06.11.2024 | Porträts und Geschichten

Vorzeigebüros für die Unternehmensgründung

In der wiedereröffneten Gründungsetage sind fünf Start-ups eingezogen

Die Gründungsetage von UniKasselTransfer: Man muss etwas höher hinaus, um sie zu erreichen. Der Fahrstuhl fährt in den 3. Stock des Torhaus‘ A in der Gottschalkstraße. Unten werden künftige Architekten und Stadtplaner ausgebildet, oben, im Dachgeschoss, Startups gegründet. Ein langer Gang verbindet sechs Büros, einen Besprechungsraum und eine Teeküche miteinander. In den Büros Schreibtische mit Computerausstattung und Telefonen. Noch etwas spartanisch, aber sehr übersichtlich und funktional. Nach einer Renovierungsphase, finanziert aus Restmitteln der aufgelösten Universitätsgesellschaft, ist die Gründungsetage seit dem 1. Juli wieder in Betrieb. „Im Unterschied zum Science Park, wo gegründete Unternehmen einziehen, ist die Gründungsetage gedacht für Studierende und Mitarbeitende der Uni, die frühe Geschäftskonzepte entwickeln, sich also in der Vorgründungsphase befinden und als Start-ups noch nicht am Markt Fuß gefasst haben,“ erläutert Gabriele Hennemuth, die bei UniKasselTransfer Inkubator Gründungsvorhaben beratend begleitet. Die kreative und kommunikative Atmosphäre motiviert und unterstützt: Hier können die Teams Gleichgesinnte treffen, was den Austausch von Ideen, Erfahrungen und Kontakten fördert.

Bild: Andreas Gebhardt
Robin Vehrs (v.l.) und Chris Schnerr (riprip), Jonas Thelemann (maevsi) und Johannes Pfleging (CoARTec).

Einige der fünf Teams werden über EXIST Stipendien gefördert oder erhielten ein sechsmonatiges Hessen Ideen Stipendium, um sich mit neuen Geschäftsideen am Markt zu etablieren. Zum Gespräch haben sich die Game-Designer Robin Vehrs (32) und Chris Schnerr (36) von riprip, der Informatiker Jonas Thelemann (25) von maevsi und der promovierte Ingenieur Johannes Pfleging (36) von CoARTec eingefunden. Schoolutions und Larabicus haben ebenfalls Büros in der Gründungsetage bezogen (Steckbriefe: siehe rechts). Um es gleich vorweg zu nehmen, die Teams fühlen sich hier schon nach kurzer Zeit äußerst wohl und von UniKasselTransfer bestens unterstützt und beraten. Das vor ihnen liegende Jahr bietet Planungssicherheit. Man hat einen täglichen Arbeitsort, der Struktur und Routine schafft: Für Chris Schnerr ist das einer der Hauptvorteile: „Wir waren lange im Homeoffice, jetzt haben wir einen Fokus und werden nicht von unserem privaten Lebensumfeld abgelenkt.“ Johannes Pfleging schätzt die professionelle Umgebung und die schon vorhandene Infrastruktur. Auch mag er die Nähe zum Campus und den Austausch mit den Kollegen nebenan. Hier stehe man allerdings noch am Anfang, schränkt Robin Vehrs ein: „Das muss sich noch zusammenruckeln. Ich schätze, dass es Richtung Winter, nachdem wir uns hier weiter eingelebt haben, noch mehr Kontakte geben wird.“ Das glaubt auch Jonas Thelemann, obwohl er ausgesprochen gerne nachts arbeitet, wenn sonst eher keiner in der Gründungsetage ist. Aber auch darin sieht er einen Vorteil dieses Ortes, bietet er doch Ruhe und gewährleistet absolute Konzentration.

Schoolutions

ist ein Bildungsnetzwerk von Lehramtstudierenden, das Lehramtstudierenden einen umfangreichen Pool für Vertretungs- und Betreuungstätigkeiten bereitstellt und eine Brücke zwischen Schulen und Studierenden baut (Mehmet Eren Aslan, Kay Clobes, Alejandra Lukas, Alexander Noll).

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LARABICUS

entwickelt Miniaturroboter, die Rümpfe von Containerschiffen während der Fahrt reinigen. So können bis zu 30 Prozent an Treibstoffkosten und Emissionen eingespart werden (Dr. Florian Gerland, Thomas Schomberg, Tatjana Liese).

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riprip

entwickelt mobile Spiele aus episodischen Kurzgeschichten. Man will neue Gruppen von Spielenden ansprechen, Genre-Grenzen überwinden und Unerfahrene an die Entwicklung von Spielen heranführen (Robin Vehrs, Chris Schnerr, Fiona Nico Brauer, Hannes Drescher).

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CoARTec

entwickelt digitale Assistenzsysteme mithilfe von AR-Technologie und richtet sich an das produzierende Gewerbe aus Industrie und Handwerk (Dr. Johannes Pfleging, Tushar Isamaliya, Alexander Miller).

CoARTec: Kontakt

maevsi

ist eine Eventplattform, die es Nutzenden ermöglicht, persönlich relevante und interessante Events zu entdecken und mehr passende Gäste für eigene Veranstaltungen zu finden (Jonas Thelemann).

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Wollen sie hoch hinaus mit ihren Gründungsideen? Unterschiedlich: Während Larabicus mit EXIST Forschungstransfer eine Exzellenzförderung bekommt und mit Hochdruck am Aufbau eines wachsenden Unternehmens arbeitet, betont Chris Schnerr, dass riprip eher klein bleiben soll: „Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken. Statt schnellem Wachstum ist uns Beständigkeit wichtiger.“ Jonas Thelemann ist „super zufrieden“ mit dem, was er bis jetzt erreicht hat. Wohin die Reise des Projekts geht? Da will er sich nach den Ideen der Kunden richten und offen für weitere Perspektiven bleiben. Und für Johannes Pfleging ist die Gründungsetage schon jetzt eine „gute Gelegenheit zu sehen, was man auf die Beine stellen kann. Ich kann mein Geschäftsmodell testen. Egal wie es ausgeht, wird es eine tolle Erfahrung bleiben.“

EXIST

Vier Teams in der Gründungsetage werden über EXIST gefördert, ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Es soll das Gründungsklima an Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen verbessern und die Anzahl sowie der Erfolg technologieorientierter und wissensbasierter Unternehmensgründungen erhöhen. Bisher wurden rund 50 Projekte der Universität Kassel durch das EXIST-Förderprogramm unterstützt. Die Fördersumme umfasst Personal-, Sach- und Coachingmittel.

EXIST: Kontakt und Info

Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik 2024/3. Text und Fotos: Andreas Gebhardt