GFK 2006

 

“Georg Forster in Mainz:
Literarische Produktion und Medienzentrum vor und während der Revolution”

Georg-Forster-Kolloquium am 23./24. Juni 2006

Von 1788 bis März 1793 entfaltete Forster eine ungeheure literarische Produktivität in Mainz, von der die Ansichten vom Niederrhein lediglich das bekannteste Werk darstellen. Andere sind dagegen oft im Schatten geblieben, darunter seine Erinnerungen aus dem Jahr 1790, Essays, seine zu Forsters Zeit unveröffentlicht gebliebenen naturwissenschaftlichen Schriften und Versuche. Zu dieser Produktion gehören aber ebenso zahllose nie systematisch untersuchte Rezensionen sowie seine bekannte “Übersetzungswerkstatt”, die ebenfalls längst nicht hinreichend durchleuchtet worden ist. Die Forsters in Mainz waren ein intellektuelles Zentrum, zu dem nicht nur weitere Personen des Umkreises gehörten, sondern das auch bewusst von vielen, mitunter kaum weniger illustren Zeitgenossen aus Deutschland und Europa angesteuert wurde, um sich mit Forster auszutauschen: ein Kommunikationszentrum avant la lettre, von denen wir immer noch viel zu wenig wissen, wie sie wirklich funktioniert haben.

Neben alledem wird nur zu leicht vergessen, dass Forster Bibliothekar war und sich um die Universitätsbibliothek zu kümmern hatte, er also in einem Zentrum von Buchdistribution und -beschaffung stand, worüber unsere Kenntnis gering bis gleich null ist. Mit der Ankunft der Revolution ist Forster aktiv in der Beschaffung und Verbreitung politischer Nachrichten durch eine eigene Zeitung beteiligt. Auch dieser Bereich ist bislang viel zu wenig ausgeleuchtet. Wie funktioniert dieses ganze Medienzentrum, in dem Forster so eine zentrale Rolle spielte?

Genug Fragen nach den Strukturen von Wissenserwerb und -vermittlung unter sich wandelnden politischen Bedingungen und der Rolle Forsters in ihnen und eine direkte Anknüpfung und Fortführung des erfolgreichen Kolloquiums von 2005 über Georg Forster in den intellektuellen Netzwerken seiner Zeit.

Programm

Freitag, 23.6.2006
International House der Universität Kassel

9.00 UhrBegrüßung
9.15 UhrJost Schneider, Bochum
Wahrhaftigkeit und Nützlichkeit in Forsters Essay ‘Ueber historische Glaubwürdigkeit’
10.15 UhrKaffeepause
10.30 UhrLudolf Pelizaeus, Mainz
Wissen in Buchform. Rekonstruktionsversuch der Aktuation Georg Forsters als Bibliothekar in Mainz
11.30 UhrChristine Haug, München
“Diese Arbeit unterhält mich, ohne mich zu ermüden.” Georg Forsters einträgliches Geschäft mit Übersetzungsarbeiten
12.30 UhrMittagspause
14.00 UhrMarita Gilli, Besançon
Von der Wissenschaft zur Philosophie und Politik: ‘Ueber Leckereyen’ und ‘Ueber die Schädlichkeit der Schnürbrüste’
15.00 UhrLaura Anna Macor, Padua
Hölderlin und Forster. Einige Überlegungen zur Entwicklung des politischen Denkens gegen Ende des 18. Jahrhunderts
16.00 UhrKaffeepause
16.15 UhrAnke Gilleir, Leuven
“Therese war klug während Forster genial war.” Therese Heyne-Forster-Huber (1764-1829) zwischen Erinnerung und Verdrängung
17.15 UhrRobert J. King, Canberra
The Call of the South Seas: Georg Forster and the expeditions to the Pacific of Lapérouse, Mulovsky and Malaspina
20.00 UhrGemeinsames Abendessen

Samstag, 24.6.2006
International House der Universität Kassel

9.15 UhrKarol Sauerland, Thorn
Zwei Auffassungen von Revolution – Forster einerseits, Goethe andererseits
10.15 UhrKaffeepause
10.30 UhrStephan Wendehorst, Leipzig
Georg Forster und das Reich als Republik: Politische Partizipationsdiskurse an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert
11.30 UhrHorst Dippel, Kassel

 

Georg Forster und die Reichsacht

ca. 12.30 UhrEnde des Kolloquiums