Cadolzburg
Cadolzburg
Ansicht des vorderen Burghofs von Südosten, 1629
Die burggräfliche Dynastenburg der fränkischen (Hohen-)Zollern über dem gleichnamigen Ort war bis zum zweiten Weltkrieg eine der besterhaltenen Burgen in Deutschland. Die im Kern aus dem 13. Jahrhundert stammende Burggrafenburg wurde später mehrfach ausgebaut. Vor allem Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg sorgte im 15. Jahrhundert für einen repräsentativen Ausbau des „Alten Baues“ im Westen der Anlage. Damit einhergehend wurden auch die Befestigungsanlagen verstärkt. Im 16. Jahrhundert erfolgte der Ausbau des „Neuen Baues“ im Osten, der unter Marggraf Georg Friedrich d.Ä. abgeschlossen wurde. Später nutzten die Burggrafen die Cadolzburg vornehmlich als Jagdschloss und Verwaltungssitz. [421]
Die eigenhändig signierte und datierte Zeichnung "der schloßhoff zu / Cadolzburg in der Burggrafschaft / Nörrenberg; in Franken; deliniert / den 12 Octobris 1629. M.H.L."präsentiert eine Ansicht des vorderen Hofs der Hauptburg, wobei die südlichen Gebäude am Eingang im Horizontalschnitt gegeben sind, um den ungehinderten Blick in den Innenhof zu ermöglichen. Gezeigt wird der Baubestand, der im Wesentlichen noch heute vorhanden ist. Im „Vorhof“ liegt neben dem „Ambthauß“ auf der Linken der um 1600 angelegte „lustgarten“ mit der angrenzenden „schwemme“ und dem „alten Caplanshauß“ auf der rechten Seite. Hinter dem Schloßgraben erstreckt sich neben dem „schmalen Thurm“, dem ehemaligen Bergfried, die Mantelmauer mit dem "umbgang zum schloß" sowie rechts ein "schön altanus baw", womit die Terrasse auf dem Gebäude zwischen dem Torturm und dem Giebel des Neuen Baues gemeint ist. Daran schließt sich der dreigeschossige "neue Bau "an, der nahezu die gesamte Ostseite einnimmt. Neben dem Treppenturm folgt an der Stirnseite "der alte bau mitderhalben galerie", die Kapelle mit dem Fachwerkgang im Obergeschoß.[422] Unmittelbar verbunden ist diese mit dem hohen Gebäude, bezeichnet als "der alte bau darin / Heinrich von Solms[?] Kinder logieren" (Heinrich von Solms war seinerzeit Oberamtmannn zu Cadolzburg). Der südlich anschließende "alte küchenbau" ist heute nur noch in reduzierter Form erhalten.
Die Schilderung der örtlichen Verhältnisse wirkt weitgehend getreu, die spezielle Perspektive und die Schattierung der Gebäude legen allerdings die Frage nahe, ob die Zeichnung anhand eines hölzernen Modells entstanden ist, das möglicherweise vor Ort vorhanden war.
Die Datierung bringt das Blatt in den Kontext einer Reise im Herbst 1629, die Landgraf Moritz am 3. Oktober nach Coburg (2° Ms. Hass. 107 [89] recto, oben) und am 19. Oktober nach Wertheim am Main (2° Ms. Hass. 107 [340] + [341]) geführt hatte.
Die rückwärtig notierte Ziffer „50.“ bezieht sich auf das alte Übergabeverzeichnis von 1786 (2° Ms. Hass. 107a).