Feminismus in Algerien auf der documenta
Neben den sprachlichen Besonderheiten, bspw. das les archives im Plural das deutsche Archiv bezeichnet, während l’archive im Singular die Archivalie meint, lernten die Studentinnen, welche an dieser Veranstaltung teilnahmen, die Schwierigkeiten des Aufbaus dieses Archivs kennen: Nach Ende des Algerienkrieges lag die Alphabetisierungsrate bei den algerischen Frauen unter fünf Prozent, weswegen vor diesem Zeitpunkt keine Archivalien vorhanden sind. Obwohl es bereits in den 1960er und 1970er Jahren feministische Bewegungen gab, waren diese Bewegungen der jüngeren Generation fast gänzlich unbekannt, weswegen Awl Haouati, Tochter einer feministischen Aktivistin, dieses Archiv gründet. Zu Anfang fand der Aufbauprozess vor allem über persönliche Kontakte, wie etwa der zur eigenen Mutter und ihrer Freundinnen statt, doch mit wachsender Popularität des Archivs wuchs auch der, rein digitale Bestand. Besonders interessant ist dieses Archiv für Romanistikstudierende dahingehend, dass es sich um ein französischsprachiges Archiv handelt und dieses online zugänglich ist.
Doch nicht nur im wissenschaftlichen Bereich lässt sich diese Archiv nutzen, wie der Künstler Sofiane Zouggar anschließend präsentierte: Die Archivalien lassen sich durch die Kunst in den öffentlichen Raum tragen. Seine Kunst lässt die Archive aus dem digitalen Bereich heraustreten und kreiert Kunst und Geschichte zum Anfassen. Diese Präsentation animierte die teilnehmenden Studentinnen sich Zouggars Kunst (noch einmal) anzusehen und sich nach Abschluss der Veranstaltung mit den Panelteilnehmer*innen sowie einzelnen Personen aus dem Publikum zu unterhalten.
(Céline Wieders-Lohéac)