Integrative Biophilosophie

Philosophie der Situierten Kognition

Projektleitung: Dr. Mark-Oliver Casper

Mitarbeitende: Giuseppe Flavio Artese, M.Sc.

Förderung: Zentrale Forschungsförderung ZFF der Universität Kassel

Laufzeit: September 2019 – vorauss. August 2023

Projektbeschreibung

Die Philosophie der Situierten Kognition (PSK) beschäftigt sich mit den 4E Theorien. Diese auch als extended mind, enactivism, embedded mind sowie embodiment theory bekannten Ansätze wurden unter maßgeblicher Beteiligung der Philosophie interdisziplinär entwickelt, um mit ihnen kognitive Phänomene (wie bspw. motorische Kontrolle oder räumliche Navigation) zu erklären. Mit den unterschiedlichen theoretischen Ansätzen, die das 4E Spektrum erlaubt, geht auch eine Varianz angewendeter Methoden einher sowie verschiedene Ansprüche an möglichen Erklärungen von in Frage stehender Phänomene.

Die Hauptaufgabe der PSK ist die systematische Erfassung sowie die wissenschaftsphilosophische Evaluation der in den 4E Theorien angewendeten Methoden. Ziel des Projekts ist es, eine umfassende Methodologie der 4E Theorien zu entwerfen, die analysiert, auf welchen philosophischen Grundlagen, mit welchen Erklärungsarten, in welchem methodologischen Kontext und mit welchen methodischen Mitteln Forschung zum Thema „Situierte Kognition“ sowohl am besten realisiert als auch interdisziplinär koordiniert werden kann. Die PSK enthält dabei deskriptive Anteile, mit denen beschrieben wird, was Forschende zum Thema 4E de facto tun, sowie normative Anteile, mit denen beschrieben wird, was diese Forschenden verändern oder tun sollten, um ihre Forschung zu verbessern.

So wie die integrative Biophilosophie, die sich u.a. der methodologischen Analyse von biologischen Forschungsprogrammen widmet (wie bspw. bei der Analyse der Verhaltensforschung), verfolgt die PSK eine solche Analyse für die Situierte Kognitionsforschung. Die PSK orientiert sich für diese Analyse teilweise an biophilosophischen Vorarbeiten aus zwei Gründen. (i) Die integrative Biophilosophie hat ein wissenschaftsphilosophisches Konzept entwickelt, mit dem Forschungspraktiken untersucht werden können (nämlich die Entwicklung von „methodologischen Signaturen von Forschungsprogrammen“). Dieses Konzept lässt sich im Rahmen der PSK systematisch auf kognitionswissenschaftliche Themenbereiche ausweiten. (ii) Eine zentrale Aussage der 4E Theorien besteht darin, dass kognitive Phänomene durch die kompetente Interaktion eines Lebewesens mit seiner Umwelt entstehen. Da sich biologische Verhaltensforschung komplexen Tier-Umwelt-Beziehungen widmet, kann eine PSK, die sich an der kritischen Analyse von Verfahren der Verhaltensforschung orientiert, dabei helfen, kognitionswissenschaftliche Forschung zu strukturieren, die sich jener zentralen Aussage verschreibt; die PSK kann dabei helfen zu verstehen, wie Tier-Umwelt-Untersuchungen kognitionswissenschaftlich verwerten werden können.

Ausgewählte Veröffentlichungen

  • Casper, M.-O.. (2019). Social Enactivism. On Situating High-Level Cognitive States and Processes, Berlin/New York: De Gruyter. 
  • Casper, M. -O., Nyakatura, J. A., Pawel, A., Reimer, Ch., Schubert, T., & Lauschke, M.. (2018). The Movement-Image Compatibility Effect: Embodiment Theory Interpretations of Motor Resonance with Digitized Photographs, Drawings, and Paintings, Frontiers in Psychology – Perception Science, Vol. 9, Article 991 doi.org/10.3389/fpsyg.2018.00991
  • Casper, M. -O.. (2017). Long Term Epistemic Actions, AVANT. Trends in Interdisciplinary Studies, Vol. VIII (1): 119­-130.

Ausgewählte Vorträge

  • 16. Aug. 2018: Casper, M.-O.: “Was sind Überzeugungen? Zu einem enaktivistischen Problem”. Invited talk at the Institute for Philosophy, Technical University Berlin.
  • 22. Feb. 2018: Casper, M.-O.: “Putting Neo-Pragmatist Flesh to the Bones of Enactivism. How Enactivists Can Answer the Scaling-Up Problem”. Invited talk at the conference “Naturally Evolving Minds: Controversies, Developments, Interventions”, University of Wollongong (Australia).
  • 25. Sept. 2017: Casper, M.-O.: “What Is Social Enactivism?” Talk at the COSTECH Laboratory for the “CRED” (Cognition Research and Enaction Design) research group, Sorbonne Universités/Université de Technologie de Compiègne (France).