Kunst und Kultur aus Kassel: Die EXAMEN
Absolventinnen und Absolventen sowie Meisterschülerinnen und Meisterschüler aus den Bereichen Bildende Kunst, Lehramt Kunst, Kunstwissenschaft, Produktdesign und Visuelle Kommunikation präsentieren in der documenta-Halle ihre Abschlussarbeiten der Öffentlichkeit: „Die EXAMEN ist als Ausstellungsformat bundesweit einzigartig. Sie ermöglicht unseren Absolventinnen und Absolventen, in einem international renommierten Ausstellungshaus eine Ausstellung unter den Rahmenbedingungen zu realisieren, die einer professionellen Praxis entsprechen. Die Ausstellung ist dank der außergewöhnlichen finanziellen und ideellen Förderung durch die cdw Stiftung Kassel möglich“, betont Prof. Dr. Martin Schmidl, Rektor der Kunsthochschule Kassel. Mit der EXAMEN blicken die Kunsthochschule und die cdw Stiftung auf zehn erfolgreiche Jahre zurück. Mittlerweile hat sich das Ausstellungsformat im Kulturkalender der Stadt Kassel fest etabliert. „Kassel wird als Kulturstadt maßgeblich auch durch den künstlerischen Nachwuchs geprägt. Als kulturelle Nachwuchsförderung ermöglicht die EXAMEN den jungen Kunstschaffenden und Gestaltenden, Erfahrungen zu sammeln, Netzwerke zu knüpfen und sich einem breiten Publikum zu präsentieren“, erklärt Moritz Micalef, Referent für Kunst und Öffentlichkeitsarbeit bei der cdw Stiftung.
Die diesjährige EXAMEN wird von dem Kunsthistoriker, Kurator und Autor Mateo Chacón Pino kuratiert. „Teilchen / Examen / Gezeiten“ lautet der Untertitel der Ausstellung. Zum Konzept erklärt Chacón Pino: „An der Kunsthochschule eignen sich Studierende Fähigkeiten einer oder mehrerer Disziplinen an. Was nach dem Studium aus diesen Fähigkeiten gemacht wird, entscheiden sie als Absolventinnen und Absolventen: Ihr Potenzial ist groß. Wie Teilchen in der Quantenphysik, ist ihr Zustand im Feld noch ambivalent: Sie sind gleichzeitig noch Teil der Kunsthochschule, unternehmen aber bereits auch den ersten Schritt hinaus.“ Die Ausstellung zeigt eine große Bandbreite künstlerischer und gestalterischer Herangehensweisen: Fotografien, Gemälde, Comics, Sound, Videoarbeiten, Performances, Skulpturen, Produktgestaltungen und Multimedia-Installationen. Für Chacón Pino bestand die kuratorische Herausforderung darin, aus der Fülle und Diversität an Material eine ansprechende Geschichte zu gestalten: „Anstelle einer konservativen Herangehensweise, in welcher geurteilt wird, ob ein Exponat gut oder schlecht ist, ob es zu Kunst oder Design gehört, habe ich mich dafür entschieden, den Besuchenden das Potenzial dessen zu zeigen, was mit Kunst, Design und Gestaltung erreicht werden kann“, erklärt der Kurator.
Malin Kuht studierte Visuelle Kommunikation mit den Schwerpunkten Videokunst und Neue Medien. Im Rahmen der EXAMEN wird sie ihren Abschlussfilm „Blue Lights Waves Goodbye“ erstmals öffentlich zeigen. „Ich freue mich sehr, dass die Ausstellung in der documenta-Halle stattfindet, da dieser Ort eine breite Öffentlichkeit anzieht. Für mich ist die EXAMEN eine wichtige Plattform, um zu zeigen, wie vielseitig und relevant die Kunsthochschule und junge Kulturschaffende in Kassel sind. Ich hoffe, dass mit der Ausstellung deutlich wird, dass Kulturräume und Perspektiven für Kulturschaffende wichtig sind. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die EXAMEN meiner Arbeit weitere Orte und Perspektiven eröffnet.“ Auch Jonas Leichsenring (Visuelle Kommunikation) freut sich über die Förderung des Ausstellungsformats durch die cdw Stiftung: „Es ist nicht selbstverständlich, als Absolvent den eigenen Abschluss außerhalb der Kunsthochschule zu zeigen.“ Die Ausstellung biete ihm zudem Netzwerk-Möglichkeiten: „Für uns Ausstellende ist es eine wertvolle Gelegenheit, den Übergang von der Ausbildung zur beruflichen Karriere zu erleichtern und Kontakte zu knüpfen. Ich bin auf das Feedback und die Kritik der Ausstellungsbesuchenden gespannt.“ Am Eröffnungsabend am 13.12.23 werden zwei Ausstellende mit dem Förderpreis der cdw Stiftung und der Kunsthochschule prämiert: „Mit den Förderpreisen möchten wir für die Preisträgerinnen und Preisträger Möglichkeiten schaffen, sich im Anschluss an ihr Studium intensiv mit der Realisierung neuer Arbeiten zu beschäftigen und dadurch ihre künstlerische Karriere weiterzuverfolgen“, so Micalef.
Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik 2023/4. Text: Çigdem Özdemir