13.07.2021 | Pressemitteilung

LOEWE-Förderung für unkonventionelle Forschung: Wirkungsweise von Fluoropyrimidinen

In der neuen Förderlinie „LOEWE-Exploration“ für unkonventionelle innovative Forschung erhält die Universität Kassel Landesmittel für ihre Forschung: Dr. Roland Klassen vom Fachgebiet Mikrobiologie erforscht die Wirkungsweise von sogenannten Fluoropyrimidinen gegen Krebserkrankungen und Pilzinfektionen sowie mögliche neue Therapieansätze mit dieser Wirkstoffgruppe.

Bild: Vanessa Laspe.
Dr. Roland Klassen, Fachgebiet Mikrobiologie.

Mit der Förderlinie 5 „LOEWE-Exploration“ sollen neuartige, innovative und gewagte Forschungsideen umgesetzt werden, die das aktuelle wissenschaftliche Verständnis auf einem Gebiet in Frage stellen oder substanziell erweitern. Das mit diesen Mitteln geförderte Forschungsprojekt von Dr. Klassen nimmt einen neuen Angriffspunkt von Medikamenten aus der Wirkstoffgruppe Fluoropyrimidine gegen Krebs und lebensgefährliche Pilzinfektionen in den Blick. Somit befindet sich das Vorhaben an der Schnittstelle von Grundlagenforschung und medizinischer Anwendung.

Fluoropyrimidine werden bereits standardmäßig bei der Therapie von systemischen Pilzinfektionen und Tumorerkrankungen eingesetzt, da sie die Neubildung der DNA in diesen Zellen und somit das Zellwachstum hemmen. Dr. Klassen und sein Team vermuten, dass Fluoropyrimidine auch andere Makromoleküle in Pilz- und Tumorzellen angreifen. Diese Hypothese wollen sie im LOEWE-Forschungsprojekt überprüfen. Dieser neue Angriffspunkt könnte die sogenannte Transfer-RNA sein, die für die Bildung von Proteinen eine Rolle spielen. Die Wissenschaftler vermuten, dass Fluoropyrimidine einen bestimmten Schritt bei der Herstellung dieser Transfer-RNA verhindern. Ohne diese können Zellen keine Proteine herstellen und sterben ab. „Wenn wir beweisen können, dass Fluoropyrimidine Transfer-RNA abbauen, und auch herausfinden, wie sie das tun, dann könnten auf dieser Grundlage neue und spezifischere Wirkstoffe gegen Tumore und systemische Pilzerkrankungen entwickelt werden“, erklärt Dr. Klassen.

Das Forschungsförderprogramm „LOEWE-Exploration“

Das Forschungsvorhaben wird aus dem Forschungsförderprogramm LOEWE-Exploration mit Projektmitteln in Höhe von rund 236.052 Euro mit einer Laufzeit von zwei Jahren ausgestattet. Insgesamt 12 Projekte hessischer Hochschulen wurden in dieser neuen Förderlinie ausgewählt, die mit Projektmitteln in Höhe von insgesamt gut drei Millionen Euro für die Laufzeit von zwei Jahren gefördert werden. Das hat die LOEW-Verwaltungskommission auf Grundlage der Empfehlung des LOEWE-Programmbeirats entschieden. „Wissenschaft muss Wagnisse eingehen und auch mal scheitern dürfen, um Innovation zu erzeugen. Deshalb geben wir mit unserer Förderlinie LOEWE-Exploration Forschenden die Freiheit, neuartigen, hoch innovativen Forschungsideen nachzugehen“, erklärt Wissenschaftsministerin Angela Dorn. „Mit je zwischen 200.000 bis 300.000 Euro für zwei Jahre können sie eine unkonventionelle Hypothese, einen radikal neuen Ansatz testen. Solche Freiheit ist selten geworden in der Forschungsförderung. Dabei braucht Forschung diesen Mut, um bahnbrechende neue Ansätze finden zu können. Wir schließen damit auch eine Förderlücke im deutschen Wissenschaftssystem, die auch der Wissenschaftsrat jüngst moniert hatte. Denn es ist kein Zufall, dass beispielsweise die Technik für emissionsfreie Autos in anderen Ländern zur Marktreife entwickelt wurde, zum Schaden der deutschen Autoindustrie: Wir brauchen mehr mutige Wissenschaft.“

Die Landes-Offensive zur Entwicklung Wissenschaftlich-ökonomischer Exzellenz – kurz: LOEWE – ist der Titel des Forschungsförderungsprogramms, mit dem das Land Hessen seit 2008 wissenschaftspolitische Impulse setzen und damit die hessische Forschungslandschaft nachhaltig stärken will.  Seitdem fördert LOEWE in nunmehr fünf Förderlinien hervorragende Forschungsprojekte, hochinnovative Forschungsideen und exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

 

Pressekontakt:

Christine Graß
Universität Kassel
Kommunikation, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: +49 561 804-1961
E-Mail: presse[at]uni-kassel[dot]de
www.uni-kassel.de