Bad Dürkheim

Bad Dürkheim

Das auf einer fränkischen Siedlung begründete Dürkheim erhielt 1359/60 erstmalig die Stadtrechte, die nach dem Verfall im 15. Jahrhundert erst 1700 wieder erneuert wurden. Auf dem höchsten Punkt des Ortes entstand um 1220 die Burg der Grafen von Leiningen, die als Sitz der Vasallen und Burgmänner diente. Nach teilweiser Zerstörung fungierte sie im 16.  und 17. Jhdt. hauptsächlich als Witwenwohnsitz und Wirtschaftshof. Nach dem großen Brand von 1689 wurde sie 1725 durch die reformierte Burgkirche überbaut.[403]

Die mit ihrem Turm das Stadtbild überragende ehemalige St. Johannis Kirche (heute Schlosskirche), um 1300 über einem älteren Bau errichtet, diente zeitweilig auch als Wehrkirche. Der mächtige Turm musste 1847 abgebrochen werden und wurde durch einen neogotischen Neubau ersetzt.[404]

Die Handzeichnungen des Landgraf Moritz, datiert auf den 5./6.August 1630, entstanden vermutlich anlässlich eines persönlichen Besuches während seines Aufenthaltes in Speyer im Juli/August 1630. In der erhaltenen Korrespondenz mit seinem Quartiermeister wird jedenfalls die Möglichkeit eines Aufenthalts in „graff Friedrich Hauß Türckem“ - gemeint ist vermutlich Graf Friedrich X. von Leiningen-Dachsburg-Hardenburg (1593-1631) - erwähnt, das von Speyer drei Meilen entfernt sei.[405] Wenige Tage später, auf den 10. August, ist zudem eine Zeichnung der westlich von Speyer gelegenen Wasserburg Marientraut b. Speyer (2° Ms. Hass. 107 [268]) datiert.

 

2° Ms. Hass. 107 [319]

Ehem. Burg mit Wirtschaftsgebäuden

Die Vogelschauansicht zeigt  "die hartenburgische kellerey / in Türkheim", die als Wirtschaftshof dienende ehemalige Burg.[406] Im Zentrum der Anlage steht das „schloß“, ein langgestreckter viergeschossiger  Bau mit  hohem Dach neben dem von einer Laterne bekrönten Treppenturm, der in Merians Ansicht um 1646 allerdings deutlich höher und mächtiger dargestellt ist. Auf beiden Seiten schließen sich Höfe mit niedrigeren Wirtschaftsgebäuden an. Unklar bleibt, ob es sich bei dem großen Gebäude tatsächlich um den vorhandenen Bestand, oder um einen Entwurf des Landgrafen handelt.

Im Vordergrund ist "der kirchof." mit einer kleinen Kirche eingezeichnet. Möglicherweise ist hier die Spitalkirche St. Jakob gemeint, über die nur wenig bekannt ist.

 

2° Ms. Hass. 107 [320]

Ehem. Burg , Plan

Der skizzenhafte Plan gibt die in 2° Ms. Hass. 107 [319] geschilderte langestreckte Anlage mit dem zentralen Gebäude und den beiden angrenzenden Höfen wieder.

Die auf der linken Seite aufgeführten “Data zu Türkheim“ verzeichnen die  Maße der einzelnen Gebäude, wobei die Identifizierung aufgrund der fehlenden Beschriftung im Plan nicht immer eindeutig ist.

 

2° Ms. Hass. 107 [321]

Ehem. St. Johannis Kirche (Schlosskirche)

Die auf den 6. August 1630 datierte Zeichnung des Landgrafen ist betitelt: "die kirche sampt der Schule und kirchof. Und Westgesichte[?] des hauses Türkheim / uff dem Songarte, den graven zu leinig[en] zustendig“.  Sie zeigt die ehem. Kirche St. Johannis (heute Schlosskirche) mitsamt ihrem markanten, in ähnlicher Form bei Merian abgebildeten zinnenbekrönten Westturm und der südlich angebauten Grabkapelle der Grafen von Leiningen.[407] Bei der in der Beischrift erwähnten Schule handelt es sich um die 1606 von Graf Emich IX. begründete Lateinschule.[408]

 


[403] vgl. Denkmaltopographie 1995/2, S. 36ff., Dautermann 1978

[404] Dautermann 1978, S. 237ff.

[405] Anweisung aus Speyer vom 24.7.1630 / Antwort vom 4.8.1630, in: HStAM Best. 4a 38/20

[406] vgl. Dautermann 1978 S. 187ff.

[407] vgl. Dautermann 1978, S. 237f.

[408] Becker-Bender 1977, S. 39