Breitenau, ehem. Kloster
Breitenau, ehem. Kloster
1113 wurde das Benediktinerkloster in der „breiten Aue“, im Mündungsgebiet der Eder in die Fulda, von Graf Werner von Grüningen und seiner Gemahlin Gisela gestiftet. Bereits 1123, nach dem Tode der Stifter, wurde es an das Erzbistum Mainz übertragen.[75]
Nach der Auflösung des Klosters 1527 im Zuge der Reformation setzte Landgraf Philipp von Hessen einen Vogt zur Verwaltung ein. Unter Landgraf Wilhelm IV. wurde die Kirche 1579 in einen Fruchtspeicher und Pferdestall umgewandelt,[76] wobei die Seitenschiffe abgebrochen wurden.
Nachdem schon 1309 Landgraf Johann die Gründung einer Stadt an diesem Ort geplant hatte,[77] beschloss Landgraf Moritz 1606 ebenfalls, auf dem Gebiet des ehemaligen Klosters eine "Colonia Hessorum" anzulegen - aufgrund mangelnden Interesses der zur Ansiedlung aufgeforderten Kölner Kaufleute wurde der Plan aber nicht weiter verfolgt.[78] 1607 begann der hessische Fürst stattdessen mit der Planung des Umbaus zu einer ländlichen Schlossanlage. Der mit insgesamt 47 Einzelzeichnungen sowie fünf teilweise mehrseitigen Schriftstücken vergleichsweise umfangreiche Bestand dokumentiert die intensive Beschäftigung des Landgrafen mit diversen Ausbauprojekten. Die Zeichnungen, von denen etwa ein Drittel nicht von seiner eigenen Hand stammen, visualisieren die geplanten Veränderungen, z.B. eine Umnutzung der Kirche und der ehemaligen Klausur, Neubauten eines Herrenhauses sowie von Ställen und Wirtschaftsgebäuden. Die Bauarbeiten leitete zunächst Adam Müller[79], der vermutlich später von Johann Wiedekindt abgelöst wurde. Von beiden Kasseler Baumeistern liegen Zeichnungen zu Breitenau vor.
Nach dem Abbruch mehrerer Gebäude, der vor allem kleinere Nebenbauten und die alte Propstei betraf,[80] wurden demnach die übrigen Anlagen zunächst in großen Teilen umfunktioniert und im Vogteibau westlich der Kirche Räume für den Landgrafen eingerichtet. Zudem wurden die beiden Tore, das westliche Eder bzw. Grifter Tor und das östliche Fulda bzw. Guxhagener Tor erneuert. Der mit den häufigen Besuchen des Landgrafen einhergehende erhöhte Bedarf an Wirtschaftsgebäuden hatte einen längeren diesbezüglichen Planungsprozess zur Folge. Vor allem die Anlage eines neuen Marstalls bereitete offensichtlich lange Zeit Kopfzerbrechen. 1608 verlangt Landgraf Moritz deswegen die Einrichtung weiterer Pferdeställe im Brauhaus, im Stall am Viehhaus und im Schafstall „damit wir jederzeit mit ein dreißig Pferden bis zur anrichtung eines neuen Mahrstalles untergebracht werden mögen“.[81] Offensichtlich verging jedoch noch längere Zeit bis ein neuer Marstallbau errichtet wurde. 1609 wurden die beiden Brunnen erneuert und Ställe beidseits des Schweinestalls neben dem nunmehrigen Herrenhaus bis zum Eder Tor geplant und, wie Dilichs Aufnahme von 1615[82] belegt, auch errichtet. 1611/12 beschäftigen sich die Planungen intensiv mit diversen Varianten für den fürstlichen Pferdestall. Mehrere Zeichnungen zeigen Entwürfe für Ställe in den noch bestehenden Klausurflügeln, wobei auch schon die Idee eines abschließenden westlichen Flügelbaus auftaucht. 1613 wird neben dem Vorschlag eines größeren Gebäudes östlich anschließend an das Grifter Tor auch eine weitergehende Lösung mit einem Winkelhakenbau bis zur Zehntscheune diskutiert, wobei dafür Steine vom Abbruch der Klausur verwendet werden sollten. Noch 1615 ist allerdings laut Dilichs Darstellung keine Lösung gefunden. Seine Landtafel präsentiert den nördlichen Klausurflügel ohne Dach und keine neuen Bauten zwischen Grifter Tor und Zehntscheune. Die im gleichen Jahr datierte Zeichnung des Landgrafen zeigt allerdings einen vollständigen Klausurbereich neben der Kirche, was nahelegt, dass in diesem Punkt eine Entscheidung getroffen war. Weitere Darstellungen dokumentieren damit einhergehend Pläne für einen Ausbau des Herrenhauses, da nun die Vogtei in den neuen Klausurflügel verlegt werden konnte. Leider existieren keine dementsprechenden Akten aus dieser Zeit, allerdings zeigt der „Abriß des fstl: Haußes Breittenau ad 1622“ (2° Ms. Hass. 107 [41]) eine komplett geschlossene Klausur. In den alten Klausurflügeln wurden demnach die Stallungen untergebracht und in dem ergänzenden Neubau die Vogtei aus dem Herrenhaus ausgelagert. Ein Bericht über anberaumte Bauarbeiten aus dem Jahre 1627 belegt, dass sich Landgraf Moritz auch nach seiner Abdankung weiterhin noch in Breitenau aufhalten wollte. Da der Besitz aber nicht zur Rotenburger Quart gehörte, stand ihm dort auch keine Entscheidungsgewalt mehr zu.
Bereits 1626 und noch verheerender 1640 sind teilweise erhebliche Zerstörungen am Klosterbezirk überliefert, so dass man die tatsächlich vorgenommenen Veränderungen nicht mehr verifizieren kann. Die in der Graphischen Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel erhaltenen Zeichnungen[83] lassen darauf schließen, dass um 1800 neben der heute noch existierenden ehem. Klosterkirche, der Zehntscheune und dem Grifter Tor noch einige Teile der Klausur sowie die Nikolaikirche und das Pfarrhaus vorhanden waren. Heute sind vor Ort neben der Klosterkirche nur noch die Zehntscheune und das Grifter Tor erhalten. An die neuzeitliche Geschichte des Komplexes als Arbeitsanstalt (ab 1874), Konzentrationslager (ab 1933) und Mädchenerziehungsheim (1952-1973) erinnert seit 1984 die Gedenkstätte Breitenau in einem der Nebengebäude.
Idealplan einer Stadtanlage auf dem Gebiet des ehem. Klosters, 1606
Auf diesem Blatt, verso beschriftet: "Ao 1606. Mense Augusto. / Abriß wie Breidenau in eine / rechte form einer Stadt / moge gebracht werden" präsentiert Landgraf Moritz die von ihm geplante Stadt als rechteckigen Bezirk mit streng regelmäßiger axialer Unterteilung, einzig die Klosterkirche mit ihrem charakteristischen Grundriss fügt sich nicht in das schematische Linienraster. Einige der rechteckigen Wohnblöcke, die zum Teil um Innenhöfe angeordnet zu sein scheinen, sind bereits parzelliert und mit Buchstaben bzw. alchemistischen Zeichen gekennzeichnet. Die Beischrift "A / diversorium publicum" in einem der Blocks bezeichnet eine öffentliche Herberge.
In seiner Regelmäßigkeit und dem abstrakten Schematismus erinnert dieser Plan deutlich an zeitgenössische Idealstadtentwürfe, vor allem Heinrich Schickhardts Plan von Freudenstadt 1599.[84]
Idealplan einer Stadtanlage auf dem Gebiet des ehem. Klosters
Diese Stadtplan-Variante in Ovalform umfasst das ehem. Kloster mit der Zehntscheune und einem weiteren Gebäude - möglicherweise der in 2° Ms. Hass. 107 [33] unter „E“ eingezeichnete Stall. Das deutlich sichtbare Netz von geritzten Hilfslinien gibt eine Vorstellung von der geplanten regelmäßigen Aufteilung der Siedlung, die der Idealform des Ovals eingeschrieben ist.
Unbekannter Zeichner, Lageplan
Wie schon Hootz bemerkte,[85] handelt es sich hier um einen genauen, maßstabsgerechten Plan eines Landvermessers (vermutlich Adam Müller) mit Rötelkorrekturen von der Hand des Landgrafen Moritz. Diese bezeichnen die niedergelegten Gebäude, sowie das Gelände für „Schaffgarten“, „garten“, „graßgarten“ und „Pfarhauß“. Die Verteilung der Bauten entspricht weitgehend Dilichs Landtafel von 1615[86], dort fehlen aber die Gebäude „A“, „B“, „G“, „H“, „K“, „L“, „M“ und „S“, die hier bereits ausgestrichen sind, während das Pfarrhaus (die alte Propstei) sowie der nördliche Klausurflügel bei Dilich ohne Dach als Ruinen gegeben sind. In Rötel sind zudem die geplante Wegführung und der Standort des Brunnens eingezeichnet, wie er auch in dem Plan von 1607 (2° Ms. Hass. 107 [64])erscheint.
Adam Müller(?), Nordwestlicher Vorhof mit "Herrenhaus" und neuem Marstall, Lageplan, 1607
Der vermutlich von Adam Müller gezeichnete Lageplan konzentriert sich auf das „Herrenhaus“, das auch die Vogtei enthält, und den Marstall neben dem Grifter Tor. Er steht wahrscheinlich in direktem Zusammenhang mit der ausführlichen "Instruction, was unser Vogt zur Breijden / Aw, mitt zu thun und unsers Baumeisters / Adam Müller, noch diß Instehenden / Jars verfertigen soll Signatum am / 16 t[en] Junij Anno 1607“ (2° Ms. Hass. 107 [78]). Dementsprechend werden hier die Wirtschaftsgebäude umfunktioniert und das Herrenhaus in zwei getrennte Bereiche für den Vogt und die fürstliche Herrschaft unterteilt.
Adam Müller(?), Herrenhaus, Grundriss von Erdgeschoss und Obergeschoss, 1607
Das mit der Beischrift: "Abriß der Theilung uffs hauß Breijdenaw Anno 1607 ./." betitelte Blatt zeigt recto den Grundriss des Obergeschosses und verso den des Erdgeschosses des als Herrenhaus vorgesehenen Gebäudes. Die Innenraumdisposition belegt die geplante Aufteilung des Gebäudes in Vogtei (kleiner Bereich) und Fürstenwohnung (großer Bereich) wie in 2° Ms. Hass. 107 [64]. Auch hier besteht ein direkter Zusammenhang mit der in 2° Ms. Hass. 107 [78] festgehaltenen Instruktion aus demselben Jahr.
Unbekannter Zeichner,Herrenhaus, Obergeschossgrundriss
Es handelt sich hier vermutlich um einen Vorschlag zur Änderung der Raumdisposition im oberen Geschoss des Herrenhauses. Hier sollten Vorratsräume angelegt werden („Käse Cammer“, „Speck Cammer“, „Öpfell Cammer“). Die Beschriftung erwähnt zudem eine Umgestaltung der Treppenführung: „Ist auch bewilliget dß diese treppen abgeschafft / undt der Schnecke gantz durch geführet werde." wie sie auch in 2° Ms. Hass. 107 [64]+[68]+[69] dargestellt ist. Mutmaßlich steht diese Zeichnung ebenfalls im Zusammenhang mit der Instruktion von 1607 (2° Ms. Hass. 107 [78]).
Instruktion für den Vogt und den Baumeister Müller wegen Umbauarbeiten, 1607
Die detaillierte "Instruction, was unser Vogt zur Breijden / Aw, mitt zu thun unsers Baumeisters / Adam Müller, noch diß Instehenden / Jars verfertigen soll Signatum am / 16 t[en] Junij Anno 1607“ beschreibt einige der in den Zeichnungen 2° Ms. Hass. 107 [64]+[69]visualisierten Veränderungen. Es geht um eine Verlegung des Marstalls in das Brauhaus: „Soll er aldar das Brauhauß gestanden, / Auß dem Jezigen Marstall, Krippen / und Rauffen Transferieren“, während „der gewesene Marstall, zu einem Viehstall angericht werden“ solle. Dazu kommen noch verschiedene Umbaumaßnahmen im Herrenhaus, die im Zusammenhang mit der Umstrukturierung des bisherigen Vogteigebäudes stehen, da dort auch Räume für die Herrschaft eingerichtet werden sollten.
Unbekannter Zeichner,„Hofmanns Haus“, 1608
Der "hoffmanns baw zu Breidenaw"präsentiertsich als ein kleines, fast quadratisches Gebäude mit massiven Mauern, unterteilt durch einen zentralen Flur. Das Fehlen von Fenstern und die Einzeichnung eines Kreuzgewölbes in einem der vier Räume legen nahe, dass es sich hier um einen Kellergrundriss handelt. Die genaue Lage dieses Hauses im Klosterbezirk bleibt unklar, möglicherweise handelt es sich um das Gebäude „B“ im Lageplan 2° Ms. Hass. 107 [33].
Adam Müller(?),"Herrenhof", Lageplan, 1609
Der Lageplan vom „Innere herren hoiff / Sampt der Miststadt“ zeigt die durch eine Einfriedung ausgegrenzte Bebauung zwischen Kirche und Grifter Tor. Eingezeichnet ist hier auch ein Brunnen, wobei es sich vermutlich um denjenigen handelt, mit dessen Entwurf sich Adam Müller 1609 beschäftigte (2° Ms. Hass. 107 [60]). Gegenüber dem Lageplan von 1606/07 2° Ms. Hass. 107 [33] zeigen sich einige Veränderungen: das dort mit „O“ beschriftete Haus und die anliegenden Bauten an der inneren Mauer entfallen, wie es in einem Memorial von 1608 gefordert wird, wo es heißt, dass diese „den prospect aus unserm Wohnhaus hindern“[87]. Dafür sind zwischen dem Grifter Tor und dem großen Stall weitere kleine Bauten an der Außenmauer geplant.
Adam Müller, Entwurf für den Brunnen im nordwestlichen Vorhof, 1609
Der Entwurf Adam Müllers, der spätestens seit 1607 als leitender Baumeister in Breitenau tätig war, beschäftigt sich „uff 3 Manir“ mit dem Entwurf einer neuen Brunnenfassung wie in einem 1609 vom Landgrafen persönlich abgezeichneten, nach einer Besichtigung verfassten Bericht gefordert.[88] In ähnlicher Form erscheint dieser Brunnen in einer Zeichnung des Landgrafen von 1613 (2° Ms. Hass. 107 [55]).
Adam Müller, Vermessungsplan der "neuen Wiese", 1609
Der mit der Beischrift "Die neue wisen zu Breidenau an der Fulda gemessen 29 t Aprilis Anno 1609“ versehene Vermessungsplan von Adam Müller zeigt vermutlich das in einer Akte erwähnte Gelände,[89] das nördlich an das ehem. Kloster anschloss und in Dilichs Landtafel als "Nauwiese" bezeichnet wird.[90] Das Blatt gehört zu dem einen Tag später datierten kleineren Plan 2° Ms. Hass. 107 [73].
Adam Müller, Vermessungsplan der "neuen Wiese", 1609
Die "Messung der Wisen / zu Breidenaw, / wie dieselbe, uttera / getheilt werden könne. / Sig: 30 t[en] Aprilis / Anno 1609" – so die rückseitige Beschriftung - gehört zu dem am vorherigen Tag angefertigten Vermessungsplan von Adam Müller 2° Ms. Hass. 107 [72]. Der Landvermesser und für Breitenau zuständige Baumeister gibt hier in verkleinertem Maßstab ein weiteres Mal das zu teilende Gelände mit den betreffenden Maßangaben wieder.
Adam Müller(?),Pfarrhaus, Lageplan und Aufriss der Schmalseite, 1611
Das Pfarrhaus, das im Plan 2° Ms. Hass. 107 [33] noch neben der Nikolaikirche verortet ist, wurde vermutlich wenig später an die südliche Mauer neben dem Tor verlegt (Gebäude „X“ im Lageplan). Der kleine, seitlich versetzte Anbau sollte offensichtlich nach Maßgabe des punktierten Umrisses in die Flucht des Gebäudes verlegt werden. Dadurch erhöhte sich die Grundfläche des Wohngebäudes, wie der entsprechende Grundriss (2° Ms. Hass. 107 [66]) zeigt.
Unbekannter Zeichner, Pfarrhaus, Grundrisse
Vermutlich im Zusammenhang mit der 1611 datierten Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [65], entstand der "Abriss des Neuen pfarhaußes zu Breidenaw.“, der die Grundrisse des an der Mauer gelegenen Pfarrhauses präsentiert. Die wahrscheinlich von Adam Müller angefertigte detaillierte Zeichnung zeigt die Aufteilung der Räume in den drei Geschossen. Im Zentrum des Erdgeschosses steht die Küche mit den üblichen Nebenräumen. Die „Mittel Wanderung“ enthält die Räume des Pfarrers und eine „gesindt stube“, während in der „obrist Wanderung“ noch zwei Zimmer für die Kanzlei vorgesehen sind. Abschließend wird vermerkt: „das dach bleibt ein lediger boden zu schüttung frisch maltz hopfen undt anderer notturft."
Klausurgebäude, Kellergrundriss(?), 1611
In dem "Abriß des grundts zu Breidenaw / Zur Stallung Im Creutzgang / Ao 1611" ist ein Grundriss der Klausur wiedergegeben, der vermutlich Veränderungen in diesem Bereich thematisiert. Aus der Einzeichnung von Kreuzgewölben lässt sich folgern, dass es sich möglicherweise um das Kellergeschoß handelt. Die Küche in der nordwestlichen Ecke ist allerdings mit ihrem zentralen Rauchabzug eingezeichnet. Neben der Kirche ist an der Westseite ein Bau mit punktiertem Umriss angegeben, der die bislang offene westliche Seite des Klausurbezirks schließen sollte.
Klausurgebäude mit Entwurf für einen Stall, Grundriss
Ebenso wie der 1611 datierte Grundriss 2° Ms. Hass. 107 [51] beschäftigt sich auch dieser "Grundtriß wie die beide baw / im Creutzgang zur Breidenaw / zur Stallung undt gemachen ahn zu legen" mit den Gebäuden der Klausur. Die beiden vorhandenen Flügel im Norden und Osten sind mit ihren Mauern wiedergegeben, ohne dass die Funktion der Räume erkennbar wird. In dieser Art diente das Blatt vermutlich als Vorlage für die in gleichem Maßstab wiedergegebene Grundrisszeichnung 2° Ms. Hass. 107 [47], die die geplante Nutzung der Räume in Erd- und Obergeschoss zum Thema hat.
Klausurgebäude, Grundrisse von Erdgeschoss und Obergeschoss
Der möglicherweise in den Grundzügen von2° Ms. Hass. 107 [44] kopierteEntwurf (identischer Maßstab, Zirkelspuren) zur Umwidmung der Klausurgebäude präsentiert neben dem Erdgeschoss auch gleichzeitig die oberen Fachwerkgeschosse. Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [51] + [44] ist ein vierter Flügel auch hier nur angedeutet. Neben dem Marstall im Ostflügel, der auch im anschließenden Querhaus der Kirche eingezeichnet ist, liegt hier im Nordflügel die damit aus dem separaten Gebäude ausgelagerte Vogtei, an deren westlichem Ende die quadratische Küche mit ihrem zentralen Schornstein anschließt. Die handschriftlichen Notizen des Landgrafen "dieses bawes theilung muß ettwas anders außgesonnen werden" (mittig oben) und "diese stall und gemach theilung ist uns gefällig" (rechts oben) dokumentieren den Planungscharakter der Zeichnung.
Klausurgebäude, Umbauentwürfe
In diesem skizzenhaften Grundriss erscheinen mehrere Varianten zur Umgestaltung des nördlichen Kreuzgangflügels. Das "displicet" kennzeichnet dabei offensichtlich verworfene Ideen. Der Flügel, dessen westliches Ende die Küche bildet, sollte demnach vor allem für Gesinderäume genutzt werden. Die rechte Skizze ergänzt dazu noch den abschließenden Flügel an der Westseite, der seit 1611/12 immer wieder in den Zeichnungen thematisiert wird, aber vermutlich erst zwischen 1615 und 1620 errichtet wurde.
Adam Müller(?), Klausur mit zusätzlichem Westflügel, Lageplan, 1612
Der wahrscheinlich von Adam Müller angefertigte einfache Umrissplan der Klausur, rückwärtig bezeichnet: „Die Gründe so / zu Pferdtstallung angericht werden solle Anno d [1]612 ./.", verzeichnet ebenso wie zwei weitere Zeichnungen (2° Ms. Hass. 107 [46]+[50]) eine durch einen westlichen Flügelbau geschlossene Klausur neben der Kirche. Dabei besteht ein enger Zusammenhang mit dem exakt übereinstimmenden und mit denselben Maßangaben versehenen Plan 2° Ms. Hass. 107 [46].
Adam Müller(?), Klausur mit zusätzlichem Westflügel, Lageplan
Exakt übereinstimmend mit 2° Ms. Hass. 107 [45] gibt dieser Umrissplan den durch einen neuen Westflügel geschlossenen Klausurhof neben der ehemaligen Klosterkirche wieder, gekennzeichnet als "Area Habitationis / Breidenavie."
Johann Wi(e)dekindt(?), Klausur mit zusätzlichem Flügel, überarbeiteter Grundriss
Bei diesem interessanten Blatt handelt es sich um die Zeichnung eines Baumeisters -vermutlich Johann Wi(e)dekindt - zum Umbau der Klausurflügel, die mit Korrekturen und Notizen von der Hand des Landgrafen Moritz versehen wurde. Der gleiche Maßstab verbindet die Zeichnung mit 2° Ms. Hass. 107 [49], mutmaßlich die von Wi(e)dekindt angefertigte Reinzeichnung. Die hier grob einskizzierten Änderungen sind in dieser weitgehend umgesetzt.
Johann Wi(e)dekindt(?), Klausur mit zusätzlichem Westflügel, Grundrisse von EG und OG
In diesem Blatt liegt vermutlich die Reinzeichnung von 2° Ms. Hass. 107 [50] vor, die über der Zeichnung eines Baumeisters mit handschriftlichen Einträgen des Landgrafen ergänzt worden war. Zeichenstil und Handschrift der beiden sorgfältig angelegten Grundrisse von Erdgeschoss und Obergeschoss legen nahe, dass es sich bei dem Zeichner um den Baumeister Johann Wi(e)dekindt handelt, der 1622 den Marstall in Breitenau fertiggestellt haben soll.[91] Die Raumdisposition innerhalb der Klausurgebäude entspricht weitgehend der Anordnung in 2° Ms. Hass. 107 [47], wobei jetzt hier aber ein dritter Flügel fest eingeplant ist, der die Vogtei aufnimmt, wie die beigefügte Legende deutlich macht. Dadurch wird der Nordflügel frei für einen „Küe Stall“.
Adam Müller(?), Nordwestlicher Vorhof, Lageplan, 1612
Bei dem "Abriß eines stücks / des hoiff platz zu / Breidenaw Ao 1612" handelt es sich um einen Vermessungsplan der Hoffläche zwischen Grifter Tor, Zehntscheune und Klausur, wobei die Vogtei im Umriss nur angedeutet ist. Im Zusammenhang mit der Verlegung der Vogtei in den durch einen dritten Flügel geschlossenen Klausurbereich wurde offensichtlich auch ein Abbruch des alten Gebäudes erwogen.
Idealentwurf eines Schlosses an der Kirche
In diesem von Westen gesehenen Idealentwurf konzipiert Landgraf Moritz ein Schloss mit zwei achsensymmetrisch beidseitig der Kirche angelegten Höfen. Zur Vervollkommnung der Ansicht ist in diesem Fall der fehlende zweite Kirchturm ergänzt. „Damit ist hier eine in der Idee ähnlich großartige Anlage von Moritz geplant worden, wie sie 100 Jahre später für Kloster Weingarten vorgesehen wurde und in Einsiedeln auch ausgeführt wurde“[92]. Im Vordergrund sind das „Eder thor“, die Zehntscheune und der von Adam Müller geplante Brunnen (siehe 2° Ms. Hass. 107 [60]) zu sehen.
Auf der Rückseite der Zeichnung befindet sich eine zweispaltige Auflistung der Gebäude, die mit der "Vogtey“ beginnt und diverse Versorgungsgebäude, darunter fünf verschiedene Ställe, auflistet.
Südwestlicher Vorhof mit Entwurf für einen neuen Stall
Die von Osten genommene Vogelschauansicht des südwestlichen Vorhofes zeigt im Zentrum die Zehntscheune am "Weg nach dem guxhagener Thor", flankiert vom "grosse Birnen garten" und einem “Weinberg” neben der Kirche. Entlang der Mauer im Hintergrund erstreckt sich ein extrem langgestrecktes (Stall-)Gebäude mit mehreren Eingängen. Der erhaltene Kostenvoranschlag 2° Ms. Hass. 107 [76]präzisiert diese Planung für einen Marstall, der vom Grifter Tor bis zum "schafhaus" reichen sollte.Vermutlich 1613 wurde dieses Projekt durch den Vorschlag eines „Winkelhakenbaus“ ersetzt (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [62] + [77]).
Unbekannter Zeichner, Entwurf eines Pferdestalls an der Mauer, Grundriss
Auf einem schmalen Papierstreifen wird hier der Grundriss eines extrem langgestreckten Stalls präsentiert, wie er ähnlich in 2° Ms. Hass. 107 [52] mit dem Entwurffür einen Stall entlang der westlichen Klostermauer zwischen dem Grifter Tor und dem Schafhaus vorliegt. Erkennbar wird die innere Aufteilung des Gebäudes, das unter einem Dach vier Ställe für jeweils 23 Pferde mit den zugehörigen Räumen beherbergen sollte.
Kostenvoranschlag für einen neuen Marstall
Der "Ohngevehrlich Ahnschlag wie d[es] Marstals zu Breiden Auw / solte vom Wachthauß am Grifterthor biß ahn d[as] schaffm: / hauß Erbawtt werd[en]“ ermittelt die Kosten eines Gebäudes analog zur Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [52]. Da das Gebäude direkt an die vorhandenen Gebäude anschließen sollte, „ist also nicht mehr alß eine lange Maur 370ß lang […] uff zu führen“. Weiter heißt es: „In diese Maur muß wegen d[er]underschiedenen stalle und stallstuben / gehawen und gesetzt werden 16 thür“. Es folgt eine detaillierte Auflistung der benötigten Materialien und Handwerker mitsamt der veranschlagten Kosten in Höhe von insgesamt „1624 fl 24 alb 10 2/5 h”.
Der vermutlich von des Landgrafen eigener Hand hinzugefügte „Ander Vorschlag, wie das Closter gantzlich zu Marstall genommen undt außgebaut werden / sollte“ thematisiert wiederum die Nutzung der alten Klausurgebäude, wie sie etwa in der Zeichnung von Johann Wi[e]dekindt (2° Ms. Hass. 107 [49]) vorliegt und kommt auf die deutlich geringere Summe von „1265 - 22 – 7“.
Kostenvoranschlag für einen neuen Marstall, Kopie
In fast wortwörtlicher Übereinstimmung mit 2° Ms. Hass. 107 [76]listet dieses Schriftstück gleichfalls die Kosten für einen neuen Marstall in Breitenau auf, wobei auch hier die Variante „Wan das Closter genzlich zu Fertstal ge / nommen und aus gebauwet werden sollte“ aufgeführt wird. Es handelt sich vermutlich um eine Abschrift von der Hand desjenigen Kanzleischreibers, der auch den dritten Kostenvoranschlag 2° Ms. Hass. 107 [77]nach den Notizen des Landgrafen in eine geordnete Fassung kopierte.
Adam Müller(?), Nordwestlicher Vorhof mit neuem Marstall, Lageplan, 1613
Der möglicherweise von Adam Müller angelegte "Krundt riß des Marstalls zu Breidenau / wie derselbig an die grosse scheuren in / form eines Winckel haarken zu beschliessung / des Vorhoffes daselbst zu erbawen / Ao 1613. 28 t[en] Januarij" verzeichnet neben der „steinscheuer“ im Vorhof ein direkt anschließendes, neues Gebäude, das bis zur Klostermauer und von dort in annähernd rechtem Winkel bis zum "Griffter Thor" geht. Diese Planung für einen Marstall in „Winkelhakenform“ wird auch in Kostenvoranschlägen präzisiert (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [63]+[77]). Die nur einen Tag später datierte Zeichnung des Landgrafen Moritz (2° Ms. Hass. 107 [55]) gibt einen anschaulichen Eindruck dieses Projektes.
Vorhof mit Entwurf für einen Stall (recto), tabellarischer Anschlag der Baukosten (verso), 1613
Das Doppelblatt Folio ist mit der Beischrift versehen: "Unser g[n] f[n] undt herrn anschlag uber den / vor stehenden Marstalß baw, wie derselbig / zwische[n] der grossen scheuren scheid recht / nach der mauren neben dem Grifter thor / und von dannen biß an daß Grifter thor / in einen Winckel haarken zu beschliessung / des Vorhoffs zu breidenau zu erbawen / Anno 1613. 29 t[en] Januarij" und beschäftigt sich in Text und Bild mit dem Projekt des geplanten Winkelhakenbaus im Vorhof zwischen Zehntscheuer und Tor, wobei Teile des ehemaligen Kreuzganges abgebrochen werden sollten. Die Zeichnung visualisiert die Vorstellungen des Landgrafen in der bekannten Vogelschau von Norden. Von der nordwestlichen Ecke der Klausur steht nur noch der Küchenbau unweit des Herrenhauses, dessen Hof von einer Mauer mit dem integrierten Brunnenhaus zum „Misthof“ abgegrenzt wird. An die Zehntscheuer im Hintergrund schließt bruchlos das Stallgebäude an, das an der Klostermauer entlang durch ein kleineres Gebäude rechtwinklig zum Tor hin ergänzt wird. Akribisch vermerkt Landgraf Moritz die möglichen Wege, die über den Vorhof zu den Gebäuden und Toren hin verlaufen könnten. In dieser Art zeigt sich der Zusammenhang mit dem einen Tag vorher datierten Grundriss 2° Ms. Hass. 107 [62].
Unterhalb der Zeichnung sind in der"Ausrechnung des alten gemeuers / Am Creutzgang“ die Mauern im Kreuzgang aufgelistet, die abgebrochen werden könnten, sowie die Verwendung des Materials in den neuen Gebäuden. Dementsprechend enthält die Rückseite die Aufstellung: "Uff vor gemeldte Ausrechnung folgen / diese anschlag bau kosten“, die Summe beträgt in diesem Fall „1523 fl. 16. 10 1/5."
Vorhof mit Entwurf für einen Stall
Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [55]wird in dieser Zeichnung die Vorhofsituation vor der Klosterkirche in einer Vogelschau von Norden geschildert, wobei hier die Klausurgebäude aber beibehalten sind und durch einen abschließenden Flügelbau ergänzt werden. Es fehlt dagegen der Stall an der Mauer neben dem Vogteihaus. Der Winkelhakenbau zwischen dem Tor und der Zehntscheuer verfügt in dieser Variante als massiver Steinbau durchgängig über zwei Geschosse und ein hohes, nutzbares Dach.
Plan des westlichen Vorhofes mit neuem Stallgebäude
Auf einem Doppelblatt Folio entwirft Landgraf Moritz hier einen ausführlichen Grundrissplan: "dritter Vorschlag wie der Neue Marstall / solle von dem grifter thor an biß wieder schafmeister Wohnung+ scheurenbau in ei / ner Winkelung / biß hinder der / grossen scheuer+ / gebaut werden“ mit einer Auflistung der Baukosten wie im Kostenvoranschlag 2° Ms. Hass. 107 [77]. Interessanterweise wird hier im Titel noch das Projekt für einen Stall an der Mauer erwähnt, das aber dann durch den Winkelhakenbau ersetzt wurde, ein Hinweis auf die zeitliche Abfolge der Planungen. Der Winkelhaken-Gebäudekomplex auf der südlichen Seite des Grifter Tores reicht bis zur Zehntscheune, deren Aufteilung in den Blindlinien angedeutet ist. Während der größere Baukörper neben der Scheune Stallungen aufnimmt, sind in dem kleineren Bau neben dem Tor Wohnräume vorgesehen.
Das deutlich erkennbare, ins Papier geritzte Netz von Hilfslinien, die der Federzeichnung zugrunde liegen, lässt in diesem Fall die Vorgehensweise des Zeichners sichtbar werden.
Kostenvoranschlag für einen neuen Marstall
Der Kostenanschlag listet übereinstimmend mit 2° Ms. Hass. 107 [63] von 1613 noch einmal genau die Aufwendungen für den „dritten Vorschlagk“ auf, wobei der Schreiber die Angaben des Landgrafen sehr getreu wiedergibt. Es handelt sich demnach vermutlich um eine Reinschrift des Kanzleischreibers, der auch die Abschrift der Kostenaufstellung für den Marstall entlang der Klostermauer(2° Ms. Hass. 107 [79])anfertigte.
Westliche Vorhöfe mit den Gartenanlagen, 1615
In dieser, rückseitig auf den 24.6.1615 datierten, sehr anschaulichen Vogelschau zeigt Landgraf Moritz das Areal westlich der Klosterkirche rund um den "Vorhoff zur Breidenaw", der hier als gepflasterte Fläche dargestellt ist. Die Kirchenfassade wird hier aus Symmetriegründen mit einem zweiten Turmhelm vervollständigt. Der leider nicht vollständig dargestellte Klausurbereich erscheint komplett geschlossen, wobei die alten Gebäude zweigeschossig ausgebaut sind. Im "Vogteyhof" liegt das auch als Herrenhaus bezeichnete Fachwerkgebäude mit dem markanten Brunnen, der wie in 2° Ms. Hass. 107 [55]in den Zaun integriert ist, der den Hof unterteilt. Südlich der Kirche erstreckt sich ein „Weinberg“, während hinter der Zehntscheuer der „grosse lustgarten“ angesiedelt ist. Weitere Gärten ("kleiner lustgarten", „hopfen garten“, „Lein garten“) erstrecken sich außerhalb der Mauern vor dem Grifter Tor. Wie ein „Memorial“ von 1616 belegt, in dem genaue Vorschläge für eine „Gartten Erweiterung“ enthalten sind,[93] kümmerte sich Landgraf Moritz auch bis ins Detail um die Anlage der Gärten (vgl. den Pflanzplan 2° Ms. Hass. 107 [74]).
Diese detailreiche Darstellung stimmt weitgehend überein mit dem in Dilichs Landtafel[94] wiedergegebenen Bestand. Landgraf Moritz zeigt allerdings einen vollständigen Klausurbereich neben der Kirche, was nahe legt, dass er nach der Diskussion mehrerer Varianten für die Errichtung eines Marstalls jetzt den Ausbau der Klostergebäude präferierte. Darüber hinaus unternimmt seine detaillierte, anschauliche Darstellung den Versuch, den vorhandenen Baukomplex im Sinne einer idealen ländlichen Schlossanlage mit Gärten zu vervollständigen.
Kirche und Klausur von Norden
Die Vogelschauansicht der Kirche und des nördlichen Hofes präsentiert die Klausurgebäude im Horizontalschnitt über dem zweiten Geschoss, wobei der markante Küchenbau mit seinem Schornstein an der Nordwestecke das „Scharnier“ bildet zu dem neuen Westflügel, der die Lücke bis zum nordwestlichen Turmstumpf schließt. Diverse Mauern und Zäune markieren die Gliederung des umgebenden Geländes. Am oberen Blattrand erscheint angeschnitten das Gebäude der Nikolauskapelle.
Westliche Vorhöfe von Norden
In Fortführung der umseitigen Ansicht zeigt diese Vogelschauansicht die westlich der Kirche gelegenen Gebäude und Höfe von Norden. Der Hof hinter dem Herrenhaus wird in diesem Fall bezeichnet als: "schloß hoff zu Breidenauw". Im Hintergrund liegt die Zehntscheune mit ihrem markanten Stufengiebel, dahinter erstrecken sich "küchengarten" und "hopfengarten". Neben dem Weinberg im Vordergrund ist ein "hüttengarten" mit hölzernen Laubengängen eingezeichnet, ein charakteristisches Element höfischer Gartenkunst.
Ebeso wie in 2° Ms. Hass. 107 [53] fehlt das Stallgebäude neben dem Herrenhaus, das vermutlich durch die Verlegung in die Klausur überflüssig werden sollte.
Plan eines "Küchengartens"
Der Plan für den Küchengarten hinter der Zehntscheune (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [38] verso) listet namentlich die Bepflanzung der unterschiedlich großen Felder auf, beginnend mit "N.1.2. Rot und weiß mangoldt." und diversen Kohlsorten, endend mit "N.10. Aniß.", "N.11 Hirsen." und "N.12. Türkisch korn."
2° Ms. Hass. 107 [36] verso, unten
Kirche mit Klausurgeviert von Westen
Auf dem Blatt mit mehreren Ansichten des ehemaligen Klosters fällt die von Westen gesehene Ansicht von Kirche und Klausur ins Auge, die als Abschluss des Klausurhofes einen zweistöckigen Flügel im Westen vorsieht. Die Küche an der nordwestlichen Ecke erscheint in dieser Variante nicht mehr als Bauteil hervorgehoben, sondern so integriert, dass eine einheitliche Fassade mit einer durchgehenden Fenstergliederung entsteht.
2° Ms. Hass. 107 [36] verso, oben
Nordwestlicher Vorhof
Die kleine Ansicht des „vogtes hoff“ und „hinderhof“ von Osten zeigt im Vordergrund den Klosterhof umgeben von niedrigen Arkadengängen, die an der Nordwestecke vom Küchenbau mit seinem hohen Schornstein unterbrochen werden. Das Herrenhaus mit zwei Fachwerkgeschossen im Hintergrund wird an der Seite zum „lustgarten“ von denjenigen Stallgebäuden begleitet, die auch in anderen Zeichnungen (vgl. z.B. 2° Ms. Hass. 107 [55]) als alter Bestand wiedergegeben sind.
Klausur und Herrenhaus im nordwestlichen Vorhof
Die ganzseitige Darstellung auf der Vorderseite des Blattes visualisiert - ähnlich wie die kleine Darstellung auf der Rückseite oben - die Umgestaltungsideen des Landgrafen für die Klausur und das unmittelbar davor gelegene Herrenhaus (die ehemalige Vogtei), wobei die Klausur um den „Inner hoff der vogteij“ im Grundriss gegeben ist, während das Herrenhaus in perspektivischer Ansicht zu sehen ist. Das zweigeschossige Fachwerkgebäude wird durch vier regelmäßig verteilte rechteckige Risalite (für Aborte?) ergänzt, eine Umbauidee, die auch in anderen Zeichnungen thematisiert wird (vgl. z.B. 2° Ms. Hass. 107 [37]).
Klausur und Herrenhaus von Norden
Die sehr sorgfältig angelegte Vogelschauansicht von Norden präsentiert die Kirche mit der ausgebauten und durch einen neuen Flügel komplettierten Klausur und westlich davon die ehemalige Vogtei im Vorhof. Während die Klausurgebäude wie in 2° Ms. Hass. 107 [36] verso, unten als vereinheitlichte Baukörper den Hof einschließen, weist das nun als Herrenhaus vorgesehene Fachwerkhaus wie in 2° Ms. Hass. 107 [36] recto vier kleine Risalit-Anbauten auf.
Kirche mit Klausurgebäuden, 1622
In diesem Umrissplan, beschriftet als "Abriß des fstl: Haußes Breittenau ad 1622" (verbessert aus "1623"), wird noch einmal die Lage der um einen Flügel ergänzten Klausurgebäude samt dem anschließenden Vorhof mit dem "hernhauß" festgehalten.
Grundriss der Kirche als Pferdestall
Die Skizze der Klosterkirche enthält einen Vorschlag zur Einrichtung von weiteren Pferdeboxen in der Kirche, die ja schon unter Landgraf Wilhelm als Fruchtscheuer und Stall eingerichtet worden war.[95] Anscheinend sollte in diesem Fall das gesamte Kirchenschiff einbezogen werden: als Quartier für die „Summa 76 pferdt“.
Kostenvoranschlag für eine neue Vogtei
Die "Aus rechnunge Mauerwercks so ahn dem neuen Vogkteij baw / zu breidenaw gemacht werden muß“ liefert einen genauen Kostenvoranschlag für den Bau der Vogtei, die der Beschreibung nach in dem geplanten neuen Westflügel der Klausur vorgesehen ist ("Ein gibbel gegen der fulda Ahn die grose küche… Ein stück Mauer so von dem gefangnüs biß ahn der Vogk / teij lange zu beschliessung der obersten gibbel wandt uff / gefürtt werden muß"). Der Text stimmt exakt überein mit 2° Ms. Hass. 107 [81]. Das Wasserzeichen legt eine Datierung in die Jahre 1625 bis 1627 nahe.
Kostenvoranschlag für einen neuen Vogteibau
In genauer Übereinstimmung mit 2° Ms. Hass. 107 [80] gibt dieses Schriftstück den Text des Kostenvoranschlags für die Einrichtung eines neuen Vogteibaus im Westflügel der Klausur wieder. Möglicherweise handelte es sich hier um eine Reinschrift des genannten Blattes, die offensichtlich von demselben Schreiber angelegt wurde.
Klausur und Herrenhaus
Der großformatige, aus drei Teilen zusammengeklebte Plan umfasst die Kirche mit der Klausur und dem Herrenhaus, wobei die Verteilung der Erdgeschossräume im neuen Westflügel und dem Herrenhaus detailliert wiedergegeben ist. Die Kirche wird hier als "Marstall" bezeichnet, wobei im nördlichen Turmstumpf - wie schon in anderen Blättern - das Gefängnis eingerichtet ist (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [63] recto). An der N/W-Ecke des Kreuzganges sollte weiterhin die Küche liegen. Der wie im Kostenvoranschlag (2° Ms. Hass. 107 [80]) zwischen Kirche und Küche angelegte Vogteibau wird in der rechten Hälfte durch eine breite Einfahrt unterbrochen, die zu den Ställen in den anderen Klausurflügeln führte. Das Herrenhaus mit den beiden innenliegenden Wendeltreppen enthält im Erdgeschoss die Wirtschaftsräume. Unklar bleibt die Funktion der vier kleinen Anbauten, die möglicherweise in den Obergeschossen Aborte enthielten.
Möglicherweise handelt es sich hier um eine Bestandsaufnahme der im genannten Kostenvoranschlag dokumentierten Umbauarbeiten.
Entwurf für den westlichen Klausurflügel, Grundriss
Ähnlich wie in 2° Ms. Hass. 107 [40] thematisiert die kleine Zeichnung auf einem Doppelblatt die Raumplanung im westlichen Flügel, in diesem Fall vermutlich für das Obergeschoss des als Vogtei genutzten Baukörpers.
2° Ms. Hass. 107 [56] verso, unten
Vorhof mit Herrenhaus
Die Zeichnung auf der Rückseite eines Blattes mit Darstellungen Kasseler Bauten (Nassauer Hof, Salzhaus) gibt eine Vogelschauansicht der Bauten an „hern hoff“ und „hinderhof“ des ehemaligen Klosters Breitenau. Im Zentrum steht das Herrenhaus. Wie in 2° Ms. Hass. 107 [40]befinden sich ander östlichen Fassade vier kleinen Anbauten, die möglicherweise Aborte enthielten. Der westliche Hof ist hier dahingehend vereinheitlicht, dass das alte Stallgebäude durch kleinere, einheitlich an die Mauer angelehnte Fachwerkgebäude ersetzt wird, ein Vorschlag der mehrfach thematisiert wird (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [57] verso). Der westlicheKlausurflügel ist am unteren Blattrand im Grundriss zu erkennen.
2° Ms. Hass. 107 [57] verso, oben rechts
Westliche Vorhöfe mit Gärten
In diesem Lageplan visualisiert Landgraf Moritz noch einmal die Situation der westlichen Vorhöfe anschließend an den neugebauten Westflügel der Klausur, hier als „neue Vogtey“ bezeichnet. Neben dem Herrenhaus mit den vier kleinen Anbauten liegt das „alte Viehauß“, dessen Abbruch mehrfach erwogen wurde. Ein weiteres „viehauß“ ergänzt zudem die alte Zehntscheuer vor dem „küchengarten“.
2° Ms. Hass. 107 [57] verso, unten rechts
Vorhof am Grifter Tor
Ebenso wie die Darstellung auf der oberen Hälfte dieses Blattes thematisiert auch diese Vogelschau der westlichen Vorhöfe ein Stallgebäude am „küchen garten“, das in diesem Fall von der Zehntscheuer bis an die Mauer reicht, wie es ähnlich in der Variante für einen Winkelhakenbau an dieser Stelle (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [63] recto)vorgeschlagen, - aber vermutlich nicht umgesetzt wurde.
Bericht über Bauprobleme, 1627
In dem von unbekannter Hand verfassten "Bericht uff Ifgn. gn. bevehl wegen etzlicher / Baupuncten alhier zur Breidenaw“ werden Bauarbeiten in der Vogtei („Den Abraumb in der Neuen Vogtey im Kreutzgang belangt“) und im Herrenhaus („Die Verweiderung der küche im H[errn] hauß, kan nicht wohl geschehen / Eß seij den daß IFgn. Ihro Cammer hiertzu nehme undt gebrauche“) dokumentiert. Der weitgehend unleserliche Kommentar des Landgrafen Moritz am linken Rand ist signiert: "Breidenaw den 11. Junij. 1627." Seine Bemühungen, Breitenau auch nach seiner Abdankung weiter zu nutzen und umzugestalten, waren jedoch zum Scheitern verurteilt, endet doch der Bericht des unbekannten Beamten „Wirdt Efgn. auch underthenigk gefragt, wo man zu diesem / vorbeschriebenen Baupuncten undt gebrechen den notwendigen / verlagk hernehmen soll, undt wer denselben verlegen wirdt".
Die Übereinstimmung des Wasserzeichens verbindet diesen Bericht mit der Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [48].
Grundriss der Klausurflügel
Dieser detaillierte Grundriss erfasst die komplette Klausur, die in diesem Fall neben der Küche und der Backstube diverse Appartements enthält, die ohne Korridor nebeneinander angeordnet sind. Die bislang im östlichen Flügel verorteten Ställe entfallen auf diese Weise. Die Einfahrt in den Hof liegt hier direkt neben der Küche in der Nordwestecke des Gebäudekomplexes. Aufgrund des identischen Wasserzeichens kann man das Blatt mit dem Schriftstück 2° Ms. Hass. 107 [75] in Verbindung bringen.
2° Ms. Hass. 107 [234] recto, unten
Westliche Klausur und Herrenhaus
Der Lageplan auf der Rückseite einer Zeichnung von Melsungen, die später mit weiteren Melsunger Zeichnungen zusammengeklebt wurde, zeigt den westlichen Klausurbereich mit dem Herrenhaus bis zum Grifter Tor. Ebenso wie in 2° Ms. Hass. 107 [48] liegt die Einfahrt in den Klausurhof auch hier direkt neben der Küche, wodurch mehr Raum für Appartements zur Verfügung steht. Die Raumdisposition im Herrenhaus entspricht derjenigen von 2° Ms. Hass. 107 [40], es fehlen allerdings die vierkleinen Risalite an der Seite zum „hinderhof“.
[75] vgl. Unglaube 1995
[76] Landau 1842, S. 81
[77] Hootz 1952, S. 13/14
[78] Landau 1842, S. 82
[79] vgl. die „Instruction“ von 1607 2° Ms. Hass. 107 [78]
[80] vgl. die betreffenden Akten in: HStAM Best. 17 e Breitenau 32 sowie Best. 53 e Pak. 61
[81] „Memorial“, fol. 3, in: HStAM Best. 17e Breitenau 32
[82] Landtafeln hessischer Ämter, 2° Ms. Hass. 679, Taf. 8
[83] MHK, Graph. Sammlung, Marb. Dep. II, 163, GS 6039, Marb.Dep. II, 269, in: Onlinekatalog Architekturzeichnungen 2004/2005/2007. http://212.202.106.6:8080/dfg/museumkassel/home.jsp
[84] Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart, Inv.-Nr.: N 220 A 21 02
[85] Hootz 1952, S. 15
[86] Landtafeln hessischer Ämter, 2° Ms. Hass. 679, Taf. 8
[87] HStAM Best. 17 e Breitenau 32
[88] HStAM Best. 17 e Breitenau 32
[89] HStAM Best. 17 e Breitenau 21
[90] 2° Ms. Hass. 679, Taf. 8
[91] Hootz 1952, S. 30
[92] Hootz 1952, S. 30
[93] HStAM Best. 53 e Pak. 61
[94] Landtafeln hessischer Ämter, 2° Ms. Hass. 679, Taf. 8
[95] Landau 1842, S. 81