Amtshof - Allendorf

b. Allendorf: Amtshof

In der Landesbeschreibung von Landgraf Hermann von 1641 heißt es zu Allendorf: „und hat es diesen ortes kein fürstl. Schloß sondern ein Ambthauß gehabt, welches alles aber in dem oftgedachten leidigen brandt im Jahr 1637. miteinander, daß hier nichts stehen blieben, eingeäschert worden“.[72] Dieser Amtshof am Brückentor genügte offensichtlich nicht den Ansprüchen des Landgrafen Moritz, denn noch 1631 zeichnete er Entwürfe zum Ausbau der vorhandenen Gebäude.

 

2° Ms. Hass. 107 [28] verso, oben rechts

Amtshof mit Entwurf für ein Herrenhaus

Auf demselben Blatt, das auf der Vorderseite einen Entwurf für ein Schloss an der Nikolaikirche mit einem Entwurf für eine gleichartige Anlage an der Werrabrücke kombiniert, befinden sich rückseitig zwei Zeichnungen, die das Areal zwischen dem Amtshof und der St. Crucis Kirche zeigen.

Die obere Darstellung gibt einen Einblick in  den Hof am alten  „ambtshauß" neben dem Brückentor, wobei die Bürgerhäuser im Vordergrund nur im Plan gegeben sind. Wie in 2° Ms. Hass. 107 [28] recto, untenbegleitet eine Galerie die östliche Seite des Hofes, bezeichnet als „Neue Galerie zur verblendung der bürger hause“. Darin schließt links ein „Neuer herren baw" an, ein langgestreckter dreigeschossiger Bau mit zwei Zwerchgiebeln, offensichtlich ein Entwurf des Landgrafen. Der "Marstall uff 36 pferde" an der „Stadtmauer“ gehört  vermutlich ebenso in den Zusammenhang dieses Ausbauprojektes.

 

2° Ms. Hass. 107 [28] verso, unten rechts

Kirchgasse vor St. Crucis

Die zweite Zeichnung auf der Rückseite von 2° Ms. Hass. 107 [28] präsentiert in Fortsetzung der oberen Darstellung (Amtshof am rechten Rand angedeutet) die Bebauung vor dem „kirchhof“ von St. Crucis.[73] Neben der Kirche befand sich offenbar die Schule  mitsamt der "Rectors Wohnung" und dem  "schul garten". Im Anschluss daran zeigt Landgraf Moritz an der „gasse“ einen stattlichen Hof mit großen Stallungen. Ob es sich hierbei um eine Bestandsaufnahme oder ein Entwurf handelt, ist aufgrund der spärlichen Quellenlage nicht mehr zu klären.

 

2° Ms. Hass. 107 [27]

Amtshof,1631

Die eigenhändige Beschriftung  "Hof im Ambtshauß zu / Allendorf . 1631. / den 29. Augusti / wie derselbe zu erweitern und ferners zue bawen sein möch / te." markiert dieses kleine Blatt als die letzte datierte Zeichnung von der Hand des Landgrafen, der im Frühjahr des folgenden Jahres verstarb. Er war zu diesem Zeitpunkt schon so kränklich, dass er sich per Schiff nach Allendorf bringen lassen musste.[74]

Der rechteckige Hof ist hier von Süden gesehen. Linkerhand befindet sich die Stadtmauer, den hinteren Abschluss bildet das alte Amtshaus am Brückentor, während im Vordergrund - wie schon in 2° Ms. Hass. 107 [28] verso, oben rechts - einzweigeschossiges Gebäude mit zentralem Turm an der Hofseite eine komfortable Ergänzung des Bestandes darstellt.

 


[72] vorhanden als Nachschrift in: 2° Ms. Hass. 636

[73] vgl. Schütt 1998, S. 11

[74] siehe die Briefe v. 31. Aug./21. Sept. in: HStAM Best. 4a 40,17; vgl. Löwenstein 1989, S. 106