Burghasungen, ehem. Kloster

Burghasungen, ehem. Kloster

Das im 11. Jahrhundert begründete Benediktinerkloster über dem Grab des Heiligen Heimerad auf dem Hasunger Berg oberhalb des Dorfes wurde 1527 säkularisiert, danach diente es den Landgrafen von Hessen als Jagdlager und als Sitz der Vogtei des Amtes Ahna. Wegen Baufälligkeit wurden Kirche und Kreuzgang bereits 1617 abgebrochen, wie ein Bericht des Vogtes bestätigt, in dem es heißt, er habe angeordnet, die „alte kirche sambt den kreuzgengen (außgenohmen den Thurm undt die Capelle, so noch in esto) biß uff daß Fundamendt„ abzubrechen“.[96] Einzig der Turm der Klosterkirche blieb bis ins 19. Jhdt. erhalten. Nach einem Blitzeinschlag konnte auch dieser nicht mehr gesichert werden, so dass heute vor Ort nur noch Reste des Mauerwerks sichtbar sind.[97]

Der Hintergrund der Entstehung der 1631 datierten und sorgfältig mit Maßangaben und Beschriftung versehenen Zeichnung des Landgrafen Moritz ist unklar. 1625 soll er laut Rommel[98] überlegt haben, die Ritterschule wegen der Seuchen in Kassel hierher zur verlegen. Nach seiner Abdankung 1627 fiel dieser Besitz aber eigentlich nicht mehr in seine Zuständigkeit.

Im 19. Jahrhundert wurde seine Zeichnung mehrfach sorgfältig nachgezeichnet und vermutlich für Publikationen überarbeitet, wie die drei Blätter nahelegen, die dem originalen Bestand nachträglich hinzugefügt wurden.

 

2° Ms. Hass. 107 [82]

Umbauentwurf mit Bastion, 1631

Die Zeichnung des Landgrafen, datiert und signiert "Burghasung der schloß hof / den 8 Aprilis. 1631. M.H.L." zeigt eine am Hang gelegene, im Halbkreis angeordnete Anlage aus mehreren zweistöckigen Gebäuden, die den an der Hofmauer gelegenen „sechseckicht thurn“ und „die Capelle“, die Überreste der in den alten Beschreibungen genannten Klosterkirche, einfassen. Davor erstrecken sich zwei „Lustgärten“ sowie eine Wehranlage mit „Bolwerg Saturnus“ und „Bolwerg Diana“. Die Erläuterung unten links vermerkt zusätzlich zu der Legende: "Von k biß an n; den thurn müssen / die keller neu bauet werden, verderben / sonst[en] alles. / Der baw o. und die Mauer p. / müssen in die lineare k et n versetzt / werden; / Die fortification, weil sie nicht aus / gebauet word[en], stehet in des jetzig[en] / possessoris willen, was er darmit mach[en] will."

Über das tatsächliche Aussehen des ehemaligen Klosters zu diesem Zeitpunkt ist nur wenig bekannt. Bei Merian heißt es in dem Text, der auf Landgraf Hermanns Landesbeschreibung von 1641 beruht: "Das Closter an sich selbst ist dabevor von eitel quaderstücken sehr köstlich und wunderbar erbawet gewesen namblich drey absonderliche Kirchen dem Berg nach über oder aneinander neben einem hohen gantz von quaderstücken auffgeführten Thurm. […] Die underste / und zwar die kleinste Kirche / stehet noch / unnd wird zum täglichen Gottesdienste / der daran gelegenen Dorffschafft gebraucht. Die andre Clostergebäw seynd auch alle gar Alt-Väterisch / unnd sehr verfallen / doch noch bewohnt“.[99] Erwähnt werden auch die beiden Brunnen und der „selbst erwachsen stehende Teich“, die in der Zeichnung deutlich erkennbar sind.

Es ist anzunehmen, dass die Vogelschauansicht des Landgrafen auf der damals noch vorhandenen Bebauung beruht, die von ihm umfunktioniert und ergänzt wird, um den Bedürfnissen eines fürstlichen Landsitzes zu genügen. Ein Bericht über die „Baugebrechen uffm Hauß Hasungen“ von 1628 belegt, dass dort zumindest einige Räumlichkeiten für den landgräflichen Hof eingerichtet waren.[100] Ein weiterer Ausbau hätte allerdings in der Zuständigkeit seines Sohnes, Landgraf Wilhelm V., gelegen, worauf sich auch der letzte Satz in der der Zeichnung beigefügten Erläuterung bezieht („stehet in des jetzig[en] / possessoris willen, was er darmit machen will.").

 

2° Ms. Hass. 107 [83]

Nachzeichnung der Handzeichnung des Landgrafen Moritz

Es handelt sich hier um eine verkleinerte Nachzeichnung der von Landgraf Moritz 1631 angefertigten Vogelschauansicht. Die Rahmung und die  Beschriftung analog der Moritz-Zeichnung lassen vermuten, dass es sich hier um die Vorlage für eine Publikation handelt. Das Blatt wurde dem Bestand im 19. Jahrhundert hinzugefügt.

 

2° Ms. Hass. 107 [84]

Nachzeichnung der Handzeichnung des Landgrafen Moritz

Das Blatt zeigt eine maßstabsgetreue Nachzeichnung der von Landgraf Moritz 1631 angefertigten Vogelschauansicht. Das Wasserzeichen ermöglicht die Datierung in das zweite Viertel des 19. Jahrhunderts. Vermutlich entstand die Zeichnung im Zusammenhang mit einer geplanten Publikation.[101]

 

2° Ms. Hass. 107 [346]

Nachzeichnung der Handzeichnung des Landgrafen Moritz

Eine weitere Nachzeichnung der Vogelschauansicht des Landgrafen Moritz wurde 1893 angefertigt. Der Zeichner L(?) Rabe orientierte sich sehr genau an der Vorlage, die er aber vergrößerte, und übernimmt weitgehend die Legende, die er zu entziffern versuchte. Der beigefügte Text erläutert die Geschichte in Anlehnung an Landaus ausführliche Beschreibung[102] und steht möglicherweise im Zusammenhang mit einem kleinen, unsignierten Artikel zu Burghasungen, der 1896 erschienen ist.[103]

 


[96] Brief vom 17.10.1617, in: HStAM Best. 53e Pak. 61

[97] vgl. Sippel 2009

[98] Rommel 1837, S. 443, Anm. 199

[99] Matthäus Merian, Topographia Hassiae, Frankfurt 1655, S.28

[100] HStAM Best. 40 a Rubr. 10 Nr. 48

[101] vgl. z.B. Schlereth 1843 und Stock 1858

[102] Landau 1842/2, S. 213-215

[103] Touristische Mitteilungen 1896