Augustinerkloster - Eschwege

b. Eschwege: Ehem. Augustinerkloster

    Das 1278 im südwestlichen Teil der Stadt errichtete Augustiner-Eremitenkloster wurde 1527 säkularisiert.[137] Ein Teil der Anlage (Kirche mit Kreuzgang)  wurde dem St. Elisabeth-Hospital übereignet, das dort bis 1968 bestand. Der übrige Teil des Klosters diente als landgräflicher Renthof und Marstall.  Vom Kloster sind heute noch die um 1484 errichtete Hospitalkapelle (Hospitalplatz 5)[138] sowie das ehemalige Konventsgebäude mit einer historischen Inschrift von 1501 (Klosterstraße 1)[139] erhalten. 1875 übernahm eine Brauerei das Gelände und ließ dort neue Gebäude errichten.

    Die beiden zusammengehörigen Zeichnungen des Landgrafen vom Hospital und Renthof im ehemaligen Augustinerkloster stehen im Zusammenhang mit seinen Bestrebungen, den Renthof zur Unterbringung von Pferde und Materialien im Zusammenhang mit dem dauerhaften Einzug im Schloss 1630 zu benutzen, wie erhaltene Schriftstücke belegen.[140] Wie aus den Akten weiter hervorgeht, gab es damals Schwierigkeiten, das gesamte Hofpersonal unterzubringen. Neben dem Schloss, der Landvogtei und dem Renthof wurden noch weitere Quartiere in der Stadt gesucht.[141]

     

    2° Ms. Hass. 107 [113]

    Augustinerkloster, Hospital und Renthof

    Aus fünf Teilen setzt sich das Blatt zusammen, auf dem Landgraf Moritz in einer breit gelagerten Vogelschauansicht von Westen das ehemalige Augustinerkloster mit dem damals dort beheimateten Spital und Renthof mit der angrenzenden städtischen Bebauung visualisiert. Die "Spitals gasse" auf der linken, „Walgasse“ (Wallgasse) und „der Böneburgische hof" auf der rechten Seite, sowie „der Weg an der Stadtmauer“ im Vordergrund lokalisieren das Areal. Der „spitals hof“ mit der Kirche, deren Kapelle noch heute erhalten ist,[142] nahm den hinteren, nordöstlichen Teil der Anlage ein.  Vom sehr detailliert, bis hin zum Storchennest auf dem First, geschilderten „dormitorium“ ist heute noch der Keller erhalten.[143] Die beiden vorderen Höfe sind unterteilt in „Rendthofs garte“, der auch einen „Würtzgarten“ und ein „küch[en] gärtlein“ enthält, und den „Augustiner / Rendthof. Zum theil / die mistädte“ vor dem Dormitorium, der eingerahmt wird von diversen Wirtschaftgebäuden.

    Die städtische Bebauung an der Spitalsgasse mit den zahlreichen Fachwerkhäusern und der Wallgasse mit dem „Böneburgisch hof“ ist nur ansatzweise wiedergegeben.

     

    2° Ms. Hass. 107 [114]

    Augustinerkloster, Renthof

    Die großformatige Zeichnung präsentiert die Wirtschaftsgebäude des Renthofes im ehemaligen Augustinerkloster in einer detaillierten Vogelschauansicht von Osten, wobei die alten Klostergebäude im Vordergrund im Grundriss wiedergegeben sind. Die sorgfältige Schilderung der den Hof mit der „Mistädte“ und dem Pflasterweg umgebenden Fachwerkgebäude dokumentiert das besondere Interesse des Landgrafen an dieser Anlage. Nach den im Staatsarchiv  Marburg erhaltenen Quellen war er bestrebt, nach seiner Ankunft in Eschwege im Mai 1630 den Renthof zum Logis für „Pferde, Kutschen od Wagen“, d.h. zum Marstall zu erhalten.[144] Die Übereinstimmung des Wasserzeichens im benutzten Papier mit  dem bei 2° Ms. Hass. 107 [113] verwendeten belegt, dass beide Zeichnungen in engem zeitlichem Zusammenhang entstanden sind.

    Fußnoten

     


    [137] Seib 1993, S. 371

    [138] Denkmaltopographie 1992, S. 114

    [139] Denkmaltopographie 1992, S. 121

    [140] vgl. die Anweisungen vom 5./6. Mai 1630, in: HStAM Best. 4a 38/20

    [141] vgl. die Anweisung vom 5.10.1630, in: HStAM Best. 4a 38/26

    [142] Denkmaltopographie 1992, S. 114

    [143] Denkmaltopographie 1992, S. 118

    [144] Anweisung vom 5. Mai 1630, in: HStAM Best. 4a 38/20