Forschungsprojekte

Norms, understandings and rationalities. The genderedness of future pensions in Germany and Israel (NURa)

Laufzeit: 3 Jahre, voraussichtlich ab 11/2024

Mitarbeiter:innen: 1 PostDoc, 1 StudHK (MA-Stud)

Dieses DFG-finanzierte kooperative Forschungsprojekt dient dazu, Geschlechterungleichheiten zukünftiger Renten besser zu verstehen. Denn obwohl die Erwerbstätigkeit von Frauen stark zugenommen hat und gravierende Änderungen in den Rentensystemen vorgenommen wurden, die die Rentensituation von Frauen zum Teil verbessern, gehen zentrale Akteure davon aus, dass die Geschlechterungleichheit von Renten noch sehr lange Bestand haben wird. Die Gründe hierfür sind bislang nicht ausreichend erforscht. Um Geschlechterdifferenzen zukünftiger Renten zu verstehen, müssen wir das ihnen zugrundeliegende Dreiecksgefüge entflechten. Es setzt sich zusammen aus den Lebenslaufnormen, wie sie im Rentensystem festgelegt sind, dem Verstehen dieser Normen und der Bereitschaft, dieses Verständnisses in konkrete rentenrelevante Entscheidungen umzusetzen.

Wir analysieren in dieser Studie dieses Dreieck für Frauen in der „Stoßzeit“ des Lebens, also in der Lebensphase, in der Rentenanwartschaften erste Ungleichheiten aufzeigen. Die Analyse und der Vergleich der Fälle Israel und Deutschland dient dazu, die Relevanz institutioneller, sozialer und kultureller Faktoren und deren spezifisches Zusammenspiel für zukünftige Renten zu verstehen. Die Analyse wird für armutssichernde und lebensstandartsichernde Renten durchgeführt, um soziale Ungleichheiten im generellen und geschlechtsspezifische Armutsrisiken im Besonderen zu erfassen.

Die Methoden, die wir hierfür anwenden, sind: eine Institutionenanalyse, unter Anwendung der SCQual-Methode, um die gegenwärtigen Lebenslaufnormen der Rentensysteme und die in ihnen angelegten Herausforderungen für Mütter herauszuarbeiten; quantitative Analysen sozio-ökonomischer Daten und Werte- und Investitionssurveys, um die Auswahl der Interviewten und die Entwicklung des Leitfadens vorzunehmen; semi-strukturierte Interviews, um zu erfahren, wie und warum Frauen auf Altersrisiken reagieren und welche Rationalitäten ihren Entscheidungen zugrunde liegen.

Das Forschungsdesign folgt den Erkenntnissen früherer Studien, das institutionelle und sozio-ökonomische Faktoren zwar einen gewichtigen Kontext bilden, nicht aber ausreichen, um geschlechtsspezifische Perspektiven und Praktiken in Bezug auf ökonomische Entscheidungen zu erklären. Denn das Verhalten von Frauen ist stark von vorherrschenden Normen und Werten beeinflusst, wodurch Kultur in die Erklärung nationaler Unterschiede in der Geschlechtsspezifik ökonomischer Faktoren einbezogen werden muss.

Das Projekt wird auf verschiedene Art zur Wohlfahrtsstaatsforschung beitragen: zum Verständnis dieser beiden Länder, zur Geschlechtsspezifik sozialer Risiken und der Vermarktlichung von Renten, zur sozialen Ungleichheit in Bezug auf soziale Gruppen, zur Diversifizierung rationalen Handelns in Bezug auf Lebenslaufentscheidungen, und zur methodischen Debatte zur Ungleichheitserfassung. Hiermit hat das Projekt wissenschaftliche wie gesellschaftliche Relevanz.

Das Forschungsprojekt FaSo

Die Relevanz von Familie für Sozialrechtsansprüche im internationalen Vergleich: Zwischen Gewährung von Leistungen und Einforderung familiärer Solidarität (FaSo)

The relevance of family for social rights in international comparison: between family allowances and claimed family solidarity (FaSo)

finanziert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG)

Leitung: Prof. Dr. Patricia Frericks (PhD)

Wissenschaftliche Mitarbeiter/innen: Martin Gurín, Dr. Julia Höppner und Pascal Angerhausen (01/2021-08/2022)

Laufzeit: 01.04.2020 – 31.01.2024

Das FaSo-Team in Corona-Zeiten

Von links nach rechts: Martin Gurín, Dr. Julia Höppner, Prof. Dr. Patricia Frericks. Es fehlt: Pascal Angerhausen.

Publikationen aus dem Projekt:

Frericks, P. & Höppner, J. (im Erscheinen), Matthew, Robin and Co: Re-examining welfare state redistributive logics for the family, Social Policy and Society.

Frericks, P. & Höppner, J. (2024) Weniger Haben als Soll. Differenzen zwischen de jure und de facto Umverteilung für arme Familien im europäischen Vergleich, Der weite Weg zum Bürgergeld, Michael Opielka & Felix Wilke (Hrsg.). Springer: VS, S. 149–168.

Frericks, P., Gurín, M. & Höppner, J. (2023), ‘Evoluce nové metody: institutionální analýza přerozdělování veřejných prostředků na příkladu rodiny‘ [Evolution einer neuen Methode: Institutionelle Analyse sozialpolitischer Umverteilung am Beispiel Familie], in: Data a (vybrané) metody ve veřejněpolitickém výzkumu, Eva M. Hejzlarová, Magdaléna Mouralová, Martina Štěpánková Štýbrová, Univerzita Karlova, S. 502–526.

Frericks, Patricia & Höppner, Julia (2024), The unequal conversion of intended redistribution into factual redistribution in Europe and its impact on social inequalities between families, Acta Sociologica 67(4): 446–462, DOI: 10.1177/00016993231224223

Frericks, P. (2023), Family in societal redistribution: A theoretical inquiry, International Journal of Sociology and Social Policy 43(13/14): 212–228. https://doi.org/10.1108/IJSSP-05-2023-0119

Frericks, P., Gurín, M. & Höppner, J. (2023), Mapping redistribution in terms of family: A European comparison, International Sociology 38(3): 269–289. https://doi.org/10.1177/02685809231168135

Frericks, P., Höppner, J. & Gurín, M. (2023), Umverteilung im deutschen Wohlfahrtsstaat: Familie zwischen gewährten und eingeforderten Ressourcen, Zeitschrift für Sozialreform 69(2): 143–166.

Frericks, P., Gurín, M. & Höppner, J. (2023), Family as a redistributive principle of the welfare state. The case of Germany, Journal of Social Policy 52(2): 449–469. https://doi.org/10.1017/S0047279421000787

Frericks, P. & Gurín, M. (2023), Family as a redistributive principle of welfare states: an international comparison, Journal of European Social Policy 33(1): 52–66. https://doi.org/10.1177/09589287221115670

Zusammenfassung

Familienmitgliedschaft stellt traditionell und gegenwärtig eine zentrale Bedingung für den Zugang zu wohlfahrtsstaatlichen Leistungen dar. Wie Familienmitgliedschaft wohlfahrtsstaatlich institutionalisiert ist, wurde im internationalen Vergleich bislang jedoch nicht systematisch erfasst oder in wohlfahrtsstaatliche Typologien integriert. Das geplante Projekt analysiert systematisch, welche finanziellen Vor- und Nachteile Familienmitgliedschaft sozialrechtlich in verschiedenen Wohlfahrtsstaaten mit sich bringt, welche Umverteilungsmechanismen damit einhergehen und wie sich internationale Differenzen erklären lassen. Unter Anwendung verschiedener Familienmodelle erfasst es die unterschiedlichen finanziellen Auswirkungen gegenwärtiger wohlfahrtsstaatlicher Institutionen. Dabei nutzt es die europäische Datenbank EUROMOD, insbesondere das Hypothetical Household Tool (HHoT). Durch die Analyse der verschiedenen Umverteilungslogiken gegenwärtiger wohlfahrtsstaatlicher Institutionen in Bezug auf unterschiedliche Familienmodelle können wir internationale Differenzen in den wohlfahrtsstaatlichen Normen in Bezug auf Familien identifizieren. Es leistet empirisch, theoretisch und methodisch einen Beitrag zur vergleichenden Gesellschafts- und Wohlfahrtsstaatsforschung.

Summary

Family membership has been a central condition for rights over welfare resources. However, it has not been analysed systematically and in international comparison how family membership is institutionalised in welfare states neither has it been included in welfare state typologies. The proposed project will systematically analyse the financial advantages and disadvantages of family membership in different social security systems and the resulting redistributive mechanisms. In addition, it aims to explain international differences. The project applies varieties of family models to distinguish the variation in financial effects of different welfare institutions. The tool it uses is the European database EUROMOD, and in particular the Hypothetical Household Tool (HHoT). Reflecting the redistributive logic of current welfare state regulations with regard to different family models allows understanding cross-national differences of welfare state norms with regard to families. With this, it contributes to empirical, theoretical and methodological issues of comparative welfare state analysis.

Vorhergehendes Forschungsprojekt

Die wohlfahrtsstaatliche Individualisierung der social citizens: Entwicklung und Widersprüche in Europa (INDIV)

finanziert durch die Fritz Thyssen Stiftung

unterstützt vom Genderförderfonds 2015 der Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg

angesiedelt am CGG, Forschungsschwerpunkt 2

Leitung: Prof. Dr. Patricia Frericks (PhD)

Wissenschaftliche MitarbeiterInnen: Dr. Julia Höppner, Dr. Ralf Och, Dipl.-Soz. Nicola Schwindt

Laufzeit: 01.01.2014 - 30.06.2017

Zu Details und Publikationen aus dem Forschungsprojekt siehe Projektwebsite.

 

Eine Übersicht abgeschlossener Projekte findet sich im Curriculum Vitae.