GFK 2012
Fremdheit und Interkulturalität.
Georg Forster als interkultureller Autor.
Georg Forster Kolloquium 2012, Universität Kassel, 15./16. Juni 2012
Transnationale und interkulturelle Themen stehen im Zentrum öffentlichen Interesses und bilden in den letzten Jahren in den Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaften ein inzwischen etabliertes und besonders intensiv bearbeitetes Lehr- und Forschungsgebiet. Mit unserem Kolloquium soll dieses Arbeitsfeld weiter profiliert werden. Dabei bringt es der Diskussionsstand allerdings mit sich, dass es inzwischen weniger darum geht, wie die Herausgeber der neu gegründeten Zeitschrift für interkulturelle Germanistik schreiben, "das Forschungsparadigma der Interkulturalität gegen seine Kritiker zu verteidigen, als vielmehr darum, den Begriff vor seinen Liebhabern zu schützen." Georg Forster kommt im Hinblick auf das Paradigma Interkulturalität eine exzeptionelle und bislang noch weithin unterschätzte Rolle zu. Wie kaum ein anderer seiner Zeitgenossen hat er die Enge politischer und gesellschaftlicher Lebensverhältnisse schon früh durch weite Reisen überwunden. Diese Erfahrungen artikulieren sich in seinen Texten in unterschiedlichen Modi der Fremdheitserfahrung und -verarbeitung: Fremdheit wird bearbeitet und reflektiert, überschrieben und transformiert. Darüber hinaus etabliert Forster noch vor der Herausbildung von nationalen Wissenschaftstraditionen eine auf vielfältigen Studien, Übersetzungs- und Vermittlungsarbeit beruhende interkulturelle Literatur- und Wissenschaftspraxis, die einen europäische und außereuropäische Perspektiven integrierenden Dialog mit anderen Kulturen projektiert. Dieses Feld soll, bezogen sowohl auf Georg Forster und die Spätaufklärung als auch auf übergreifende wissenschaftsgeschichtliche Zusammenhänge, bearbeitet werden. Einen Konvergenzpunkt für die gewünschten Beiträge könnte das Vorhaben bilden, Bausteine zu einer interkulturell orientierten Literaturgeschichte zu liefern.