Kehrenbach
Kehrenbach
Der kleine Ort im Riedforst, ca. 8 km nordöstlich von Melsungen im Tal des Kehrenbachs gelegen, wurde 1209 erstmals urkundlich erwähnt. Dort verlief ein Fußpfad zwischen Spangenberg und Kassel. 1469/70 errichtete Landgraf Ludwig II. nördlich oberhalb des Ortes ein Jagdhaus als „festes Haus“ in einem Fischweiher, der durch Stauung des Baches angelegt wurde.[300] Dieses kleine Schlösschen wurde von den hessischen Landgrafen und ihrem Gefolge rege genutzt und musste unter Landgraf Wilhelm IV. 1585 ausgebessert werden.[301]
Die drei Zeichnungen des Landgrafen Moritz, die sämtlich nach seiner Abdankung entstanden sind, zeigen ein einfaches dreigeschossiges Gebäude auf einer Weiherinsel, charakterisiert durch ein steinernes Erdgeschoß und zwei Fachwerkobergeschosse unter einem steilen Walmdach. Eine Holzbrücke (Zugbrücke) führt zum Weg und dem am Hang des Arnsbergs gelegenen Wirtschaftshof, der aus zwei gegenüberliegenden Fachwerkhäusern mit verbindenden Hofmauern besteht. Ob die Wirtschaftsgebäude in dieser Form tatsächlich existiert haben, ist unklar. Die in den Zeichnungen festgehaltenen Überlegungen des Landgrafen Moritz beziehen sich vor allem auf diesen Vorhof.
1639 wurde das Schloss von durchziehenden Truppen geplündert und danach nicht mehr instandgehalten. Das Gebäude verfiel, während der Forellenteich noch längere Zeit genutzt wurde. Heute ist das Gelände modern überbaut.
Landgräfliches Jagdhaus
Die kleine Darstellung auf einem Blatt mit Zeichnungen zu Fahre, beschriftet "Domus Ve,, / natico / Cörenba / chensis. / delineavit / 26. Julii / 1628. / M.H.L.", gibt nebeneinander das dreigeschossige Fachwerkhaus mitsamt den Grundrissen der einzelnen Geschosse („contignatio“ = Stockwerk) wieder. Das kleine, quadratische Gebäude bot in dieser Form nur wenig Platz und machte eine Unterbringung der Jagdgesellschaft andernorts notwendig.
Landgräfliches Jagdhaus mit Umgebung
Die anschauliche Vogelschauansicht präsentiert den Weiher mit dem kleinen Jagdschloss, eingebettet in die hügelige Landschaft des Riedforstes. Im Vordergrund erstreckt sich ein nahezu quadratischer „Stalhoff“ mit zwei einander gegenüberliegenden Gebäuden, vermutlich wiein 2° Ms. Hass. 107 [219] recto, oben rechts ein Entwurf des Landgrafen, der dem Mangel an Räumen für Personal und Pferde abhelfen sollte.
2° Ms. Hass. 107 [219] recto, oben rechts
Landgräfliches Jagdhaus mit Wirtschaftshof
Wie in 2° Ms. Hass. 107 [217] zeigt die kleine Zeichnung auf einem Blatt mit mehreren Zeichnungen von Melsungen, Waldau und Kassel das Weiherschloss mit einem Vorhof auf der anderen Seite des Weges. Doppelstöckig terrassierte Substruktionen am Hang sollten in diesem Fall vermutlich die räumliche Situation an dieser Engstelle verbessern helfen.