Projektdarstellung
Vor allem bedingt durch den Ausbau von Ganztagsschulen und den Auftrag, das (schulische) Bildungssystem inklusiv zu gestalten, stellt sich die zunehmend dringlicher werdende Anforderung der Zusammenarbeit pädagogischer Berufsgruppen im Kontext Schule. Sozial- und sonderpädagogischen Professionellen obliegen dabei sich überschneidende Zuständigkeiten für die Bearbeitung von Lern-, Entwicklungs- und Orientierungskrisen und damit verbundenen Problemlagen. Das professionalisierungstheoretische Erkenntnisinteresse des Projekts FallKo richtet sich auf Prozesse der Fallkonstitution und ‑bearbeitung in der Kooperation dieser beiden Berufsgruppen (mit Regelschullehrkräften und ggf. weiteren Akteur_innen). Verbunden damit ist auch die Frage nach berufskulturellen Relevanzsetzungen in solchen Prozessen der Markierung, Deutung und Bearbeitung von Krisen, in denen Logiken des Schulischen und des Unterrichts wirksam werden und reguliert werden müssen.
An je zwei ganztägigen inklusiven Grund- und Gesamtschulen werden im Zeitraum eines Schuljahres Prozessverläufe der Fallbearbeitung mittels audiographierter Gespräche (u.a. Teamgespräche, Fallbesprechungen, pädagogische Konferenzen) erhoben, eingeleitet von einer mehrwöchigen ethnographischen Phase, in der dichte Beschreibungen von den auf Zusammenarbeit gerichteten Interaktionen, insbesondere zwischen sonder- und sozialpädagogischen Akteur_innen, sowie von Interaktionen zwischen diesen Fachpersonen und Schüler_innen erstellt werden. Kontrastiv zur Erhebung der kommunikativen Formate der Zusammenarbeit an den Schulen werden fallbezogene Gespräche zwischen Sozial- und Sonderpädagog_innen aus mobilen Unterstützungsdiensten (Beratungs- und Förderzentren) einbezogen.
Das Projekt strebt über material gesättigte und typologisch ausdifferenzierte Rekonstruktionen an, einen Beitrag zum Verständnis von Strukturproblemen der gemeinsamen Fallarbeit, insbesondere von Sozial- und Sonderpädagog_innen, sowie damit verbundener pädagogischer (Neu-)Ordnungen in schulischen bzw. unterrichtlichen Settings zu leisten. Methodologisch folgt das Projekt den rekonstruktionslogischen Verfahren einer Sozialwissenschaftlichen Hermeneutik (Standort Kassel) und der Objektiven Hermeneutik (Standort Frankfurt).
Die Ergebnisse des Projekts werden für eine kasuistisch ausgerichtete Lehrer_innenbildung und die universitäre Lehre in sozialpädagogischen Studiengängen aufbereitet.
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