Privatheitsfördernde digitale Infrastrukturen (PriDI) – Ein offener Webindex für mehr Privatheit bei digitalen Suchmaschinen

Die Navigation im Internet und somit in der digitalen Welt ist ohne Suchmaschinen kaum denkbar. Deren Nutzung ist in der Regel für Bürgerinnen und Bürger kostenlos, während die lukrativen Geschäftsmodelle der Suchmaschinenbetreiber zumeist auf der intensiven Verwertung der Nutzendendaten für personalisierte Werbung und Profilbildung in weitverzweigten Werbenetzwerken basieren. Die Funktionsweise von Suchmaschinen beruht im Kern auf einem sogenannten Webindex, also einer Art Inhaltsverzeichnis des Internets. Aktuell gibt es weltweit nur vier Anbieter mit umfassenden Webindexen, denn Markteintrittshürden wie die enormen Kosten für den Aufbau und Betrieb eines Webindex erschweren es neuen Suchmaschinen einen eigenen Index zu entwickeln. Sie sind auf die vorhandenen Webindexe der großen Plattformen angewiesen, die ihnen die Nutzungsbedingungen, die in der Regel auf das Datensammeln ausgelegt sind, vorgeben, und somit den Zugang zum Suchmaschinenmarkt regulieren. Im Gegensatz dazu könnte ein offener Webindex ohne derartige Einschränkungen einer Vielzahl von Suchmaschinen eine Basis für ihre Dienste bieten. Auch Wissenschaft und Forschung könnten ihn für Innovationen nutzen, etwa in den Bereichen Künstliche Intelligenz oder privatsphärefreundliche Datennutzung.

Ziel des Vorhabens „Privatheitsfördernde digitale Infrastrukturen“ (PriDI) ist es daher, zu erforschen, wie eine grundrechtskonforme und privatheitschonende Gestaltung eines offenen Webindex umgesetzt werden kann. Konkret soll erforscht werden, wie sowohl zentrale Nutzerakzeptanzkriterien berücksichtigt, als auch Werte wie Privatheit und Datenschutz im Sinne von „Value-by-Design“ im Webindex verankert werden können. Hierzu soll sowohl rechtliche als auch wirtschaftsinformatische Expertise eingesetzt werden, sodass die entstehende Suchinfrastruktur auf die bestmögliche privatsphäreschonende Umsetzung der Grundrechte und des geltenden Datenschutzrechts ausgerichtet werden kann. Zugleich wollen die Forschenden eine hohe Nutzerakzeptanz gewährleisten, die anhand spezifischer Anforderungskataloge durch verschiedene Stakeholdergruppen evaluiert werden soll.

Ein offener Webindex erhöht die Vielfalt und Wahlfreiheit im Bereich der Internetsuche und fördert die Informationsfreiheit. Somit trägt das Vorhaben umfassend dazu bei, die digitale Souveränität in Deutschland und Europa zu stärken. Außerdem unterstützt eine mögliche Öffnung des Suchmaschinenmarkts durch einen offenen Webindex die informationelle Selbstbestimmung der Bürgerinnen und Bürger nachhaltig. Insgesamt stärkt das Vorhaben somit den digitalen Standort Deutschland und Europa im Sinne einer Stärkung und Aufrechterhaltung der hiesigen Grundrechte.

Das Projekt PriDI ist Teil der vom BMBF geförderten Plattform Privatheit. Darin untersuchen Expertinnen und Experten interdisziplinär Fragestellungen zu Privatheit und Datenschutz in der digitalen Welt. Ziel sind ganzheitliche Lösungen für einen innovativen Datenschutz. Das BMBF fördert das gesamte Verbundprojekt für drei Jahre mit 1,29 Mio. Euro.

Projektpartner:

Weitere Informationen finden sich auch auf der Website des BMBF.

Projektinfos

Finanzierung:
Bundesministerium für Bildung und Forschung

Laufzeit:
März 2024 - Februar 2027

Projektverantwortlicher:
Priv.-Doz. Dr. Christian Geminn

Ansprechpartner:
Paul C. Johannes