Malsfeld
Malsfeld
Die südlich von Melsungen und Fahre gelegene Gemeinde Malsfeld wurde 1196 erstmals namentlich erwähnt. 1521 gelangte eine Hälfte des Ortes als ehemaliges hessisches Lehen an die Herren von Scholley, 1581 auch die andere Hälfte und blieb so bis ins 19. Jhdt. im Besitz der Familie. Vom nahegelegenen, ebenfalls im Besitz der Familie befindlichen Beiseförth aus wurde traditionell die ertragreiche Fulda-Schiffahrt nach Kassel und Hersfeld betrieben.
Die auf den 2. Mai 1630 datierte eigenhändige Zeichnung des Landgrafen entstand während seines Besuches bei der Familie des zeitweiligen landgräflichen Kammerdirektors Philipp von Scholley, wie nicht nur erhaltene Briefe[311] belegen, sondern sogar ein lateinisches Dankesgedicht vom gleichen Tag, das Landgraf Moritz diesem zueignete. [312]
2° Ms. Hass. 107 [267] recto, unten links
Gutshof der Herren von Scholley, 1630
Die als "hauß hoff zu Malsfeldt ao 1630 den 2.Maijo M.H.L." betitelte Vogelschauansicht auf der Rückseite eines Berichtes des Kammerdieners Heintzmann zeigt einen großen, zweigeteilten Hof im angedeuteten Ortszusammenhang. Während auf der linken Seite im ummauerten Bereich ein langgestrecktes steinernes Herrenhaus positioniert ist, befinden sich rechts im „viehof“ die Wirtschaftsgebäude. Das steinerne Gebäude mit der großen Tordurchfahrt an der Rückseite der Anlage verbindet beide Höfe, die durch eine Mauer getrennt sind. In Wilhelm Dilichs Landtafel des Amtes Malsfeld von 1615[313] wird ein vergleichbarer zweigeteilter Gutshof neben der Gerichtslinde im Zentrum des Ortes dargestellt. Die von Moritz im Vordergrund eingezeichnete Böschung wäre dann als Abhang zur Fulda hin zu interpretieren. Es scheint sich also um eine Bestandsaufnahme dieses Gutshofes zu handeln, wobei das Gebäude des Herrenhauses möglicherweise als eine „invention“ des Landgrafen anzusehen ist – eine nette Geste gegenüber seinem Gastgeber, dem er am gleichen Tag auch ein lobendes Dankesgedicht widmete.
Heintzenman (Heintzmann?), Christoph, Brief an Landgraf Moritz aus Malsfeld, 1630
Der auf der Rückseite der Zeichnung des Landgrafen von Malsfeld erhaltene Brief des Kammerdieners Heintzmann vom 2. Mai 1630 berichtet über ihm aufgetragene Erkundigungen bei Schiffern bezüglich des Zustandes der fürstlichen Schiffe („1. das eine Reinische Schiffe, 2. das lust Schiffe 3. das grosse Last Schiff zu Cassel “), die nach Kassel verlegt worden seien und die Fähre in Fahre („Die fehrdte zur Fahre belangent, ist solche noch vorhanden“).
Die Datierung des Briefes auf denselben Tag wie die Zeichnung legt einen Zusammenhang mit der Darstellung des Malsfelder Hofes nahe. Wie ein in der Bibliothek erhaltener Brief an Philipp von Scholley belegt, hatte der Landgraf im Zusammenhang des Ausbaus der Schifffahrt auf der Fulda im Jahre 1612 die Unterstützung der von Scholleyschen Untertanen in Malsfeld und Beiseförth angefordert.[314] Man kann daher vermuten, dass der nach seiner Abdankung nunmehr hauptsächlich mit Reisen beschäftigte Fürst seinerzeit wegen der Schiffe in Malsfeld weilte und dabei die Hilfe seines langjährigen Bediensteten von Scholley in Anspruch nahm. Wie das durch Casparson überlieferte Dankesgedicht (s.o.) zeigt, wusste er dessen Unterstützung sehr zu schätzen.
[311] in: HStAM Best. 4a 38/20
[312] „Exaratum inter coenandum dominica vocem jucunditatis, quae erat 2. D. Maji anno 1630. In aedibus tuis.“, zitiert nach Casparson, Zu der feyerlichen Einführung des von S.H.D. Friedrich dem Zweyten […] ernannten Prorectors des Collegii illlustris Carolini, Cassel 1783, S. 23 f.
[314] 2° Ms. Hass. 239, fol. 13