Gedanken zum Studium...

Schmalspurstudium in Regelstudienzeit?

Alle Veranstaltung werden entsprechend dem dafür vermuteten Arbeitsaufwand mit Credit-Punkten belegt. Dabei entspricht jeder Credit-Punkt etwa 30 Stunden konzentrierter Arbeitszeit. So kommen in einem Semester mit 30 CP etwa 900 Arbeitsstunden zusammen. Das entspricht 34,6 Stunden Wochenarbeitszeit (jede Woche, 26 Wochen lang, kein Urlaub!) oder - bei 2 Wochen Urlaub - 37,5 Stunden pro Woche. 

Nach 6 Semestern sammeln sich so 5400 Stunden (180 CP) an Arbeitsaufwand an. Wenn man sein Studium in dieser Zeit und mit diesem Aufwand abschließt, hat man gerade einmal das absolute Minimum rezipiert, das Ihrer Uni zu einem Bachelor-Titel notwendig erscheint. Ein Schmalspurstudium, aber in der Regelstudienzeit.

Dieser Erfolg wird dann noch durch die Noten relativiert, denn wirklich verstanden hat man ein Thema sicherlich nicht, wenn man eine 2,7 bekommen hat. Das ist nichtmal "gut". Passiert das in mehreren Fächern, kann man wohl klar konstatieren, dass das Studium nicht erfolgreich war, denn es wurden wesentliche Lernziele nicht nachgewiesen.

Die reale durchschnittliche Studienzeit im Fachbereich liegt derzeit bei etwas unter 10 Semestern. Darin sind dann auch ein Teilzeit-Job, Freizeit- und Urlaubsaktivitäten und vielleicht die ein oder andere zusätzliche (ja: freiwillige) Vorlesung enthalten...

Es scheint damit klar auf der Hand zu liegen, dass man sein Studium idealerweise von Anfang an auf eine Studiendauer von etwa 8 Semestern (statt 6) auslegt und damit dafür sorgt, dass die Planung auch realistisch ist und erfolgreich umgesetzt werden kann.

Bitte bedenken Sie, dass eine Planung auf 6 Semester bei der überwiegenden Mehrheit der Studierenden NICHT klappt und damit zu Verdruss und zusätzlichem Stress führt, obwohl der Ablauf ganz normal und vorhersagbar war. Auch schlechtere Noten (geringeres Stoffverständnis) und möglicherweise auch Wiederholungsprüfungen können die Folge sein. Ist es klug, das herbeizuführen?

Das Klassenziel erreichen

Bitte beachten Sie, dass Lernen ein aktives Handeln ist, das eine Vorlesung zwar anregen und unterstützen kann, was aber letztlich in Ihrem Kopf stattfindet - darauf hat niemand anderes als Sie Einfluss! In Konsequenz: Sie müssen sich selber darum kümmern!

Jede Vorlesung vermittelt Fakten- und Methodenwissen ("Kenntnisse"), die zugehörigen Fähigkeiten oder Kompetenzen müssen Sie selbst während des Semesters erlernen.

Die Gesamtheit des Stoffs/der Inhalte zu verstehen ist normalerweise das Ziel einer Vorlesung. Was alles dazu gehört, finden Sie z.B. in der Lernziele-Liste des Modulhandbucheintrags. Es erscheint offensichtlich, dass Sie jeweils alles verstehen und benutzen können müssen; wie gut, das sagt am Ende die Note. Wichtig hierbei: Über die Note soll nicht ausgesagt werden, dass Sie nur Teile des Stoffs können - in dem Fall haben Sie schlicht das Ziel nicht erreicht - sondern, wie gut Sie alle Teile beherrschen  (s.a. Abschnitt unten zur Bedeutung von Noten). Andernfalls akkumulieren Sie Lücken.

In der Praxis kann man aber eine Note besser als 5,0 auch mit Lücken im Stoff erreichen. Lassen Sie sich davon nicht täuschen: Die Lücken behalten am Ende Sie!

Die Bedeutung mittelmäßiger Noten

TED ist eine Web-Plattform, auf der kostenlos Vorträge von vielen Menschen vorgestellt werden, die allen anderen etwas zu sagen haben. Es lohnt sich immer, mal reinzusehen. Aufgefallen ist mir ein Vortrag von Salman Khan, Gründer der ebenfalls kostenfreien Plattform Khan Academy. In diesem Vortrag geht es eigentlich um das Bereitstellen von Videos zum Lernen (damit sind nicht notwendigerweise Mitschnitte von Vorlesungen gemeint), aber darauf kommt es hier garnicht an. Hier ist ein Link auf den Beitrag, von dem die Rede ist:

www.ted.com/talks/salman_khan_let_s_use_video_to_reinvent_education.html

Die entscheidende Erkenntnis kommt etwa ab Minute 7. Das sollten Sie sich ansehen!