Kassel: Reithaus am Kloster

d. Kassel: Reithaus am Kloster

Neben dem Kloster Ahnaberg lagen in der Ecke vor dem Ahnaberger Tor ursprünglich  weitere zugehörige  Wirtschaftsgebäude.[237] Landgraf Moritz ließ hier neben der alten Zehntscheuer neue Gebäude planen, die zunächst ein Wagenhaus (1608), später auch einen Pferdestall  bzw. ein Reithaus (1617) aufnehmen sollten. Als „Altes Reidhaus“  ist der Hof 1673 in Wessels Plan eingezeichnet.[238] Im 18. Jhdt. stand hier das „von Uffelnsche Haus“, das in der Zeit des „Königreich Westphalen“ von Karl Anton Henschel als Gießerei genutzt wurde.

2° Ms. Hass. 107 [23]

Adam Müller (?), Entwurf für ein Frucht- und Wagenhaus neben dem Kloster, Lageplan und Grundriss, 1608

Der "Abriß der ledigen Bau / statt bey der Annaberger / Scheuer, Actum am 1 ten / Februarij Anno 1608"  zeigt einen Lageplan mit einem Grundriss der geplanten Gebäude neben dem Kloster, den man aufgrund des Schriftvergleichs dem damaligen Kasseler Baumeister Adam Müller zuschreiben kann. Die nahezu rechtwinklig aneinanderstoßenden Gebäude sind wie in der eigenhändigen Zeichnung des Landgrafen 2° Ms. Hass. 107 [56] recto, obenvom Platz vor dem Kloster aus durch eine Einfahrt zugänglich und grenzen rückseitig  an die Mauer vor dem  Wall. Die beigefügte Beschriftung "Neu frucht und Wagen hauß an der Zehendt Scheuer vor dem Annabergk“ erläutert die geplante Funktion der Bauten, deren räumliche Ausmaße durch den beigefügten bezifferten Maßstab verdeutlicht werden.

2° Ms. Hass. 107 [24]

Adam Müller (?), Entwurf für einen Pferdestall am Kloster, Lageplan und Grundriss

Der in dieser Zeichnung wiedergegebene  Grundriss der Gebäude zwischen „Zehendtscheuer", “Wall“ und „Gassen nach dem Fulda Thore” gibt eine gegenüber dem Plan von 1608 (2° Ms. Hass. 107 [23])modifizierte Gebäudeanlage wieder. Die beiden Bauten, die den Hof zur Stadt hin abschließen, sind komplett als Pferdestall für insgesamt 46 bzw. 48 Pferde eingerichtet. Hinzu kommt neben der Durchfahrt an der Grenze zur Zehntscheuer  eine "Fuhrknechte Stuben" hinter dem "Pfortstüblein".Punktierte Linien markieren vermutlich eine ehemals vorhandene Bebauung.

Das identifizierbare Wasserzeichen und der Zusammenhang mit der 1617 datierten Zeichnung 2° Ms. Hass. 107 [22]geben Anhaltspunkte für eine Datierung in diesen Zeitraum zwischen 1614 und 1617. Der rückseitige notierte Titel "Grundt-Riß des Annaberger Plans alda das Acker haus gestanden" legt nahe, dass der 1608 projektierte Plan für ein Wagenhaus (2° Ms. Hass. 107 [23])zu diesem Zeitpunkt noch nicht umgesetzt war.

2° Ms. Hass. 107 [22]

Unbekannter Zeichner, Reithaus am Kloster, Lageplan und perspektivische Ansicht des Fachwerkgerüstes (recto), Lageplan (verso), 1617

Der "Abriss des Reithauses / uff dem acker hauß platz vor / dem Anaberg in eil uff: / zu richten Ao 1617." enthält  zwei Umrisspläne auf der Vorder- und Rückseite des Blattes, die den aus 2° Ms. Hass. 107 [23] und 2° Ms. Hass. 107 [24] bekannten Platz zwischen Kloster und Wall für die genannte Funktion gestaltet. Die Variante auf recto legt das Reithaus auf die Vorderseite des Hoffes, dahinter liegt der "hin der hoff so auch uff den notfall / zum bereiten zu gebrauchen". Die Zeichnung auf verso platziert hingegen das Reithaus an die Rückseite: "Reid hauß gegen den Wall".  Auf der Vorderseite befindet sich zudem eine vermutlich von Landgraf Moritz ergänzte Skizze einer Fachwerkkonstruktion, erläutert "Wan es mit lauter solchen strebbügen zu / machen were, sparte man viel holtzes und / könte schleunig gehoben werden".  Wie die vom Landgrafen später angelegte Vogelschauansicht der topographischen Situation (2° Ms. Hass. 107 [56] recto, oben) nahelegt, wurde das Reithaus tatsächlich in Fachwerk errichtet und zwar in der in den anderen Entwürfen propagierten Form zweier nahezu rechtwinklig aneinanderstoßender Flügel entlang der vorhandenen Strassen. In dieser Form zeigt ihn noch der Stadtplan von Wessel 1673.[239]

Fußnoten

 


[237] vgl. Holtmeyer 1923, S. 749

[238] Holtmeyer 1923,Taf. 86, 2

[239] HStAM Karten R II 46, Holtmeyer 1923,Taf. 86, 2