Universität Kassel intensiviert Austausch mit argentinischen Universitäten
Eine Kasseler Delegation um Universitäts-Präsidentin Prof. Dr. Ute Clement, die sich zur Zeit in Argentinien aufhält, traf in den vergangenen Tagen entsprechende Vereinbarungen mit Hochschulen in Buenos Aires und Viedma (Provinz Río Negro).
Ziel des wissenschaftlichen Austausches war es, gemeinsame und drittfinanzierte Forschungsprojekte auf den Feldern Industrial Ecology und Agrarökologie anzustoßen. Unter Industrial Ecology versteht man Industrie-Kreisläufe, die sich an natürlichen Ökosystemen orientieren und in denen Unternehmen untereinander Stoffe austauschen. Reststoffe des einen Unternehmens können dann Rohstoffe des anderen sein. Ein Beispiel sind Textilreste aus der Schuhproduktion, die als Grundlage für Baustoffe verwertet werden. Agrarökologie wiederum zielt auf eine Landwirtschaft, die sich ebenfalls an Ökosystemen orientiert. Das kann zum Beispiel heißen, dass auf Feldern viele verschiedene Feldfrüchte angebaut werden, die sich gegenseitig nützen.
Mit der Universidad Nacional de Rio Negro (UNRN) wurde zudem ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, das auf einen gemeinsamen, binationalen Master-Studiengang im Bereich Landwirtschaft, Ökologie und Gesellschaft zielt. Die ersten Studierenden – je fünf aus Deutschland und Argentinien – sollen voraussichtlich 2026 starten. Die UNRN forscht und lehrt u.a. in den Bereichen Lebensmittelproduktion und Landwirtschaft. Sie hat etwa 10.000 Studierende und Standorte in verschiedenen Städten.
Mit der Universidad Nacional de San Martín in Buenos Aires (UNSAM) bahnte die Kasseler Universitäts-Präsidentin einen erleichterten Austausch von Studierenden an. Die UNSAM hat knapp 25.000 Studierende und ein breites Fächerspektrum von Nanotechnologie bis Nachhaltigkeit.
Die Universität Kassel ist mit rund 22.000 Studierende eine mittelgroße deutsche Universität. Sie hat Forschungsschwerpunkte in Nachhaltigen Transformationen und Materialien der Zukunft. Europaweit renommiert ist sie für ihre Agrarwissenschaften mit ökologischer Ausrichtung. Seit 2023 hat sie mit dem Kassel Institute for Sustainability ein einzigartiges Zentrum zur Nachhaltigkeitsforschung, das sich in besonderem Maße mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen auseinandersetzt. Das Zentrum entwickelt in diesem thematischen Umfeld darüber hinaus neue Studiengänge.
Auch die Forschung zu Lateinamerika ist profiliert: Seit seiner Gründung im Jahr 2017 bündelt das "Centro de Estudios Latinoamericanos (CELA)" die lateinamerikanische Forschung in Kassel. Die Universität ist maßgeblich beteiligt am transnationalen Forschungsverbund Centro de Estudios Latinoamericanos Avanzados (CALAS). Bislang bestanden Kooperationen mit vier argentinischen Universitäten. Im vergangenen Wintersemester waren 103 Studierende aus Lateinamerika in Kassel eingeschrieben, davon sechs aus Argentinien. Seit kurzem unterstützt die Universität Kassel internationale Master-Studierende in besonderem Maße dabei, nach ihrem Abschluss auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.
„Seit Jahren intensivieren wir unsere Beziehungen mit Universitäten in Argentinien, aber auch in anderen lateinamerikanischen Staaten“, kommentierte Ute Clement. „Forschende und Studierende aus Lateinamerika und Deutschland schauen aus verschiedenen Perspektiven auf die zahlreichen globalen Herausforderungen. Es ist wichtig, sich über die Kontinente hinweg auszutauschen und zusammenzuarbeiten, denn viele Themen von Klimaschutz bis Friedensforschung können sinnvoll nur gemeinsam bearbeitet werden.“ Mit ihren Forschungsthemen passten die UNSAM und die UNRN gut zur Universität Kassel.