Arnsburger Hof - Frankfurt

Frankfurt: Arnsburger Hof und Kartäuserhof

Der alte Stadthof des Zisterzienserklosters Arnsburg, nach der Reformation eine katholische Enklave in der Stadt Frankfurt, lag unweit der Fahrgasse, zwischen Predigergasse und Brückhofstrasse.  Der gesamte Hofkomplex  bestand aus einer Reihe von Häusern, Höfen und Gärten, die über ein großes Tor (Arnsburger Bogen) von der Predigergasse („Pfaffengasse“) her zugänglich waren. Der Kartäuserhof bildete den Abschluß an der Schmalseite des langgestreckten Platzes, während dem eigentlichen Arnsburger Hof an der östlichen Langseite mit den anschließenden Vikarienhäusern vom Fronhof des Bartholomäusstifts westlich das Hinterhaus des Haus zum Ochsen und weitere Privathäuser gegenüberlagen.[159] Die Zeichnungen des Landgrafen stehen im Zusammenhang mit seinem Quartier in „Frau Flagelettis haus“ 1629/30, das in der Korrespondenz erwähnt wird. Dabei handelte es sich um das rechtwinklig an den Kartäuserhof anschließende Haus neben dem „Ochsen“, wie die Zeichnung in der MHK[160] belegt.

 

2° Ms. Hass.  107 [169]

Arnsburger Hof und Umgebung, 1629

Die auf den 3.11.1629 datierte Zeichnung zeigt den Gebäudekomplex um den Arnsburger Hof von Westen, wobei die Gebäude im Vordergrund (zur Fahrgasse hin) im Grundriss wiedergegeben sind, während der eigentliche Arnsburger Hof nebst den anschließenden Häusern mit der Einfahrt zum kleine Hinterhof in Vogelschau dargestellt ist.  Die Bebauung rund um den im Titel erwähnten „Ochsen“ ist detailliert wiedergegeben.  Neben „D. Gersons  Cantzlers  zu  Meintz hause darin / jetzo D. Heidenreich[?] wohnet.“ liegt in der Mitte "her Brau­er hof und hauß", an den rechts laut der oben genannten Zeichnung in der MHK der mehrfach erwähnte Hof der Frau Flageletti anschließt.

 

2° Ms. Hass. 107 [167] recto

Kartäuserhof und Arnsburger Hof

Die beiden skizzenhaften Darstellungen beschäftigen sich mit der Bebauung rund um den Arnsburger Hof. Der Grundriss/Lageplan verzeichnet mit Maßangaben die Gebäude zwischen  "Abtes zu Arnsburg hof" und "Carthauser hoff jetzo  schopfen hauser" mit den Wirtschaftsgebäuden rund um den kleinen Hinterhof. Die kleine Zeichnung darunter gibt eine Ansicht der westlichen Häuserfront am Arnsburger Hof, wie sie auch in der Zeichnung der MHK (s.o.) zu sehen ist. Links vom Hinterhaus des „Ochsen“ mit seinem markanten Zwerchhaus befand sich das von Landgraf Moritz bewohnte Haus der Frau Flageletti (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [169] + [170]). Rechts neben dem Torgebäude ist die anschließende Bebauung an der Predigergasse angedeutet.

 

2° Ms. Hass. 107 [167] verso

Alchemistische Herdstellen und Geräte

Auf der Rückseite  der Zeichnungen vom Arnsburger Hof in Frankfurt befindet sich die gerahmte Darstellung zweier alchemistischer Herdstellen "zum schmeltzen, probiren  abtreiben; calciniren und  reverberiren" und diverser diesbezüglicher Geräte. Eine thematisch ähnliche Darstellung findet sich auch auf dem Blatt der MHK (s.o.), weshalb sich die Frage erhebt, ob dem Landgrafen möglicherweise in Frankfurt ein Laboratorium für seine alchemistischen Versuche zur Verfügung stand.

 

2° Ms. Hass. 107 [170]

Hof der Frau Flageletti am Kartäuserhof

Quasi in Ergänzung der Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [167] recto gibt dieser Grundriss, der in der „Designation“ von 1786 unter der Nr. „41.“ fälschlich als „Zeichnung vom Pfaffenhausen in das Stift allerheiligen gehörig“ bezeichnet wird, die Bebauung zwischen „Carthauser hof“ und "fahrgasse", wieder, wobei der Schwerpunkt auf dem Gebäude liegt, das man als das Haus der „Frau Flageletti“ identifizieren kann. Ein  "Quartierszettel“ vom 7.9.1629 im Staatsarchiv Marburg dokumentiert die Nutzung durch den Landgrafen und sein Gefolge.[161] Nachdem dieser die Wohnung im Frühjahr 1630 aufgeben musste, kam es im August wegen der Bezahlung zu Auseinandersetzungen mit der „flagelattisch wittib“, die wegen ausstehender Zahlungen die „Pagage“ zurückhielt.[162]

Fußnoten

 


[159] vgl.  Battonn 1864, S. 113 ff., Wolff 1914, S. 442 – 459

[160] Museumslandschaft Hessen Kassel, Graph. Sammlung, Marb. Dep. 250a, vgl. Onlinekatalog Architekturzeichnungen 2004/2005/2007

[161] in: HStAM Best. 4a 38/19

[162] in: HStAM Best. 4a 38/20