Promotionsprojekt
Arbeitstitel: „Ethnographie und Hegemonie – Sinneswahrnehmungen als Grundlage der Differenzierung und Unterdrückung von Ethnien in Deutsch-Ostafrika (1870-1920)“
Mit dem Projekt sollen mittels einer Geschichte der Sinne neuerliche Zugänge in die Geschichte des Kolonialismus, des Rassismus und der kolonialen Hegemonie erschlossen werden. Hierbei werden Sinneswahrnehmungen zunächst als zentraler Aspekt der kolonialen Begegnung, in einem weiteren Schritt auch als grundlegendes Element der Kolonialherrschaft untersucht. Auf diese Dimensionen der Kolonialgeschichte richtet sich die Fragestellung des Promotionsvorhabens. Erstens werden anhand von ethnographischen Reiseberichten aus Deutsch-Ostafrika die Übertragung, Entstehung und Verbreitung rassistischer Differenzierungsmerkmale beleuchtet. Dies soll nicht nur neuerliche Erkenntnisse über eine Geschichte des Rassismus hervorbringen, sondern leitet auch direkt zur zweiten Fragestellung über: Eine Untersuchung über die Einschreibung der auch aus ethnographischen Schriften gewonnenen Erkenntnisse um die Ethnizität der lokalen Bevölkerungen in die Ausgestaltung und Aufrechterhaltung der Herrschaft. Die Eingrenzung des Untersuchungsgebietes auf Deutsch-Ostafrika setzt dabei nicht nur den Zeitraum der Herrschaft durch das Deutsche Reich von 1885 bis 1914 in den Mittelpunkt der Untersuchung. Vielmehr bildet die bis heute enorme Vielfalt und Dichte an kulturellen Einflüssen in Tansania einen Raum, der für eine Geschichte des deutschen Kolonialismus, der rassistischen Differenzierung sowie der Ausprägung und Aufrechterhaltung kolonialer Herrschaft beispielhaft ist.