Das Forschungsprojekt „Strategien zur Bewältigung des Strukturwandels in europäischen Städten und Regionen“ an der Universität Kassel setzt sich in einem vom Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung getragenen Teilbereich mit der Frage auseinander, w

Regiopole Rostock

Strategien zur Bewältigung des Strukturwandels in europäischen Städten und Regionen

Das Forschungsprojekt "Strategien zur Bewältigung des Strukturwandels in europäischen Städten und Regionen" an der Universität Kassel setzt sich in einem vom Fachgebiet Stadt- und Regionalplanung getragenen Teilbereich mit der Frage auseinander, wie sich mittelgroße Städte und Stadtregionen außerhalb der metropolitanen Räume in Deutschland gegenwärtig wandeln und wie sie auf veränderte Bedingungen politisch und planerisch reagieren können. In diesem Zusammenhang werden Städte fokussiert, die mit einer Einwohnerzahl von 100.000-300.000 deutlich kleiner als Metropolen sind, gleichwohl aber metropolitane Funktionen und besondere Entwicklungspotenziale aufweisen. Zugleich konstituiert die Lage und Entfernung dieser Städte im Bezug auf die großen Metropolen eine eigenständige Bedeutung als zentraler Ort und Standort der Wissensgesellschaft mit einer wachsenden Bedeutung für die zugehörige Stadtregion.

Das Forschungsprojekt des Fachgebietes Stadt- und Regionalplanung stellt deshalb die These auf, dass einige dieser mittelgroßen Städte und Stadtregionen – trotz der Veränderung der politischen und sozioökonomischen Rahmenbedingungen und der damit einhergehenden räumlichen Ausdifferenzierung – bedeutende Knotenpunkte im Städtenetz darstellen und ihre Rolle als zentraler Ort und Entwicklungsraum neu definieren können. Für diese Städte wurde der Arbeitsbegriff Regiopole gefunden.

Die Vertreter des Regionalen Planungsverbandes Mittleres Mecklenburg/Rostock, die IHK Rostock und die Vertreter der Hansestadt Rostock haben in Begleitung von Vertretern des Landes Mecklenburg-Vorpommern diesen analytischen und konzeptionellen Ansatz der Stadt- und Regionalentwicklung für die Situation und Perspektive der Hansestadt Rostock engagiert aufgegriffen. Damit gehört die 'Regiopole Rostock' zu den Vorreitern einer praktischen Auseinandersetzung mit dem Thema. Sie kann aufgrund ihrer Lage, Größe und Rolle im Raum als 'Prototyp' für die Profilierung von kleineren Großstädten außerhalb bzw. an der Schnittstelle von Metropolregionen verstanden werden. Für den Wirtschaftsstandort und die zugehörigen Potenziale der Bildungs- und Kulturlandschaft, aber insbesondere wegen der Qualität der Verkehrsinfrastruktur im Bezug auf die strategische Lage scheint es angezeigt, dass sich die Regiopole Rostock in Zukunft auch als 'Wachstumsraum außerhalb der Metropolregionen' auf der Deutschlandkarte etablieren kann. Hierfür müssen die Kräfte gebündelt, strategische Projekte generiert sowie ein entsprechendes Profil und Image entwickelt werden. Zugleich braucht dieses entwicklungspolitische Ziel eine solide empirische Basis, überzeugende Argumente und Positionen, die auf Landes- und Bundesebene für Aufmerksamkeit und Akzeptanz sorgen.

Der Findungs- und Verständigungsprozess hat bereits an Fahrt aufgenommen. So fand am 4. September 2007 auf Einladung der IHK Rostock (die dabei mit den Vertretern des Regionalen Planungsverbandes u.a. kooperiert hat) eine Veranstaltung in einem vergleichsweise großen Gremium an Partnern und Adressaten zu einer 'Regiopole Rostock' statt, die den Begriff sowie den Denk- und Konzeptansatz ins Gespräch bringen sollte und sich dabei u.a. auf die Ergebnisse eines studentischen Projektes an der Universität Kassel stützte. Im Nachgang zu dieser Veranstaltung hat die IHK Rostock eine Befragung ihrer Partner durchgeführt, die ein großes Interesse und hohes Maß an Mitwirkungsbereitschaft am Konzept und Status einer 'Regiopole Rostock' verzeichnen konnte.

In der Diskussion ist deutlich geworden, dass sich die 'Regiopole Rostock' als Standort in Zukunft sowohl eigenständig nach außen positionieren, als auch wirkungsvoll nach innen funktionieren muss. Der Erhalt einer gewissen Steuerungsfähigkeit und Eigenverantwortung muss dabei nicht zwangsläufig eine Konkurrenz zu den umliegenden Metropolregionen Hamburg, Kopenhagen, Berlin, und Stettin erzeugen. Im Gegenteil. Rostock hat die Chance, sich bewusst als Knoten zwischen diesen Räumen zu entwickeln. Darüber hinaus ist Rostock eine Stadt, die aufgrund ihrer solitären Lage an der Ostseeküste stark mit der Region verflochten ist und somit auch kleinräumig eine besondere Rolle als Entwicklungspol in einer weit über oberzentrale Verflechtungsbereiche hinausgehenden Region einnimmt. Die Deutung und der Anspruch, nicht einfach nur der Logik eines Oberzentrums zu folgen, sondern sich als Regiopole aufzustellen, ist deshalb in die vom Regionalen Planungsverband Mittleres Mecklenburg/Rostock entworfenen Leitlinien aufgenommen worden: "Die Hansestadt Rostock ist als Regiopole des Landes Mecklenburg-Vorpommern mit ihrem oberzentralen Verflechtungsbereich (Regiopolregion) zu entwickeln." Dieser Anspruch wird seitens des Landes begrüßt und soll deshalb auch entsprechend begleitet werden.

Die positive Beeinflussung einer Entwicklung als Regiopole setzt jedoch nicht nur eine Verankerung in der Planungsstrategie voraus, sondern erfordert auch einen Findungs- und Verständigungsprozess in der Regiopolregion. Lokale Akteure, Vertreter von Interessensgruppen, regionale Player und Adressaten müssen gefunden und zusammengeführt werden. Arbeits- und Projektgruppen müssen zur Schärfung des Profils die bisherigen Ansätze aufgreifen, weitere Ideen finden und diese kommunizieren.

Aufgabenschwerpunkte

Vor diesem Hintergrund ist im Sommer 2008 ein Drittmittelprojekt zwischen der IHK zu Rostock, dem Regionalen Planungsverband Mittleres Mecklenburg/Rostock, der Hansestadt Rostock, und dem Fachgebiet für Stadt- und Regionalplanung entstanden. Dieses Drittmittelprojekt setzt sich aus drei Aufgabenschwerpunkten zusammen, bei denen es darum geht:

  • 1_Den weiteren Findungs- und Profilierungsprozess konzeptionell anzureichern und organisatorisch zu begleiten.
  • 2_Den Planungs- und Entwicklungsansatz einer Regiopole Rostock (sowohl auf der Ebene der Stadt- und Regionalentwicklung, aber auch im Kontext der Metropolregionen und ihrer Entwicklungspartnerschaften rsp. Verantwortungsgemeinschaften) zu präzisieren und mit entsprechenden Argumenten und Positionsbestimmungen zu unterstützen.
  • 3_Die räumliche Kulisse (auch in variablen Geometrien) sowie die thematischen Handlungsfelder genauer zu durchdringen, mit Projektvorschlägen anzureichern und in nachvollziehbarer, fortschreibbarer und anschaulicher Weise aufzubereiten.

Das Projekt ist zunächst auf eine Laufzeit von drei Monaten beschränkt und endet im Oktober 2008.

Weitere Informationen

  • Tagungsseite
  • Flyer zur Regiopole Rostock (pdf 880 kB)
  • Zeitungsbericht "Rostocker Blitz" (pdf 1,7mb)