Sommersemester_2019

Die Bedeutung von Radverkehr, Klimadynamik und Raumqualität für die Straße als Freiraum

M. Sc. Lucas Büscher
Dr.-Ing. René Burghardt

Ausgezeichnet mit dem BDA Kassel - Studienpreis 2019

Anmerkung
Das Projekt entstand begleitend zur Ausstellung „Fahrrad, die Rückeroberung der Stadt“ und die Ergebnisse wuden im August - September 2019 als Teil der Ausstellung präsentiert.
Das Projekt wurde durch das Fachgebiet Landschaftsarchitektur | Technik un der Forschungsstelle KliRO angeboten.

 
Einordnung
Die Förderung des Radverkehrs wird als wichtige Maßnahme im Umgang mit Platzmangel, zur Verbesserung der Luftqualität, sowie zur Belebung von Straßenräumen in der Stadt begriffen. Damit wird dem Radverkehr eine wesentliche Bedeutung für die Nahmobilität und Lebensqualität in den Städten zugesprochen. Eine einseitige Förderung des Radverkehrs mit einer rein Verkehrs-funktionalen Ausrichtung könnte die positiven Effekte jedoch limitieren oder neue Probleme forcieren. Wichtig erscheint die kritische Reflexion der Gesamtthematik „Radverkehr“ in der Stadt und eventuell steigender Verkehrsflächen. Die Auswirkungen zusätzlicher Verkehrsflächen und baulicher Maßnahmen (z.B. Zerschneidung) auf andere Akteure (z.B. Fußgänger) im Straßenraum bilden einen wichtigen Planungsfaktor.
Die funktionale Bedeutung des Straßenraums geht über die der reinen Verkehrsinfrastruktur hinaus. Über seine technische Funktion bringt er unterschiedlichste Nutzergruppen auf einem engen und abgegrenzten Raum zusammen. Daraus resultiert der Bedarf diesen Raum als Ort des Austausches und der Kommunikation zu verstehen, um ein gesellschaftliches Miteinander zu ermöglichen.
Entsprechend wird die Förderung dieses Miteinanders zu einer zentralen Herausforderung. Die Straße wird nutzbarer Frei- und Lebensraum.
Für die Planung und den Entwurf werden folglich Strategien benötigt, die in Echtzeit daten- und regelbasierte Entscheidungshilfen ermöglichen. Computergestützte räumliche Untersuchungs- und Modellierungsmethoden wie z.B. die Netzwerkanalyse bieten eine vielversprechende Methode, die komplexen Inhalte und Planungsfelder innerhalb des Geodesigns zu überlagern und zu verknüpfen.

Inhalt
Zur Steuerung und Bewertung von Maßnahmen zur Förderung der nicht motorisierten Akteure im Straßenraum hat das Projekt durch eine multi-layer Netzwerkanalyse potenzielle Routen und neuralgische Planungsorte in Kassel erfasst. Neben topografischen, morphologischen, verkehrstechnischen und demografischen Daten sollten vor allem die Themenfelder der Klimadynamik und Lufthygiene, als auch der Aspekt der ästhetischen Wahrnehmung und Raumqualität in die Konzeption potenzieller Orte einfließen und für die Planung nutzbar gemacht werden.
Ein wichtiges Werkzeug war dabei ArcGIS Pro und/oder der CityEngine sein. Im Kontext der Fragestellungen wurde primär auf Grundlage der oben benannten Daten eine interaktive 3D Planungsplattform entwickelt. (Vorkenntnisse in GIS / CityEngine werden nicht vorausgesetzt) Diese wurde durch eine Onlineerhebung  ergänzt, die es Akteuren erlaubte, Verkehrssituationen in Kassel zu bewerten und zu verorten.

Das Kasseler Verkehrsnetz wurde auf unterschiedlichen Maßstabsebenen untersucht, um klimatische und räumliche Potentiale und Risiken exemplarisch zu identifizieren und planerisch zu bewerten.

Entstanden ist ein umfangreiches und ganzheitlich ausgerichtetetes Ermittlungs- und Bewertungsmodell, dass neben der Gestaltqualität von Raum sechs grundlegende Parmeter zur Objektiven Bemesseung von Radfahrqualität ermöglicht.