Junghof - Frankfurt
Frankfurt: Junghof
Der Junghof, westlich am Rossmarkt gelegen, befand sich längere Zeit im Besitz der Familie von Glauburg, weshalb er auch als „Glauburger Hof“ bezeichnet wurde.[167] Südlich grenzte der Stosshof an, nördlich der „Rothe Hof“, wobei alle drei von einem gemeinsamen Platz aus zu erreichen waren.[168] Die Anlage des Hofes mit dem zentralen Brunnen und den unterschiedlichen Gebäuden erinnerte in seiner Weiträumigkeit an einen ländlichen Gutshof, wie Merians großer Stadtplan von 1628 zeigt.[169]
Die Zeichnungen und Schriftstücke des Bestandes dokumentieren die Bemühungen um ein Quartier im Junghof im September/Oktober 1629, als Landgraf Moritz im Haus der „Frau Flageletti“ am Arnsburger Hof logierte, wie der „Quartierszettel“ vom 7. 9.1629 belegt.[170]
Junghof und Stosshof, Lageplan
Der Grundriss verzeichnet den östlichen Teil des Junghofs mit dem Stosshof und der Eingangssituation zum Rossmarkt auf der rechten Seite. Von Interesse waren für den Landgrafen offensichtlich die Wohngebäude auf der nördlichen Seite des Junghofs, da er hier die Raumaufteilung genau erfasst. Vermutlich hat er diese Räume genau inspiziert und auf ihre möglich Nutzung geprüft, wie auch die beiden anderen Zeichnungen 2° Ms. Hass. 107 [172]+[173] nahelegen.
Junghof, Lageplan
In Übereinstimmung mit 2° Ms. Hass. 107 [174] sind hier die Gebäude im östlichen Bereich von Junghof und Stosshof wiedergegeben, wobei auch die die „gemeine gasse“ flankierenden Areale von "hans hector zum Jung hof.", „Glauburg[er] scheuer“ und "Junker heintzes berg" eingezeichnet sind. Anschließend an die Überlegungen zu einer Nutzung der Gebäude hat Landgraf Moritz über der „stallung uff 20 pferdt“ die „zweite wanderung“ ergänzt, die als Wohnung für Bedienstete genutzt werden sollte, wie die Schriftstücke 2° Ms. Hass. 107 [19] + [172] verso + [175] belegen.
Junghof, Lageplan
Ebenso wie die beiden anderen Zeichnungen zum Junghof dokumentiert auch dieses Blatt, das auf der Rückseite auf den 16. September 1629 datierte Anweisungen an den Quartiermeister enthält, die Bestrebungen des Landgrafen, in Frankfurt ein adäquates Logis für sich und sein Personal zu erhalten.Ähnlich wie in 2° Ms. Hass. 107 [173] skizziert der Fürst auch in diesem Grundriss die Lage der Gebäude im Junghof und Stosshof, die er für sich und sein Gefolge anmieten wollte.
Anweisung für ein Logis im Junghof
Die auf den 16. Sept. 1629 datierte Anweisung an "Monsieur Truchses“,[171] die sich auf der Rückseite einer Grundrisszeichnung des Junghofs befindet, enthält detaillierte Vorschläge, die dieser dem Herrn von Dam (Julius von Damm) wegen eines Logis in diesem Hof unterbreiten soll: „hat den von Dam anzuschlagen, wo ich / nach der Messe wieder zu Ime in sein losier mich begeben solte / müste er uff folgende conditiones wissen“. In fünf Punkten erläutert Landgraf Moritz anschließend die genauen Konditionen. Zu mieten wünscht er neben dem Wohnhaus auch die „Cantzley“ und einen Stall für 24 Pferde, die eventuell im Stosshof untergebracht werden sollten. Bereits am 30.4.1629 hatte Julius von Damm dem Landgrafen ein Angebot wegen einer Wohnung übermittelt.[172] Zu dieser Zeit hatte dieser sich nach Ausweis der erhaltenen Korrespondenz[173] ebenfalls bereits in Frankfurt aufgehalten.
Anweisung für ein Logis im Junghof mit Grundriss
Der kleine Notizzettel vom 25.9.1629 enthält Überlegungen: "studium wie das losamen / In monsieur Damms hause auszurichten“, in die eine kleine Grundrisskizze des Hauses integriert ist. Landgraf Moritz plante demnach im Detail die Unterteilung des Gebäudes im Junghof und die Nutzung der Räume in den Geschossen, einschließlich von Dach und Keller. Desweiteren forderte er auch die Nutzung des „höltzern Cantzley baw.“, der in den drei Zeichnungen 2° Ms. Hass. 107 [172]+[173]+ [174] dargestellt ist: „Wird begehrt das mir derselbe zu losirung / etlicher diener, nicht allein oben in der [...] / Cantzley, sondern auch unden in der understen wande / rung müste gantz eingegeben werden“. Zur Unterbringung von 22 Pferden schlägt er den Stall im angrenzenden Stosshof oder die Scheuer im Garten vor, die umgebaut werden müsste. „Weil nun die Zeit kurtz” solle “monsieur Truchses” endlich mit den Verhandlungen beginnen.
Johann Hermann Truchseß von Rheinfelden, Brief an Landgraf Moritz wegen Logis in Frankfurt
Am 26. September 1629 berichtete wiederum der Kammerjunker „Jh. Truchseß" aus Frankfurt vom Ergebnis der Verhandlungen mit Julius von Damm wegen eines „logement“ und erklärte dessen Zustimmung, sofern „E.F.G. die wande / rung und gebeu in ihren Costen werden machen lassen“. Die verlangte Stallung sollte im Stosshof eingerichtet werden und auch bezüglich des Dachbodens über der Kanzlei und eines Kellers (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [175]) wurden Erkundigungen eingeholt. Aus der erhaltenen Korrespondenz wird allerdings nicht ersichtlich, ob Landgraf Moritz dann tatsächlich in diesem Hof abgestiegen ist. Noch zu Beginn des Jahres 1630 war er nachweislich in Frankfurt ansässig, musste aber dann wegen finanzieller Probleme die Stadt verlassen.[174]
Fußnoten
[167] vgl. Battonn 1871, S. 283 f.
[168] Wolff 1914, S. 420
[169] Wolff 1914, Fig. 301
[170] in: HStAM Best. 4a 38/19
[171] Johann Hermann Truchseß von Rheinfelden, seinerzeit Kammerjunker des Landgrafen, der in der Korrespondenz des Jahres 1629 im HStAM Best. 4a 38/19 mehrfach genannt wird
[172] siehe Anm. 170
[173] HStAM Best. 4a 41/25
[174] vgl. Löwenstein 1994, S. 105 + Anm. 17