2023

Exkursion zur "Ewigen Stadt" vom 13. bis 20. August 2023

Wir danken Daniel Bertram und Helena Fernys-Adamietz für die Organisation des Seminars und der Exkursion sowie für die Begleitung vor Ort.


Vom 13. bis 20. August 2023 sind wir mit einer Gruppe von 18 Personen im Rahmen des Seminars Rom: Zur theologischen und kulturellen Bedeutung der „ewigen Stadt“ für Religionspädagog:innen heute  in Rom gewesen.
Dort haben wir uns viele kulturelle Sehenswürdigkeiten aus der Geschichte des Imperium Romanum und der Kirche angesehen. So waren wir u.a. auf dem Forum Romanum, im Jüdischen Museum und sind die traditionelle römische Kirchenwallfahrt gegangen. Hinzu kamen individuelle Highlights wie das spontane Musizieren mit anderen Tourist:innen in Rom, das Tanzen über den Dächern der Stadt oder die Hitze, die uns als Gemeinschaft in mehrfacher Hinsicht "zusammengeschweißt" hat.

7. Religionspädagogisch-Theologischer Studientag am 15. Juni 2023

Am 15.6.2023 fand der sehr gut besuchte 7. Religionspädagogisch-Theologische Studientag unter dem Titel „Von Gott* sprechen im Religionsunterricht – Potentiale von Unterrichtsgesprächen“mit bis zu 80 Teilnehmenden, Studierenden, Referendar*innen und Religionslehrer*innenund weiteren Interessierten statt. In mehrfacher Hinsicht war es ein besonderer Studientag unter den bisher dagewesenen, denn er befasste sich thematisch fokussiert mit den Ergebnissen der Kasseler Studie zu Unterrichtsgesprächen, die auch im Buch „Gespräche im Religionsunterricht – Einblicke, Einsichten, Potenziale“, hg. von Reese-Schnitker, Bertram, Fröhle, Kohlhammer 2022, zusammengefasst sind.


Basis der Studie waren 53 videographierte Religionsunterrichtsstunden zur Gottesrede oder Theodizee-Frage, in denen unterschiedliche Gesprächstypen beobachtet, analysiert und unter verschiedenen Aspekten reflektiert worden waren. Ausschnitte dieser Videos bildeten beim Studientag die Basis der Arbeit in den fünf thematischen Workshops. Schon die Titel – meistens treffende Schüler:innenzitate aus den Videos – machten die rund 80 Teilnehmenden neugierig u.a.:


  • „Gott will ja auch mal Urlaub haben!“,
  • „Ja, weil die Bibel Frauen gehasst hat...“,  oder
  • „Ich hab‘ eigentlich nie gemerkt, dass Gott mir geholfen hat.“

Alle Workshops fokussierten religionspädagogisch relevante Teilbereiche wie Schüler:innen- oder Genderfragen, den Umgang mit Schüler:innenäußerungen, den Einsatz von Medien oder auch das interreligiöse Lernen.


Während der anschließenden Pause tauschten sich die Anwesenden bei herrlichem Wetter und kühlen Getränken über ihre Erfahrungen und Einsichten in den Workshops aus und gaben sehr gutes Feedback an die erfreuten Workshopleiter:innen.


Da der Studientag auch die Arbeit der besagten Studie würdigen wollte, folgte eine kurzweilige Festrede. In ihrem Vortrag blickten die Redner:innen humorvoll, mediengestützt und zum Teil auch etwas wehmütig auf elf Jahre Forschungsgruppe zurück und zeigten auf, wie sich z.B. eine Dissertation und eine Examensarbeit aber auch die Mitarbeitendenakquise aus dieser Zeit ergeben haben.


Es folgte der beeindruckende systematisch-theologische Vortrag von Prof.in Dr.in Julia Knop (Universität Erfurt) zum Thema „Gott: (k)ein Thema mehr? Die Gottesfrage in säkularen Zeiten“. Inhaltlich bemerkenswert zugespitzt legte sie dar, wie sich die Rede von Gott im Wandel der Säkularisierung verändere und auch verändern müsse, um Thema für Menschen zu bleiben, zu sein und/oder möglicherweise auch zu werden.


Im Anschluss referierten Dr. Daniel Bertram (Universität Kassel) und Dominic Fröhle (Religionslehrer in Münster) als Mitherausgeber und Mitarbeitende der religionspädagogischen Forschungsgruppe „Gespräche im Religionsunterricht“ die überraschendsten und wichtigsten Ergebnisse der Studie.


Nach einer kurzen Austauschrunde und herzlichen Dankesworten wurde gemeinsam auf den überaus gelungenen Studientag und den sommerlichen Abend angestoßen und gefeiert.

7. Religionspädagogisch-Theologischer Studientag am 15. Juni 2023: Mehr Infos

Dies Academicus mit Absolvent*innenfeier am 16. Mai 2023

Am 16. Mai 2023 feierte das IKTh einen Dies Academicus mit Absolvent*innen-Feier, der musikalisch vom ökumenischen Studierendenchor SINGING RACOOOHNS umrahmt wurde.
Mit dem Titel „Vom Wert des Vergessens. Ein Beitrag zur Verständigung zwischen Theologie und Kulturwissenschaft“ hielt Dr. Fana Schiefen von der WWU Münster einen spannenden Festvortrag, der gleichzeitig einen Nachtrag zur theologisch-interdisziplinären Ringvorlesung „Heilige Zeiten“. Verständigungen zwischen Theologie und Kulturwissenschaft aus dem Wintersemester 2022/23 lieferte.

Dr. Fana Schiefen verdeutlichte anschaulich, dass Erinnern und Vergessen kein dualistisches Gegensatzpaar darstellen, sondern vielmehr als Prozesse des Gedächtnisses zu verstehen sind, die zwei Seiten einer Medaille abbilden. Mit dem Fokus auf den Wert des Vergessens, stellte Schiefen die positiven Funktionen des Vergessens heraus, ohne dabei die kritische Perspektive von Vergessensprozessen außer Acht zu lassen. Insbesondere das Reflektieren der eigenen Vergessenskultur könnte fruchtbar sein und neue Perspektiven eröffnen, die auch für die Theologie gewinnbringend sein könnten. Aber nicht nur für die Theologie im Allgemeinen bot der Festvortrag Anschlussmöglichkeiten, auch die anwesenden Absolvent*innen des IKThs erhielten Reflexionsanstöße, für das Erinnern und Vergessen der nun zu Ende gegangenen Studienzeit.


Eine passende Gelegenheit dafür bot sich direkt im Anschluss durch die Rede der beiden Absolventinnen, Anna Müller und Saskia Romeis. Mit Stolz, ein bisschen Wehmut und einer guten Prise Humor blickten sie stellvertretend für alle Absolvent*innen zurück auf ihre Studienjahre und stellten fest, dass sie viel Wissen erworben, prägende Menschen kennengelernt und an Reife gewonnen haben. Vieles werden sie in guter Erinnerung bewahren, aber natürlich gibt es auch Momente, insbesondere die stressige Examenszeit, die sie zum Teil extrem heraus- und manchmal auch überfordert haben. Auch wenn Anna Müller und Saskia Romeis betont haben, dass sie auch daran gewachsen seien, sind es doch Erinnerungen für sie, die sie zukünftig weniger erinnern, sondern vielmehr vergessen wollen.

Gastvortrag von Prof. em. Dr. Stephan Leimgruber: „Interreligiöses Lernen am Beispiel Christ*innen im Dialog mit Musliminnen" am 11. Mai 2023

Am Donnerstag, dem 11. Mai 2023, hielt Prof. em. Dr. Stephan Leimgruber einen interessanten Vortrag zum Thema „Interreligiöses Lernen am Beispiel Christ*innen im Dialog mit Musliminnen“ im Gießhaus.
Seit vielen Jahren befasst er sich mit diesem Thema, darin insbesondere mit den Potenzialen „dialogischen Begegnungslernens“ zwischen Gläubigen der drei abrahamitischen Religionen, und hat dazu zahlreich publiziert.

Nach einer kurzen Begrüßung und Vorstellung durch Prof.in Dr.in Annegret Reese-Schnitker und Verortung des Vortrags u.a. innerhalb der ökumenischen und interdisziplinären Veranstaltung „Interreligiöses Lernen und interreligiöser Dialog – Religiöse Pluralität als systematische und religionspädagogische Herausforderung“ in Zusammenarbeit mit Thalia Riedl vom IEvTh begann Stephan Leimgruber mit einem Überblick über die Konzeption und die Grundlagen des interreligiösen Lernens.


Dabei hob er besonders die Bedeutung von „Begegnungen als Königsweg des Interreligiösen Lernens“ hervor. Interreligiöses Lernen geschehe immer im Dialog auf Augenhöhe und könne nur auf einer vorurteilsarmen Wahrnehmung fußen. So könnten alle Schlüsselkompetenzen des (Inter)Religiösen Lernens gefördert werden.


Neben den bekannten fünf Kompetenzen, die seitens der KMK festgelegt und in die Kerncurricula aufgenommen wurden, benannte er auch eine sechste: die anamnetische Kompetenz, d.h. die Kompetenz, die sich auf Geschichte und Gegenwart beziehe und so Lehren aus der Geschichte für die Gegenwart zöge und auf die Zukunft hinweisen könne.

Bild: Helena Fernys-Adamietz
Bild: Helena Fernys-Adamietz
Bild: Helena Fernys-Adamietz
Bild: Helena Fernys-Adamietz

Er schloss seinen Vortrag mit exemplarischen basalen Inhalten interreligiösen Lernens für den Religionsunterricht, bei denen er immer wieder die Gemeinsamkeiten der Religionen in den Fokus rückte.


Anschließend war Zeit für einige Fragen und einen Austausch.

Tagung "Die Normativität der Tora in der christlichen Bibel" vom 15. bis 17. März 2023

Ring­vor­le­sung "Hei­li­ge Zei­ten". Ver­stän­di­gun­gen zwi­schen Theo­lo­gie und Kul­tur­wis­sen­schaft im WiSe 2022/23

Im Wintersemester 2022/23 hat die aufgrund der Pandemie verschobene Ringvorlesung "Heilige Zeiten" nun endlich stattfinden können.


Zum Inhalt der Ringvorlesung:


Das „Heilige” ist nie als solches „gegeben”, sondern zeigt sich ausschließlich im Profanen. Darin liegt eine unüberwindliche Bindung des Heiligen an Kultur in ihren wechselnden, geschichtlichen Äußerungsformen. Die Verständigung über das Heilige ist damit immer auch eine Verständigung über das Kulturelle und verweist die Theologie auf die Perspektiven und Methoden der Kulturwissenschaften.

In der Ringvorlesung „Heilige Zeiten” wurde aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven danach gesucht, was die Qualität des „Heiligen” begründet. Es galt herauszufinden, welche Strategien und Techniken der Abgrenzung wirksam sind: Was macht Zeiten zu „heiligen” Zeiten, wie werden Differenzen zu „normalen” Zeiten produziert, welche Praktiken sind damit verbunden, wo wirken religiöse Konzeptualisierungen von Zeit im Säkularen fort? Zeit ist dabei nicht allein zu verstehen als ein in seiner Struktur mehr oder minder feststehendes Medium. Vielmehr geht es um Zeitlichkeit in ihren religiös-kulturellen Aneignungsformen, die wiederum theologisch wie philosophisch reflektiert und hinsichtlich ihrer jeweiligen Situierung des (religiösen) Subjekts bedacht werden können. Schließlich ist die Frage nach dem Heiligen gestellt: Wie wirken Konzeptualisierungen von Zeit auf die Vorstellungen vom und den Umgang mit dem Heiligen, das ja nur als dem Menschen zugänglich gedacht werden kann, insofern es sich im Zeitlichen manifestiert?

Online-Vortrag "Der Krieg in der Ukraine und die Kirche der Orthodoxie" am 19. Januar 2023

Im Rahmen seiner Vorlesung „Einführung in die Geschichte, Theologie und Spiritualität der orthodoxen Kirche“ hat Herr Prof. Dr. Dr. Alexander Lohner am Donnerstag, dem 19. Januar 2023 von 12.00 bis 14.00 Uhr einen Online-Vortrag mit dem Titel „Der Krieg in der Ukraine und die Kirche der Orthodoxie“ gehalten.


Zum Inhalt des Vortrags:


In der Ukraine bekennt sich die Mehrheit der Bevölkerung zur orthodoxen Kirche, doch ist die Orthodoxie in der Ukraine seit Jahrzehnten gespalten. Seit gut vier Jahren gibt es zwei (Teil-)Kirchen bzw. Metropolien: die Ukrainische Orthodoxe Kirche (UOK), die traditionell zum Moskauer Patriarchat gehört (sich aber aufgrund des Krieges am 27. Mai 2022 von Patriarch Kyrill losgesagt hat), und die autokephale Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), die aus der Fusion zweier älterer nationaler Kirchengemeinschaften entstanden ist und gegen den Willen Kyrills vom Ökumenischen Patriarchen Bar­tholomaios 2019 die Autokephalie verliehen bekam. Die beiden  Kirchen stehen in Konkurrenz zueinander und sprechen sich gegenseitig die kanonische Legitimität ab. Vor allem seit der Annexion der Krim wird der UOK zudem politisch vorgeworfen, sich nicht deutlich genug zur ukrainischen Souveränität zu bekennen und russischer Propaganda einen festen Ort mitten in der Ukraine zu geben.


Mehr als zehn Monate nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine hat sich die kirchliche Lage verschärft. Die Regierung Selenskyjs verdächtigt Priester und Bischöfe der UOK der Kollaboration  mit den russischen Besatzern – mit weitreichenden Folgen: im Kiewer Höhlenkloster und weiteren Bistümern der UOK wurden staatliche Untersuchungen durchgeführt, daraufhin Heiligtümer der UOK entzogen und der OKU übergeben. In der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) reagierte man umgehend auf die „staatlichen Repressionen“ gegen die „einzige kanonische Kirche“ in der Ukraine. Es werden Parallelen gezogen zur bolschewistischen Kirchenverfolgung, die in den 1920er Jahren  ebenfalls eine „Erneuerungskirche“ benutzte, um die Orthodoxe Kirche zu spalten. Damit spielt die ROK wiederum Putin in die Hände.


Doch der Konflikt, dessen historische und ekklesiologische Elemente in dem Vortrag dargestellt werden sollen,  geht weit über die Ukraine hinaus und belastet die Orthodoxie derzeit weltweit schwer. Konkret wird der Vortrag die Ideologie der „Russischen Welt“ (Russkij Mir) – und ihre komplizierte philosophische und politische Geschichte – behandeln, die dem Krieg Putins und dem Agieren des Moskauer Patriarchen Kyrill zugrunde liegt. Ende Juli 2022 hat Metropolit Epifanij (Dumenko), das Oberhaupt der OKU, dem Ökumenischen Patriarchen Bar­tholomaios ein Schreiben zugesandt, möglichst bald eine panorthodoxe Untersuchung gegen den Moskauer Patriarchen einzuleiten und die Ideologie der Russkij Mir als häretisch und zutiefst unchristlich zu verurteilen.