Forschung
Die Forschungsarbeiten des Fachgebiets Soziologische Theorie zielen auf die Konturierung und stetige Weiterentwicklung einer pragmatistischen Gesellschaftstheorie. Eine solche Theorie geht von historisch offenen Problem- und Krisenkonstellationen der Gegenwartsgesellschaft – etwa globalen ökonomischen Verflechtungen, ökologischen Herausforderungen, Nebenfolgen der Digitalisierung oder politischen und kulturellen Transnationalisierungsdynamiken – aus und fokussiert die sozialen Prozesse und experimentellen Strukturentwicklungen, durch die Handlungsroutinen (wieder)hergestellt sowie kollektive Ordnungen stabilisiert und kreativ weiterentwickelt werden.
Laufende Drittmittelprojekte
Krisendiagnosen und Herausforderungen des digitalen Journalismus werden vielfach mit der Rolle großer Plattformunternehmen verknüpft. Während Socia-Media-Plattformen einerseits neue Partizipationschancen eröffnen, tragen sie andererseits dazu bei, dass Informationen leichter ungeprüft veröffentlicht und wichtige Kuratierungsleistungen an algorithmische Empfehlungssysteme delegiert werden. Die Rede von einem postfaktischen Zeitalter oder Aspekte der Verrohung und Polarisierung öffentlicher Diskurse sind dabei symptomatisch für diese Entwicklungen. In der Folge sehen sich etablierte Verlage gezwungen bspw. mit Anpassungen von Geschäftsmodellen auf diese Entwicklungen zu reagieren. Darüber hinaus experimentieren neuere Akteure des digitalen Journalismus mit Plattformmodellen, um innovative Möglichkeiten zur Verbreitung journalistischer Inhalte freizulegen. Allerdings mangelt es hier oftmals an Konzepten für Plattformen, die den vielschichtigen Aspekten zur Etablierung demokratiefördernder Strukturen bei gleichzeitiger Sicherung der ökonomischen Profitabilität Rechnung tragen. Das vom BMBF geförderte Projekt Demokratie-X entwickelt vor diesem Hintergrund relevante Design-Parameter für eine Non-Profit-Nachrichtenplattform, die wirtschaftliche Tragfähigkeit in einem gemeinwohlorientierten Modell gewährleisten soll. Damit werden Grundlagen für Initiativgruppen und Betreiberkonsortien gelegt, die ähnliche Plattformmodelle etablieren möchten. Die Ergebnisse des Projekts sollen zu einem vertieften Verständnis beitragen, wie privatheitsschondende, faire und gemeinwohlorientierte Plattformen für Nachrichten gestaltet werden können.
Seitens der Universität Kassel sind das Fachgebiet Soziologische Theorie (Prof. Dr. Jörn Lamla) und das Fachgebiet Partizipative IT-Gestaltung (Prof. Dr. Claude Draude) am Verbundprojekt beteiligt. Die Verbundkoordination liegt beim Institut für Digitales Management und Neue Medien der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. Thomas Hess). Weiterhin beteiligt sind der Lehrstuhl für Öffentliches Recht, Medien- und Informationsrecht der Universität Passau (Prof. Dr. Kai v. Lewinski) sowie der Lehrstuhl Software Engineering für betriebliche Informationssysteme der Technischen Universität München (Prof. Dr. Florian Matthes).
Das soziologische Teilprojekt zielt auf eine integrative Perspektive, die gleichermaßen ökonomische, technische, politisch-institutionelle, professionsethische, rechtliche und kulturelle Design-Elemente für die Ermöglichung demokratiefördernder Strukturen und Praktiken der Gestaltung einer gemeinwohlorientierten Journalismus-Plattform in den Blick nimmt. Im Ergebnis sollen in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Disziplinen des Projekts konzeptionelle Grundlagen für die Ermöglichung einer Fairness-Kultur und gemeinwohlorientierter Kooperationsformate sowie einer soziotechnischen Verankerung informationeller Selbstbestimmung entwickelt werden, die eine demokratiefördernde und privatheitsschonende Gestaltung von Institutionen, Geschäftsmodellen sowie Nutzungsschnittstellen im Rahmen von Journalismus-Plattformen stützen.
Beteiligt seitens des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Prof. Dr. Jörn Lamla (Teilprojektleitung)
- Dr. Markus Uhlmann (Projektmitarbeiter)
Kontakt: markus.uhlmann[at]uni-kassel[dot]de
Daten und Metriken spielen in der Musikwirtschaft seit jeher eine bedeutende Rolle, etwa um den Markterfolg von Veröffentlichungen über Chartplatzierungen zu messen. Genauso wie in anderen gesellschaftlichen Bereichen kommt es aber im Zuge der Digitalisierung (und hier insbesondere der Verbreitung von Streamingdiensten) auch in der Musikwirtschaft zu einer massiven Ausweitung der Erhebung und Nutzung von (Verhaltens-)Daten. Während eine Reihe euphorischer und dystopischer Einschätzungen dieser Entwicklung kursieren, ist relativ wenig darüber bekannt, wie Daten von verschiedenen Akteuren in der Musikwirtschaft tatsächlich konstruiert, genutzt und bewertet werden. Das Vorhaben adressiert diese Forschungslücke. Als empirischer Einstiegspunkt dienen hierfür qualitative Interviews mit diversen Akteuren der Musikwirtschaft sowie vergleichende Fallstudien verschiedener Musikanalysefirmen.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Dr. Jonathan Kropf
Nutzende von digitalen Angeboten stehen oft vor der Herausforderung, nicht realistisch einschätzen zu können, wie und wozu genau ihre personenbezogenen Daten von den Anbietern verwertet oder weitergegeben werden. Die Kompetenzen zur informationellen Selbstbestimmung, also der verantwortungsvollen Informationsselektion und Informationskontrolle, müssen sich die Nutzenden in der Regel selbst aneignen. Dies geschieht nicht selten über Nachfragen im Freundes- und Bekanntenkreis, über eigene Internetrecherchen in Netzwerken, Datenbanken und Recommender-Systemen oder auch durch professionelle Beratungsinstitutionen und Behörden. Oft sehen sich die Nutzenden mit einer Flut von Angeboten und Informationen konfrontiert, die es ihnen schwermacht, seriöse und hilfreiche Informationen herauszufiltern. Hier werden innovative Beratungsangebote benötigt, mit denen Nutzende die erforderliche Unterstützung und notwendige Kompetenzen zur informationellen Selbstbestimmung erlangen können, um sich sicher in der digitalen Welt zu bewegen.
Das Vorhaben „Die Beratung der Nutzenden: Zur Stärkung der informationellen Selbstbestimmung durch Arbeitsbündnisse im digitalen Verbraucherschutz (BeDeNUTZ)“ geht der Frage nach, wie Beratungsformen eines digitalen Verbraucherschutzes gestaltet sein müssen, um die informationelle Selbstbestimmung von Nutzenden in der digitalen Welt zu verbessern. Konkret soll diese Frage am Beratungsbedarf zu den Themen digitalisierter Stromverbraucher und digitaler Stromverbraucherdienste erforscht werden. Ziel des Projektes ist es, den Unterstützungsbedarf für Verbraucherinnen und Verbraucher zu erkennen, zu analysieren und auf dieser Grundlage entsprechende Weiterbildungsangebote und Netzwerkstrukturen zu konzipieren. Dazu werden verschiedene Methoden empirisch untersucht und eingehend analysiert. Um die Konzepte in der Verbraucherberatung einsetzen zu können, wird ein Maßnahmenkatalog entwickelt, den die Verbraucherorganisationen direkt in der Praxis nutzen können. Die neuen Konzepte sollen sowohl den Bedarf des klassischen als auch des digitalen Verbraucherschutzes abdecken.
Damit leistet das Vorhaben BeDeNUTZ einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der IT-Sicherheit von Bürgerinnen und Bürgern. Durch die empirische Erforschung unterschiedlicher Beratungskonstellationen können die gewonnenen Erkenntnisse nicht nur für Fragen zu digitalisierten Stromverbrauchern, sondern auch für andere Themen genutzt werden, bei denen die informationelle Selbstbestimmung eine zentrale Rolle spielt. Bürgerinnen und Bürgern können mit Hilfe der kooperativen Beratungsformate den kompetenteren Umgang mit digitalen Medien unter Wahrung ihrer informationellen Selbstbestimmung lernen. Dadurch können sie reflektiertere Entscheidungen in komplexen Informationswelten treffen, was maßgeblich dazu beiträgt, die europäischen Werte und Grundrechte im Zusammenhang mit digitalen Technologien zu wahren.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Prof. Dr. Jörn Lamla
- PD Dr. Carsten Ochs
- Mareike Pfläging, M.A.
Im Agendaprozess für eine zukunftsorientierte Verbraucherforschung kommen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen, die in den Bereichen Konsum, Verbraucherschutz, Verbraucherpolitik und Verbraucherarbeit forschen, zusammen, um den bestehenden Austausch über die Weiterentwicklung der verbraucherbezogenen Forschung zu intensivieren. Es geht um die Frage, ob und wie ein übergreifendes wissenschaftliches Selbstverständnis für die Verbraucherforschung entwickelt werden kann.
Im Rahmen des Projekts werden neben einer Auftaktkonferenz sechs Fachveranstaltungen zu Themen wie Nachhaltigkeit, Digitalisierung, Professionalisierung, soziale Rechte und normative Fragen durchgeführt. Ziel ist es, ein Weißbuch zu entwickeln.
Die zu erarbeitende Agenda kann in einem nächsten Schritt die Ausweitung auf eine längerfristige Entwicklung des Wissenschaftsfeldes im Hinblick auf seine Bedeutung für eine nachhaltige Transformation gesellschaftlicher Konsum- und Lebensformen anleiten. Die nächsten Schritte können sowohl die endogene Weiterentwicklung bestehender wissenschaftlicher Einrichtungen (Schwerpunkte an und zwischen Universitäten und Hochschulen, Einrichtung neuer Aus- und Weiterbildungsangebote und Studiengänge) als auch verschiedene bundespolitische Förder- oder Institutionalisierungsmaßnahmen (Bundesprogramm Verbraucherforschung, Schaffung neuer oder thematischer Ausbau bestehender Bundesforschungseinrichtungen, Ressortforschung) umfassen.
Das Projekt wurde vom Sprecher des Koordinierungsgremiums des Bundesnetzwerks Verbraucherforschung initiiert und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Prof. Dr. Jörn Lamla, Sprecher des Koordinierungsgremiums des Bundesnetzwerks Verbraucherforschung (Leitung)
- Jakob Roschka, M.A.
Ehemalige Mitarbeitende:
- Damaris Lehmann, M.A.
[Weitere Informationen auf der Projektseite]
Mobile Informations- und Kommunikationstechnik ist angesichts der Verbreitung von Smartphones und Tablet-Computern nahezu allgegenwärtig; breite Bevölkerungsschichten machen sie sich zunutze. Am Verhältnis Nutzer—Netz wird aber zunehmend beklagt, dass Nutzerinnen im Sinne Gläserner Bürger immer durchsichtiger zu werden scheinen, das Netz mit seinen Bestandteilen aber immer undurchschaubarer. Das Graduiertenkolleg (GRK) will wesentlich zur Umkehr dieses Trends beitragen, also für Nutzer besseren Privatheitsschutz und im Netz bessere Durchschaubarkeit ermöglichen. Privatheitsschutz soll auf persönliche Interessen zuschneidbar und gleichzeitig für Laien handhabbar werden; Zielkonflikte mit wirtschaftlichen oder öffentlichen Interessen sollen besser vereinbar werden. Durchschaubarkeit von Netzen soll unter dem Blickwinkel der Bewertung von Vertrauenswürdigkeit erforscht werden.
Privatheit und Vertrauen sind seit Jahrhunderten gesellschaftlich relevante Themen, weshalb ein interdisziplinärer Ansatz unabdingbar erscheint. In interdisziplinären Projekten sollen daher Forscherinnen der Universität Kassel aus der Soziologie und den Rechtswissenschaften mit solchen der TU Darmstadt aus der Informatik, der Usability-Forschung und den Wirtschaftswissenschaften zusammenarbeiten.
Eine wichtige technische Vision des GRK bilden neuartige Mobilgeräte unter größtmöglicher Nutzer-Herrschaft. Sie sollen die Nutzerin im digitalen Netz vertreten, Privatheit und Vertrauensbewertung regeln, zwischen Nutzer- und Dienstanbieter-Interessen verhandeln und spontane Vernetzung kontrollieren. Neue Ansätze für solche Mobilgeräte, für vernetzte IT-Dienste, für soziale Netze und für sensorgestützte Umgebungen sollen erforscht werden.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Prof. Dr. Jörn Lamla: Antragsteller
- PD Dr. Carsten Ochs: assoziierter Postdoc
- Barbara Büttner: assoziierte Doktorandin
- Dr. Jonathan Kropf: assoziierter Postdoc
- Dr. Markus Uhlmann: Wissenschaftlicher Mitarbeiter (erste Kohorte)
- Suzette Kahlert: Wissenschaftliche Mitarbeiterin (zweite Kohorte)
- Florian Müller: Wissenschaftlicher Mitarbeiter (dritte Kohorte)
Weiterführende Informationen auch unter:
https://www.privacy-trust.tu-darmstadt.de
Abgeschlossene Drittmittelprojekte
Die digitale Transformation von Gesellschaften weltweit hat in den letzten Jahren nicht nur weiter an Dynamik gewonnen, sondern auch immer deutlicher spürbar globale Wirkungs- und Problemzusammenhänge ausgebildet. In diesem Zuge treten ständig neue Technologien und damit assoziierte Wissensformen („technoscience“) auf den Plan, zudem haben sich in den letzten Jahren auch die Brennpunkte der Transformationsdynamik verschoben. Wurde vor einigen Jahren noch über Soziale Netzwerke im Internet gesprochen, so sind es heute v.a. die praktisch allgegenwärtigen Systeme der Künstlichen Intelligenz (KI), die im Zentrum des wissenschaftlichen, politischen, ökonomischen, normativen und regulatorischen Interesses stehen. Während die Möglichkeiten der ökonomischen Verwertung von KI-Systemen äußerst vielversprechend scheinen, tun sich die Nationalstaaten nach wie vor schwer, die mittlerweile weitgehend globalen Problemlagen konzertiert in den Griff zu bekommen. Gleichzeitig setzt sich zunehmend die Annahme durch, dass die datenökonomischen Möglichkeiten der algorithmisch automatisierten, tief ins Private eingreifenden Verhaltensbeeinflussung mittlerweile die Grundfesten der Selbstbestimmung – und damit gleichzeitig der demokratischen Systeme – angreifen. Ein empirisches Verständnis der (Privatheits-)Anforderungen, die sich an demokratiefähige Systeme stellen, erweist sich vor diesem Hintergrund für die Neuerfindung der Demokratie unter KI-Bedingungen als dringend geboten.
Das Teilvorhaben „Demokratieentwicklung, Künstliche Intelligenz und Privatheit“ verfolgt das Ziel, durch Initiierung eines pluralistischen, kontroversen und ergebnisoffenen Austauschs zwischen Akteursgruppen, die entweder am Design von KI-Systemen beteiligt oder von den sozialen Konsequenzen dieser Systeme betroffen sind, die Anforderungen empirisch zu ermitteln, die sich an demokratiefähige KI-Systeme stellen.
Das Teilprojekt ist integriert in das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte interdisziplinäre Verbundprojekt „Privatheit, Demokratie und Selbstbestimmung im Zeitalter von KI und Globalisierung“ (PRIDS), an dem neben der Soziologie die Disziplinen Ethik/Philosophie, Ökonomik, Psychologie und Rechtswissenschaft sowie Expert*innen aus dem Datenschutz-Bereich beteiligt sind.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Dr. Carsten Ochs
- Dr. Klara-Aylin Wenten
Unternehmen, die digitale Produkte oder Dienstleistungen vermarkten, stehen oft vor dem Dilemma, dass ihr Interesse und ihr Bedarf an Kundendaten dem Wunsch der Kundinnen und Kunden nach Privatheit entgegensteht. Für Verbraucherinnen und Verbraucher bedeutet es einen Eingriff in ihre Selbstbestimmungsrechte, wenn sie zu viele Daten preisgeben müssen oder durch digitale Überwachung in ihrem Verhalten unbemerkt gelenkt werden. Im Projekt „Faire digitale Dienste: Ko-Valuation in der Gestaltung datenökonomischer Geschäftsmodelle (FAIRDIENSTE)“ wird dieser Strukturkonflikt zum Anlass genommen, verschiedene Wege der fairen Vermittlung von Werten im Zuge der Geschäftsmodellgestaltung mit soziologischen und (wirtschafts-)informatischen Ansätzen auszuloten und in Beziehung zu setzen. Erstens wird untersucht, inwiefern sich unterschiedliche Werte in eine ökonomische Sprache der Preise übersetzen und fair verrechnen lassen (Verrechnung). Zweitens wird herausgearbeitet, wie Unternehmen ihre ökonomische Gestaltungsmacht nutzen können, um Wertkonflikte zu kanalisieren (Design). Drittens wird geprüft, inwiefern die Aushandlung von Wertkonflikten über Social-Media-Elemente ausgelagert werden kann, um unter den Nutzerinnen und Nutzern eine Kultur der Fairness zu befördern (Kultivierung). Entwickelt und praxisnah getestet werden soll so eine multidimensionale Methodik der „Ko-Valuation“, d. h. der kooperativen Wertevermittlung, die Unternehmen dabei hilft, ihre wirtschaftlichen Geschäftsmodelle mit Gesichtspunkten datenökonomischer Fairness in Einklang zu bringen.
Das Projekt ist eine Kooperation der Fachgebiete Soziologische Theorie (Prof. Dr. Jörn Lamla, Verbundkoordination), Gender/Diversity in Informatics Systems (Prof. Dr. Claude Draude) sowie Wissensverarbeitung (Prof. Dr. Gerd Stumme) an der Universität Kassel, dem Institut für Wirtschaftinformatik und Neue Medien an der Ludwig-Maximilians-Universität München (Prof. Dr. Thomas Hess), dem Unternehmen BurdaForward (Dr. Richard Weber, München) sowie dem Institut für Technik und Journalismus (Miriam Ruhenstroth, Berlin).
Das soziologische Teilvorhaben greift insbesondere auf die Forschungsrichtung der Soziologie der Konventionen zurück. Diese betont, dass monetäre Wertgesichtspunkte nicht die einzigen Maßstäbe zur Wertvermittlung sind; vielmehr geht es im Rahmen komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge stets um die Koordination und Vermittlung einer Pluralität von Wertgesichtspunkten. Das Teilprojekt verfolgt mit diesem soziologischen Ansatz das Ziel, durch interdisziplinäre Kooperation mit den Verbundpartnern aus dem Feld der Wirtschaftsinformatik und Informatik, aber auch durch Rückgriff auf Expertise der Praxispartner die sozialen, technischen und ökonomischen Konstellationen der Wertvermittlung in den Blick zu nehmen. Dabei leistet das soziologische Teilprojekt für jeden der drei Ansätze zur Ko-Valuation einen zentralen Beitrag: So wird die Perspektive der Soziologie der Konventionen zur Erforschung der Potenziale und Grenzen des Verrechnungsansatzes, zur Erforschung von Wertkonflikten und deren Auflösung bei der Umsetzung des Designansatzes und zur Förderung von kritischen Kompetenzen von Verbraucher*innen zur Bewertung und fairen Vermittlung von Wertkonflikten im Rahmen des Kultivierungsansatzes herangezogen.
Beteiligte Personen des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Prof. Dr. Jörn Lamla
- Dr. Jonathan Kropf
- Dr. Markus Uhlmann
siehe auch https://www.forschung-it-sicherheit-kommunikationssysteme.de/projekte/fairdienste
und https://www.uni-kassel.de/forschung/iteg/forschung/fairdienste
Zur weltweiten Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene haben die Vereinten Nationen 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) formuliert. Die Digitalisierung stellt neue Herausforderungen an die Erreichung dieser Ziele, kann aber durch ihren transformationalen Charakter auch neue Möglichkeiten eröffnen. Konflikte und Synergien zwischen den SDGs im Allgemeinen und insbesondere in Bezug auf die Digitalisierung sind jedoch kaum erforscht. An dieser Stelle setzt die Projektgruppe an und zielt – unter Anwendung innovativer Ansätze wie Collaboration Engineering und Citizen Science – drauf ab, digitalisierungsbezogene Zielkonflikte und Synergien zwischen SDGs zu identifizieren, transdisziplinär zu diskutieren und Lösungsansätze zu entwickeln. Der Fokus liegt hierbei auf den SDGs 4 (Bildung für alle), 10 (weniger Ungleichheiten) und 12 (nachhaltige/r Konsum und Produktion).
Sprecher: Prof. Dr. iur. Gerrit Hornung, LL.M., Universität Kassel
Stellvertreter: Prof. Dr. phil. Gerd Doeben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences
weitere Beteiligte: Prof. Dr. Matthias Söllner und Prof. Dr. Jörn Lamla, beide Universität Kassel; Prof. Dr. Birgit Blättel-Mink und Prof. Dr. Indra Spiecker, beide Goethe-Universität Frankfurt; Prof. Dr. Gerd Doeben-Henisch, Frankfurt University of Applied Sciences; die FH Fulda und weitere
Im Rahmen der Projektgruppe wurde eine Professur-Vertretung für Prof. Dr. Jörn Lamla für das Wintersemester 2021/22 finanziert.
Zuschreibung wie auch Verschwinden persönlicher Verantwortung durch algorithmenbasiertes Entscheiden ist ein Problem für Gesellschaft, Wirtschaft, Demokratie und Staat. Das Verbundprojekt greift Kernerscheinungen algorithmischen Entscheidens heraus, in denen eine Verantwortungsverschleierung und -verschiebung zu beobachten ist.
Die Forschung erfolgt in zwei Anwendungsbereichen: a) zur Entscheidungsunterstützung im Bereich des privaten Konsums durch digitale Bewertungsinfrastrukturen (z.B. Empfehlungssysteme und -algorithmen) sowie b) zu staatlichen Beurteilungsverfahren als Steuerungsinstrument staatlicher Entscheidung unter Unsicherheit. An diesen Feldern sollen die normativen Implikationen der Verantwortungsdiffusion herausgearbeitet werden, wobei der Vergleich und die Verbindung von privaten und staatlichen Entscheidungsproblemen Neuland betritt.
Die Projektgruppe wird von Indra Spiecker genannt Döhmann (Öffentliches Recht, Goethe-Universität Frankfurt/M.) geleitet. Jörn Lamla fungiert als stellvertretender Sprecher. Weitere Mitglieder sind u.a. Christoph Burchard (Strafrecht, Goethe-Universität) und Michael Bäuerle (Verwaltungswissenschaft, FH Polizei und Verwaltung, Wiesbaden).
In digitalen Gesellschaften bewegen sich soziale Akteure jeden Tag in vielfältig ausgestalteten und regulatorisch unterschiedlich (stark) verfassten Datenökonomien. Sowohl die Koordination des Berufslebens als auch die Organisation des sozialen Umfelds, die Gestaltung von Freizeitaktivitäten und die Selbstkonstitution in soziodigitalen Umgebungen ist ökonomisch gerahmt. Das Teilvorhaben verfolgt das Ziel, die Strukturen dieses datenökonomischen Umfelds sichtbar zu machen, zu analysieren und handlungspraktische Schlüsse aus den gewonnenen Erkenntnissen mit Blick auf den Status informationeller Privatheit zu ziehen. Das Teilprojekt ist integriert in das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführte interdisziplinäre Verbundprojekt „Forum Privatheit – selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt“, an welchem neben der Soziologie die Disziplinen Ethik/Philosophie, Informatik, Ökonomik, Psychologie und Rechtswissenschaft sowie Expert*innen aus dem Datenschutz-Bereich beteiligt sind.
Im Teilprojekt „Datenökonomien“ wird die Soziologie durch interdisziplinäre Kooperation insbesondere mit dem Verbundpartner aus dem Feld der Ökonomik, aber auch durch Rückgriff auf Expertise der weiteren Verbundpartner, die gleichzeitig soziale, technische und ökonomische Konstellation datenökonomischer Netzwerke in den Blick nehmen. Im Verlaufe der Umsetzung des AP sollen folgende Fragen bearbeitet werden:
- Wie funktionieren zentral und dezentral organisierte Datenökonomien in ökonomischer und sozialer Hinsicht?
- Welche Wertschöpfungsprozesse und Tauschverhältnisse entstehen in diesem Zuge, welche Werte werden dabei geschaffen, und wie werden diese verteilt?
- In welcher Beziehung steht die Wertschöpfungslogik der Datenökonomien zu Privatheit?
- Welche Konzepte und Praktiken des Privateigentums spielen hierbei eine Rolle (oder kommen an ihre Grenzen)?
- Welche Folgen ergeben sich in politischer, regulatorischer, ökonomischer, zivilgesellschaftlicher Hinsicht?
Um diese Fragen zu beantworten, wird das Teilprojekt die ethnographische Untersuchung zweier einschlägiger Plattformen im Dialog mit dem ökonomischen Projektpartner vornehmen.
Leitung:
Prof. Dr. Jörn Lamla
Fachgebiet Soziologische Theorie
Universität Kassel
Mitarbeiter:
PD Dr. Carsten Ochs
Dipl.-Soz. Barbara Büttner
Mit dem ThyssenLesezeit Tandem-Stipendium tritt die Fritz Thyssen einerseits dem Trend zur Verknappung der Zeit für gründliche Lektüre in den Sozial- und Geisteswissenschaften entgegen. Durch eine sechsmonatige Unterstützung werden Wissenschaftler:innen, die administrativ stark eingespannt waren, von ihren universitären Verpflichtungen freigestellt, um im Rahmen umfassender Lektüre- und Konzept-Arbeit wieder in die eigene Forschungstätigkeit zurück zu finden. Zum anderen sollen als Tandem-Partner:innen up-coming scholars gefördert werden, die die Professur der freigestellten Wissenschaftler:innen für ein Semester vertreten. Bewerbungen werden nur in einer solchen Tandemform akzeptiert.
Das durch Jörn Lamla und Carsten Ochs erfolgreiche eingeworbene ThyssenLesezeit-Stipendium ermöglichte es dementsprechend ersterem die aufgrund vielfältiger Verpflichtungen immer knapper gewordene Lesezeit zu kompensieren, eigene Forschungsfragen zu schärfen und so die Forschungsprogrammatik weiter zu entwickeln. Im Gegenzug vertrat Carsten Ochs die Professur für 6 Monate und baute auf diesem Wege die Erfahrungen in der Lehre und auf den Gebieten der Fachgebietskoordination sowie der Gremienarbeit aus.
Das Internet der Dinge steht für die Verbreitung digital-vernetzter Alltagsgegenstände in der Wohnung, im Auto oder am Körper. So etablieren sich zunehmend Umgebungen, in denen automatisiert und teils unbemerkt Daten erfasst und gespeichert werden. In dieser Situation stellt das interdisziplinäre Projekt „Smart Environment, Smart Information?“ (SEnSI) die Frage, wie Nutzer*innen angemessen über die Datenerhebung und -verarbeitung in solchen Umgebungen informiert werden können. Ziel ist die Entwicklung alternativer Informationskonzepte, die neue Strategien des Verbraucher*innen- und Datenschutzes erproben.
Im Zuge fortschreitender Digitalisierung werden immer mehr Gebrauchsgegenstände mit Sensoren und Funkverbindungen ausgestattet, um dann mit dem Internet verbunden und untereinander vernetzt zu werden. Solche Gegenstände bilden das sogenannte „Internet der Dinge“ und in der Folge Umgebungen, in denen die Erfassung von Daten allgegenwärtig und damit unübersichtlicher wird. Dieses „Ubiquitous Computing“ macht es für Nutzer*innen teils schwer nachvollziehbar, welche Daten erhoben, gespeichert oder verarbeitet werden. Darüber hinaus kann unklar sein, welche Folgen sich aus der Übermittlung und Auswertung dieser Daten ergeben.
In dieser Situation analysiert das rechtswissenschaftliche, soziologische und pädagogische Forschungsprojekt die normativen und sozialen Bedingungen für Informationskonzepte im Internet der Dinge. Die Frage ist, wie Nutzer*innen über ihre Beteiligungsrechte und die Prozesse der Datenverarbeitung informiert werden können, ohne dabei über- oder unterfordert zu werden. Im Fokus der Projektarbeit stehen insbesondere drei Szenarien der Nutzung des Internets der Dinge: Smart Car, Smart Home und Wearables. Ziel ist die Entwicklung von Vorschlägen zur Regulierung des Internets der Dinge.
Im soziologischen Teil des Projekts wird analysiert, welche Menschenbilder und Konzepte demokratischer Legitimierung mit unterschiedlichen Modellen der Auskunft einhergehen. Die soziologische Theorie wird hier aufzeigen, welche Paradigmen hinter verschiedenen Informationsmodellen stehen und welche Folgen mit der Wahl bestimmter technischer Mittel verbunden sind.
Aus rechtswissenschaftlicher Sicht werden zunächst die normativen Rahmenbedingungen der Informations- und Auskunftspflichten untersucht. Mit der Datenschutz-Grundverordnung, die ab Mai 2018 in der Europäischen Union gelten wird, liegt eine neue Rechtsgrundlage für Datenverarbeitungen vor. Diese gilt es im Allgemeinen und ganz speziell im Hinblick auf die drei Szenarien Smart Car, Smart Home sowie Fitness-Wearables zu analysieren. Die interdisziplinär entwickelten Vorschläge zur Regulierung des Internets der Dinge sollen abschließend in konkrete Gesetzgebungsvorschläge münden.
Für den pädagogischen Teil und bei der Entwicklung alternativer Informations- und Beteiligungsansätze konzentriert sich das Forschungsvorhaben auf die Bedürfnisse und Kompetenzen Jugendlicher und junger Erwachsener. Diese haben als „Digital Natives“ zwar einen guten Zugang zum Internet der Dinge aber nur wenig explizites Wissen über die Chancen und Risiken dieser Technologien.
Das BMJV-geförderte Drittmittelprojekt „Smart Environment, Smart Information?“ (SEnSI) geht auf die Initiative einer universitätsintern geförderten interdisziplinären Arbeitsgruppe zur Verbraucherpolitikforschung der Universität Kassel zurück und wird vom 1. Januar 2017 bis zum 31. Dezember 2017 im Wissenschaftlichen Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) der Universität Kassel durchgeführt. Die Verbundpartner*innen sind:
Projektgruppe verfassungsverträgliche Technikgestaltung (provet) (Projektkoordination)
Universität Kassel
Prof. Dr. Alexander Roßnagel
Dr. Philipp Richter
Charlotte Barlag
Fachgebiet Soziologische Theorie
Universität Kassel
Prof. Dr. Jörn Lamla
Fabian Pittroff
Dr. Andreas D. Schulz
Während die Unterscheidung öffentlich/privat einen grundlegenden sozialen Ordnungsmechanismus darstellt, hat die Soziologie es bislang versäumt, eine elaborierte Sozialtheorie der Privatheit vorzulegen. Eben diesen Mangel soll das Teilvorhaben „Digitales Leben – soziale Praktiken und Aneignungsprozesse“ beseitigen. Es ist integriert in das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) durchgeführte interdisziplinäre Verbundprojekt „Forum Privatheit – selbstbestimmtes Leben in der digitalen Welt“, an welchem neben der Soziologie die Disziplinen Ethik/Philosophie, Informatik, Psychologie und Rechtswissenschaft sowie ExpertInnen aus den Bereichen Datenschutz und Ökonomie beteiligt sind.
Im soziologische Teilvorhaben wird davon ausgegangen, dass Formen der Privatheit sich in und durch soziale Praktiken vollziehen und reproduzieren, welche von den Handelnden aktiv hergestellt und erneuert werden, dabei in vielfältiger Weise technisch vermittelt und oftmals sozial umkämpft sind, und sich folglich historisch wandeln. In diesen Praktiken manifestieren sich gegenwärtige kulturelle Vorstellungen, soziale Regeln und Regelmäßigkeiten, normative Ansprüche sowie folgenreiche Wechselwirkungen und Probleme der Privatheit.
Die Beiträge in der Säule „Digitales Leben – soziale Praktiken und Aneignungsprozesse“ zielen darauf ab, den theoretischen, methodischen und empirischen Kenntnisstand im Bereich der Soziologie sozialer Praktiken für das Themenfeld der Privatheit und des selbstbestimmten Lebens in der Digitalen Welt systematisch aufzuarbeiten und empirisch zu konkretisieren. Solchermaßen soll die Entwicklung einer zeitgemäßen, praxis- und gegenstandsnahen Sozialtheorie der Privatheit vorangebracht werden.
Leitung:
Prof. Dr. Jörn Lamla
Fachgebiet Soziologische Theorie
Universität Kassel
Mitarbeiter:
Dr. Carsten Ochs
Privatheit ist zu einem umstrittenen und unsicheren Begriff geworden. Das BMBF-Projekt "Kartografie und Analyse der Privacy-Arena" möchte deshalb die politischen Prozesse untersuchen, die diesen Wandel von Privatheit vorantreiben, begrenzen und bewerten. Exemplarisch untersucht werden dafür öffentliche Auseinandersetzungen rund um Privatheit. Diese Debatten und Streitfälle versammeln auf je unterschiedliche Weisen wichtige Instanzen und Akteurinnen einer Neuverhandlung des Privaten. Die verschiedenen Situationen können deshalb verstanden werden als relevante Ausschnitte der Privacy-Arena, in der koalierend und konfligierend die Zukunft des Privaten und die Verfasstheit der digitalen Welt verhandelt werden. Das Projekt will durch diese beispielhaften Erkundungen unterschiedliche demokratische Reaktions- und Artikulationsweisen und die damit einhergehenden Zugriffsweisen auf Privatheit empirisch erfassen und zueinander in Verhältnis setzen.
Das BMBF-geförderte Drittmittelprojekt "Kartografie und Analyse der Privacy-Arena (Explorationsprojekt)" ist als Verbundprojekt angelegt. Die Verbundpartner/innen sind:
Prof. Dr. Jörn Lamla (Projektkoordination) / Dr. Carsten Ochs
Fachgebiet Soziologische Theorie
Universität Kassel
Mitarbeiter/innen:
Barbara Büttner
Fabian Pittroff
Prof. Dr. Regina Ammicht Quinn / Dr. Jessica Heesen
Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)
Universität Tübingen
Mitarbeiter/innen:
Dr. Thilo Hagendorff
Simon Ledder
Prof. Dr. Alexander Roßnagel / Dr. Silke Jandt
Fachgebiet Öffentliches Recht mit dem Schwerpunkt Recht der Technik und des Umweltschutzes
Universität Kassel
Mitarbeiter/innen:
Dr. Christian Geminn
Seit Herbst 2015 kooperiert der Projektverbund mit einer Gruppe des Studiengangs Visuelle Kommunikation der Kunsthochschule Kassel unter Leitung des Rektors Joel Baumann. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit werden Visualisierungen der wissenschaftlichen Projektergebnisse erarbeitet und Ende 2016 veröffentlicht.
Joel Baumann
Rektor/Professur für Neue Medien
Kunsthochschule Kassel
Mitarbeiter/innen:
Jörn Röder, Visuelle Kommunikation/Neue Medien
Vom 01.12. bis 11.12.2016 veranstaltete das Projekt eine Ausstellung im Interim in Kassel. Die Schau ist wichtiger Baustein der Veröffentlichung der Visualisierungen des Projektverbunds. Die interaktiven und multimedialen Installationen der Ausstellung machen die Kämpfe um den Stellenwert von Privatheit erlebbar. In der Ausstellung können Besucher*innen die komplexen Arenen begehen, in denen diverse soziale Welten ihre Konflikte aushandeln.
Die Ausstellung wird durch eine Webseite begleitet (http://privacy-arena.net), die es Interessierten und Besucher*innen ermöglicht, die Beschäftigung mit den Forschungsergebnissen fortzusetzen und zu vertiefen. Das Zusammenspiel von wissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Intervention soll dazu beitragen, die Öffentlichkeit an der Diskussion um die Zukunft von Privatheit und Demokratie zu beteiligen.
Weitere Projekte und Projektzusammenhänge
Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung bündelt die wissenschaftliche Expertise der hessischen Hochschulen zur Analyse der normativen Dimensionen des digitalen Wandels und trägt zur Gestaltung dieses Wandels bei. Einer der acht Gründungsdirektor:innen des Zentrums ist Prof. Dr. Jörn Lamla vom Fachgebiet Soziologische Theorie an der Universität Kassel. Im November 2020 startete die Projektgruppe "Verantwortungsdiffusion durch Algorithmen", in der 2021 bis 2022 Fabian Pittroff die Fachrichtung Soziologie vertrat. Von Juli 2021 bis Dezember 2022 arbeitete das Fachgebiet außerdem in der Projektgruppe "Nachhaltige Intelligenz – Intelligente Nachhaltigkeit" mit.
Weitere Informationen:
www.zevedi.de
Das Wissenschaftliche Zentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG) ist eine Forschungseinrichtung der Universität Kassel, deren Fokus auf der interdisziplinären Gestaltung gesellschaftlich wünschenswerter Informations- und Kommunikationstechnik aus einer soziotechnischen Perspektive liegt. Mit der Bündelung von Kompetenzen aus Informatik, Ergonomie, Technikrecht, Wirtschaftsinformatik, Soziologie und Wirtschaftspsychologie ist das ITeG ein auf die nachhaltige Stärkung des Forschungsprofils der Universität Kassel ausgerichteter Forschungsverbund.
Seit 07/2015 gehört Prof. Dr. Jörn Lamla dem Direktorium des ITeG an.
Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de/forschung/iteg
Unter Social Machines werden heute soziotechnische Systeme verstanden, die unter Verwendung von Web- und Plattformlösungen das Potenzial digitaler Technologien mit der Eigenlogik sozialer Interaktion, Organisation und Strukturbildung auf neue Weise zusammenführen. Entsprechende Experimente reichen von der globalen Volksenzyklopädie Wikipedia über neue Tools der politischen Willensbildung wie Liquid Democracy bis zu Crowdfunding-Plattformen. Es handelt sich um ein Paradigma gegenwärtiger soziotechnischer Gestaltung, das sich in einer Reihe von IT-Projekten niederschlägt. Das in der Programmlinie „Zukunft“ der Universität Kassel geförderte Projekt „AG SoMa“ widmete sich der Analyse und Gestaltung solcher Social Machines in einem interdisziplinären Verbund aus informatischer, soziologischer, rechtlicher und ökonomischer Perspektive.
Projektleiter(innen): Prof. Dr. Stumme, Gerd
Weitere Projektbeteiligte: Dr. Draude, Claudia Margot; Prof. Dr. Hornung, Gerrit; Prof. Dr. Lamla, Jörn; Prof. Dr. Leimeister, Jan Marco
Das Fachgebiet Soziologische Theorie war an dem Graduiertenprogramm "Ökologien des sozialen Zusammenhalts" beteiligt (Leitung: Prof. Dr. Kai Ruffing). Dieses Projekt analysierte, unter welchen Bedingungen und mit welchen Konsequenzen Menschen global zusammenleben, während sich die ökologischen Rahmenbedingungen dramatisch ändern.
Wie gelingt das Zusammenleben verschiedener Kulturen? Wie ein globaler Interessensausgleich? Was für Folgen hat dies wiederum für die Umwelt? Es werden nicht nur aktuelle Entwicklungen verglichen; untersucht wird auch, was die Menschheit aus Transformations- und Anpassungsprozessen der Vergangenheit lernen kann.
Dem Forschungsprofil des ITeG entsprechend bietet das Promotionskolleg "Sozio-technische Gestaltungskompetenz in der digitalen Gesellschaft" eine disziplinenübergreifende Weiterbildung und Förderung von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern. Es schafft ein inspirierendes und ermutigendes universitäres Umfeld für den interdisziplinären wissenschaftlichen Austausch und für gemeinsame disziplinen-übergreifende Veröffentlichungsprojekte.
Zum Studienprogramm gehören neben der Vermittlung und Vertiefung von Wissen und Kompetenzen auch die interdisziplinäre Betreuung der Promovierenden durch jeweils zwei Professorinnen/Professoren des Kollegs, regelmäßige Kolleg-Seminare und Kolleg-Forschungstage und die Förderung internationaler Forschungskontakte. Neben der profunden fachlichen Ausbildung werden auch Angebote zur Entwicklung kommunikativer Kompetenzen einbezogen und eine Offenheit für andere Wissenschaftsperspektiven trainiert.
Beginn des Promotionskollegs:
Sommersemester 2016
Geplante Laufzeit:
4 Jahre
Beteiligte Promovierende des Fachgebiets Soziologische Theorie:
- Jonathan Kropf
- Fabian Pittroff
Weitere Informationen:
http://www.uni-kassel.de/eecs/iteg/promotionskolleg.html
Die Verbraucherpolitik steht vor schwierigen neuen Herausforderungen. Diese werden vor allem durch zwei epochale gesellschaftliche Veränderungen gekennzeichnet: In der „digitalen Welt“ durchdringt Informationstechnik alle Lebensbereiche und erzeugt für Verbraucher neue Entwicklungsmöglichkeiten, aber auch Gefährdungen. In der „natürlichen Welt“ wird durch Klimawandel und Ressourcenknappheit immer stärker deutlich, dass diese endlich ist und auch ein nachhaltiges Verhalten des Verbrauchers fordert. Auf diese Herausforderungen muss die Verbraucherpolitik reagieren. Der Forschungsschwerpunkt verfolgt das Ziel, sowohl die Funktionen und Inhalte der gegenwärtig diskutierten Leitbilder des Verbrauchers als auch die eingesetzten und diskutierten Instrumente kritisch zu untersuchen. Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler der Universität Kassel erarbeiten dazu eine innovative Forschungsperspektive.
KoordinatorInnen:
- Stefan Laser (FB 05)
- Julia Blum (FB 07)