Handlungsinduktionen durch die visuelle Wahrnehmung von Bewegung im Sport
In sportlichen Handlungssituationen nehmen wir eine Vielzahl an Bewegungsinformationen visuell wahr. Diese Informationen bestehen aus räumlichen Merkmalen wie Positionen und Laufwege von Mit- und Gegenspielern in Sportspielen, Flugkurven von Bällen, Angriffs- und Abwehraktionen des Gegners in Kampfsportarten, usw.. Diese visuell wahrgenommenen Bewegungsinformationen werden in die eigene Handlungsplanung integriert. Die Integration in die eigene Handlungskontrolle kann dabei ganz automatisch, d.h. unbewusst, stattfinden. Dieser Umstand wird vor allem dann relevant, wenn schnelle Reaktionen auf sich ändernde Umweltsituationen gefordert sind, wie es im Sport häufig vorkommt. Der Einfluss von visuell wahrgenommenen Bewegungsmerkmalen auf die Handlungssteuerung des Beobachters bildet den Gegenstand dieses Forschungsprojekts. Bisherige Befunde dazu sind auf lineare Bewegungen (von rechts nach links und umgekehrt) und sehr einfache Reizumgebungen (Bewegungen einfacher geometrischer Elemente, Punktwolken, Lichtpunktläufer etc.) limitiert (z.B. Bosbach, 2004, Wittfoth et al., 2006). Hier werden diese Befunde durch andere Bewegungsarten (Drehbewegungen und Tiefenbewegungen) sowie einfache (Bewegungen eines/einer Kreises/Kugel) und komplexe Reizumgebungen (reale Bewegungen eines Sportlers) erweitert. Dazu wurden Reaktionszeitexperimente mit Hilfe des Simon Paradigmas entwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl durch die visuelle Wahrnehmung von Drehbewegungen als auch von Tiefenbewegungen beabsichtigte räumlich kompatible Handlungen (rechts oder links bzw. proximal oder distaler Tastendruck) induziert werden, was sich in kürzeren Reaktionszeiten widerspiegelt. Die Komplexität des Reizereignisses spielt dabei keine Rolle. Weitere Untersuchungen sind geplant, um die Relevanz automatisch induzierter Handlungstendenzen für Handlungssituationen im Sport zu prüfen.