VENUS

Ausgangssituation

Viele Bereiche der privaten und persönlichen Lebensgestaltung sind bereits heute von IT-Anwendungen durchdrungen und haben sich dadurch substantiell verändert. Die Nutzung des Internet gehört zum Alltag vieler Menschen. Immer mehr Mobiltelefone bieten einen leistungsfähigen Internetzugang. Die technische Vernetzung hat das Wesen unserer sozialen Netze bereits stark beeinflusst und wird sie weiterhin um neue Formen der Kommunikation, Koordination und Interaktion bereichern. Die Informatisierung und Vernetzung des Alltags schreitet kontinuierlich voran und weitere Neuerungen sind bereits klar erkennbar: Ubiquitäre Informationsverarbeitung (Ubiquitous Computing) verwebt die Computer mit unserer alltäglichen Lebensumgebung. Die Bereitstellung und Verarbeitung von Informationen werden Teil der uns umgebenden Infrastruktur. Informationen und Dienste werden allgegenwärtig. Damit muss sich der Benutzer nicht länger explizit an die technischen Gegebenheiten der Rechner anpassen, sondern die Technik rückt in den Hintergrund und bietet eine Vielfalt benutzerangepasster Angebote an. Ein anderer, damit verbundener Techniktrend bringt kontextbewusste, adaptive Softwaresysteme hervor, die sich an ihre Ablaufumgebung anpassen, um dem Benutzer einen auf die jeweilige Situation zugeschnittenen Dienst anzubieten. In der Zukunft werden sich Ubiquitous Computing (UC) und Selbst-Adaptivität gegenseitig ergänzen. Diese technische Entwicklung impliziert eine Vielzahl technischer und nicht-technischer Konsequenzen. Mit der allgegenwärtigen Verfügbarkeit von Diensten und der damit einhergehenden Selbst-Adaption der Anwendungen stellen sich neue Herausforderungen, die offensichtlich nicht nur technischer Natur sind.

Projektziel

Das Ziel von VENUS ist, die Gestaltung zukünftiger vernetzter,ubiquitärer Systeme zu erforschen, die gekennzeichnet sind durch Situationssensitivität und selbstadaptives Verhalten. Unter Gestaltung ist dabei die kriteriengeleitete Entscheidung von Alternativen in der technischen Entwicklung und Anwendung sowie in nicht-technischen Rahmenbedingungen ihrer Anwendung zu verstehen. Dabei kommt es uns aber nicht nur auf die technische Perspektive, sondern gleichermaßen auch auf die Wechselwirkungen zwischen der neuen Technik, dem menschlichen Benutzer und seiner Vernetzung mit anderen an. Von Interessesind hier vor allem die Gebrauchstauglichkeit der Systeme, das Vertrauen der Benutzer in die technikvermittelten Austauschbeziehungen, die erforderlichen rechtlichen Randbedingungen sowie ökonomisch nachhaltige Geschäfts-, Service- und Betreibermodelle für situative ubiquitär vernetzte Systeme. Das langfristige Ziel von VENUS ist die Etablierung eines Forschungszentrums, in dem eine „Kasseler Entwicklungsmethodik“ zur disziplinenübergreifenden Gestaltung ubiquitärer, adaptiver Systeme im Mittelpunkt steht. Hierzu wird in VENUS die Beantragung eines DFG-Sonderforschungsbereichs vorbereitet, der aus dem „Forschungszentrum für Informationstechnik-Gestaltung (ITeG)“ heraus getragen wird.

Realisierung

Es ist einleuchtend, dass die Betrachtung und Entwicklung eines bestmöglichen Zusammenspiels verschiedener technischer und nicht-technischer Anforderungen nur von einem sehr interdisziplinären Forscherteam erfolgreich durchgeführt werden kann. In VENUS haben sich daher drei Informatiker, ein Ergonom, ein Wirtschaftsinformatiker und ein Jurist das Ziel gesetzt, eine disziplinenübergreifende Methodik für die Entwicklung und Evaluierung ubiquitärer adaptiver Anwendungen zu entwickeln und in einem gemeinsamen Labor für sozialverträgliche Technikgestaltung zu erproben. Dabei wird es entscheidend darauf ankommen, die getrennte Modellierung der unterschiedlichen Entwurfsaspekte und Anforderungen der verschiedenen Disziplinen mit einer gemeinsamen Entwicklungsmethodik geeignet zu verbinden. VENUS baut hierbei auf den erwiesenen Stärken und interdisziplinären Erfahrungen der beteiligten Forschungsgruppen im Rahmen des ITeG auf.

Nutzen

Das Fehlen einer systematischen Entwicklungsmethodik, die nicht nur die Anforderungen der Technik sondern auch die Anforderunen der Sozialverträglichkeit berücksichtigt, ist eine große Hürde bei der Umsetzung neuartiger Technologien wie ubiquitären Systemen. VENUS möchte hier in einem ersten Ansatz einen Grundstein in Form einer Methodik zur Entwicklung solcher Systeme erschaffen, die Anforderungen und Rahmenbedingungen mehrerer Disziplinen beachtet und bestmöglich integriert. Damit kann vielen Unternehmen ein Leitfaden an die Hand gegeben werden, der den Einstieg in dieses neue und unbekannte – jedoch sehr lukrative – Feld erleichtert und die Entwicklung neuer Anwendungen und Dienste vorantreibt. Auf dieser Basis gilt es dann aufzubauen und die Methodik zu erweitern und zu verfeinern. Sie wird durch die Hinzunahme weiterer interdisziplinärer Aspekte auf eine breitere Basis gestellt werden und ein größeres Anwendungsspektrum abdecken. Dies soll im Rahmen eines auf VENUS aufbauenden DFG-Sonderforschungsbereichs erforscht werden.

Projektbeteiligte

Förderung

Das Projekt VENUS wird im Rahmen der 2. Förderstaffel der hessischen Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz (LOEWE) von 2010-2012 gefördert.

Ansprechpartner

  • Prof. Dr. Jan Marco Leimeister
  • Matthias Söllner