08.03.2024 | Porträts und Geschichten

Was mich antreibt – Vincent Lächelt

Kasseler Promovierende und ihre Themen: Frühwarnsysteme im Projektcontrolling

Bild: Sascha Mannel

Viele große Infrastrukturprojekte – siehe Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie – überschreiten bei Weitem die geplanten Kosten oder halten angesetzte Termine nicht ein und sprengen so ihren Rahmen. Aus der Sicht des Projektmanagements sind diese Projekte nicht immer als erfolgreich zu bewerten. Das (operative) Projektcontrolling unterstützt die Projektumsetzung, betrachtet die Ursachen für Abweichungen oder Verfehlungen aber typischerweise erst im Nachhinein. Hier setzt mein Dissertationsthema an. Mein Ziel ist es, ein Konzept für das Projektcontrolling zu entwickeln, das einen sogenannten „feed-forward“-orientierten Ansatz verfolgt, das heißt auch vorausschauend statt ausschließlich rückblickend zu arbeiten. Dazu zählt die Verankerung der Frühwarnung im Projektcontrolling. Ein Warnsignal könnte zum Beispiel eine hohe Fluktuationsrate bei den Mitarbeitenden sein. Wer sich im Voraus Gedanken über mögliche Probleme macht, kann die Erwartungen an das Projekt besser managen und frühzeitig Konsequenzen ziehen. Daher ist es entscheidend, im Controlling von Projekten für die Relevanz der Frühwarnung zu sensibilisieren. Daneben beschäftige ich mich mit der grundlegenden Frage, wie die Dimensionen Akzeptanz und Erfolg zusammenhängen. Das Beispiel Elbphilharmonie zeigt, dass ein Projekt nach seiner Fertigstellung beliebt sein kann, obwohl diese gesellschaftliche Akzeptanz zu Beginn fehlte und die Ziele aus Controlling-Sicht verfehlt wurden. Wann gilt ein Projekt also als erfolgreich? Wie bewertet man das? Vielleicht wird es so möglich, Großprojekte aus einer anderen Perspektive zu betrachten und aus vergangenen Fehlern zu lernen. Ich versuche einen möglichst generischen Projektcontrolling-Ansatz zu entwickeln, der sich dann für konkret vorliegende Probleme maßschneidern lässt – denn Großprojekte sind in ihren individuellen Anforderungen und Randbedingungen sehr unterschiedlich – und der gleichzeitig möglichst alle am Projekt beteiligten Stakeholder einbezieht. Im Besonderen nehme ich dabei den Bereich Verkehrsinfrastrukturprojekte in den Fokus. Gerade öffentlich finanzierte Projekte wie Verkehrswege oder Stromtrassen müssen viele Stakeholder abholen sowie vielfältige Randbedingungen berücksichtigen. Ein vorausschauendes Projektcontrolling wäre hier also essenziell.

Ich habe im Januar 2021 mit meiner Promotion begonnen, daher betreut Prof. Dr.-Ing. Konrad Spang, der ehemalige Leiter des Fachgebiets Projektmanagement am FB 15, weiterhin das Vorhaben, obwohl er im Ruhestand ist. Ich will es in diesem Jahr abschließen.

 

Dieser Beitrag erschien im Universitäts-Magazin publik 2024/1. Protokoll: Lisa-Maxine Klein