "Silber kammer" verortet. Das „herren hauß" wird in diesem Fall durch den zentralen, rechteckigen „Schnecken“ (Treppenturm) mit entsprechend geradläufigen Treppen mit Podesten erschlossen.
2° Ms. Hass. 107 [125] recto, unten
Entwurf für ein Lustschloss mit Gartenplan
Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [138] ist in dieser Ansicht von Westen der "Herrn hof" mitsamt den vier Eckpavillons im Horizontalschnitt gegeben. Das Schloss mit seiner symmetrischen Unterteilung verfügt in diesem Fall über einen sechseckigen Wendeltreppenturm auf der Vorderseite und einen rückseitigen Aborterker. Der „Lustgarten“ wie auch der schmale angrenzende "küch[en] garten" im Vordergrund sind mit einer regelmäßigen Beeteinteilung versehen, deren lateinische Beschriftung einen (idealen) Bepflanzungsplan in alphabetischer Reihenfolge erkennen lässt.
Die Abfolge der Wirtschaftsgebäude auf der linken Seite entspricht derjenigen in dem genannten Blatt, wenn auch die in der Beschriftung angegebenen Funktionen teilweise vertauscht wurden.
Entwurf für ein Lustschloss an der Herberge, Ansicht von Norden
In dieser von Norden gesehenen Ansicht erscheint das wie ein Modell auf ein Podest gesetzte Schloss mit vier runden Ecktürmen (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [128] recto) im Zentrum des Hofs gegenüber den anderen Gebäuden deutlich disproportioniert. Der Schwerpunkt der Darstellung liegt auf dem mit Maßangaben versehenen Wirtschaftshof im Vordergrund und die Anordnung der Gebäude rund um den „Misthof“.
Wirtschaftshof an der Herberge
Eine weitere Variante zur räumlichen Gestaltung der Wirtschaftsgebäude zeigt die kleine Zeichnung, die ähnlich wie 2° Ms. Hass. 107 [125] versomehrere kleine Gebäude um den hinteren “Mist hoff" anordnet. Der Vergleich mit dem Plan vom 02.04.1628 (2° Ms. Hass. 107 [145])verrät, dass Landgraf Moritz eine Vergrößerung des Wirtschaftshofes plante.
Entwurf für ein Lustschloss, Horizontalschnitt
In diesem Entwurf widmet sich Landgraf Moritz in ähnlicher Weise wie in 2° Ms. Hass. 107 [125] recto untenanhand eines Horizontalschnitts der Gestaltung des Kernbereichs der geplanten Anlage, bestehend aus Vorhof, Schlosshof und Lustgarten. Das Schloss mit sechseckigem Wendeltreppenturm auf der Vorderseite und einem rückseitigen Aborterker wird durch das zentrale „vorgemach“ unterteilt, dem sich beidseits Appartements, bestehend aus Stube und Kammer, anschließen.
Die Zufahrt von der Straße ist über zwei Toröffnungen im Osten des Vorhofs möglich, wobei ein Tor direkt an der Straßenkreuzung liegt. In diesem Bereich befindet sich auf der Straße auch der Übergang über den Flutgraben, dessen fachgerechte Überbrückung in mehreren Zeichnungen thematisiert wird (2° Ms. Hass. 107 [134] verso, [135], [142])
2° Ms. Hass. 107 [121] recto, oben
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, Ansicht von Süden
Der Blick von Süden auf das Gelände von Lustschloss und Herberge präsentiert den „Schloss hoff" in der bekannten Weise mit vier Eckpavillons zwischen dem Vorhof und dem Lustgarten. Der zweigeschossige Schlossbau mit hervorgehobenem Treppenturm auf der Vorderseite und rückseitigem Mittelrisalit variiert die von den anderen Entwürfen bekannten Gestaltungselemente. Der anschließende Lustgarten ist wiederum sorgfältig parzelliert. Die Gebäudeanordnung am „Misthoff“ entspricht mit der direkt an den Stall anschließenden Scheune dem in 2° Ms. Hass. 107 [138] vorliegenden Entwurf.
2° Ms. Hass. 107 [121] recto, unten links
Entwurf für ein Lustschloss, Horizontalschnitt
Die kleine Zeichnung mit einem Horizontalschnitt des Schlosshofes präsentiert das Gebäude mit halbrundem Treppenvorbau an der Front sowie weiteren Treppenanbauten an den Schmalseiten. Der große zentrale Raum des Erdgeschosses dient in diesem Fall als Küche, während beidseits Appartements anschließen (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [116] verso).
2° Ms. Hass. 107 [121] recto, unten rechts
Entwürfe für ein Lustschloss bei der Herberge
Die kleine Vogelschau-Skizze von Wirtschaftshof und Vorhof ergänzt ähnlich wie in 2° Ms. Hass. 107 [125] recto östlich des Stalls die beiden Gebäude von "hanfscheuer" und "frucht / scheuer". Hinzu kommt in der linken unteren Ecke die auffällige perspektivische Ansicht eines Schlosses mit einem halbrunden Wendeltreppenturm, der durch eine Belvedere-Plattform hervorgehoben ist. Dabei handelt es sich vermutlich um eine weitere Variante des Lustschlosses, die auf dem Horizontalschnitt auf der linken Seite des genannten Blattes basiert.
2° Ms. Hass. 107 [131] recto, oben
Entwurf für ein Lustschloss mit Garten
Die obere Zeichnung von zwei auf einem Blatt vereinten Darstellungen eines vermutlich zusammenhängenden Entwurfs zum Lustschloss zeigt den Hof im Zentrum der Anlage im Horizontalschnitt. Das Gebäude an der Südseite des Hoffs wird gekennzeichnet durch die halbrunden Vorbauten an allen vier Seiten, wobei derjenige an der Vorderfront wie in 2° Ms. Hass. 107 [121] recto, unten links die Treppe aufnimmt. Die räumliche Teilung erfolgt einheitlich quer zwischen den Fensterachsen.
Die Einfahrt erfolgt einzig östlich vom Vorhof her. Der an der Westseite anschließende Lustgarten wird in diesem Fall durch ein ganz besonderes, aufwendiges Muster gegliedert, wobei sich konzentrische und radiale Wege in regelmäßiger Abfolge kreuzen.
2° Ms. Hass. 107 [131] recto, unten
Entwurf für ein Lustschloss, perspektivische Ansicht
Die perspektivische Ansicht des Lustschlosses auf der unteren Blatthälfte zeigt das Schloss übereinstimmend mit der oberen Darstellung als zweigeschossigen Bau über einem niedrigen Sockelgeschoss mit halbrunden Mittelrisalit bzw. Treppenturm. Die Darstellung des Treppenturms erscheint dabei perspektivisch deutlich verzeichnet (Versuch einer zentralperspektivischen Darstellung). Mit großer Sorgfalt sind größere und kleinere Details dargestellt: die geschweiften Giebel, die Turmhaube mit dem abschließenden Knauf, die Portale ("hauß thür." und "keller thür.") mit ihrer Umrandung, die umlaufenden Gesimse und die charakteristischen Doppelbahnenfenster
2° Ms. Hass. 107 [131) verso, oben
Entwurf für ein Lustschloss, perspektivische Ansicht
In gleichem Maßstab wie die perspektivische Ansicht auf der Vorderseite des Blattes gibt diese Zeichnung eine weitere Variante des Lustschlosses, die der anderen Darstellung in vielen wesentlichen Elementen so sehr ähnelt, dass es sich möglicherweise um ein eine Ansicht der Rückseite desselben Baus handeln könnte. Im Zentrum der Front steht hier ein Mittelrisalit, der in der Bedachung das Turmmotiv der anderen Zeichnung aufgreift. In ähnlicher Wiese ist auch der Risalit der Schmalseite mit einer halben geschweiften Haube versehen.
Die im Vordergrund eingezeichnete Einfriedung zwischen den Pavillons wird durch ein offensichtlich später eingefügtes kleines Portal mit doppelläufiger Freitreppe durchbrochen. Diese Art des Zugangs wird auch in anderen Entwürfen als Zugang zur Straße thematisiert (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [118]), erscheint aber hier in deutlich verkleinertem Maßstab und - im Falle einer rückwärtigen Ansicht – an falscher Stelle.
Entwurf für eine Brücke über den Flutgraben
Die durchgängig mit einer Beschriftung in Latein versehene Vogelschau konzentriert sich auf die Darstellung des "Pro aulium inter Arcem / & diversorium.", des Straßenbereichs zwischen Schloss und Herberge. Ähnlich wie in der 1628 datierten Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [134] verso ist hier im Bereich der Kreuzung von „via publica“ und „via Malsfeldiana“ eine kleine Brücke über den hier verlaufenden Graben vorgesehen. Die Zufahrt zum Schlosshof („aula arcis“) erfolgt ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [130] über zwei Tore im Vorhof („vestibulum“).
Auf die Herberge „"Diversorium" folgen auf der linken Seite der Misthof ("Fimarium") sowie der Pferdestall ("Equile"), eine Scheuer („horreum“) und eine Schmiede („fabrile“).
Entwurf für eine Brücke über den Flutgraben mit erläuterndem Text
Das bereits zu einem frühen Zeitpunkt beschnittene Blatt enthält neben zwei kleine Entwürfen der Brücke über den längs der Landstraße verlaufenden Wassergraben mehrere Texte, wobei die Aufzählung der Bauarbeiten unterhalb der linken Skizze ganz konkret die Ausführung der „brücke über den Wasserguß zu Fahre.“ betrifft. Der eingegrenzte Text in der linken oberen Ecke bezieht sich hingegen vermutlich auf Bauarbeiten in Melsungen.
2° Ms. Hass. 107 [119] recto, oben
Entwurf für ein Lustschloss bei der Herberge, 1630
Die auf einem Blatt mit einem Plan der neuen Kanzlei in Melsungen kombinierte Zeichnung ist von Landgraf Moritz eigenhändig auf den 20(?). September 1630 datiert worden. Sie präsentiert noch einmal eine sehr anschauliche Vogelschauansicht der geplanten Anlage von Osten.
Die von den anderen Entwürfen hinlänglich bekannten Elemente (Vorhof, Schlosshof mit Pavillons, Gärten) sind auch hier wieder in ähnlicher Weise aneinandergefügt - allerdings wird das Schloss an der Westseite des Hofes positioniert, wodurch es sich mit der einen Front zu den beiden zentral gelegenen Portalen in den Einfriedungsmauern, mit der Rückseite aber zum Fluss hin orientiert. Die Verbindung zur Landstraße und zum Wirtschaftshof an der Herberge ist damit sekundär geworden. Das "fürstlich lusthauß", erhält mit neun Fensterachsen und drei Geschossen eine beachtliche Dimension und wird mit drei Zwerchgiebeln an der Vorderfront und einem Treppenturm an der Rückfront repräsentativ aufgewertet. Während die Schlossanlage somit deutlich als Idealentwurf zu interpretieren ist, kann man in der mit zahlreichen anderen Zeichnungen übereinstimmenden Darstellung der Wirtschaftsgebäude am "Wirtshaußhof." eine Wiedergabe der realen Gegebenheiten vermuten.
[145] vgl. die Landtafeln von Dilich, 2° Ms. Hass. 679 Taf. 6b und 9
[146] Historisches Ortslexikon <http://www.lagis-hessen.de/de/subjects/idrec/sn/ol/id/4885> (Stand: 4.11.2010)
[147] vgl. vor allem die Darstellungen im „Livre d’architecture“ von 1582
[148] vgl. etwa die Ausgabe London 1616, S. 274 +275
[149] HStAM Best. 4a 38/7
[150] ein Schlagbaum existierte schon im 15. Jahrhundert, vgl. Wolf 2003, Bd. 1, S. 28