Kassel: Fasanenhof

g. Kassel: Fasanenhof

Fasanengärten, die seit dem 17. Jahrhundert im höfischen Umfeld angelegt wurden, waren relative großzügige Gehege, in denen Fasanen gehalten wurden, die seinerzeit auch häufig der Mittelpunkt großer Festessen waren. Es ist anzunehmen, dass in diesen speziellen Anlagen auch anderes Geflügel gezogen wurde.

Der vor dem Ahnaberger Tor bei Wolfsanger gelegene landgräfliche Fasanenhof wird 1607 erstmalig in den Akten erwähnt. 1640 schenkte ihn Landgräfin Amalie dem Hofprediger, dessen Witwe ihn aber wieder an die landgräfliche Familie veräußerte, 1702 wurde er neu angelegt.[266] 1766 kam das Gut an die Kriegs- und Domänenkammmer, die dort neue Wirtschaftsgebäude errichten ließ.[267] 1920 wurde die Domäne von der Stadt Kassel angekauft und 1926 mit dem Stadtteil  „Fasanenhof“ eingemeindet. Der ehemalige Standort ist heute an der Fuldatalstraße, ungefähr an der Stelle des Altenwohnheims zu verorten.

Die Zeichnungen des Landgrafen mit leicht unterschiedlichen Entwürfen zur Anlage von Gebäuden im Fasanengarten werden ergänzt durch ein Schriftstück mit einer Maßtabelle zu einem neu gekauften Grundstück. In den Bauanschlägen für 1615 wird der Bau eines „fasanen hauß“ in Kassel erwähnt und mit „factum“ auch als umgesetzt gekennzeichnet.[268]

2° Ms. Hass. 107 [157]

Fasanengarten, 1615

Die Vogelschauansicht der gesamten Anlage zeigt einen L-förmigen Fachwerkkomplex, bestehend aus einem langgestreckten Fasanengehege mit abgeschrägter Wand und einer mit feinem Geflecht geschlossenen Dachöffnung und einem kleinen zweistöckigen Haus, dem rechtwinklig dazu ein kleineres einstöckiges Gebäude beigesellt ist. Feste Holzzäune schließen den vorderen Hof ein, dem ein weiteres umzäuntes Gelände mit einem großen Teich angeschlossen ist. Ein einzelner Vogel auf dem Teich belebt die schlichte Umgebung und deutet die Funktion an.

Die Beschriftung "Neuer fasangarten nicht weit von Wolfes anger. 1615. 26. Julij. inventiert / Im Obersten hoff zu Cassel" verortet die Anlage und gibt einen Hinweis darauf, dass es sich um einen Entwurf handelt, den Moritz im „Obersten hof“, dem vormals so genannten Nassauer Hof in Kassel anfertigte. Nach Ausweis der Akten war 1615 tatsächlich ein Fasanenhaus errichtet worden.

2° Ms. Hass. 107 [158]

Ansicht und Grundriss

Die Zeichnung präsentiert in Grundriss und Vogelschau untereinander eine ähnliche Anlage wie in 2° Ms. Hass. 107 [157], bei der allerdings das Gebäude am Kopf des Fasanenhauses quer gestellt ist. Die Graphiteinzeichnung im Bereich des Grundrisses ist vermutlich späteren Datums.

2° Ms.  Hass. 107 [159]

Lageplan

Der Lageplan zeigt die gesamte Anlage sowie das sie umgebende Areal an der "Strasse nach Wolffes anger". Am Kopfende des Fasanenhauses stehen hier aber im Gegensatz zu 2° Ms. Hass. 107 [157] und [158] zwei kleinere Gebäude, eine "fasanstube" und ein "fasan warmes hauß." Baumaßnahmen bezüglich eines Fasanenhauses sind für 1615 belegt, es bleibt aber unklar, welche Variante umgesetzt wurde.

2° Ms. Hass. 107 [160]

Maßtabelle eines gekauften Grundstücks

Die "Außmessung des gekauften gartens“ liefert die Zahlen für ein insgesamt 11 Acker umfassendes Stück Land, das vermutlich dem Fasanenhof hinzugefügt werden sollte.

Fußnoten

 


[266] Holtmeyer 1910, S. 65

[267] vgl. die Zeichnung in der Graph. Sammlung der Museumslandschaft Hessen Kassel, Marb. Dep. 254,34, in: Onlinekatalog Architekturzeichnungen 2004/2005/2007

[268] in: HStAM Best. 53e Pak. 61