„Im Zentrum der Transformation“ – Klaus Dörre Gastprofessor am Kassel Institute

„Ich bin der Universität Kassel sehr dankbar, dass sie mir in einem so interessanten Zusammenhang wie dem Kassel Institute die Möglichkeit gibt, forschen und lehren zu können. Ich komme mit großer Vorfreude hierher“, betont Prof. Dr. Klaus Dörre. Kassel und die umliegenden Landkreise finde er spannend, weil sie im Zentrum der Transformation stünden. Das betreffe nicht zuletzt die Automobilindustrie. Kassel sei ein traditioneller Industriestandort und der Wohlstand hänge nach wie vor in großen Teilen von der Industrie ab. „Jedoch stand schon vor der Antriebswende fest, dass bis zu 8000 Arbeitsplätze im VW-Werk Baunatal wegfallen könnten, was leider kaum jemand wirklich wahrhaben wollte.“ Aber die Automobilindustrie werde nicht so weitermachen können wie bisher. Er habe eine umfassende Studie zur Transformation des VW-Werks in Baunatal verfasst, die er vertiefen wolle. „Da werde ich auch die Lehre einbeziehen: Ich plane, das VW-Werk mit den Studierenden zu besuchen, damit sie einen unmittelbaren Eindruck erhalten, und ich möchte umgekehrt versuchen, Praktiker aus dem Werk in die Universität einzuladen.“
Nordhessen sei vielfältig, Kassel stark migrantisch geprägt, zwei Drittel der Arbeitsplätze in der Stadt seien im Dienstleistungssektor angesiedelt, viele davon prekär. Vor allem im ländlichen Bereich gebe es einen hohen AfD-Wähleranteil. All das werde ein weiteres Thema seiner Professur sein, denn „es berührt die politischen Verarbeitungsformen der Transformation.“
Dörre hat eine besondere Beziehung zur Region: Er wurde 1957 im nordhessischen Volkmarsen-Külte geboren, studierte von 1976 bis 1982 Politikwissenschaft, Soziologie, Wirtschafts-und Sozialgeschichte und Volkswirtschaftslehre an der Philipps-Universität Marburg. Von 1982 bis 1984 war er Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Jugendforschung und Jugendkultur e.V. Frankfurt/M bevor er Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politikwissenschaft der Philipps-Universität Marburg wurde. Hier promovierte er 1992 zum Thema „Junge Gewerkschafterinnen. Vom Klassenindividuum zum Aktivbürger“. Zwischen 1991 und 1996 war Dörre Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Soziologischen Forschungsinstitut Göttingen (SOFI). 2002 habilitierte er sich an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Göttingen zum Thema „Kampf um Beteiligung. Arbeit, Partizipation und industrielle Beziehungen im flexiblen Kapitalismus“. 2004 erhielt er einen Ruf an die Friedrich-Schiller-Universität Jena. Dort bekleidet er seit 2005 die Professur für Arbeits-, Industrie-und Wirtschaftssoziologie. Die Professur in Jena endet am 31. März.
Dörre war von 2011 bis 2020 Sprecher der DFG-Kollegforschungsgruppe „Postwachstumsgesellschaften“ (gemeinsam mit Stephan Lessenich und Hartmut Rosa), Dörre war Mitglied in zahlreichen wissenschaftlichen Gesellschaften, Forschergruppen und Beiräten sowie Gutachter diverser Stiftungen und staatlicher Stellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das „Berliner Journal für Soziologie“ gab er von 2017 bis 2023, „Global Dialogue - Magazine of the International Sociological Association“ von 2018 bis 2022 mit heraus.
Hintergrund:
Das „Kassel Institute for Sustainability“ bündelt nachhaltigkeitsbezogene Spitzenkompetenz an der Universität Kassel. Drei Kerncharakteristika prägen die Arbeit des Instituts: Die Forschung im Kassel Institute verbindet normativ-kritische Forschung zum Begriff der Nachhaltigkeit mit lösungsorientierter Forschung in konkreten Anwendungsbereichen. Das Kassel Institute beforscht sozialökologische Transformationsaspekte ganzheitlich. Das Kassel Institut realisiert die Einheit von Forschung und Lehre und entwickelt neue Nachhaltigkeitsstudiengänge an der Universität Kassel.
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