Das Modulkonzept für die Hessische Staatsdomäne Frankenhausen
Modul 1: Landwirtschaftlicher Betrieb als gläserner Lehrbetrieb
Im Zentrum des gesamten Projektes steht der landwirtschaftliche Betrieb. Der ökologisch wirtschaftende Betrieb ist den Anbauverbänden Bioland und Naturland angeschlossen.
Der Wirtschaftsbetrieb wird als Eigenbetrieb der Universität Kassel wie eine GmbH geführt, d. h. im Rahmen eines genehmigten Wirtschaftsplanes arbeitet der Betrieb einem Privatbetrieb vergleichbar.
Entstanden ist ein diversifizierter Betrieb, der die Leistungsfähigkeit des Ökologischen Landbaus demonstriert. Hierzu gehört der Anbau von Getreide, Kartoffeln und Feldgemüse, sowie Obst und selbstverständlich auch eine Tierhaltung mit Milchvieh und Legehennen.
Die Gesamtkonzeption und die Größe des Betriebes bieten eine außerordentliche Chance neben einer Optimierung der landwirtschaftlichen Erzeugung gleichrangig auch Fragen der Landschaftsökologie, des Natur- und Artenschutzes und des besonderen Charakters landwirtschaftlicher Arbeit zu behandeln.
Modul 2: Forschung und Lehre für den ökologischen Landbau
Für alle Versuchsaktivitäten und Untersuchungen am Standort wurde auf der Domäne Frankenhausen eine Arbeitseinheit "Versuchswesen Ökologischer Landbau" begründet. Auf bis zu 40 ha werden pflanzenbauliche Versuche zu den unterschiedlichsten Themen durchgeführt. Darüber hinaus steht natürlich der Gesamtbetrieb der Forschung zur Verfügung.
Im Bereich der Tierhaltung sind die notwendigen Stallum- und Neubauten als Voraussetzungen zur Bearbeitung wissenschaftlicher Fragestellungen geschaffen worden.
Zur Integration des Betriebes in die Lehraktivitäten der Universität Kassel stehen Seminar- und Gruppenarbeitsräume zur Verfügung, so dass sich die Domäne Frankenhausen zu einem Ort der fachübergreifenden Kommunikation und Aktion entwickelt hat.
Modul 3: Kooperation mit den Betrieben der Region
Ein intensiver Austausch mit den landwirtschaftlichen Betrieben der Region soll dem Transfer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Praxis und dem Aufbau und der Weiterentwicklung unterschiedlichster gemeinsamer Aktivitäten dienen.
Beispiele solcher Aktivitäten sind neben den Möglichkeiten gemeinsamer Verarbeitung und Vermarktung auch eine lokale und regionale Öffentlichkeitsarbeit in Form von Feldtagen, Hoffesten und Aktionstagen.
Modul 4: Verarbeitung in der Region
Auf dem Hof sind Verarbeitungskapazitäten vorstellbar, die eine Verzahnung von Urproduktion und Aufbereitung ökologischer Lebensmittel in der Region ermöglichen.
Durch die Verarbeitung von Gemüse, Fleisch etc. würden sowohl Landwirte der Region als auch die Domäne selbst die Möglichkeit erhalten, zu einer stärkeren regionalen Wertschöpfung beizutragen.
Modul 5: Vermarktung in der Region
Die Größe der Domäne Frankenhausen bietet die Chance, die Vermarktungsaktivitäten auf Großabnehmende der Region wie Kliniken, Großküchen, Kantinen (z.B. Mensa des Studierendenwerks) und Handelsketten zu konzentrieren, um neue Marktpartner:innen zu gewinnen.
Das Ziel ist, durch Kooperation und Absprachen mit landwirtschaftlichen Betrieben der Region die Konkurrenzsituation auf den bereits etablierten Absatzwegen möglichst gering zu halten.
Modul 6: Kulturlandschaftsentwicklung
Die ökologisch bewirtschaftete Domäne bietet ein hervorragendes Arbeitsfeld für die Landschaftsplanung und Landschaftsökologie. Im Umfeld der Domäne soll unter Einbeziehung naturschutzfachlicher Aspekte und in enger Anbindung an den Wirtschaftsbetrieb Kulturlandschaft erhalten, weiterentwickelt und gestaltet werden.
Vorhandene Konzepte zur naturschutzwirksamen Optimierung landwirtschaftlicher Nutzung wurden im Zuge des Projektes "Die Integration von Naturschutzzielen in den Ökologischen Landbau" erprobt und verbessert.
Langzeitstudien über die Auswirkungen der Anlage von Feldgehölzen wie Hecken und Raine können die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen für den Ökologischen Landbau auf der Domäne Frankenhausen wissenschaftlich belegen.
Modul 7: Umweltverträgliche Technik / Solare Orientierung / Ökologisches Bauen
Ziel ist es, langfristig über Solarenergie und mit nachwachsenden Energieträgern eine weitgehende Unabhängigkeit der Domäne von fossilen Energieträgern zu erreichen. Derzeit sind bereits die möglichen Dächer mit einer Photovoltaikanlage bestückt und die Heizung für das Haupt- und das Seminarhaus läuft mit Festholz.
Auf dem Gebiet landwirtschaftlicher Maschinen sollen umweltverträgliche Techniken etabliert, im Baubereich Konzepte des ökologischen Bauens und Wohnens realisiert werden. Von 2015 bis 2017 wurde das im Jahre 1646 erbaute Amtshaus baubiologisch grundsaniert und steht jetzt als Seminarhaus zur Verfügung.
Modul 8: Agrar-, Umwelt- und Ernährungspädagogik
Der "gläserne" Betrieb bietet ideale Möglichkeiten für Umwelt- und Erlebnispädagogik. Diese Bildungsangebote tragen dem stetig zunehmenden Interesse der Verbrauer:innen aller Altersgruppen nach Transparenz und Nachhaltigkeit der Lebensmittelerzeugung Rechnung und ermöglichen, unmittelbar mit Landwirtschaft in Berührung zu kommen.
Seit 2003 ist der Betrieb Mitglied bei "BIOLEKA, biologische Lernorte in der Region Kassel", seit 2006 vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft anerkannter Demonstrationsbetrieb für Ökologischen Landbau.
Seit 1999 ist das Projekt GemüseSelbstErnte auf dem Betrieb fest verankert und bietet rund 250 Familien die Möglichkeit eines eigenen Gemüsegartens über den Sommer hinweg.
Modul 9: Soziales Arbeiten und Wohnen
Aus den zahlreichen Projekten, die Landwirtschaft und Sozialarbeit auf ökologisch wirtschaftenden Betrieben miteinander verbinden, resultiert ein hoher Forschungs- und Ausbildungsbedarf in diesem Bereich. Auch auf der Domäne Frankenhausen sind Projekte mit arbeitslosen Jugendlichen, mit Behinderten oder Formen des "betreuten Wohnens" denkbar.
Modul 10: Gutshofküche
Die Gutshofküche wurde zur Versorgung der auf der Domäne lebenden und arbeitenden Menschen wieder in Betrieb genommen. Sie versorgt ebenfalls Gäste des Seminarhauses und bietet Studierenden und Lehrkräften Verpflegung an Studien- und Exkursionstagen.
In kleinem Umfang werden Erzeugnisse der Landwirtschaft für die Direktvermarktung veredelt.
Modul 11: Existenzgründungsunterstützung für Absolvent:innen der Universität Kassel
Die Gebäudekapazitäten bieten Raum zur Unterstützung von Existenzgründungsinitiativen von Universität Kassel-Absolvent:innen.
Vorstellbar wäre z.B. die befristete und kostengünstige Bereitstellung von Büroräumen und anderer Infrastruktur, die für junge Ingenieurbüros eine Art "Sprungbrettfunktion" darstellen könnte.
Modul 12: Landwirtschaft und Kunst
Die Art der Erzeugung unserer Lebensmittel ist im Bewusstsein der Menschen kaum mehr präsent. Kunst kann auf dem Wege der Auseinandersetzung mit Landwirtschaft Voraussetzungen für einen bewussteren Umgang mit Naturprozessen, Nutztieren und Lebensmitteln bei Erzeuger:innen und Verbraucher:innen schaffen.
Darüberhinaus sind Kulturveranstaltungen aller Art gewünscht, ein Festsaal für bis zu 100 Personen steht zur Verfügung.