N. Götze (2024): Institutionelle Filter: Das deutsche Hochschulwesen zwischen Persistenz und Reform. Universität Kassel.
Mit dieser Dissertation hat Nicolai Götze den Ulrich-Teichler-Preis für hervorragende Doktorarbeiten gewonnen.
Die Dissertation „Institutionelle Filter: Das deutsche Hochschulwesen zwischen Persistenz und Reform“ untersucht gegenwärtige Hochschulreformen, die auf die Leistungsproduktion von Wissenschaftlerinnen zielen. Sie betrachtet Hochschulreformen als Phänomene, die sich im Spannungsfeld zwischen den Gestaltungsintentionen der Akteure und den Beharrungskräften verfestigter institutioneller Ordnungen entfalten. Analytischer Ausgangspunkt ist die Mehrebenen-Gestalt von Hochschulreformen in einem doppelten Sinne: Gestaltungsintentionen von Reformerinnen finden sich nicht nur auf der obersten Ebene, sondern auf mehreren ineinander verschränkten Ebenen des Einwirkens auf das Hochschulwesen (weltpolitische Ebene, nationale Ebene und Organisationsebene), und auch die institutionellen Kontexte, in denen sich Reformen entfalten, sind vielschichtig. Um diese doppelte Mehrebenen-Gestalt zu entfalten, wird im Rahmen dieser Arbeit ein analytisches Bezugsschema der multiplen institutionellen Filterung von Reformen in geschichteten Feldern entworfen und methodologisch untermauert. Institutionelle Filter betonen, dass global zirkulierende Reformskripte mit vielfältigen institutionellen Kontexten in Wechselwirkung treten, die jeweils durch beharrliche lokale Traditionen, Spielregeln und Akteurs-Strategien geprägt sind. Unter institutioneller Filterung wird dabei verstanden, dass Reformskripte entlang der Eigensinnigkeit dieser institutionellen Kontexte selektiert, aber auch transformiert werden. Eine Kombination aus soziologischem Neo-Institutionalismus, historischem Institutionalismus und Feldtheorie bildet die theoretische Grundlage, um diese institutionelle Filterung von Reformskripten in einem komplexen - durch die Überlagerung verschiedener Feldschichten gekennzeichneten - Hochschulsystem herauszuarbeiten. Dabei wird nicht nur die Filterung globaler Reformskripte durch nationale Pfade des Hochschulwesens in den Blick genommen, sondern auch die Filterung in disziplinären Feldern, die Filterung in Forschung („wissenschaftliches Feld“) und Lehre („Bildungsfeld“) sowie die Relevanz organisationaler Felddifferenzierungen (funktionale Differenzierung zwischen Hochschulen oder vertikale organisatorische Statusdifferenzierung) für die institutionelle Filterung betont. Damit leistet die Arbeit einen Beitrag zur Theoriearbeit in der Hochschulforschung, indem verschiedene relevante Forschungsstränge unter einem gemeinsamen theoretischen Rahmen miteinander verknüpft werden.
Götze, Nicolai: Institutionelle Filter: Das deutsche Hochschulwesen zwischen Persistenz und Reform. Kassel: KOBRA. Online verfügbar unter . https://kobra.uni-kassel.de/items/8bf3faa4-c5d8-47a9-8b52-eb84e42caeb8