Rückerode

Rückerode

Das Gut Rückerode liegt etwa 3km östlich von Hundelshausen im Naturpark Meißner-Kaufunger Wald.

Nach dem Aussterben der auf der Vogtei Rückerode ansässigen Familie von Berge schenkte Moritz am 20. Dezember 1623 seiner Ehefrau Juliane von Nassau "das adlige Haus Rückeroda"[352]. Zur damaligen Zeit bestand dieses offenbar aus dem etwas höher gelegenen Gebäudekomplex auf dem Gelände der alten Burg, über deren Aussehen nichts weiter bekannt ist, sowie den um Viehhof und Stallhof gruppierten Wirtschaftsgebäuden am Fuße des Felsens. Der heutige Baubestand an dieser Stelle entstammt vermutlich späteren Zeiten.[353]

Die Zeichnungen des Landgrafen, die in zwei Fällen in den Juli 1627 datiert sind, beschäftigen sich mit dem Vorhaben, eine solide Einfriedung des Gutes zu errichten. Dafür sollten einige Wirtschaftsgebäude abgerissen, bzw. in den Bereich des unteren Hofes verlagert werden. Mit diesen Entwürfen wollte der Landgraf vermutlich seiner Frau Juliane nach der Abtrennung der „Rotenburger Quart“ bei der Verwaltung und Nutzung ihrer Güter behilflich sein. Wahrscheinlich dachte er auch an eine Nutzung der alten Wohngebäude durch seine Familie, die nach seiner Abdankung 1627 nur noch über wenige ausreichend große Domizile verfügte.

 

2° Ms. Hass. 107 [300] recto, oben

Ehem. Burg und Gutshof, 1627

Die signierte und auf den 11.07.1627 datierte Vogelschauansicht präsentiert eine Bestandsaufnahme des gesamten Areals  mit dem Herrenhaus und Teilen der alten Burg  auf dem Felsen und dem tiefer gelegenen Wirtschaftshof nebst einer Vermessungstabelle. Die Maßangaben betreffen Gebäude, die abgerissen, bzw. in den unteren Wirtschaftshof verlagert werden sollten, um eine schützende Einfriedung möglich zu machen (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [299]).

 

2° Ms. Hass. 107 [300] recto, unten

Ehem. Burg und Gutshof

Die mit der Bestandsaufnahme vom 11.07.1627 schon zu einem frühen Zeitpunkt zusammengeklebte Zeichnung, die auf der Rückseite ein Memorandum des Landgrafen zu Rückerode trägt, zeigt auf der Anhöhe den Baukomplex des Herrenhauses von der Nordseite(?), ergänzt um eine „Ringmauer“ mit zwei Eckpavillons.

Im Zusammenhang mit dem Text auf der Rückseite wird deutlich, dass es dem Landgrafen vor allem um eine Sicherung der noch benutzbaren Gebäude ging.

 

2° Ms. Hass. 107 [300] verso, rechts

Baumemorandum

Das Memorandum des Landgrafen Moritz auf der Rückseite einer Zeichnung vom landgräflichen Gutshof in Rückerode beginnt mit den Worten: „An selbig herrn hause ist  jetzo […] zu bauen nöhtig“. Nach der Aufzählung der notwendigen Baumaßnahmen folgert er: „das nohtwendigste were wol das das haus mit ein Ringmauer umwehrt / und [...] versichert / werden müste“.

 

2° Ms. Hass. 107 [298]

Ehem. Burg und Gutshof , Lageplan

Mit dieser skizzenhaften Zeichnung gibt Landgraf Moritz einen Situationsplan des in 2° Ms. Hass. 107 [300] recto in Vogelperspektive geschilderten Geländes von Herrenhaus und Wirtschaftshof. Zahlreiche Maßangaben belegen eine ernsthafte Untersuchung der Bauten und Flächen, sie stimmen aber nicht unbedingt mit den Zahlenangaben auf den anderen Blättern überein. Im Vorhof ist eine „Baustädte“ eingezeichnet, die, wie die weiteren Zeichnungen zeigen (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [299]), für eine neue Scheuer vorgesehen ist.

 

2° Ms. Hass. 107 [299]

Ehem. Burg und Gutshof , Lageplan

Die ursprünglich mit 2° Ms. Hass. 107 [297] + [298] zusammengeheftete Zeichnung (Heftspuren am Falz), gibt einen sorgfältige angeordneten Plan des mit einer Mauer regelmäßig eingefriedeten Hofgeländes mitsamt der innerhalb und außerhalb befindlichen Gebäude. Die ausführliche Beschriftung verrät, dass die Gebäude außerhalb der Mauer abgebrochen werden sollten. Stattdessen ist im Vorhof eine große Scheuer eingezeichnet. Zugunsten einer regelmäßigeren Anlage der Gebäude wird zudem eine Verlegung des Viehstalls vorgeschlagen.

Das Herrenhaus bzw. die Überreste der Burg, bestehend aus "kemenade", "Burkhard[?] baw", "der Alte baw" und "hans v. / berg baw" werden ergänzt durch einen „platz vor dem schloß so entweder also zu / lassen oder ein garte dahier zu mach[en].“

 

2° Ms. Hass. 107 [164] recto, links

Ehem. Burg und Gutshof, Ansicht von Süden

Das Blatt, das mit einer Darstellung von Felsberg zusammengeklebt wurde und rückseitig ebenfalls mit einer Zeichnung versehen ist, trägt auf der Vorderseite eine Vogelschauansicht der Wirtschaftsgebäude in der durch Moritz vorgesehenen regularisierten Anordnung mit  einer Einfriedungsmauer (vgl. 2° Ms. Hass. 107 [299]).

Zahlreiche Maßangaben und eine Vermessungstabelle verweisen auf die intensive Beschäftigung des Landgrafen mit diesem Projekt.

 

2° Ms. Hass. 107 [164] verso, rechts

Ehem. Burg und Gutshof, Entwurf für eine neue Einfriedung

Die Ansicht von Westen präsentiert die gesamte Anlage  von Herrenhaus bzw. Burg und den Wirtschaftshöfen, gesichert durch eine Mauer mit  vier zweigeschossigen Pavillons an den Ecken. Die alten, außerhalb der Mauer liegenden Gebäude, die auf der vorderseitigen Darstellung eingezeichnet sind, werden hier durch den „küchen garte“ ersetzt.

 

2° Ms. Hass. 107 [297]

Ehem. Burg und Gutshof, 1627

"Rückerodt wie es mit einer Ringmauer zu umbgeh[en] / und der linden platz damit zu befestig[en]. ao 1627. den / 17 Julij. inventirt zu Cassel. durch M.H.L." lautet die Beischrift der aus zwei Blättern zusammengeklebten Zeichnung, die nach Ausweis der Heftspuren vermutlich schon zu einem frühen Zeitpunkt mit 2° Ms. Hass. 107 [298] + [299]zusammengebunden wurde.

Dieser sehr sorgfältig ausgeführte Entwurf in der für die Zeichnungen des Landgrafen charakteristischen Vogelschau mit hoher Horizontlinie verdeutlicht noch einmal die Intention des Fürsten, dem Gebäudekomplex eine regularisierte Form sowie eine Sicherung durch Mauern mit Pavillons zu geben. In erhöhter Position dargestellt ist auch hier wieder der alte Baubestand der als Herrenhaus genutzten Burg mit der steinernen Kemenate und den darum gruppierten Fachwerkbauten. Die sorgfältige Dokumentation dieser Gebäude auch in den anderen Zeichnungen lässt darauf schließen, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch gut erhalten waren und sich für eine weitere Nutzung anboten.

 


[352] Urkunde vom 21.03.1621, HStAM Best. Urk. 51 Nr. 30

[353] Denkmaltopographie 1995, S. 653