Praxisprojekt personale Basiskompetenzen

"BASIS: personale Basiskompetenzen für den Lehrpersonenberuf" ist ein Verfahren zur Eignungsabklärung, -reflexion und –beratung für Lehramtsstudierende am Beginn ihres Studiums.

Von 2008 bis 2020 war das Studienelement BASIS integraler Bestandteil des Einführungsmoduls 1 im bildungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudium der allgemeinen Lehramtsstudiengänge der Universität Kassel und musste innerhalb des ersten Studienjahres von allen Studierenden dieser Lehramtsstudiengänge absolviert werden. Von 2008 bis 2020 wurde BASIS von mehr als 8000 Studierenden durchlaufen.

Das Seminarmodell von Prof. Dr. Heinrich Dauber,
Prof. Dr. Dorit Bosse und Dr. Elke Döring-Seipel wurde 2008 mit dem 1. Preis für Exzellenz in der Lehre des Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie der gemeinnützigen Hertie-Stiftung ausgezeichnet.

Für das Studienelement zentral war eine reflexive Eignungsabklärung. Lehramtsstudierende wurden angeregt, ihre Fähigkeiten, Interessen und Haltungen zu reflektieren und ihre Berufswahlmotivation zu ergründen. Sie konnten ihre Kompetenzen erproben und eigene Stärken und Entwicklungsbedarfe identifizieren.


BASIS ermöglichte den Studierenden:

  • Anforderungen des Lehrer:innenberufs kennenzulernen
  • Kenntnisse über Kompetenzen zu erwerben, die eine erfolgreiche und gesunde Ausübung des Lehrer:innenberufs unterstützen
  • Eigene Kompetenzen zu erproben, Stärken und Entwicklungsbereiche zu identifizieren
  • Ziele für die Weiterentwicklung von Kompetenzen zu entwickeln

BASIS wurde fortlaufend evaluiert. Die Daten zeigten, dass das Studienelement von den Studierenden angenommen wurde und dass die gesteckten Ziele erreicht werden konnten.

Das Studienelement BASIS umfasste ein zweitägiges Kompaktseminar, das von einer Vor- und einer Nachbereitungsphase flankiert wurde.

Abbildung Kompaktseminar
Seminarinhalte und Ablauf (Bosse et al., 2014)

Das Kompaktseminar bot ein Erfahrungsfeld, welches Studierenden eine realitätsnahe Selbsteinschätzung ihrer Kompetenzen ermöglichte, wobei sich BASIS auf überfachliche, speziell auf den Bereich der personalen Kompetenzen konzentrierte.

Studierende konnten sich in Handlungssituationen erproben, die jeweils verschiedene Kompetenzen ansprachen und auf diesem Wege eine erfahrungsgestützte Einschätzung ihrer Kompetenz-voraussetzungen, ihrer Stärken und möglicher Entwicklungsbereiche gewinnen.

In den abschließenden Perspektivgesprächen wurden Selbstreflexionsprozesse über die im Kompaktseminar erprobten personalen Basiskompetenzen angeregt und durch Rückmeldungen aus der Perspektive des BASIS-Teams ergänzt. Entwicklungsbedarfe wurden besprochen und Lernziele für das weitere Studium formuliert.

Seminarablauf

Die Studierenden reichten vor dem Kompaktseminar ihre individuelle Lernbiografie zur Berufswahlmotivation ein, die von den Seminarleitern zur Vorbereitung gelesen wurden.

  • Ziel: Berufswahlmotivation und Berufsvorstellungen explizieren/ bewusst machen, pädagogische Vorerfahrungen reflektieren.

In teilnehmer:innenorientiertm Gespräch wurde die Bedeutung der personalen Kompetenzen im Lehrer:innenberuf entwickelt und ein Seminarüberblick gegeben.

  • Ziel: Klärung des dem Seminar zugrundeliegenden Eignungskonzepts (Auseinandersetzung mit Handlungssituationen, Selbsteinschätzung, keine Bewertung). Transparenz der Zielsetzungen des Seminars und Anknüpfung an Vorwissen zum Lehrpersonenberuf.

Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Seminargruppe werden durch soziometrische Verfahren auf dem Hintergrund der Lernbiographien für alle sichtbar gemacht.

  • Ziel: Heterogenität und Gemeinsamkeiten der Gruppenmitglieder transparent machen; Gruppenprozesse anstoßen.

Die Studierenden sollen eigene Überzeugungen im Blick auf Aufgaben im Lehrer:innenberuf offensiv in der Gruppe vertreten und auf der Grundlage vorgegebener Karten („Gute Lehrer:innen zeichnen sich dadurch aus, dass sie…“) zu gemeinsamen Gewichtungen kommen. Die Übung wird in zwei Teilgruppen durchgeführt, die sich ihre Ergebnisse präsentieren. Anschließend wird der Gruppenprozess gemeinsam reflektiert und in Beziehung zu grundlegenden Kompetenzen des Lehrer:innenberufs gesetzt.

  • Ziel: Sozial-kommunikatives Verhalten wie z.B. Einflussnahme und Wertschätzung erfahrbar machen und reflektieren. Eigene Vorstellungen von den Aufgaben überprüfen und reflektieren.

Die Studierenden stellen eine für sie emotional bedeutsame Situation aus ihrer eigenen Schulzeit mittels farbiger Bauklötzen dar. In der kurzen Besprechung der Bauwerke gibt die Gruppe Resonanz im Sinne eines Gruppensharings. Dabei werden Assoziationen und Gefühle mitgeteilt. In der Auswertung werden übergeordnete Themen besprochen und ein Bezug zum Lehrer:innenberuf hergestellt.

  • Ziel: Biographische Erfahrungen aus der eigenen Schulzeit reflektieren und deren Bedeutung für die eigenen Vorstellungen von den Aufgaben des Lehrpersonenberufs erkennen.

In zwei aufeinander folgenden Kurzauftritten (ca. 30 sec.) nehmen die Studierenden (in der Rolle als Lehrer:in/Praktikant:in) Kontakt zu einer fremden Gruppe (Schulklasse, Eltern, Kollegium) auf. Die den Auftritt beobachtenden Studierenden geben Rückmeldung, welche inneren Resonanzen durch verbale und nonverbale Signale (Sprache, Mimik, Körperhaltung etc.) bei ihnen ausgelöst werden.

  • Ziel: Beziehungsaufnahme mit einer Gruppe, Kontaktfähigkeit erfahren. Bewusstmachung innerer Prozesse, die durch äußeres Verhalten ausgelöst werden.

Anhand einer praxisnahen Fallvignette aus dem Schulalltag werden die Studierenden zunächst aufgefordert, verschiedene mögliche Perspektiven aus der Sicht der beteiligten Personen einzunehmen (Ich-Als-Runde). Daraufhin übernimmt ein:eine Student:in die Rolle des:der Lehrers:Lehrerin und bringt in einem vorgegebenen Setting mit leerem Stuhl eine mögliche Handlungsreaktion in der Situation zum Ausdruck. Es folgt eine weitere Ich-Als-Runde unter Einbezug der Handlung des:der Studierenden.

  • Ziel: Sich-eindenken und Einfühlen in verschiedene Perspektiven in konkreten alltäglichen Lehrer:in-Schüler:ininteraktionen, Generierung und Reflexion unterschiedlicher Handlungsmöglichkeiten.

Am Ende des Seminars erhält jede:r Studierende in einem Partner:infeedback von zwei anderen Seminarteilnehmern:innen – behind your back – ein wertschätzendes Feedback; in einer Gruppenauswertung – common ground – benennen Studierende persönlich bedeutsame Erfahrungen aus dem Seminar. Alle Teilnehmer:innen, die diese Erfahrung teilen, stellen sich dazu.

  • Ziel: Seminarauswertung in Form sichtbar gemachter gemeinsam geteilter Erfahrungen.

 

Die abschließenden 15-minütigen individuellen Rückmeldegespräche mit jeweils einem:einer Seminarleiter:in ermöglichen den Studierenden, im Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung eine Standortbestimmung im Blick auf die eigenen personalen Basiskompetenzen vorzunehmen und daraus Ziele für die erste Praktikumsphase abzuleiten. Gegebenenfalls werden Fragen zur Berufswahlmotivation und Schulstufenwahl besprochen. Bleiben Fragen offen, werden diese in einem weiterführenden Beratungsgespräch mit einer:einem professionellen Beraterin:Berater vertiefend thematisiert.

  • Ziel: Berufswahl reflektieren sowie Lernentwicklungen und Schritte zur Selbstprofessionalisierung anstoßen.

Die Studierenden reflektieren vor dem Hintergrund ihrer Seminarerfahrungen ihre Lernbiographie und die eigenen Stärken und Entwicklungsfelder.

  • Ziel: Dokumentation der eigenen Stärken und Entwicklungsbereiche und Fixierung von Entwicklungszielen als Vorbereitung auf das erste Schulpraktikum und das Studium.

Detaillierte Informationen zu Ablauf und Durchführung des Seminars finden Sie im Manual.

Manual: Mehr Infos